Motorradunfall - Helm ab oder besser drauf lassen?
Weil es eben kurz in der Frühstückspause zum Thema wurde:
Wenn ein Motorradfahrer beim Unfall stürzt und nicht mehr ansprechbar ist, sollte man ihm den Helm abnehmen oder besser drauf lassen.
Ich meine, die Stories, dass der Schädel am Helm kleben könnte, sind nun mitlerweile veraltet und man sollte vorsichtig den Helm abnehmen. Andernfalls frage ich mich, warum ich - wenn auch zugegebener Maßen diese Kurse schon viel zu lange her sind (letzter 2003 beim Bund)- in Erste-Hilfe-Kursen gelernt habe , wie man einen Helm abnimmt.
Da aber gerade eine Motorradfahrerin meint, man solle den Helm besser drauf lassen, hier nun die Frage zu aktuellen Kenntnissen.
Helm drauf lassen oder ab und wenn ja, warum?
Beste Antwort im Thema
So kinners, dann mal jetzt Fakten. (Die Stories vom umgefallenen Moppedfahrer waren ja schon da)
Wenn der Fahrer ansprechbar ist, sollte man den Helm drauflassen. Allerdings sollte man sich nach dem befinden des Verletzten erkundigen, denn oftmals behindert der Helm die Atmung.
Wenn der Verletzte nicht ansprechbar ist, MUSS der Helm runter! Beatmung und Atemkontrolle sind nicht möglich, wenn der Helm auf dem Kopf sitzt. Wenn der Verletzte sich in seiner Bewußtlosigkeit erbricht, dann erstickt er mit dem Helm. Wenn man dann erst am Helm rumfummelt, kann man es auch gleich lassen.
Also: Helm runter! Am besten mit zwei leuten. Einer sitzt über dem Kopf und fasst unter den Helmrand an den Kopf/Kiefer. Dann uberstreckt er die Halswirbel durch leichten Zug.
Der zweite Helfer öffnet jetzt seitlich knieend den Helmverschluß und fasst mit seinen Händen von unten in den Helm. Er muss den Kopf jetzt in der überstreckten Lage halten, damit der erste den Kopf loslassen kann. Danach nimmt der erste den Helm und zieht ihn vorsichtig herunter. Anschließend kann in der überstreckten Lage der Puls/die Atmung kontrolliert werden und der Verletzte kann in die stabile Seitenlage gebracht werden.
Natürlich kann man jetzt ja sagen, "ich beobachte den Bewusstlosen, und mache ihm den Helm erst ab, wenn Anzeichen von Erbrechen kommen."
Klar, aber was ist bei einem Ausfall der Atmung? Wieviel Zeit wollt Ihr verlieren? Je schneller eine Reanimation einsetzt um so mehr Chancen habt ihr. Wenn Ihr dann hektisch am Helmzerrt, dann habt ihr alles gründlich falsch gemacht! Und glaubt mir, wenn der Verletzte einen Helm auf hat und die Atmung bleibt aus, dann WERDET Ihr hektisch...
Also: Bewusstlos == Helm runter! Immer! Sofort!
PS: In der Ersten Hilfe wird inzwischen auch eine Ein-Helfer-Methode zum Helmabnehmen gelehrt, da man ja nicht immer zu zweit ist. Diese Methode müsste ich auch erst googlen...
229 Antworten
Zitat:
Original geschrieben von MagirusDeutzUlm
in welcher branche soll dies sein?! 😕Zitat:
Original geschrieben von Bunny Hunter
Schön und gut mit den Vorschriften, bei uns in RLP ist es schon seit Jahren so, dass JEDER so einen Ersthelferschein braucht.
Zitat:
Original geschrieben von MagirusDeutzUlm
unser bg-onkel hat davon nichtmal ansatzweise was erwähnt, das jeder einen solchen schein bräuchte... 😕Zitat:
Der BG Onkel hat vielleicht einen Terror geschoben deswegen 🙄
ich habe auch keinen schein gemacht und ich habe noch nie unseren BG-Onkel im Betrieb gesehn
nur einmal auf der Baustelle lief Lord Helmchen rum
Zitat:
Original geschrieben von MiFiA4
Eine korrekte Helmabnahme ist nur in Rückenlage möglich.
