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Ein Crash Test privater Natur

Mercedes A-Klasse W176
Themenstarteram 9. August 2014 um 19:49

Düsseldorf, Mitte der Stadt, Mitte August, Mitte Freitag.

Es regnet ausnahmsweise nicht. Der Verkehr ist dicht, da alle irgendwohin fahren, um irgendwas Weltbewegendes zu tun. Weil ich mit Weltbewegendem nicht weniger als alle Anderen zu tun habe, mache ich auch mit.

Eine Kreuzung, drei Spuren pro Fahrtrichtung quer, zwei Spuren pro Fahrtrichtung längs, dazwischen Straßenbahnspuren.

Ich stehe an der Ampel in der ersten Reihe der linken Spur in der Richtung mit zwei Spuren pro Fahrtrichtung. Keiner hätte es geglaubt, aber nach Rot kommt Gelb und danach Grün. Nur anfahren kann ich nicht, da ich noch zwei Quernachzügler, die bei Orange fahren, durchlassen muss.

Circa 3-4 Sekunden nach dem Anfang der Grünphase ist der Weg frei. Ich konzentriere meine Aufmerksamkeit auf die Situation vor mir, da meine Spur hinter der Kreuzung verstopft ist und ich mir überlegen muss, ob ich doch an der Ampel stehen bleiben soll, um mitten in der rechten Querspur nicht stehen zu bleiben. In dem Moment fahren die Fahrzeuge in meiner Spur hinter der Kreuzung vor, sodass es genug Platz für 2-3 Fahrzeuge entsteht und ich fahre mitten in der Grünphase an. Schnell, aber ohne Vollgas.

Plötzlich durchquert ein Fahrzeug meine Fahrspur in der mittleren Querspur der (von mir aus) Rechtsrichtung und direkt vor mir erscheint ein Weiteres. Ich fange an zu bremsen und mit ca. 20-25 km/h erwische dieses Fahrzeug auf der Höhe des rechten Vorderrades / der A-Säule. Es fühlt sich wie in einem Videospiel an. Ich sehe und höre, was passiert, aber mein Körper spürt keinen Aufprall. Die Fahrgastzelle bleibt absolut unbeschädigt.

Während die Wucht des Aufpralls das von mir getroffene Fahrzeug leicht nach links dreht, weicht noch ein (dritter) Nachzügler in die linke Spur der Querrichtung aus und fährt weiter, ohne anzuhalten.

So bleibt das von mir getroffene Fahrzeug in der linken Spur und meins in der mittleren Spur der (von mir aus) Rechtsrichtung des Querverkehrs stehen. Beide diagonal zur Verkehrsrichtung.

Es ist vorbei. Stille, Stillstand, still bleiben.

Ich schaue nach vorne, sehe die ausgelöste Airbags des von mir getroffenen Autos. Zu ihm laufen viele Menschen, machen die Fahrertür auf, befreien die ca. 20-jährige Fahrerin.

Meine Airbags wurden aufgrund der Geschwindigkeit unter 30 km/h nicht ausgelöst, was mir einen Schlag ins Gesicht ersparte. Ich schaue mich in meinem Fahrzeug um, kontrolliere, ob mit meinem Körper alles stimmt, schalte die Warnblinkanlage ein, nehme mein Portemonnaie aus der Fahrertürtasche und mein Handy aus dem Mitteltunnel-Multimediafach heraus. Danach schnalle ich mich ab, mache die Fahrertür auf und steige aus. Keiner kommt zu meinem Auto, keiner kommt auf mich zu.

Ich versuche die Ruhe zu bewahren, schaue mich um, ob der nachkommende Verkehr den Unfall wahrgenommen hat und suche die Fahrerin des von mir getroffenen Autos.

Sie steht umrundet von ca. einem Dutzend Menschen, meistens Frauen.

