Spritsparende Fahrweise bei Downsizing-Turbomotoren
Hallo,
ich habe mal eine technische Frage bezüglich der aktuellen „Downsizing“-Motoren. Ich möchte jedoch betonen, dass es mir nicht um eine Diskussion über das Für und Wider dieses Motorenkonzepts in Bezug auf Spritsparen und Haltbarkeit geht! Es geht einfach darum, was man tun sollte, wenn man ein solches Fahrzeug (aus welchen Gründen auch immer) bewegt. Unabhängig davon, ob man das gut findet oder nicht.
Man nehme also mal an, man habe ein solches Fahrzeug und möchte es trotz oder wegen dieses Konzeptes möglichst sparsam bewegen. Wie sähe dann die optimale Taktik aus?
Ich fahre zur Zeit einen Corsa D mit 1,2 L 69 PS Saugmotor (A12XEL) und erreiche mit einer Fahrweise, die niedrige Drehzahlen bei gleichzeitig hoher Last beinhaltet, einen Verbrauch der nur wenig über der Werksangabe liegt. Diese Fahrweise basiert darauf, der Wirkungsgrad eines Ottomotors wegen der geringeren Drosselverluste bei hoher Last höher liegt als im Teillastbereich. Nach meinem Verständnis ist das auch das Ziel des Downsizing-Turbo-Konzepts: Motoren, die ohne Aufladung nur relativ wenig Leistung hätten, also bei moderater Leistungsanforderung deutlich näher am effektiven „saugenden“ Vollastbereich arbeiten, als ein großvolumiger Sauger gleicher Nennleistung, um dann bei stärkerer Leistungsanforderung mittels Aufladung die geforderte Maxumalleistung zu bringen.
Bitte entschuldigt meine lange Vorrede, aber ich wollte ausschließen, dass ich hier generell von falschen Voraussetzungen ausgehe. Stimmt das also soweit?
Die konkrete Frage wäre dann also jetzt: Wie fährt man ein Fahrzeug mit einem solchen Motor am besten (zumindest dann, wenn Spritverbrauch wichtiger ist als hohe Geschwindigkeit/Beschleunigung)? Gibt es eine Faustregel, ab welcher Last in etwa der Turbolader einsetzt? Mir ist selbstverständlich klar, dass der Spritverbrauch steigt, wenn ich die Mehrleistung eines 100 PS-Turbo-Dreizylinders (beispielsweise Ford Fiesta Ecoboost) gegenüber meinem 69 PS-Corsa nutze und dass dieses Konzept seine Vorteile nur ausspielen kann (zumindest theoretisch), wann man einen 100 PS Sauger mit einem 100 PS Turbomotor vergleicht und ähnlich fährt. Was kann man aber tun, um auch nach einem „Aufstieg“ von 70 Sauger-PS auf 100 Turbo-PS ähnlich sparsam oder gar sparsamer weiterzufahren?
Vielen Dank und viele Grüße
Beste Antwort im Thema
Du solltest bei einem Turbomotor, wenn Du diesen möglichst sparsam fahren willst, darauf achten, dass Du nicht zu viel Gas gibst. Die meisten dieser Motoren haben ab 1200 bis 1500 U/min. bereits ihr volles Drehmoment, der hierbei stark ansteigende Durchzug bedeutet auch, dass sich mehr Gemisch im Zylinder befindet. Da die Relation von Kraftstoff und Luft beim Ottomotor in weiten Lastbereichen immer die gleiche ist (gerundet etwa 15 Teile Luft auf 1 Teil Kraftstoff), ist es für den Verbrauch fast irrelevant, ob man nun einen kleinen Zylinder mit Überdruck befüllt, oder einen größeren mit atmosphärischem Druck. Sprich: Viel Durchzug kostet, egal, ob Downsizing oder nicht. Das "fast" deswegen, weil ein kleinerer Zylinder aufgrund der kürzeren Hubes und der geringeren Masse natürlich weniger Reibung und Schwungmasse hat.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Downsizing - Turbomotoren haben viel Leistung, aber wer diese nutzt, hat quasi keinen Verbrauchsvorteil mehr. Man muss diese Art von Motoren so fahren, als wären es Saugmotoren, dann sind sie sparsamer als ein Vergleichsaggregat ohne Turbolader mit mehr Hubraum. Eine wichtige Rolle beim Sparen spielt aber auch die Drehzahl, welche bei den aufgeladenen Motoren erheblich niedriger ist. Beispiel Ford Fiesta 1.0 Eco Boost (ab 100 PS) gegen einen "normalen" Fiesta 1.0 ohne Turbolader (65 und 80 PS), beide mit 5 Gängen: Die Drehzahl ist bei Richttempo um 1300 U/min. geringer, hierdurch gelangt der Motor in effizientere Lastbereiche. Eine dermaßen lange Übersetzung ist, bei gleichbleibendem Hubraum, nur bei Turbomotoren möglich, weil ein solch kleiner Sauger damit hoffnungslos überfordert wäre.
