Quizfrage - Was sehen wir?
A. Einen 97er Ford Fiesta Ghia 16V, 78.000 km auf der Uhr, Servo, Klima, ZV mit FB, Möchtegernholzeinlagen, Alus und, und, und....
B. Einen Kölner in Sachsen-Anhalt
C. Einen wirtschaftlichen Totalschaden
Richtig... A, B und C!
Der Wagen wurde vor 10 Tagen auf dem Parkplatz beschädigt. Ein roter Kleinwagen streifte ihn leicht beim Ausparken. Eine nette Zeugin hinterließ einen Zettel mit Kennzeichen des Verursachers und einer Handynummer für Nachfragen.
Heute kam das Gutachten der Versicherung des Verursachers. Da ich von 20,- € für eine Flasche Lackpolitur ausgegangen bin, sind die 710,- €, die jetzt gezahlt werden... fast schon beschämend. Also, jetzt kann ich verstehen, warum die Schadenshöhen und Versicherungsbeiträge immer höher werden.
Der Zeugin habe ich 100,- € als kleinen Dank für Aufmerksamkeit und unmittelbares Handeln angeboten. Sie lehnte aber freundlich ab.
Jetzt sitze ich da und habe fast ein schlechtes Gewissen, meine Freundin weiterhin mit diesem Schrotthaufen fahren zu lassen 😁
Oder sollte ich das Wrack doch dem von der Versicherung angebotenen Verwerter für 110,- € weiterreichen?
Hätte der Unfallverursacher einen Zettel ans Auto gepappt, seine Telefonnummer hinterlassen... ich hätte vielleicht nicht mal angerufen und den Farbabrieb mit Verdünnung entfernt, unabhängig davon, daß es vorm Gesetz vielleicht dennoch ein unerlaubtes Entfernen vom Unfallort gewesen wäre.
Nun wird er bestraft, ich kriege Kohle, die für 2 Fiestas reicht und die Versicherten zahlen wieder etwas mehr.
Deutschland 2014.
Beste Antwort im Thema
Zitat:
Original geschrieben von servicetool
Als ich meiner Freundin erzählte, daß ich der Zeugin 100,- € zukommen lassen wollte... hat sie entsetzt gemeint, ich hätte doch wohl eine Macke. Aber sie ist eh gierig. Ein Gendefekt. Die ganze Familie ist so drauf!Mit dieser Äußerung hast Du Dich bei mir in eine der unteren Schubladen abgelegt.
Und Unrecht hat Deine Freundin IMHO nicht.
Du... mir ist es egal, was Du von mir denkst. Du scheinst, was soziales Denken betrifft... ohnehin in einer anderen Welt zu leben. Für meine Freundin und ihre Familie muß sich immer alles rechnen. Eine Versicherung "lohnt" sich nur, wenn die Erträge die Beiträge übersteigen. Meine Hausrat-, meine Privathaftpflicht-, meine Unfall- und meine Private Krankenversicherung sollte ich ihrer Meinung nach kündigen, weil ich ja bislang nie was "rausgeholt" habe. Man sollte, so sich denn irgendwie die Möglichkeit bietet... soviel wie nur möglich in seine Taschen stopfen, jeden Cent mitnehmen, den man Staat oder Einrichtungen aus den Adern quetschen kann. Vor Jahren ging mal der passende Begriff "Mitnahmementalität" durch die Medien.
Ich bin nicht auf der Suche nach Absolution oder neuen Freunden. Ich tue exakt DAS, was ich persönlich moralisch für richtig halte. Im besten Fall liegt das dann auch noch im Rahmen des Gesetzes. Wenn mich jemand aktiv oder allein durch Aufmersamkeit vor Schaden bewahrt, deswegen ggf. sogar noch einen gewissen Aufwand betreiben muß.... Zeugenaussage, Telefonieren etc., dann ist das für mich löblich und in der heutigen Zeit und in Deutschland sicher nicht der Regelfall. Warum soll ich Zivilcourage oder Engagement IM NACHHINEIN nicht mit einer kleinen Aufmersamkeit versehen? Ich habe doch die Aufmerksamkeit oder Aussagebereitschaft doch nicht erkauft! Ich teile doch die "Beute" nicht. Aber im Normalfall ist es doch so, daß Du jemandem hilfst und danach nie wieder was von demjenigen hörst, sich jemand vor Gericht wegen fahrlässiger Tötung im Straßenverkehr verantworten muß und nicht mal eine Entschuldigung oder ein Wort des Beileides an die Hinterbliebenen rauskriegt.
Die nette Dame hätte und HAT es ohne jeden finanziellen Anreiz, die Aussicht auf eine Belohnung getan. Hätte und HABE ich schon oft genug gemacht und auch angebotene "Belohnungen" ausgeschlagen, so ich denn damit nicht die Gefühle des Anbietenden verletzt habe. Ein zählbares Dankeschön empfand ich aber zumindest als einen Zug des jeweiligen Anbieters. Das mußt Du jetzt nicht verstehen. Das ist eine Sache, die sicher etwas mit Stil und alter Schule zu tun hat. Zwei Dinge, die immer seltener werden. Kannste Dir ja mal von irgendwem erklären lassen.