Sehe ich anders...und wird auch regelmäßig anders gelehrt.
Zitat:
Original geschrieben von MiFiA4
Seitenlage mit Helm ist mumpitz, da das keinen Sinn macht.
Und das hat hier wer doch gleich wieder gefordert? 😕
Zitat:
Original geschrieben von Tecci6N
Sehe ich anders...und wird auch regelmäßig anders gelehrt.Zitat:
Original geschrieben von MiFiA4
Eine korrekte Helmabnahme ist nur in Rückenlage möglich.
Ich glaube da unterliegst Du einem kleinen Irrtum.
Hiersteht alle wichtige, auch wie man einen Helm abnehmen sollte.
Zitat:
Wenn ich grade am Verrecken bin, könnte mir nichts egaler sein als das Gewissen eines Ersthelfers.
Verständlich - im kpl. Sinnzusammenhang (Zitate kürzen ist gut, den Sinn dadurch verzerren nicht) habe ich aber auch etwas anderes gesagt?
Zitat Wraithrider: leider müsste ich laut gesetz erstmal gerettet werden(was gegen meinen willen wäre)
Sagst Du jetzt - ist aber gar nicht der Punkt. Wenn Du gar nichts mehr sagen kannst, was dann? Ausserdem bist da nicht nur Du... da ist auch der Helfer, sein Gewissen, seine Verantwortung - egal? Ich denke nicht, stell dir vor... der denkt sich "Arme Sau, Gnadenschuß"... und auf deinem Wolkerl erkennst Du "Shit, so ein Pfosten". Verstehst?
Der Gesetzgeber schützt im Grunde beide Seiten - praktisch (also bis auf wenige Ausnahmen, um das höchst vorsorglich schon zu klären) jeder Mensch hängt am Leben und praktisch ebenso jeder seelisch normal entwickelte Mensch hilft anderen in höchster Not und hätte ein Gewissensproblem durch eine Unterlassung. Kannst Du also nichts mehr dazu melden, ist es gut, dass dein Überlebenswille unterstellt und ein Helfer zur Hilfe nach Kräften verpflichtet ist... und so ethisch/moralisch keiner absichtlichen Tötung gegenübersteht/abwägen muss. Auch keiner Verwandtschaft, welche über ihn herfallen würde... wenn dir eben ausser einem Kotzeknödel rein gar nichts zum Ableben verholfen hätte, nedwahr? Und Du... musst so ggf. auch nicht von deinem Wolkerl runterkeiffen "Boa, so ein Klappspaten... ich könnte schon lange wieder auf dem Mopped hocken und Lieder trällern".
Und wie bereits angeführt - das weiß in dem Moment kein Mensch, ob und wie Du überlebst oder wie Du das gerne so zu haben belieben würdest... jeder weiß allerdings, dass er zu helfen hat, nach Kräften und bestem Gewissen. Für irgendwelche exotischen Philosophien, lange Rückfragen und dergleichen ist da keine Zeit - in so einer Situation ist zu handeln.
Ab ist der Lack, so einfach ist das und darum gings bei meiner Aussage.
Conclusio: Es ist eben nicht "leider", dass der Gesetzgeber das so geregelt hat. Haste Pech, ist das Ergebnis eben suboptimal aus deiner Sicht, kann schon sein... aber der Helfer hat dich ja nicht in die Situation gebracht, nicht wirklich, und deswegen ist dessen Situation u.a. auch nicht egal.
Zitat:
Original geschrieben von tec-doc
Leben ist das höchste Gut
Wraithrider:
Kurz gesagt: Nö.
Man kann natürlich der Meinung sein, mir persönlich ist das zu kurz gedacht und zu plakativ.