Ich komme auf sie mit der Frage zu, ob sie verletzt ist. Sie steht weinend, zitternd und antwortet nicht. Ich frage die Passanten, ob jemand einen Krankenwagen gerufen hat. Nachdem die Frage bejaht wurde, hacke ich weiter nach, wie es mit dem Rufen der Polizei aussieht. Ebenfalls erledigt. Ich versuche, die Fahrerin zu trösten, dass Hauptsache ihr nichts passiert ist und den Rest die Versicherung übernimmt.

Eine der Zeugen, eine ca. 50-jährige Frau meint zu mir, ich sei aber wie ein Verrückter gefahren. Ich versuche, den Kopf klar zu kriegen und antworte, dass mein Auto über 360 PS und einen lauten Auspuff hat, sodass bei Manchen der Eindruck entstehen kann, dass ich schnell fahre, selbst, wenn ich mit Schrittgeschwindigkeit rolle. Ich erspare ihr die Erklärung, dass ich in der Stadt meistens im S-Modus fahre, sobald die Betriebstemperaturen erreicht sind. Dabei geht es mir nicht um die akustische Präsenz, sondern um einen direkten Draht zum Fahrzeug, ohne verzögerte Gasannahme im C-Modus.

In dem Moment kommt der Krankenwagen und das Mädel wird behandelt. Einer der Sanitäter kommt auf mich zu und stellt mir eine Frage, die mir an dem Tag zum ersten Mal gestellt wird: wie es mir geht.

Verkehrskaos. Eine Menge Autos, Menschenmenge, Unmenge an Geräuschen.

Zum Martinshorn des Krankenwagens kommt der der Polizei dazu. Ein Motorradpolizist ist da. Während er parkt und danach die Unfallstelle fotografiert, stehe ich in der Menschenmenge. Die Fahrerin des von mir getroffenen Autos ist im Krankenwagen verschwunden, eine edel angezogene 35-40-jährige Frau spricht mich an und meinte, sie sei neben dem Mädel gefahren und habe alles gut sehen können, das Mädel sei bei Dunkelrot gefahren. Ein ca. 35-jähriger Fußgänger kommt auf uns zu uns sagt das Gleiche. Eine ca. 50-jährige Frau, die offenbar zusammen mit der Frau unterwegs war, die mir vorgeworfen hat, zu schnell gefahren zu sein, meint, ich hätte nicht wie ein Verrückter fahren sollen. Ich antworte nichts. Ich fahre ein einigermaßen teueres und lautes Auto, ich bin ein Mann, selbst wenn ich gleich ein paar süße Welpen aus einem brennenden Haus retten würde, bin ich für sie trotzdem ein Völkermörder und Kindervergewaltiger.

Ich gehe um mein Auto herum, mache Fotos und inspiziere den Schaden. Die vordere Stossstange hat sich nach rechts gewickelt und hängt auf der Höhe des rechten Kotflügels an einem Streifen Plastik, die Scheinwerfer sind ganz, genauso wie die Kotflügel und die Motorhaube. Aber sie wurden aufeinander geschoben. Links tropft etwas ein wenig.

Der Polizist kommt auf mich zu, fragt mich, ob mein Auto fahrbereit sei und bittet mich, wenn es der Fall sei, mein Auto ein Stück weiter zu fahren, um die Fahrbahn zu räumen und dem Abschlepper des von mir getroffenen Autos Platz zu machen. Ich befestige die vordere Stossstange so gut es geht an ihrem ursprünglichen Platz und steige in mein Auto. Ich mache die Fahrertür zu, schnalle mich an, mache die Warnblinkanlage aus und starte den Motor. Das Auto springt sofort an, im zentralen Display erscheint eine Meldung, dass die 4-Martic sowie die Abstandsregelung nicht verfügbar sind. Ich betätige den Rechtsblinker, schaue mich um und fahre an. Das Auto fährt sich ganz normal, keine komischen Geräusche oder etwas Ähnliches. Wenn man mit verbundenen Augen eingestiegen wäre, wäre man beim Fahren niemals auf den Gedanken gekommen, am Steuer eines Unfallwagens zu sitzen.