Es ist sicher nicht richtig, den Gehalt eines Beitrages an den dafür vergebenen Dankeschöns zu messen.
Und sicher ist es für Dich auch nicht wichtig oder bedeutsam, mit Deinen Statements im Trend zu liegen. Aber natürlich kann eine Meinung abseits der Mitte schonmal einsam machen. Das kann ich absolut nachvollziehen, weil ich mich auch (bewußt) nicht auf dieser bequemen Linie bewege.
Ich hoffe dennoch, daß sich ein ebenso aufmerksamer und verantwortungsvoller Zeitgenosse finden wird, wenn Deine Gesundheit, Dein Eigentum in Gefahr sind. Wenn es diese Menschen irgendwann nicht mehr gibt, dann gehört die Welt Leuten wie Dir. Hoffentlich erlebe ich das nicht mehr.
32 Antworten
Okay. So schnell kann's gehen und man ist in einer anderen Rolle bei einer "Unfallflucht".
War gestern in Leipzig unterwegs und mußte miterleben, wie ein Touran (oder sowas von VW) auf einer Bundesstraße stadteinwärts bei Tempo 80 von der Fahrbahn abkam und in die Leitplanke knallte. Er schliff an dieser lang, wurde auf die Fahrbahn zurückgeworfen und setzte seine Fahrt unbeeindruckt fort.Ich habe ihn... Es wurde ein Foto von dem Fahrzeug gemacht und ich überholte ihn langsam. Drin ein normaler Kerl Ende 40 vielleicht. Er sah zu mir rüber und ich schüttelte nur mit dem Kopf.
Bin dann bei der nächsten Möglichkeit rechts rangefahren und habe mir dann seine rechte Fahrzeugseite angesehen, als er dann wieder an mir vorbeifuhr. Heftig! Da muß Mutti lange unterm Schreibtisch des Chefs verbringen.
Jetzt habe ich seit gestern überlegt, ob ich das bei der Polizei melden solle. Ist ja nunmal ein unerlaubtes Verlassen des Unfallortes. Daß der Verursacher mit dem Schaden schon bestraft genug sein könnte... hatte ich sicher auch im Kopf. Aber deswegen nicht melden?
Nach etwas Überlegung und beim Gedanken daran, daß die Leitplanke ja zumindest soweit beschädigt sein könnte, daß sie im Ernstfall jetzt nicht mehr ihre Funktion erfüllt und ein stürzender Biker sich mehr als nötig 😕 verletzen könnte... habe ich dann eben doch mal bei der zuständigen Direktion angerufen und nachgefragt, ob ich sowas melden solle.
Der Beamte fragte nach dem Kennzeichen, glich es mit bekannten Daten ab und siehe da.... der Fall war bekannt. Gut. Die Sache lief und ich war nicht die Petze! Den Dank des Beamten, den Fall gemeldet zu haben... empfand ich fast wie kassiertes Kopfgeld. Gesetzestreue kann manchmal eine echte Last sein.
Ich hätte diesen Fall auch der Polizei gemeldet. Warum? Die Leitplanke ist Eigentum der Bundes, also von uns allen. Und so eine Leitplanke ist teuer.
Ich habe selber mal eine beschädigt, der Austausch von 2 Leitplanken-Elementen kostete über 1000 EUR (oder waren es noch DM?). Ein anderes Mal habe ich in jugendlichem Leichtsinn ein Verkehrsschild umgenietet. Ich habe das bei der Polizei gemeldet, die mich an die Straßenmeisterei verwies. Diese fragte nur, ob ich das Schild eigenhändig sicher wieder aufstellen könnte, was ich dann tat. Kosten: 0 DM. 😁
Zitat:
Original geschrieben von börna
Ich hätte diesen Fall auch der Polizei gemeldet. Warum? Die Leitplanke ist Eigentum der Bundes, also von uns allen. Und so eine Leitplanke ist teuer.
Okay... 1000,- € dividiert durch 80 Mio. Einwohner .... da könnte ich sicher mit leben. Es ging mir in erster Linie darum, daß von einer beschädigten Planke ein nicht kalkulierbares Risiko ausgeht.
Zitat:
Original geschrieben von börna
Ein anderes Mal habe ich in jugendlichem Leichtsinn ein Verkehrsschild umgenietet. Ich habe das bei der Polizei gemeldet, die mich an die Straßenmeisterei verwies. Diese fragte nur, ob ich das Schild eigenhändig sicher wieder aufstellen könnte, was ich dann tat. Kosten: 0 DM. 😁
Na, da kannste ja froh sein, daß es keine Mautbrücke war 😁