Fahrerlebnis Q8 e-tron vs. Tesla Model Y

Audi Q8 e-tron GE

Und nun kommt mein großer Vergleich, nachdem ich aufgrund der langen Wartezeit auf meinen Q8 e-tron 50 ca. 6 Monate und 10T km den Tesla gefahren bin. Natürlich kommt hier viel subjektiver Geschmack mit ins Spiel. Ich bezweifle, ob das eine Kaufentscheidung beeinflussen würde, da Tesla und e-tron so unterschiedlich ist wie Schnitzel und Joghurt oder Kühlschrank und Gitarre.

Im Vergleich stehen:
Tesla Y (Long Range, Dual Motor, 2024, 20 Zoll Sommer-Reifen, 68T Euro LP) vs Q8 e-tron 50. (2024, 20-Zoll Winterreifen, 94T Euro LP)

Da es massig Beiträge und Videos gibt, gehe ich mal nur auf die für mich entscheidenden Unterschiede ein. Außerdem muss berücksichtigt werden, dass ich den Tesla im Sommer und den e-tron seit Mitte November (und erst 3500km) fahre. Mit dem Tesla sind wir von Frankfurt bis nach Venedig gefahren. Mit dem e-tron war ich immerhin schon bei Schnee in Ischgl.

Disclaimer: Ich will hier keine Diskussion über das bessere Auto starten. Zum einen sind Geschmäcker unterschiedlich und zum anderen werden 65T mit 94T Euro verglichen. Ich möchte lediglich Erfahrungen teilen.


SOFTWARE & APP
Hier gewinnt Tesla haushoch.
Die Auflösung der Sat-Karte ist wie Google Maps auf dem iPad. Die Auflösung und Bedienung bei Audi ist da einfach hinterher. Das Zoomen der Karte ist mit zwei Fingern viel flüssiger und verlässlicher.
Wenn ich in Abschnittsgeschwindigkeits-Zonen fahre (Österreich / Italien), zeigt mir die Tesla-App meine Durchschnittsgeschwindigkeit an.
Bei knappem SOC zum Ziel, sagt der Tesla „bleibe unter xxx km/h wenn Du dein Ziel ohne Laden erreichen willst. Super! Beim Q8 muss ich ins Untermenü vom Navi gehen um zu sehen, mit wieviel SOC ich ankomme. Der Tesla zeigt das immer aktuell im Navi-Menü an.
Außerdem im Tesla: Ein dezenter Ton wenn die Ampel grün wird. Nichts Großartiges, aber manchmal hilfreich.

Ich bin ein Freund von Knöpfen, daher bin ich auch nie Freund vom Tesla geworden. Aber an manchen Stellen kann es Tesla auch verbinden. Zum Beispiel: Ich kann während dem Fahren über die Software das Licht im Fond ausschalten. Usecase: Mein Kind ist eingeschlafen. Im Audi ist das remote von vorne nicht möglich.
Über Spiele, Netflix und Co brauche ich nichts sagen. Klar kann man das mit einem externen Device im e-tron kompensieren, aber es ist im Tesla einfach komfortabler und gehört heute dazu. Die Steuerung von Spotify ist via Tesla-Software deutlich angenehmer als via Carplay oder Audi-App.

Die größten Unterschiede bei den Apps:
Vom „Fenster einen Spalt öffnen“ bis hin zur Überwachungsfunktion / Nutzung der Dashcam ist man bei Tesla meilenweit voraus. Ich kann via App %-genau den Ziel-SOC einstellen und verändern, während das beim Audi überhaupt nicht möglich ist.
Die Tesla-App gibt viel mehr Feedback, z.B. Fahrzeug ist nicht verriegelt, Fenster sind offen, etc. Ein paar Kleinigkeiten, die durchdacht sind.

Ein Vorteil bei Audi: Mit der Stage-App plane ich ziemlich gut Langstrecken mit Lade-Stopps bei meinen bevorzugten Anbietern. Tesla plant immer nur Super-Charger ein. Außerdem rechnet Audi ziemlich gut den SOC am Ziel aus.
Der größte Audi-Vorteil: Apple Carplay und Android-Auto Integration!!! Eine Datenanbindung via Audi braucht man nicht, wenn man die Apps aus dem Store nicht nutzen möchte. Tesla schlägt hier mit 10 Euro / Monat auf, dafür aber auch unbegrenztes Datenvolumen für Netflix und Co. Ohne die 10 Euro gibt es aber auch keine Verkehrsdaten im Tesla.

Over-the-air Updates von Tesla sind schon ziemlich gut. Da ist dann von Vorteil, dass es keine Knöpfe gibt, somit lässt sich ziemlich alles flexibel verändern.