Vorgefahren ein paar Dutzend Meter halte ich an, schalte die Warnblinkanlage wieder an, mache den Motor aus, schnalle mich ab, steige aus, schliesse das Auto ab und gehe zum Polizisten.

Er fragt nach dem Führer- und dem Fahrzeugschein. Ich händige diese aus und während der Polizist die Formulare ausfüllt, rede mit der edel angezogenen Frau. Die Menschenmenge wird geringer, der Krankenwagen fährt weg, die Zeugen verlassen die Unfallstelle.

Der Polizist ruft mich und reicht mir meine Unterlagen. Danach klärt er mich bezüglich der Situation auf. Es gäbe fünf Zeugen, drei von denen meinen, das Mädel sei bei Rot und ich bei Grün gefahren, zwei dagegen, dass sowohl das Mädel, als auch ich bei Grün gefahren sind, ich allerdings zwischen „sehr sportlich“ und „wie ein Berserker“ gefahren sei. Deshalb sehe es folgendermaßen aus: Es gäbe einen Verkehrsunfall mit Personenschaden (das Mädel), es könne sein, dass die gegnerische Versicherung versuchen würde, mir die Teilschuld in die Schuhe zu schieben.

Danach verabschiedet sich der Polizist und verlässt die Unfallstelle.

Die Bühne nach der Show. Die Strasse wird leer, Leere in meinem Kopf, mein Auto im Leelauf.

Ich fahre vorsichtig an, überlege mir, wie ich am schnellsten Wege in die Werkstatt komme. Ich fahre betont ruhig, mein Auto erzeugt mehr Aufmerksamkeit, als ein Bugatti Veyron. Mitleidig nickende Mercedes-Fahrer, neugierig schauende Jugendliche, Schadenfreude in jedem dritten Gesicht. Nach circa 20 Minuten komme ich in die Werkstatt. Der Parkplatzwächter meint, Unfallfahrzeuge sollen nicht vor dem Eingang stehen, was ich auch selbst für richtig halte, und lotst mich zum Tor der Werkstatt.

Ich melde mich am Empfang, ungefähr eine Minute später kommt ein sehr netter Meister auf mich zu, mit dem ich bereits vorher zu tun hatte. Der Schaden wird aufgenommen und begutachtet (12000-15000 Euro, Genaueres werde der Gutachter ermitteln, die Reparatur nehme nicht unter zwei Wochen in Anspruch). Nach geschätzt 20 Minuten steige ich in einen Ersatz-GLA 250 4Matic in fast Vollausstattung und fahre weiter Weltbewegendes vollbringen.

Der Tag neigt sich dem Ende zu. Später Abend, verspätete Nackenschmerzen, Spätschicht im Krankenhaus.

Der Nacken wird untersucht und geröntgt, ein sehr netter Chirurg bescheinigt mir ein leichtes Schleudertrauma. Hoffentlich geht es dem Mädel nicht schlechter.

Das Leben geht zum Glück weiter.

 

 

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Themenstarteram 9. August 2014 um 19:49

Düsseldorf, Mitte der Stadt, Mitte August, Mitte Freitag.

Es regnet ausnahmsweise nicht. Der Verkehr ist dicht, da alle irgendwohin fahren, um irgendwas Weltbewegendes zu tun. Weil ich mit Weltbewegendem nicht weniger als alle Anderen zu tun habe, mache ich auch mit.

Eine Kreuzung, drei Spuren pro Fahrtrichtung quer, zwei Spuren pro Fahrtrichtung längs, dazwischen Straßenbahnspuren.

Ich stehe an der Ampel in der ersten Reihe der linken Spur in der Richtung mit zwei Spuren pro Fahrtrichtung. Keiner hätte es geglaubt, aber nach Rot kommt Gelb und danach Grün. Nur anfahren kann ich nicht, da ich noch zwei Quernachzügler, die bei Orange fahren, durchlassen muss.