Das kannst Du für dich halten wie Du meinst und es ist zu respektieren, keine Frage - weniger zu akzeptieren ist auch hier die Sinnentstellung meiner Aussage?
Zu kurz gedacht... wir können gerne darüber philosophieren, was aber etwas länger dauern würde und eine sehr offene Geisteshaltung beiderseits erfordert - jedenfalls kämen dabei so oder so nur persönliche Meinungen auf der jeweiligen Basis des Sinnverständnisses raus, denn da kennen wir alle "die Wahrheit" nicht 🙂
Plakativ - ja, sicher.. oder soll ich hier ein Buch über den Sinn oder Unsinn des Lebens vorausschicken? In unserer Kultur und Gesellschaft ist es nunmal so definiert, siehe Grundgesetz. Jeder hat das Recht auf Leben... selbst zwar nicht die Pflicht es unter allen erdenklichen Umständen zu schützen... aber jeder die Pflicht, anderer Leben zu achten, zu schützen und zu erhalten.
Dein Wille auch in Ehren - aber selbst wenn Du 100x willst.. dürfte dich keiner erschießen. Oder anders gesagt: Die Relevanz deines freien Willens endet da, wo er entweder gegen geltendes Recht verstößt (das ist dann immerhin noch dein Bier) oder einem anderen einen Rechtsbruch auferlegt (womit wir bei der Pflicht zur Hilfeleistung nach bestem Wissen und Gewissen sind).
Ne, so kann das nicht funktionieren, keine Zeit für philosophische Betrachtungen da ist - Leben ist das höchste Gut und im Zweifelsfall einfach zu schützen.
Und wenn Du nichts mehr sagen und machen kannst... haben wir halt einen Zweifelsfall. Sollte dir das Ergebnis nicht recht sein.. zynisch gesagt, der freiverantwortliche Suizid ist straffrei.
Wenn Du dich auf Gesetze mit "leider" beziehst.... gehe ich davon aus, dass wir nicht von Philosophie, sondern eben von Gesetzen reden? Tja... da ist dann ein "leider" zu den höchsten Werten unseres Grundgesetzes... in der Tat nicht nur "zu kurz" sondern "gar nicht" nachgedacht.
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Ich hab im Rettungsdienst schon einige suizidale Patienten gehabt - welche im Angesicht des Todes doch leben wollten!
Ebenso wie ich Rollstuhlfahrer kenne, welche die gleiche Meinungen wie wraithrider hatten und nun doch froh sind überhaupt noch zu leben!
Viele (unreife) Menschen denken so - bis sie sich in einer Situation befinden, in der das Leben wirklich in Gefahr ist...
Zitat:
Original geschrieben von Tecci6N
Sehe ich anders...und wird auch regelmäßig anders gelehrt.Zitat:
Original geschrieben von MiFiA4
Eine korrekte Helmabnahme ist nur in Rückenlage möglich.
Zitat:
Original geschrieben von Tecci6N
Und das hat hier wer doch gleich wieder gefordert? 😕Zitat:
Original geschrieben von MiFiA4
Seitenlage mit Helm ist mumpitz, da das keinen Sinn macht.
Hallo Tecci6N,
nun noch einmal zur Erklärung! Ich bin seit 13 Jahren aktiv im Rettungsdienst. Außerdem habe habe ich den EH-Ausbilderlehrgang mit Prüfung. Daher weis ich schon was in den Kursen gelehrt wird. Weiterhin sind zum Handgriffe zur Helmabnahme nötig. Dies sollte unter achsengerechten Zug erfolgen. Dies geht nur, und ich wiederhole, nur in Rückenlage.Wenn man's richtig macht passiert der HWS nichts. Übrigens jeder Rettungsdienstler übt das in seiner Ausbildung bis zum Erbrechen. Ich habe es in der Praxis mit meinem Kollegen schon mehrfach gemacht. Ich habe schon einige richtig üble Motorradunfälle erlebt. Als Tipp schau der mal auf You Tube das Video Unfall zwischen Eppelheim und Plankstadt an. Der Motorradfahrer war bei mir im RTW.
