Kaltumformung und 1. Anlassstufe

Hallo,

ich gebe zu, es ist eine eher exotische Spezialfrage. Ich stelle sie dennoch, in der Hoffnung, dass sie jemand beantworten kann.

Manche Gewinde von Stahlschrauben (8.8 und 10.9) sind ja gerollt und damit Kaltumgeformt.
Ich würde gerne wissen, wie sich diese Gewinde in der 1. Anlassstufe (80 °C bis 200 °C) verhalten. Verlieren sie an Festigkeit?
Zusatzfrage: Wie ist es mit der 2. Anlassstufe?

Beste Antwort im Thema

Und ich habe Maschienenbau studiert und 30 Jahre Berufserfahrung im spanenden Bereich. Wenn Du eh alles besser zu wissen glaubst warum fragst Du dann.
Lies dir da mal die Vorteile durch und werde erwachsen.
http://www.ibf-automation.de/.../gewinde-formen-statt-schneiden.html
Ich bin raus.

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Diese Temperaturen werden eine Stahlschraube kaum interessieren. Da würde jede Schraube am Motor ja den Geist aufgeben. Zudem kannst keinen Stahl anlassen der nicht zuvor gehärtet wurde.

Zitat:

@HD-Moos schrieb am 26. März 2016 um 22:08:08 Uhr:


Diese Temperaturen werden eine Stahlschraube kaum interessieren. Da würde jede Schraube am Motor ja den Geist aufgeben. Zudem kannst keinen Stahl anlassen der nicht zuvor gehärtet wurde.

Man muss das etwas genauer betrachten. Wärmebehandlung, also härten, und Kaltverformung sind unterschiedliche Verfahren. Das klassische Härten ist durch Anlassen ersten Grades sicher nicht aufzuheben. So viel weiß ich noch aus der Schule. Bei der Kaltverformung fehlt mir aber die Fachkenntnis.

Kaltumformung sind Versetzung die wandern und an den Korngrenzen sich sammeln. Spannungsarmglühen, weichglühen oder rekristalliationsglühen war glaub so ab 550grad Celsius.

Kaltverformen dient nicht einer Festigkeitserhöhung sondern hat den Vorteil das die "Längsmaserung" nicht durchschnitten sondern nur verformt wird. Somit verliert die Schraube dadurch nicht soviel an Festigkeit. Und mit einer Wärmebehandlung hat es schon gar nichts zu tun. Du stellst Zusammenhänge her wo keine sind.

Zitat:

@HD-Moos schrieb am 26. März 2016 um 22:23:03 Uhr:


Kaltverformen dient nicht einer Festigkeitserhöhung sondern hat den Vorteil das die "Längsmaserung" nicht durchschnitten sondern nur verformt wird. Somit verliert die Schraube dadurch nicht soviel an Festigkeit. Und mit einer Wärmebehandlung hat es schon gar nichts zu tun. Du stellst Zusammenhänge her wo keine sind.

Das verstehe ich nicht. In der Wikipedia steht dazu z.b.

Zitat:

Kaltumformung bezeichnet das plastische Umformen von Metallen unterhalb der Rekristallisationstemperatur. Durch die Kaltverfestigung steigt die Werkstofffestigkeit kontinuierlich an. Wenn die Festigkeitssteigerung unerwünscht ist, muss sie durch eine anschließende Wärmebehandlung wieder abgebaut werden.

und

Zitat:

Durch Kaltumformung (Ziehen, Walzen, Pressen, Stauchen) wird das Gefüge von Metallen in der Umformungsrichtung gestreckt, die Festigkeit steigt an. Die Verformbarkeit nimmt jedoch ab. Man bezeichnet dies als Kaltverfestigung.

Zum Begriff "Längsmaserung" konnte ich nichts finden.

Ich habe die Antwort selbst gefunden. War in einem Wikipedia Artikel, den ich nicht gelesen hatte.

Zitat:

Durch das Rekristallisationsglühen werden die Folgen der Kaltumformung beseitigt, ohne jedoch eine ?-?-Umwandlung (?-Ferrit-Austenit-Umwandlung) des Kristallgitters zu verursachen. Bei einem Umformgrad von 5 bis 15 % (kritischer Umformgrad) entsteht wegen der geringen Keimzahl ein Grobkorn. Hier wird eher ein Normalglühen des Werkstücks empfohlen.[5] Beträgt der Umformgrad mehr als 20 %, so entsteht das gewünschte Feinkorn. Das Rekristallisationsglühen dient der Feinkörnung deutlich über dem kritischen Umformgrad kaltverformter Teile und erfolgt in der Regel knapp unter der A1-Temperatur:

bei dünnen Teilen um 700 °C (aber unter A1) für ca. 10 Minuten
bei dickeren Teilen bei 600–650 °C über eine Stunde.