Circa 3-4 Sekunden nach dem Anfang der Grünphase ist der Weg frei. Ich konzentriere meine Aufmerksamkeit auf die Situation vor mir, da meine Spur hinter der Kreuzung verstopft ist und ich mir überlegen muss, ob ich doch an der Ampel stehen bleiben soll, um mitten in der rechten Querspur nicht stehen zu bleiben. In dem Moment fahren die Fahrzeuge in meiner Spur hinter der Kreuzung vor, sodass es genug Platz für 2-3 Fahrzeuge entsteht und ich fahre mitten in der Grünphase an. Schnell, aber ohne Vollgas.

Plötzlich durchquert ein Fahrzeug meine Fahrspur in der mittleren Querspur der (von mir aus) Rechtsrichtung und direkt vor mir erscheint ein Weiteres. Ich fange an zu bremsen und mit ca. 20-25 km/h erwische dieses Fahrzeug auf der Höhe des rechten Vorderrades / der A-Säule. Es fühlt sich wie in einem Videospiel an. Ich sehe und höre, was passiert, aber mein Körper spürt keinen Aufprall. Die Fahrgastzelle bleibt absolut unbeschädigt.

Während die Wucht des Aufpralls das von mir getroffene Fahrzeug leicht nach links dreht, weicht noch ein (dritter) Nachzügler in die linke Spur der Querrichtung aus und fährt weiter, ohne anzuhalten.

So bleibt das von mir getroffene Fahrzeug in der linken Spur und meins in der mittleren Spur der (von mir aus) Rechtsrichtung des Querverkehrs stehen. Beide diagonal zur Verkehrsrichtung.

Es ist vorbei. Stille, Stillstand, still bleiben.

Ich schaue nach vorne, sehe die ausgelöste Airbags des von mir getroffenen Autos. Zu ihm laufen viele Menschen, machen die Fahrertür auf, befreien die ca. 20-jährige Fahrerin.

Meine Airbags wurden aufgrund der Geschwindigkeit unter 30 km/h nicht ausgelöst, was mir einen Schlag ins Gesicht ersparte. Ich schaue mich in meinem Fahrzeug um, kontrolliere, ob mit meinem Körper alles stimmt, schalte die Warnblinkanlage ein, nehme mein Portemonnaie aus der Fahrertürtasche und mein Handy aus dem Mitteltunnel-Multimediafach heraus. Danach schnalle ich mich ab, mache die Fahrertür auf und steige aus. Keiner kommt zu meinem Auto, keiner kommt auf mich zu.

Ich versuche die Ruhe zu bewahren, schaue mich um, ob der nachkommende Verkehr den Unfall wahrgenommen hat und suche die Fahrerin des von mir getroffenen Autos.

Sie steht umrundet von ca. einem Dutzend Menschen, meistens Frauen.

Ich komme auf sie mit der Frage zu, ob sie verletzt ist. Sie steht weinend, zitternd und antwortet nicht. Ich frage die Passanten, ob jemand einen Krankenwagen gerufen hat. Nachdem die Frage bejaht wurde, hacke ich weiter nach, wie es mit dem Rufen der Polizei aussieht. Ebenfalls erledigt. Ich versuche, die Fahrerin zu trösten, dass Hauptsache ihr nichts passiert ist und den Rest die Versicherung übernimmt.

Eine der Zeugen, eine ca. 50-jährige Frau meint zu mir, ich sei aber wie ein Verrückter gefahren. Ich versuche, den Kopf klar zu kriegen und antworte, dass mein Auto über 360 PS und einen lauten Auspuff hat, sodass bei Manchen der Eindruck entstehen kann, dass ich schnell fahre, selbst, wenn ich mit Schrittgeschwindigkeit rolle. Ich erspare ihr die Erklärung, dass ich in der Stadt meistens im S-Modus fahre, sobald die Betriebstemperaturen erreicht sind. Dabei geht es mir nicht um die akustische Präsenz, sondern um einen direkten Draht zum Fahrzeug, ohne verzögerte Gasannahme im C-Modus.