Gruß
Zitat:
Original geschrieben von MiFiA4
Als Tipp schau der mal auf You Tube das Video Unfall zwischen Eppelheim und Plankstadt an. Der Motorradfahrer war bei mir im RTW.
Ich glaube ja gern, dass das für dich ein traumatisches Erlebnis war, aber meinst du nicht, du solltest dich diesbezüglich von einer Fachkraft beraten lassen, statt immer mal wieder das Video relativ zusammenhangslos einzustreuen?
Zitat:
Original geschrieben von freaked1
Viele (unreife) Menschen denken so
Und viele bornierte Menschen bezeichnen Menschen mit einer anderen Meinung als der eigenen als unreif.
@tec-doc
Es lag nicht in meiner Absicht, den Sinn zu verzerren. Erst mal finde ich es widerlich, dass bei der Thematik Erste Hilfe überhaupt die Frage nach dem Gesetz gestellt wird/werden muss. Das Gesetz sollte doch wiederum das letzte sein, was dem Ersthelfer durch den Kopf geht.
Weiters hab ich überhaupt kein Interesse daran, eine Diskussion darüber anzufangen ob der Ersthelfer Rücksicht auf die Wünsche des Verunfallten nehmen soll. Auf diese Frage habe ich schon für mich ganz alleine eine Antwort gefunden.
Aber: Dass du dafür wirbst, das potentielle Unfallopfer möge doch Verständnis für den Ersthelfer und seine Situation haben, also DAS ist in meinen Augen absurd. Wenn ich lieber sterben will, dann kann ich nicht sagen sollen "och, schon ok, der arme Ersthelfer hat's ja sooo schwer während ich verblute/ersticke/whatever, lieber mal an ihn denken".
Zitat:
Original geschrieben von tec-doc
Plakativ - ja, sicher.. oder soll ich hier ein Buch über den Sinn oder Unsinn des Lebens vorausschicken?
Nö. Ich für meinen Teil würde mir solche Phrasen schlicht verkneifen. Und wenn nicht, dann muss man damit rechnen, dass jemand sagt: Ne du, Leben ist sicher nicht das höchste Gut.
Zitat:
Original geschrieben von tec-doc
In unserer Kultur und Gesellschaft ist es nunmal so definiert, siehe Grundgesetz.
Ist das so?
"(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt."
Zitat:
Original geschrieben von tec-doc
Dein Wille auch in Ehren - aber selbst wenn Du 100x willst.. dürfte dich keiner erschießen.
Was im Sinne der Menschenrechte eine Schweinerei sonders gleichen ist.
Zitat:
Original geschrieben von tec-doc
Wenn Du dich auf Gesetze mit "leider" beziehst.... gehe ich davon aus, dass wir nicht von Philosophie, sondern eben von Gesetzen reden? Tja... da ist dann ein "leider" zu den höchsten Werten unseres Grundgesetzes... in der Tat nicht nur "zu kurz" sondern "gar nicht" nachgedacht.
Ganz im Gegenteil. Ich bin jetzt etwas enttäuscht von dir, da hätte ich dir etwas mehr Reflektiertheit zugetraut.
Hallo Gemeinde,
hier noch einmal eine Erklärung zu Sinn und Zweck der stabilen Seitenlage.
Bei einem Bewußtlosen erlöschen die sogenannten "Schutzreflexe" D. h. kein Husten, kein Schlucken und keine Kontrolle über die Zunge. Wenn die Person jetzt auf dem Rüchen liegt, fällt der Zungengrund zurück und verlegt die Atemwege. Das ist auf jeden Fall zu vermeiden. Daher wird die Person in die stabile Seitenlage gelegt, und der Kopf leicht übersteckt. Eine Hand legt man dann unter das Kinn um diese Kopfposition zu fixieren. Weiterhin ist dann der Mund der tiefste Punkt, so das zumindest das dünn flüssige Erbrochene abfließen kann. Ist mit Helm nicht gegeben. Weiterhin ist es wichtig das Gesicht des Betroffenen zu sehen. Wird der nämlich blau (Zyanose) dann stimmt was nicht. Wenn jemand so blau ist kann man sich jede Atemkontrolle sparen. Jeder der es schon einmal gesehen hat wird mir zustimmen.
