S203 M271 - Gemisch zu fett, Auswertung Lambdasonden

Mercedes C-Klasse S203

Hallo zusammen,

ich hoffe, hier gibt es ein paar Experten, die mir weiterhelfen können: Mein S203 C180 (M271):

- hatte Öl im Motorkabelstrang. Die erste Werkstatt meinte gleich, das sei ein wirtschaftlicher Totalschaden.
- Ölstoppkabel habe ich verbaut. (Besser zu spät, als nie...)
- Nach der entsprechenden Fehlermeldung habe ich zuerst die Vor-Kat-Lambdasonde ausgetauscht.
- Unmittelbar darauf war die Nach-Kat-Lambdasonde fällig.
- Leider kam die Motorwarnleuchte wieder: Gemisch zu fett. Dazu passt auch der Mehrverbrauch von etwa einem Liter je 100km.
- Die zweite Werkstatt hat dann die Drosselklappe gereinigt, ohne sichtbare Verbesserung.

Da außer "Gemisch zu fett" kein weiterer Fehler kommt, gehen mir langsam die Ideen aus. Ich hoffe, dass es hier ein paar Experten gibt, die vielleicht aus den Messwerten etwas herauslesen können. - Wenn die Bilder Fragen offen lassen, kann ich gern jeden in meinem iCarsoft-Gerät verfügbaren Wert beim gewünschten Fahrzustand auslesen und hier posten.

1. Messung: die ersten 3/4 zeigen die Fahrt auf einer Umgebungsstraße. Die Ausgangsspannung der 1. Lambdasonde liegt unter Last in etwa um die 1,2V, die der 2. Sonde um die 0,9V. Im Schubbetrieb (das rechte 1/4 springt die Spannung der 1. Sonde auf 4V, während die der 2. Sonde auf 0V abfällt. Die rote Kurve zeigt die langfristige Kraftstoffregelung der ersten Sonde, die weiße Kurve die kurzfristige Kraftstoffregelung:

2. Messpunkt, A8 am Albaufstieg unter möglichst kontinuierlicher Last. (Geschw. um die 110km/h):

3. Messpunkt (Autobahnfahrt, Geschw. um die 110km/h, angezeigt sind alle 3 verfügbaren Kraftstoff-Regel-Kennwerte sowie der Lambdawert, der unter Last um die 0,88 schwankt und im Schubbetrieb auf 2 ansteigt:

4. Messpunkt: Autobahnfahrt, Parameter wie eben. Nun aber mit Tempomat auf recht ebener Strecke:

5. Messpunkt: Immer noch Autobahnfahrt mit Tempomat, nun mit Geschw., gemessener Luftmasse, Drosselklappenstellung (TP) und Lambdawert. (Der Leistungsverlauf ergab sich aus dem etwas welligen Landschaftsverlauf:

6. Messpunkt: Autobahn mit Tempomat, sehr ebenes Gelände: Luftmassendurchsatz, Lambdawert und die beiden Lambdasondenausgangsspannungen:

Ich bin für jeden Hinweis dankbar.

Viele Grüße und Euch einen guten Rutsch,
Claus

1. Messung
2. Messpunkt
3. Messpunkt
+3
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Meine Meinung:
Die Wahrscheinlichkeit, dass der untere KGE Schlauch ebenso schon stark in Mitleidenschaft gezogen ist wie der obere (samt Ventil) ist relativ groß. Auch die Wahrscheinlichkeit, dass der Kompressor nur noch über ein Drittel der Sollbefüllung verfügt genauso.
Bei einer soweit vorangeschrittenen Arbeit würde ich versuchen einen Weg zu finden, um die Ansaugbrücke auszubauen, den Kompressor mit neuem Öl zu befüllen und den unteren KGE Schlauch zu wechseln.

Dann hast du erst einmal Ruhe und ärgerst dich nicht hinterher darüber, dass wieder alles auseinandergerupft werden muss.

kennt jemand eine gute Werkstatt im Münchner Raum? - Ich suche nach jemandem, der den Wagen systematisch auslesen kann.