In dem Moment kommt der Krankenwagen und das Mädel wird behandelt. Einer der Sanitäter kommt auf mich zu und stellt mir eine Frage, die mir an dem Tag zum ersten Mal gestellt wird: wie es mir geht.

Verkehrskaos. Eine Menge Autos, Menschenmenge, Unmenge an Geräuschen.

Zum Martinshorn des Krankenwagens kommt der der Polizei dazu. Ein Motorradpolizist ist da. Während er parkt und danach die Unfallstelle fotografiert, stehe ich in der Menschenmenge. Die Fahrerin des von mir getroffenen Autos ist im Krankenwagen verschwunden, eine edel angezogene 35-40-jährige Frau spricht mich an und meinte, sie sei neben dem Mädel gefahren und habe alles gut sehen können, das Mädel sei bei Dunkelrot gefahren. Ein ca. 35-jähriger Fußgänger kommt auf uns zu uns sagt das Gleiche. Eine ca. 50-jährige Frau, die offenbar zusammen mit der Frau unterwegs war, die mir vorgeworfen hat, zu schnell gefahren zu sein, meint, ich hätte nicht wie ein Verrückter fahren sollen. Ich antworte nichts. Ich fahre ein einigermaßen teueres und lautes Auto, ich bin ein Mann, selbst wenn ich gleich ein paar süße Welpen aus einem brennenden Haus retten würde, bin ich für sie trotzdem ein Völkermörder und Kindervergewaltiger.

Ich gehe um mein Auto herum, mache Fotos und inspiziere den Schaden. Die vordere Stossstange hat sich nach rechts gewickelt und hängt auf der Höhe des rechten Kotflügels an einem Streifen Plastik, die Scheinwerfer sind ganz, genauso wie die Kotflügel und die Motorhaube. Aber sie wurden aufeinander geschoben. Links tropft etwas ein wenig.

Der Polizist kommt auf mich zu, fragt mich, ob mein Auto fahrbereit sei und bittet mich, wenn es der Fall sei, mein Auto ein Stück weiter zu fahren, um die Fahrbahn zu räumen und dem Abschlepper des von mir getroffenen Autos Platz zu machen. Ich befestige die vordere Stossstange so gut es geht an ihrem ursprünglichen Platz und steige in mein Auto. Ich mache die Fahrertür zu, schnalle mich an, mache die Warnblinkanlage aus und starte den Motor. Das Auto springt sofort an, im zentralen Display erscheint eine Meldung, dass die 4-Martic sowie die Abstandsregelung nicht verfügbar sind. Ich betätige den Rechtsblinker, schaue mich um und fahre an. Das Auto fährt sich ganz normal, keine komischen Geräusche oder etwas Ähnliches. Wenn man mit verbundenen Augen eingestiegen wäre, wäre man beim Fahren niemals auf den Gedanken gekommen, am Steuer eines Unfallwagens zu sitzen.

Vorgefahren ein paar Dutzend Meter halte ich an, schalte die Warnblinkanlage wieder an, mache den Motor aus, schnalle mich ab, steige aus, schliesse das Auto ab und gehe zum Polizisten.

Er fragt nach dem Führer- und dem Fahrzeugschein. Ich händige diese aus und während der Polizist die Formulare ausfüllt, rede mit der edel angezogenen Frau. Die Menschenmenge wird geringer, der Krankenwagen fährt weg, die Zeugen verlassen die Unfallstelle.

Der Polizist ruft mich und reicht mir meine Unterlagen. Danach klärt er mich bezüglich der Situation auf. Es gäbe fünf Zeugen, drei von denen meinen, das Mädel sei bei Rot und ich bei Grün gefahren, zwei dagegen, dass sowohl das Mädel, als auch ich bei Grün gefahren sind, ich allerdings zwischen „sehr sportlich“ und „wie ein Berserker“ gefahren sei. Deshalb sehe es folgendermaßen aus: Es gäbe einen Verkehrsunfall mit Personenschaden (das Mädel), es könne sein, dass die gegnerische Versicherung versuchen würde, mir die Teilschuld in die Schuhe zu schieben.