Gruß
Zitat:
Original geschrieben von MiFiA4
Hallo Tecci6N,nun noch einmal zur Erklärung! Ich bin seit 13 Jahren aktiv im Rettungsdienst. Außerdem habe habe ich den EH-Ausbilderlehrgang mit Prüfung. Daher weis ich schon was in den Kursen gelehrt wird.
Das ist schön für dich. Doch auch ich habe den Ausbilderschein gemacht und eine doppelte Drehung wird bei uns nirgends gelehrt, mag vielleicht auch organisationsabhängig sein. Helmabnahme funktioniert jedenfalls auch in Bauchlage, auch mit achsengerechtem Zug und auch mit Stützfunktion des Kopfes. Und genau das durften die Leute in meinen Kursen auch üben, warum auch nicht? Ich sehe nach wie vor keinen Sinn in einer doppelten Umlagerung des Patienten.
Zitat:
Original geschrieben von MiFiA4
Ich habe es in der Praxis mit meinem Kollegen schon mehrfach gemacht. Ich habe schon einige richtig üble Motorradunfälle erlebt. Als Tipp schau der mal auf You Tube das Video Unfall zwischen Eppelheim und Plankstadt an. Der Motorradfahrer war bei mir im RTW.
Ich weiß nicht, wem du hier was beweisen willst. Ich brauche auch keine youtube-Videos, ich kenne die Fälle ebenfalls aus der Praxis.
Zitat:
Ich bin jetzt etwas enttäuscht von dir, da hätte ich dir etwas mehr Reflektiertheit zugetraut.
Wraithrider, mal vorweg - ich mag deinen Scharfsinn, ich schätze deine analytischen Fähigkeiten, bin selbst ein Freund der zynisch verpackten Fragen und Denkanstöße, respektiere deine Ansichten, verwende Reife und Weisheit nicht als Gegenargument oder beanspruche insofern keine höhere Wertigkeit für mich vs. anderen. Und ich denke... Du wärst nicht enttäuscht, über eine gemeinsame Plauderstunde und ich auch nicht.
Es liegt allerdings in der Natur der Sache, dass Reflektiertheit per se nicht immer zur gleichen Ansicht führen muss und kein Garant für eine pauschale Wahrheit sein kann. Im Grunde gilt es doch, das Wertebild, das Denkmodell etc. des Gegenübers wertfrei erstmal nachzuvollziehen - seine Ansicht kann für ihn schlüssig, wahr sein, man kann das respektieren und doch... eine andere Wahrheit, auf anderer Basis und doch ebenfalls in sich schlüssig haben? Du kannst halt schlecht verlangen, das andere IHRE Wahrheit verleugnen und nach DEINER handeln.
Einverstanden? Gut... sicher nicht bewusst, aber Du neigst zu einer krassen Abwertung dieser anderen Wahrheit, was ein Annehmen deiner Gedanken für viele Menschen wohl schwierig macht? Oder anders gesagt... vielleicht beziehst Du das zu sehr als Angriff auf deine Sicht, quasi reflexartig, an Stichworten aufgehängt und postulierst so unfreiwillig deine Wahrheit als die zwingend absolute Wahrheit - es würde mich freuen, wenn Du meine Worte etwas neutraler lesen würdest, den tatsächlichen Bezug zu erkennen versuchen würdest und etwas mehr zwischen pers. Wahrheiten und schlicht realen Gegebenheiten differenzieren würdest. Ich bin mir sicher, dass Du das kannst. 🙂
Übrigens.. imho zeichnet es dich aus, dass Du dich mit diesen Fragen offensichtlich beschäftigst, was nicht viele tun - Philosophie ist aber ein Weg, keine Antwort, die Antworten verändern sich ständig auf diesem Weg. Meine, deine.. alle. 😉
Zitat:
Erst mal finde ich es widerlich, dass bei der Thematik Erste Hilfe überhaupt die Frage nach dem Gesetz gestellt wird/werden muss.