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Zitat:
@Horstinator schrieb am 15. Februar 2017 um 12:33:06 Uhr:
Ich fahre einen Renault Grand Scenic III mit dem 1,2l Turbo mit 205Nm; 97kW (132 PS)(Motorfamilie H5ft)
Genau den bin ich mal über das Portal "Freifahrt.de" eine Strecke von 600 km nur Autobahn gefahren - hatte viel Zeit für Konstantfahrten. Bei 100 km/h ging es mit 5,7 Litern noch, aber die 7,5 bei 130 waren in meinen Augen eher nicht mehr sparsam.
Zitat:
@CrankshaftRotator schrieb am 16. Februar 2017 um 00:37:47 Uhr:
Genau den bin ich mal über das Portal "Freifahrt.de" eine Strecke von 600 km nur Autobahn gefahren - hatte viel Zeit für Konstantfahrten. Bei 100 km/h ging es mit 5,7 Litern noch, aber die 7,5 bei 130 waren in meinen Augen eher nicht mehr sparsam.Zitat:
@Horstinator schrieb am 15. Februar 2017 um 12:33:06 Uhr:
Ich fahre einen Renault Grand Scenic III mit dem 1,2l Turbo mit 205Nm; 97kW (132 PS)(Motorfamilie H5ft)
Wenn ein üblicher Pkw bei konstant 100km/h 5,7L/100km braucht, ist es völlig normal, wenn der bei 130km/h 7,5l/100km verbraucht....
Das geht selbst bei identischem spezifischen Verbrauch gar nicht viel anders (habe ich gerade mal in meine Tabelle eingegeben) und hat daher ganz bestimmt nichts mit Downsizing usw. zu tun.
Schneller fahren ist i.d.R. nicht sparsam....
Mh, mein 1.8er Sauger mit 140PS:
ca. 90 hinterm LKW: (aus Neugier probiert) 4l/100km
100 ohne LKW: 4,8-5l/100km
140: 7,2-7,5
Weiß nicht, ob das so besonders ist.
Die 90 hinterm LKW sind aber nur nach Momentanverbrauchsanzeige.
Die anderen Verbräuche decken sich auch nach längerer Fahrzeit mit der Durchschnittsanzeige.
ist ca ganz normal und vermutlich bist du die Geschwindigkeiten auch nur nach Tachoanzeige gefahren, oder?
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Haaaaaaaaaaaaaaach, welch ein Verbrechen, wenn man Gechwindigkeitsangaben nicht nach GPS zertifizieren lässt. 😉
Wird ja hier in diesem Forum teils schon zu ner Zwangsnummer. 😁
Zudem es sich bei den 7,5l bei 130km/h schon um einen Minivan handelt und nicht um eine windschnitte Limo mit der er gerne vergleicht.
Zitat:
@navec schrieb am 16. Februar 2017 um 12:20:25 Uhr:
ist ca ganz normal und vermutlich bist du die Geschwindigkeiten auch nur nach Tachoanzeige gefahren, oder?
Natürlich. 😉
Zitat:
Warum wird das eigentlich recht klar? Gibt es Referenzen, Erfahrungen dazu? Ich glaube, man unterschätzt den Spritbedarf für Beschleunigungen allgemein und kann ihn auch im Vergleich zum Zeitfenster schlecht einordnen.
Naja wenn im NEFZ mit sage und schreibe 7kW Leistungsabgabe gemessen wird, und ich beim wirklich sanften beschleunigen vielleicht mit 20-30% der Vollast im 4. Gang einen Momentan-Verbrauch von über 20L sehe (da hört die Skala auf), wird mir schon klar, dass die Maschine nicht auf effiziente höhere Leistungsabgabe getrimmt wurde. Klar bedeutet Beschleunigen Last und mehr Verbrauch für die Kurze Zeit aber dieses Überproportionale konnte ich so noch bei keinem anderen Auto feststellen.
Aber mit Volllastanreicherung hat das dann noch nicht wirklich was zu tun, da hab ich das falsche Wort verwendet. Mehr mit der Energieverschwendung, die daher kommt, dass ich in den kleinen Brennraum zwar mehr Sprit und Luft durch Aufladung reinbekomme, dieser aber relativ gesehen weniger Platz hat um beim Verbrennen effektive Arbeit zu verrichten. Der Expansionsraum ist zu klein um effizient Sprit in Kraft umzusetzen.