ROUTENPLANUNG:
Letztendlich greift Tesla hier voll auf Google zurück. Dadurch, dass Google besser plant als HERE und man Google einfach von iOS oder WIN gewohnt ist, geht es einfacher. Ich kann von der Audi-App zwar ein Ziel senden, aber Tesla lässt hier sogar das Teilen der (angepassten) Route von iOS zu. HERE plant außerdem teilweise echten Unfug zusammen. Da fahre ich grundlos fast einmal im Kreis, obwohl es einen kürzeren Weg gibt.
Die Auswahl der Ladeanbieter ist im e-tron bzw. via StageApp für mich besser. Tesla plant hier nur Supercharger. Am Ende habe ich dann hauptsächlich extern geplant und die Ladestops so optimiert, dass man mit Familie & Kids auch ordentlich auf Toilette kommt oder etwas essen kann. Mit dem e-tron verlasse ich mich hier ziemlich gut auf die Stage-App und suche vor Allem Ionity-Stationen oder Ladeparks, die mir ordentlich kW geben.

LADEN:
Die Ladekurve vom Tesla ging oft nur bis 85 kw, die Supercharger waren die meist bessere Erfahrung, aber mehr als 140kw – und das nur kurz – habe ich nie erreicht. Wenn ich mit dem e-tron an einer guten Ladestation, z.B. Ionity stehe, bin ich zwischen 10 und 80% bei ordentlichen 130-140kw über die meiste Zeit. Erst die letzten 10% fallen dann ab. Der Tesla hat insegsamt durch den niedrigeren Verbrauch mehr Reichweite, das ist auf der Langstrecke zwar hier und da angenehmer. Aber wenn wir mit der Familie unterwegs sind, passt auch der Q8 50 mit den Pausen ganz angenehm. Nach Ischgl habe ich einmal 10-85% geladen und ein zweites Mal nur ca. 50% hoch. Wenn man gute Ladestationen auswählt, dann ist das völlig akzeptabel. Etwas Sorge habe ich, dass wir auf den Autobahnen nicht mit den 300kw-Ladestationen nachkommen. Auf der A3 gibt es 150km, wo es maximal 150kw-Stationen gibt, die dann bei Doppelbelegung auf 75kw gehen. Außerdem habe ich auch schon spät abends feststellen müssen, dass die 6 Ionity-Säulen auf der Raststation besetzt waren. Das kostet dann Zeit.

KOMFORT
Erstmal zum Platzangebot. Das ist innen – egal ob vorne oder hinten – in beiden Autos auf sehr gutem Niveau. Während im e-tron innen (gefühlt) mehr Platz ist, punktet der Tesla mit einem wirklich nutzbaren Frunk und dem viel mehr Platz bietenden doppelten Ladeboden hinten. Nach Italien war das mit Roller für die Kids und großer Kühlbock trotz Gepäck für drei Wochen ein Traum. Mit dem e-tron muss man da vielleicht etwas ordentlicher Packen, aber das ist dann Meckern auf ganz hohem Niveau.

Tesla Keyless Opening via Handy in der Tasche und automatisches Schließen beim Entfernen ist schon absolut nutzerfreundlich. Mit dem iPhone im Q8 nicht möglich, Android geht ja wohl, aber hilft mir nicht. Dafür kommt der e-tron mit der Öffnung und Schließung des Kofferraums via Fußgeste. Ab und zu wirklich nützlich. Und wenn man auf dem Weg zum Auto auf den Kofeerraum-Knopf drücken will, ist das am Audi-Key komfortabler als eine App auf dem Handy. Die Watch bietet da noch Abhilfe, habe ich aber nicht.

Die Türen lassen sich viel leichter, besser (und angenehmer!) öffnen. Hier kommt die deutsche Qualität. Während beim Tesla alles etwas schwerer war und die Kinder Probleme hatten, die Tür zu halten, weil sie ständig zugefallen sind.
Scheibenwischer und Wischdüse: Wieder Qualität. Beim Tesla ist nach der Scheibenreinigung ständig das Wasser übers Fahrerfenster gelaufen. Das Audi Matrix-Licht ist deutlich heller und leuchtet viel besser aus.

Und dann kommt da noch One-Pedal-Driving beim Tesla. Da kann man sich schon richtig gut dran gewöhnen, keine Frage. Muss man emal gefahren sein um sein Urteil zu bilden. Aber auf der Autobahn ist es auch oft lästig, weil man ständig auf dem Gas bleiben muss (außer man nutzt den ruckligen Tempomat, der mehr verbraucht als mein grüner Fuß) und wenn man nur mal den Fuß entspannen oder neu ausrichten will, wird man abrupt und gewzungen kurz langsamer. Beim Q8 mit automatischer Rekuperation (und ohne Tempomat) bin ich echt beeindruckt, wie er auf der Autobahn, sobald man den Fuß vom Gas nimmt, so sanft abbremst bzw. rekuperiert, bis er sich an die Geschwindigkeit des Vorausfahrenden angepasst hat. Richtig gut!

ASSISTENZ(systeme):
Ich habe im Audi nicht das Tour-Paket weil ich sonst nicht das abgeflachte Lenkrad bestellen konnte (was ich bis heute nicht verstehe, denn das automatische Abbremsen bei automatisch eingestellter Rekuperation funktioniert ja auch. Warum gibt es dann kein Tour-Paket wenn man das Sportlenkrad konfiguriert???).