In jedem Gesellschaftssystem muss die Frage nach dem Gesetz gestellt werden - es ist der gemeinsame (Mindest)Nenner und die Richtschnur für das Zusammenleben und Wertesystem jeder Gruppe aus Individuen. Und manchmal... bedeutet das eben Abstriche beim eigenen "Willen"... die anderen sind nicht nur für dich und deinen Willen da, sie sind auch ihrem eigenen Wert und Willen verpflichtet.
Jeder hat ein Recht auf Rechtssicherheit... nebenbei noch gesagt.
Zitat:
Das Gesetz sollte doch wiederum das letzte sein, was dem Ersthelfer durch den Kopf geht.
Sicherlich... aber es ist vorher das, was sein Wertebild mit formt... und nacher das, was ihm ggf. ein Bein stellt.
Zitat:
Aber: Dass du dafür wirbst, das potentielle Unfallopfer möge doch Verständnis für den Ersthelfer und seine Situation haben, also DAS ist in meinen Augen absurd. Wenn ich lieber sterben will, dann kann ich nicht sagen sollen "och, schon ok, der arme Ersthelfer hat's ja sooo schwer während ich verblute/ersticke/whatever, lieber mal an ihn denken".
Ich sag jetzt mal mea culpa - aber ich habe doch mehrfach etwas, offenbar undeutlich (?), zu betonen versucht:
Wenn Du nichts mehr sagen kannst... !..wird sich jeder Mensch im Fall der Fälle am überwiegenden Wertebild, Gesetzen, instinktiv, an fachlichen Idealvorgaben und nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden, was, ob und wie er etwas unternimmt.. als Helfer.
An den Helfer denken ist also derart gemeint - dass ihm (von dir) kein Vorwurf zu machen ist, er kann deinen Willen nicht schmecken und handelt schlicht insofern richtig, wenn er dich zu retten versucht.
Das ist nunmal so und wenn dir das diametral zu deinem Willen scheint... darfst Du dich halt nicht dem Risiko dessen aussetzen.
Zitat:
Nö. Ich für meinen Teil würde mir solche Phrasen schlicht verkneifen. Und wenn nicht, dann muss man damit rechnen, dass jemand sagt: Ne du, Leben ist sicher nicht das höchste Gut.
Wir reden nicht von meiner oder deiner Sicht - wir reden schlicht vom gesellschaftlichen und gesetzlichem Konsens.
Keiner hat die Zeit im Notfall auf dein Erwachen zu warten... um mit dir über den Sinn des Lebens zu philosophieren?
Sollte es dir das Ergebnis missfallen... räumt dir der Gesetzgeber ja mehr oder weniger ausdrücklich das Recht auf Suizid ein - Du kannst schlecht verlangen, dass ein anderer deinen Willen für dich durchsetzt und auf sich nimmt?
Zitat:
Ist das so?"(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt."
Ist es - Art. 2 Abs. 2 S. 1 1
Kann es ein, dass Du über den tieferen Sinn des GG noch etwas mehr Diskussionen führen solltest? 😉
Und nein, das diskutabel zweifelhafte Verhältnis zur Menschenwürde (Art. 1 GG) und Wesensgehaltsgarantie (Art. 19 Abs. 2 GG) greift hier eindeutig nicht - Du kannst mir das aber gerne rechtswissenschaftlich anders beweisen 🙂
Zitat:
Original geschrieben von tec-doc
Dein Wille auch in Ehren - aber selbst wenn Du 100x willst.. dürfte dich keiner erschießen.
Wraithrider: Was im Sinne der Menschenrechte eine Schweinerei sonders gleichen ist.