Mal sehen wie VWs neue 1,5 liter "voll-gemillerten" Maschinen mit Zylinderabschaltung sich in der Realität schlagen warden.
Zitat:
@Rainer_EHST schrieb am 16. Februar 2017 um 12:56:38 Uhr:
Haaaaaaaaaaaaaaach, welch ein Verbrechen, wenn man Gechwindigkeitsangaben nicht nach GPS zertifizieren lässt. 😉Wird ja hier in diesem Forum teils schon zu ner Zwangsnummer. 😁
eben, wenn alle tachos zu viel anzeigen ist es doch auch wieder vergleichbar!
Und wem Tacho 130 zuviel Verbrauch ist, dann ist GPS 130 noch mehr zuviel Verbrauch. 😉
Effizienz.
Ich sag mal so.
Wenn der Motor allgemein bei 2.200 bis knapp 2.600U/min am effizientsten läuft, dann wird er bei Autobahntempo im höchsten Gang mit nur 1500U/min ganz bestimmt nicht den geringstmöglichen Verbrauch für dieses Tempo erzielen.
Eventuell könnte einen Gang tiefer, mit 1900U/min ein etwas geringerer Verbrauch herauskommen.
Mal so rein fiktiv:
Leistungsbedarf für Dauergeschw. ca 25PS
im höchsten Gang mit 1500U/min spezifischer Verbrauch (bei 25PS Leistungsabgabe) = 240g/kWh
einen Gang niedriger, bei 1900U/min spezifischer Verbrauch (bei 25PS Leistungsabgabe) = 230g/kWh
Zitat:
@navec schrieb am 16. Februar 2017 um 11:32:22 Uhr:
Wenn ein üblicher Pkw bei konstant 100km/h 5,7L/100km braucht, ist es völlig normal, wenn der bei 130km/h 7,5l/100km verbraucht....
Das geht selbst bei identischem spezifischen Verbrauch gar nicht viel anders (habe ich gerade mal in meine Tabelle eingegeben) und hat daher ganz bestimmt nichts mit Downsizing usw. zu tun.
In gewisser Weise schon, denn die Spannbreite ist größer. Mein Privatfahrzeug (2,5 Liter Hubraum) liegt bei 130 km/h auf dem gleichen Niveau, benötigt bei konstant 100 km/h jedoch einen 3/4 Liter mehr.
Zitat:
Mal so rein fiktiv:
Leistungsbedarf für Dauergeschw. ca 25PS
im höchsten Gang mit 1500U/min spezifischer Verbrauch (bei 25PS Leistungsabgabe) = 240g/kWh
einen Gang niedriger, bei 1900U/min spezifischer Verbrauch (bei 25PS Leistungsabgabe) = 230g/kWh
Da hast du aber die Drehzahl bzw Übersetzung jetzt nicht mit betrachtet, oder? Wir reden ja im allgemeinen vom Streckenverbrauch nicht vom spezifischen Verbrauch (Zeitverbrauch)! Mal ganz abgesehen davon dass bei 18,x kW bestimmt nicht solche niedrigen spezifischen Verbräuche anliegen würden. 😉
Ich habe verstanden was du sagen wolltest, bin aber in dem Fall nicht ganz deiner Meinung!
Zitat:
@Rainer_EHST schrieb am 16. Februar 2017 um 15:02:58 Uhr:
Wenn der Motor allgemein bei 2.200 bis knapp 2.600U/min am effizientsten läuft, dann wird er bei Autobahntempo im höchsten Gang mit nur 1500U/min ganz bestimmt nicht den geringstmöglichen Verbrauch für dieses Tempo erzielen.
Denkfehler: Bei 1500 U/min. hat man bei einem üblichen Downsizing - Turbomotor etwa 80 km/h anliegen, das ist garantiert keine Volllast. Deswegen wird der Verbrauch auch dann geringer sein, wenn sich die Drehzahl nicht im verbrauchsoptimalsten Bereich befindet. Wäre es nicht so, dann müssten 130 km/h (die genannten 2600 U/min.) generell am sparsamsten sein, was aber nicht der Fall ist.
Zitat:
@Rainer_EHST schrieb am 16. Februar 2017 um 12:56:38 Uhr:
Haaaaaaaaaaaaaaach, welch ein Verbrechen, wenn man Gechwindigkeitsangaben nicht nach GPS zertifizieren lässt. 😉Wird ja hier in diesem Forum teils schon zu ner Zwangsnummer. 😁
nö, nur wenn man sich über den Verbrauch unterhält und diesen mit einer Ziffer hinter dem Komma angibt, ist es definitiv schon wichtig ob man real nur 95 oder echte 100km/h fährt.
Mein Wagen braucht z.B. (berechnet) bei 95km/h 4,6L/100km und bei 100km/h 4,9L/100km.