Hallo zusammen,

bei Mercedes hat man mir wenig Hoffnung gemacht, sondern höflich auf die hohen Kosten und den unsicheren Ausgang hingewiesen. ;-) Und beim Örtlichen Bosch-Dienst hieß es nur "Steuergeräte untersuchen, wir?!?"

Ich will aber noch nicht ganz aufgeben, deshalb ein paar aktuelleFragen:

- Ich muss den LTFT besser verstehen. Gibt es da gute Quellen zu? Beim Recherchieren bekommt man den Eindruck, das sei ein sich nur sehr träge verändernder Wert, der das langfristige Mittel der erforderlichen Spritmengenkorrektur darstellt. Wenn ich den LTFT auslese, ändert sich dieser teilweise länger nicht, teilweise springt er aber auch in einer Sekunde hin und her oder ändert sich binnen Sekunden mehrmals. Wie kann das sein? Anbei noch ein Foto von Werten, die ich direkt aus dem MSG ausgelesen habe zur Selbstanpassung. Ist das Teil der Lösung?

- Vor dem Wechsel der Lambdasonden hatte ich den Wagen in der ersten Werkstatt, die hatte damals "Gemisch zu mager ausgelesen. Dazu passt der LTFT heute noch, obwohl der Wagen seither mehrere 100 Kilometer gefahren ist. Kann es vielleicht helfen das Steuergerät / die Selbstanpassung zurückzusetzen? Wie macht man das? Die Methode, die ich gefunden habe (Zündung 2, Vollgas für 5s, Zündung aus, 4-5 min warten, Schlüssel abziehen) hat keine erkennbaren Veränderungen gebracht.

- Heute sind wieder Fehlermeldungen aufgetaucht. Das iCarsoft i980 biete zwei Möglichkeiten Fehler auszulesen:
Per OBDII-Diagnose kam der P0170 (Gemisch zu fett) zutage.
Per direkter MSG-Analayse kam P2058 zutage. (Scheinbar ein Fehler der Harnstoffeinspritzung, Bank2 - soviel dazu bei einem 4 Zylinder-Reihen-Benziner.)
Löscht man einen Fehler, ist der andere auch weg. Es scheint ein und derselbe Sachverhalt zu sein. Kann sich da jemand einen Reim draus machen?

- Die Drosselklappe ist deutlich und ständig zu hören, wenn man die Zündung anschaltet. Das hat er schon länger, ist das normal?

Vielen Dank,
Claus

Img-20210109-093910

Bei Zündung ist die DK immer an summen, das ist normal.
Bevor man eine Tausch Orgie startet, würde ich die Kompression und die Steuerzeiten überprüfen. Nicht das das Problem eine mechanische Ursache hat. Hatte das gleiche/ähnliche Problem und einiges getauscht, alles ohne wirklichen Erfolg ( LMM / DK / Kerzen u. Module / Dichtungen Ansaugbrücke / Lambda beide / Kurbelwellenentlüftung u.s.w).
Wenn man keinen Zufallstreffer hat, macht das von den möglichen Kosten fast keinen Sinn.
Benzindruck auch mal messen lassen, hätte ich fast vergessen.

Gruß aus Franken

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Hast du das MSG mal ausgebaut und geöffnet? Vielleicht steht das ja auch komplett in Öl.

Zitat:

@erostika schrieb am 10. Januar 2021 um 19:15:48 Uhr:


Hast du das MSG mal ausgebaut und geöffnet? Vielleicht steht das ja auch komplett in Öl.

genau das überlege ich mir auch gerade. Da das MSG verklebt ist, habe ich mich das bisher nicht getraut...

Aber sonst will mir nichts einfallen, außer, dass das MSG selbst Quatsch macht:
- der Wagen läuft zu fett. (Lambdasonde sagt das, er verbraucht zu viel und riecht auch so. CO-Wert viel zu hoch. }> Die Lambdasonde misst richtig.)
- der Long Termin Fuel Trim (LTFT) schwankt zw. +16 und +25%
- Die Selbstanpassungswerte sind ebenfalls positiv:
unterer Teillastbereich: +18,88%
oberer Teillastbereich: +19,75%

Macht das Sinn, dass ein öliges MSG so einen Unsinn macht?- Schließlich ist Öl doch ein guter Isolator.