Mach mal Erklärbär - die reine Phrase ist zu dünn für ein Statement 🙂
Vorweg aber der Hinweis - ein garantiertes Recht kann einen möglichen Fehler nicht tolerieren... sprich den Missbrauch, die Umgehung oder die unwillentliche, erzwungene Zustimmung dazu. Ohne wenn und aber... und das ist gut so.
Zitat:
Ich hab im Rettungsdienst schon einige suizidale Patienten gehabt - welche im Angesicht des Todes doch leben wollten!Ebenso wie ich Rollstuhlfahrer kenne, welche die gleiche Meinungen wie wraithrider hatten und nun doch froh sind überhaupt noch zu leben!
Viele (unreife) Menschen denken so - bis sie sich in einer Situation befinden, in der das Leben wirklich in Gefahr ist...
Wraithrider.. darüber und auch über sinngemäß von mir so aus dem Leben erzählt... solltest Du mal bisserl philosophieren, es in deine Gedanken einbauen? "Wenn so und so dann werde ich dies und jenes... würde ich nie... würde ich genau so und nicht anders.." ist ein ganz dünnes Eis. Weil sich die Antworten auf dem Weg verändern, der Blickwinkel verändert. 😉
Es ist immer ok so, wie man es auf seinem eigenen Weg gerade sieht - es kann aber nicht schaden, eine mögliche Abweichung wenigstens in Erwägung zu ziehen? 🙂
Jedenfalls... sollte ich mal da so zerplättet und handlungsunfähig liegen, dann nehmt mir den Helm runter... so gut ihr das eben könnt. Ich gehe davon aus, dass sich diese Vorgehensweise in 9 von 10 Fällen halt als besser erwiesen hat, das ist ne faire Chance und wenn ich ausgerechnet der eine Fall bin... für den das die A- Karte darstellt... habe ich traurigerweise nach der ersten A Karte gleich die zweite solche im Spiel gezogen. Pech... kannste nix machen, wenn es so sein soll, dann soll es vermutlich halt so sein. 🙂
Zitat:
Original geschrieben von Bunny Hunter
Schön und gut mit den Vorschriften, bei uns in RLP ist es schon seit Jahren so, dass JEDER so einen Ersthelferschein braucht. Ob da eine extra Regelung existiert, kann ich so nicht sagen, müsste ich heute Abend mal googeln...
Große Handelsketten wie Aldi oder LIDL verlangen es auch von allen Mitarbeitern, eine gute Freundin arbeitet dort als Aushilfe und sogar sie musste ein Ersthelferkurs mitmachen. Bei uns im Betrieb wurde einer Mitarbeiterin nahegelegt, die soll doch im Rente gehen (ist 63 geworden), weil sie sich weigerte den Kurs nochmal zu machen. Der BG Onkel hat vielleicht einen Terror geschoben deswegen 🙄
RLP, da kann ich hinspucken. Und demzufolge habe ich, beruflich wie auch Privat ganz gute Kontakte dahin. Ich kann dir versichern dass ich genügend Betriebe kenne, in denen nicht jeder Mitarbeiter Ersthelfer sein muss und ist.
Die Vorschriften der BG habe ich in meinem Post genannt. Mehr muss kein Arbeitgeber leisten. Und er wird es auch nicht tun, stehen doch die Kosten in keinem Verhältniss zum Ergebniss. Warum soll ein Arbeitgeber 100% investieren, Ersthelferkurse muss er bezahlen, wenn er mit 15% Kosten auskommt.
@Wraithrider
Ich diskutiere ja manchmal gerne mit dir, obwohl mir vorher bewusst ist dass es zu nichts führt, dennoch hast du eigentlich dabei ein recht hohes Level.
Aber das hier:
Zitat:
geschrieben von Wraithrider
Ich glaube ja gern, dass das für dich ein traumatisches Erlebnis war, aber meinst du nicht, du solltest dich diesbezüglich von einer Fachkraft beraten lassen, statt immer mal wieder das Video relativ zusammenhangslos einzustreuen?
ist so ziemlich das flachste, was ich von dir hier gelesen habe.
Gruß Frank