Danach verabschiedet sich der Polizist und verlässt die Unfallstelle.

Die Bühne nach der Show. Die Strasse wird leer, Leere in meinem Kopf, mein Auto im Leelauf.

Ich fahre vorsichtig an, überlege mir, wie ich am schnellsten Wege in die Werkstatt komme. Ich fahre betont ruhig, mein Auto erzeugt mehr Aufmerksamkeit, als ein Bugatti Veyron. Mitleidig nickende Mercedes-Fahrer, neugierig schauende Jugendliche, Schadenfreude in jedem dritten Gesicht. Nach circa 20 Minuten komme ich in die Werkstatt. Der Parkplatzwächter meint, Unfallfahrzeuge sollen nicht vor dem Eingang stehen, was ich auch selbst für richtig halte, und lotst mich zum Tor der Werkstatt.

Ich melde mich am Empfang, ungefähr eine Minute später kommt ein sehr netter Meister auf mich zu, mit dem ich bereits vorher zu tun hatte. Der Schaden wird aufgenommen und begutachtet (12000-15000 Euro, Genaueres werde der Gutachter ermitteln, die Reparatur nehme nicht unter zwei Wochen in Anspruch). Nach geschätzt 20 Minuten steige ich in einen Ersatz-GLA 250 4Matic in fast Vollausstattung und fahre weiter Weltbewegendes vollbringen.

Der Tag neigt sich dem Ende zu. Später Abend, verspätete Nackenschmerzen, Spätschicht im Krankenhaus.

Der Nacken wird untersucht und geröntgt, ein sehr netter Chirurg bescheinigt mir ein leichtes Schleudertrauma. Hoffentlich geht es dem Mädel nicht schlechter.

Das Leben geht zum Glück weiter.

 

 

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Das mit dem Gerechtigkeitssinn kann ich gut verstehen. Aber man muss aufpassen, dass man am Ende nicht gegen Windmühlen kämpft.

Gegen den Eindruck der Gegenseite (armes junges Mädchen wird von PS-Rambo zusammengefahren) kommst Du auch im Prozess schwer an. Selbst wenn Du Gutachten vorlegst, dann wird die Gegenseite Deine Gutachter diskreditieren und mit formalen Spitzfindigkeiten versuchen auszuhebeln. Keiner, auch der Richter nicht, hat ja wirklich Interesse an dem Fall. Die schauen sich die Akten oberflächlich an und entscheiden dann nach ihrem Eindruck und ihrer Erfahrung. Und da wirst Du, fürchte ich, nicht ungeschoren davonkommen. Auch Gerechtigkeitssinn wird da nicht honoriert, sondern als sture Verbissenheit ausgelegt, die als solche (zumindest moralisch) Strafe verdient hat. Am Ende läuft das auf einen Vergleich raus.

Ich hoffe sehr, dass ich unrecht habe und Du vielleicht ein positives Exempel statuieren kannst. Halte uns bitte auf dem Laufenden!

Themenstarteram 8. August 2015 um 9:39

@loopee

Lol! Ich blinke nur, damit das Kurvenlicht Bescheid weiß und sich vorbereiten kann.

@DieselWiesel198

Liebsten Dank! Ich versuche schon lange nicht mehr, diese Situation mit gesundem Menschenverstand zu begreifen.

Seit dem Unfall bin ich mit diesem Fahrzeug ca. 7000 km gefahren (der Unfall war bei ca. 8000 km, momentan liege ich bei ca. 15000 km). Technisch ist alles ohne Probleme. Was das Thema "Knarzen" angeht, ist es ungefähr auf dem Niveau von ordentlichen unfallfreien W176 - es fängt langsam an, hier und da etwas zu knarzen, aber absolut undramatisch. Gefühlt hat der Unfall die Entwicklung der Knarzgeräusche nicht beeinflusst.