Vielen Dank,
Claus

Das ist richtig. Jedoch ist der Wasser und Benzineintrag nicht zu unterschätzen. Da wie du schon sagst Öl ein guter Isolator ist, erhöht es auch den Widerstand. Daher sollten auch sämtliche Steckkontakte überprüft werden. Nicht der erste Wagen der aufgegeben wird wegen unplausiblen Fehlern weil sich Öl im Kabelbaum oder im MSG befindet. Das Steuergerät zu öffnen ist keine große Sache und man hat Gewissheit. Sonst misst man nur Mist.

So, habe das MSG ausgebaut und geöffnet. Es war überall vollkommen trocken und ölfrei. Ich habe auch etwas Bremsenreiniger durch ein kleines Loch hinter die Platine in den Bereich der Stecker gespritzt und das MSG durchgeschüttelt, damit der Bremsenreiniger überall hinkommt. Der danach herauslaufende Bremsenreiniger war kristallklar. Im MSG war noch nie ein Tropfen Öl würde ich sagen. (Im hinteren Stecker war etwas Öl, aber es scheint nicht in nennenswerten Mengen in das MSG eingedrungen zu sein.

Das Mysterium bleibt: Wieso fordert ein Motorsteuergerät, das weiß, dass es zu fett läuft, über den Long Term Fuel Trim (oder die Selbstanpassung???) mehr Sprit.

Vielen Dank für jeden Hinweis,
Claus

Das Problem bei den alten 203 ist das es Siemens Steuergeräte sind. Die waren einfach zu selten, es kennen sich wenige damit aus. Ich habe es ausgelesen und bin an der Analyse verzweifelt (warum führt jetzt zu weit)

Sieh zu das alles dicht ist. Das ist die Grundvoraussetzung! Punkt für Punkt abarbeiten, dann findest du was.

Der hohe LTFT entsteht durch Falschluft. Hast du die Stecker an den Drucksensoren auch gereinigt? Einer geht direkt in den LTFT ein.

Hallo Gale-B,

danke für die Hinweise! Richtig, Falschluft (nach dem LMM) führt zu einem hohen LTFT - aber gleichzeitig müsste dadurch das Gemisch zu mager sein, nicht zu fett, oder?

Du meinst Umgebungs- und Ansaugbrückendruck? - Ja, die Stecker habe ich kontrolliert. Waren beide trocken. Auch sind die Werte Plausibel:
Umgebungsdruck: ~0,93 bar - Ok für Süddeutschland
Ansaugbrückendruck: Im Leerlauf 0,3 Bar, bei Vollgas 1,2 Bar. Das entspricht zumindest meinen Erwartungen.

Was mir gerade einfällt: Gestern haben wir bei Vollgas auf der Autobahn bis zu 134% Motorlast gemessen. Das ist etwas seltsam, oder?

Du schreibst es doch quasi selbst:
Das Motorsteuergerät fordert mehr Sprit, um die zusätzliche Luft/Falschluft zu kompensieren.

Hast du inzwischen den unteren KGE Schlauch mit Bremsenreiniger eingesprüht? Meistens ist es eine kleine Ursache mit großer Wirkung...

ist soweit alles richtig was du schreibst, gibt bloss ein generelles Problem, das du mit einem Universal Auslesegerät daran gehst. Ich würde nur bei Mercedes Software den genauen Wortlaut des Fehlers trauen. Hab schon lustige Dinge gefunden, z.B. das beim M111 der Ladedruck Wert über universal OBD kein gemessener Wert ist, sondern ein berechneter.

Die 134% ist seltsam wenn es wirklich Motorlast ist und nicht event. Zylinderfüllung. Die geht bei aufgeladenen Motoren über 100%

Bei meinem M111 habe ich eine einfache Dichtheitsprüfung durchgeführt. Schlauch vom Luftfilter ab - Latexhandschuh drüber und an der DK den Schlauch zum Benzindruckregler abgezogen und leicht Druckluft drauf. Der Handschuh blähte sich auf und fiel nur ganz langsam wieder ab -> somit dicht genug.
Bei M271 geht das vielleicht ähnlich.

