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Mercedes Citan im Euro-NCAP-Crashtest - Sind drei Sterne gut genug für einen Mercedes?

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Das Beste oder nichts? Der leichte Transporter Mercedes Citan erreichte im Euro-NCAP-Crashtest nur drei Sterne. Trotzdem sagt Mercedes: Der Citan ist sicher.

Drei Sterne im Chrashtest: Der Mercedes Citan leidet stark unter verschärften Bewertungskriterien und der angejahrten Kangoo-Basis Drei Sterne im Chrashtest: Der Mercedes Citan leidet stark unter verschärften Bewertungskriterien und der angejahrten Kangoo-Basis Quelle: Euro NCAP

Brüssel - Spitzenköche freuen sich über drei Sterne, Automobilhersteller nicht. Mit drei von fünf Sternen im Euro-NCAP-Crashtest lässt sich nicht werben, schon gar nicht, wenn auf der zerbeulten Haube ein Mercedesstern prangt. Mercedes schwört bei seinen Pkws auf Sicherheit. Transporterfahrer sind scheinbar weniger wichtig.

Wobei, der Reihe nach: Im vergangenen Jahr stellte Mercedes den Vaneo-Nachfolger Citan vor. Dabei handelte es sich um den Kangoo des Partners Renault, modifiziert: Daimler baut serienmäßig ESP und einen Mercedes-Kühlergrill ein, dazu ein strafferes Fahrwerk.

Zerstörte Fahrzeugfront: Mercedes bezeichnet den Citan als "sicher" Zerstörte Fahrzeugfront: Mercedes bezeichnet den Citan als "sicher" Quelle: Euro NCAP Bei leichten Nutzfahrzeugen findet sich dieses sogenannte Badge-Engineering häufig. Viele Hersteller wollen ihren Kunden kleine Transporter anbieten, aber geringe Stückzahlen und niedrige Margen rechtfertigen oft nicht die Entwicklung eines eigenen Modells.

Fehlende Gurtwarner

Nun testete das Crash-Institut Euro NCAP den Mercedes Citan und bewertete den leichten Transporter mit drei Sternen. Die Tester bemängelten beim Insassenschutz harte Strukturen im Armaturenbrett. Das erhöht die Verletzungsgefahr in Brustbereich.

Außerdem fehlten wichtige Assistenzsysteme wie Gurtwarner für Beifahrer und Passagiere auf den Rückbänken. Die erhältliche Geschwindigkeitsregelung entspricht nicht den Mindeststandards. Sie warnt lediglich optisch vor zu hoher Geschwindigkeit.

Zusätzlich bemängelte Euro NCAP, dass der Beifahrer-Airbag nicht deaktiviert werden kann, und dass sich der Kopf-Airbag beim Entfalten an der B-Säule verfing. Auch der Fußgängerschutz ist laut Euro NCAP unzureichend.

Mercedes: Der Citan ist sicher

Ein Mercedes-Sprecher zeigte sich auf Nachfrage „überrascht über die starke Resonanz“ auf den Test. Nach Ansicht von Daimler ist der Citan nicht „durchgefallen“: Der Test habe gezeigt, dass der Mercedes Citan für die Insassen sicher sei. Gurtwarner seien in diesem Fahrzeugsegment nicht Standard.

Der Citan sei ein Nutzfahrzeug in einem preissensiblen Marktumfeld und werde ausschließlich über Nutzfahrzeugpartner vertrieben. Er verfüge über ESP, Bremsassistent und ABS, was der Unfallvermeidung diene.

Curtain Airbags von außen: Mercedes prüft, ob das System verbessert werden muss Curtain Airbags von außen: Mercedes prüft, ob das System verbessert werden muss Quelle: Euro NCAP Einen direkten Vergleich mit Personenkraftwagen hält Mercedes daher für fragwürdig, auch wenn der Citan als Fünfsitzer auch als Familienfahrzeug verkauft wird. Der bemängelte Kopfairbag habe im richtigen Moment ausgelöst, die fehlerhafte Entfaltung will Mercedes vor einer Stellungnahme prüfen und, falls nötig, optimieren. Dies habe man Euro NCAP mitgeteilt.

Klassendurchschnitt: Vier Sterne

Die meisten Konkurrenten, wie der VW Caddy, Fiat Doblo oder Citroën Berlingo, erreichten im Euro NCAP vier Sterne. Das gilt auch für den Renault Kangoo. Diese Fahrzeuge wurden aber allesamt im vergangenen Jahrzehnt getestet. Seitdem wurden die Euro-NCAP-Bewertungen mehrmals verschärft. Ein direkter Vergleich ist deshalb nicht möglich.

Trotzdem kann Mercedes mit drei Sternen im Euro NCAP unmöglich zufrieden sein. Die Marke baut ihr Image zu guten Teilen auf modernster Sicherheits- und Assistenztechnik auf. Ankommen soll die Botschaft: „Das Beste oder nichts“. Der Citan sagt: „ Es ist zwar nicht perfekt, aber in diesem Segment ist das nun mal so“.

Avatar von bjoernmg
Renault
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