Aber fangen wir mit dem größten Fail im Tesla an: Nur das Display rechts. Das lenkt (neben all der Thematik, dass es keine Knöpfe gibt und man deswegen bei jeder Einstellung doch aufs Display schauen muss) einfach ab. Das Head up-Display (im Tesla nicht verfügbar) ist genau das Gegenteil von Ablenkung. Auch das Spurhalten ist deutlich besser gelöst als beim Tesla. Nur selten kommt im BC eine Warnung. Der Tesla piepst ständig, wenn man nur etwas dem Spur-Rand genähert ist, absolut nervig. Der Auto-Pilot im Tesla ist unbrauchbar. Ich bin generell kein Fan vom Abstandstempomat, weil der nur ein Auto vorausschauen kann und nicht gegen meinen grünen Fuß mithalten kann, aber beim Tesla hatte ich zudem immer (wenn ich ihn mal benutzt habe), das Gefühl, dass es zu ruckelig ist. Den Autopiloten, also inkl. Lenken, habe ich ein paar Mal vorsichtig ausprobiert. Hat nicht wirklich funktioniert und nach 2 Fehlern ist er für diese Fahrt dann auch gesperrt und wenn das 5(?) Mal passiert, auch dauerhaft. Also hier verkauft Tesla einen Autopilot, der einfach keiner ist. Frech! Die Tesla-Kameras sind ständig „geblendet“ und daher Funktionen wie Totwinkel etc nicht verfügbar. Wenn es funktioniert, sind die Software-unterstützenden Funktionen ganz angenehm. Beim Blinken wird der tote Winkel (und mehr) auf dem Bildschirm via Kamera angepasst. Schulterblick braucht man nicht mehr. Ein roter Rahmen kommt on top wenn Verkehr vorhanden ist.

Die Verkehrszeichenerkennung im Tesla - egal ob analoge oder digitale Schilder – werden einfach ganz oft nicht erkannt, sodass ich dann „unbegrenzt“ im System hatte statt des Limits. Audi ist hier zu 99% richtig und erkennt auch, wenn die Nebenspur eine andere Geschwindigkeit hat. Daher: Bitte meckert nicht über Audi. Alles kann nicht erkannt werden, aber im Vergleich zu Tesla läuft es echt gut. Verkehrsdaten kommen bei beiden Systemen gut rein, aber bei Tesla braucht man dafür das 10 Euro Connectivity-Paket

FAHRKOMFORT:
Hier gewinnt der Q8 in vielen Bereichen. Die Luftfederung ist spürbar und die Kurvenlage ist eine ganz andere Nummer. Im Innenraum (mit Akustikverglasung) ist es ruhiger. Der Tesla macht mit 514 PS mehr Spaß an der Ampel, aber das ist ein Punkt, den ich schmerzlos vermissen kann. Dennoch fährt sich der Tesla ziemlich gut und war auch auf Langstrecke mehr als akzeptabel. Weiter gehe ich in dem Abschnitt nicht ins Detail, denn das überlasse ich den Profis in den YT-Videos.

VERBRAUCH:
Ich habe viel gelesen und viele Videos gesehen. Die erwarteten hohen e-tron-Werte haben sich in vielerlei Fahrten bestätigt. Ich habe 32,4Wh bei 3.700km in der App. Beim Tesla war ich immer wieder positiv überrascht, wie gering der Verbrauch ist, auch wenn ich viele Kilometer im 150er-Bereich gefahren bin. Beispiel: 100km Autobahn, Durchschnitt 134(!) kmh bei 13 Grad unter 22kwh laut BC. Meine 10T km bin ich – laut Bordcomputer mit 21,4 kWh gefahren und ich bin bei weitem nicht sparsam unterwegs gewesen. Hier hinkt aber etwas der Vergleich. Zum einen kann der BC viel erzählen (und anders kann ich nicht bewerten) und andererseits vergleiche ich Sommer vs. Winter.


Am Ende bin ich froh, dass der Audi endlich da ist. Ich bin nicht Team-Tesla, kann mit dem sterilen Design und ohne Knöpfe nichts anfangen. Der Audi hat Charakter und Schönheit. Hat Knöpfe und Haptik. Es ist einfach ein Auto, während der Tesla eine (gute und recht sparsam fahrende) Software mit viel Kofferraum ist, die an mancher Stelle – und meist durch Software (die Audi einfach nicht kann) – hier und da auch ein Stück Komfort bringt. Der Verbrauch kann natürlich auch Komfort sein, bei unserem Fahrprofil mit einigen wenigen Langstrecken pro Jahr nehme ich die Extra-Pausen gerne in Kauf.

Frohe Weihnachten!

15 Antworten

Das hat mit Model Y weniger zu tun als mit Physik. Jedes Auto mit weniger Stirnfläche und besserem cW wird bei höheren Geschwindigkeiten effizienter sein als der Q8, bspw. auch Q6 und A6 Etron.

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