Die 1,2 bar sind mir gefühlt zu wenig. Es gibt 2 PID Werte die man auslesen kann. Der Absolutdruck, deine 0,3 bar scheinen das zu sein (-0,7 bar relativ), aber nur 0,2 bar Ladedruck wäre zu wenig. Sowie der Relativdruck. Der M111 2.0 Evo macht ab Werk 0,4 bar relativ, der M271 sollte mehr haben

Zitat:

@BulliKnulli schrieb am 11. Januar 2021 um 07:49:31 Uhr:


Du schreibst es doch quasi selbst:
Das Motorsteuergerät fordert mehr Sprit, um die zusätzliche Luft/Falschluft zu kompensieren.

Hast du inzwischen den unteren KGE Schlauch mit Bremsenreiniger eingesprüht? Meistens ist es eine kleine Ursache mit großer Wirkung...

Hallo,
den KGE-Schlauch haben zuerst eine Werkstatt und dann ich eingesprüht - ohne Befund. Danach hab ich das Luftfiltergehäuse abgebaut und ein ca 1cm großes Loch im oberen Schlauch entdeckt. Wie beschrieben war ich mir nicht sicher, ob ich die Einlassbrücke wieder hätte einbauen können, deshalb habe ich die unteren Schläuche nicht gewechselt. Der mittlere und das Ventil sind auch OK, hab reingepustet, ist dicht. Seither ist der Leerlauf auch wieder 1a.

Dass der Motor aufgrund Falschluft zu fett regelt, erscheint mir nicht logisch: Der KGE-Schlauch mündet nach der Drosselklappe in den Ansaugtrakt ein, das ist nach dem LMM. Der einzig-mögliche Weg für den Motor zu erkennen, dass da Falschluft ankommt wäre ein zu mageres Gemisch, aber das Gegenteil ist der Fall.

Hallo Gale-B,

vielen Dank für deine Hinweise:

- zum Universalauslesegerät hast Du sicherlich Recht. Ich muss auch die Lambdasonden besser verstehen. Eine Bosch-Datenblatt habe ich nicht gefunden. Ich dachte immer, dass bei Lambda=1 0,45V anliegen müssen. An anderer Stelle liest man von 1,5V. Nach einem Kaltstart wird - vmtl. während der Aufwärmphase der der Lambasonden die Spannung mit 1,5V und Lambda = 1 angegeben. Sind beim W203 Sprungsonden verbaut? Ich hab beides gelesen und weiß nicht, was ich glauben soll.

- die Dichtheitsprüfung ist eine gute Idee, das werde ich ausprobieren, wenn das Steuergerät wieder verklebt ist und ich den Luftfilterkasten wieder einbauen kann.

- Die 1,2 Bar sind vmtl nicht das Maximum, meine Frau ist gefahren, ich habe Werte ausgelesen. Wir haben nicht Versucht das Maximum zu ermitteln. Aber gut die 1,4 zu kennen.

Ich hatte über xXxy Kleinanzeigen Kontakt zu jemandem, der gebrauchte LMM und Drosselklappe verkauft. Er meinte bei ihm hätte ein MSG-Software-Update das Problem des zu fetten Gemisches behoben. Kann sich da jemand einen Reim draus machen? Ist damit vielleicht ein Reset gemeint? Weiß jemand, wie man die Selbstanpassung löschen kann?

Wie immer, vielen Dank für jeden Hinweis.
Claus

Wenn du die Stromversorgung des Steuergerätes abgezogen hast, sollten die Anpassungen weg sein.

anbei Bilder vom Spannungsverlauf der Sonden. Sonde 2 macht eine Gerade, Sonde 1, bei erhöhtem Leerlauf.
Dauert ca. 1 min bis die Lambda warm ist.

Such erstmal an deinem Auto weiter bevor du bei MB für Geld ein Software Update machst.

Wenn Du Vollgas gibts, sollte so ab 2800 fast der maximale Druck anliegen, der geht noch ein wenig hoch bei 5000+ aber so ungefähr.

Lambda2
Lambda-high
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