Mit 230 Grad bin ich also im grünen Bereich.

Du mußt unterscheiden ob ein Teil komplett kalt verformt wird oder ob da nur ein Gewinde eingewalzt wird. Da wird ja nur ein kleiner Teil des Materials verformt. Die Längsmaserung, wie ich sie nenne, entsteht durch die Herstellung des Ausgangsmateriales (Stange) wo sich die Fasern überwiegend in Längsrichtung ausrichten und kann wie ein Baum betrachtet werden, natürlich nicht so stark. Diese Fasern werden bei Gewindformen eben nicht durchnitten sondern nur verformt.

Zitat:

@HD-Moos schrieb am 26. März 2016 um 22:56:30 Uhr:


Du mußt unterscheiden ob ein Teil komplett kalt verformt wird oder ob da nur ein Gewinde eingewalzt wird. Da wird ja nur ein kleiner Teil des Materials verformt. Die Längsmaserung, wie ich sie nenne, entsteht durch die Herstellung des Ausgangsmateriales (Stange) wo sich die Fasern überwiegend in Längsrichtung ausrichten und kann wie ein Baum betrachtet werden, natürlich nicht so stark. Diese Fasern werden bei Gewindformen eben nicht durchnitten sondern nur verformt.

Ich hatte drei Jahre intensiv Werkstofftechnik in der Schule. Die Begriffe "Maserung" oder "Fasern" bezüglich Eisen und seinen Legierungen sind totaler Nonsense. Sorry für die Deutlichkeit, aber diese Begriffe sind absurd und haben mit der Realität nichts gemein. Wir sprechen über Gitterstrukturen.

Und ich habe Maschienenbau studiert und 30 Jahre Berufserfahrung im spanenden Bereich. Wenn Du eh alles besser zu wissen glaubst warum fragst Du dann.
Lies dir da mal die Vorteile durch und werde erwachsen.
http://www.ibf-automation.de/.../gewinde-formen-statt-schneiden.html
Ich bin raus.

http://www.massivumformung.de/.../Fachbeitrag_3.pdf

https://eldorado.tu-dortmund.de/.../Dissertation.pdf

Zitat:

@HD-Moos schrieb am 26. März 2016 um 23:28:15 Uhr:


Und ich habe Maschienenbau studiert und 30 Jahre Berufserfahrung im spanenden Bereich. Wenn Du eh alles besser zu wissen glaubst warum fragst Du dann.
Lies dir da mal die Vorteile durch und werde erwachsen.
http://www.ibf-automation.de/.../gewinde-formen-statt-schneiden.html
Ich bin raus.

Ich muss mich bei dir entschuldigen. Bei Kaltumformungen gibt es die von dir genannten Begriffe. Kurz: Meine Besserwisserei war absolut daneben. Mea Culpa.
Danke für die Links. Da muss ich mich jetzt erst mal einlesen.

Dass Kaltumformung nicht der Festigkeitserhöhung dient, widerspricht allerdings den zitierten Texten. Aber da hast du sicher auch eine plausible Erklärung für, nehme ich an. (Ironiefrei)

PS: Die ursprüngliche Frage war ja: Muss ich meine Schrauben neu kaufen. Was ja inzwischen beantwortet is: Nein.

Past schon, bist ja einsichtig. Alles gut.
Zeugt von gutem Charakter dass Du dich hier sogar entschuldigst. Von den meisten hätte man halt einfach nichts mehr gehört.

Hat mir auch gut gefallen!

Um eventuell noch einen Zusatz zu liefern:
Durch die gerollte Gewindeform wird ja, wie bereits beschrieben, der Faserverlauf nicht durchschnitten. Somit haben wir den Vorteil, dass die Kerbempfindlichkeit deutlich geringer ist und damit die Wechselfestigkeit deutlich höher ist.
Man liegt zwar wie bereits erwähnt unterhalt der Rekristallisationstemperatur, dennoch kann es zu Kriechprozessen kommen, da der Werkstoff einfach den Drang zur Entspannung hat und damit ein gewisser Festigkeitsverlust eintreten kann. Dieser ist aber zu vernachlässigen und erfordert ohnehin eine konstant hohe Temperatur und vorallem auch Zeit.

Fazit: Die Schrauben kannst du bedenklos verwenden, der Vorteil liegt meiner Meinung nach eher im Bereich der Wechselfestigkeit.

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