@a1m

Lol! Vielen Dank! Ich wünsche der Unfallgegnerin und ihren Eltern nichts Böses. Ich bin nicht auf Rache aus. Mir geht es nur um die Wahrheit. Ich hoffe nur, dass sie irgendwann begreift, dass lügen keine erfolgreiche sowie anständige Methode ist.

Was die gegnerische Anwaltschaft angeht - wie mein Anwalt sagte, sie wird ja dafür bezahlt.

Themenstarteram 8. August 2015 um 10:00

@Litefor

Nochmals danke!

Die von Dir erwähnten Gefahren gibt es tatsächlich. Und mir ist es klar, dass ich von vornherein als "böser Wolf" gegen das "Rotkäppchen" dastehe. Aber was wäre das Leben ohne Kampf gegen junge und unschuldige Frauen?:-) Und natürlich werde ich weiter berichten.

am 8. August 2015 um 13:10

Mein Beileid AsiRider. Was die Gegenseite da abzieht ist echt das letzte und geht ja schon in Richtung Falschaussage! Abgesehen von Recht und Unrecht zieht sich das ganze ja doch schon ziemlich in die länge. Was abgesehen von den gesundheitlichen Folgen natürlich für mich persönlich das schlimmste an der Sache wäre. Ich verstehe einfach nicht wieso man nicht zu seinen Fehlern stehen kann. Ich als Verursacher würde das lieber gestehen als mich ein Jahr damit rumschlagen zu müssen nur um am Ende dann doch zu verlieren. Geht halt die Versicherung 5 Stufen hoch, was solls, ich war ja schliesslich Schuld und eine wär ich ja heute nach knapp einem Jahr schon wieder runter.

Was mich noch interessieren würde du schriebst ja das deine Versicherung 33% vom Schaden übernommen hat. Hast du dadurch irgendwelche Nachteile erhalten wie Höherstufung oder falls versichert Verlust des Bonusschutzes?

Ja, Unfallgegner sind ein eigener Typ Mensch ;)

Mir st jemand mit 1,53 Promille auf meiner Spur frontal auf meinen Smart gefahren. Der war dann Totalschaden. Beim Staatsanwalt hat er alles zugegeben. Bei der Versicherung hat er angegeben, ich wäre in ihn gefahren. Daher hat die Versicherung nicht gezahlt und wir mussten Klage einreichen. War dann beim AG in 5 min durch das Protokoll der Staatsanwaltschaft geklärt, hat aber fast 3/4 Jahr gedauert, bis ich das Geld hatte.

am 8. August 2015 um 17:51

Das seine Versicherung darauf überhaupt eingegangen ist wenn er im Strafverfahren schon gestanden hat, ich dachte die bekommen bei solchen Sachen auch Ermittlungseinsicht?

Mit Alkohol haste eh schon verloren bei uns in der damaligen Gegend gab es vor ca 10 Jahren mal den Fall das ein Autofahrer ein Mädchen überfahren hat das bei Rot über den Fussgängerstreifen lief. Es wurde dann ermittelt das es eigentlich nicht sein Verschulden war. Bin mir jetzt nicht mehr genau über die Details sicher, ich glaube es war Dämmerung bis Dunkel, der Fussgängerstreifen war um die Ecke beim Abbiegen (Daher ja auch einer mit Lichtsignal) und er war nicht zu schnell unterwegs. Da er aber Alk intus hatte wurde er wegen Fahrlässiger Tötung angeklagt. Mit der Begründung vielleicht hätte er nüchtern noch Schadensmindernd reagieren können. Wie er schlussendlich dann aber Verurteilt worden ist habe ich nicht mehr Mitbekommen.

Themenstarteram 9. August 2015 um 11:11

@smedds, crazyblack

Vielen Dank! Krasse Geschichten!

Tja, Anständigkeit ist mittlerweile nur als Begriff im Duden vorhanden. Während menschliche Misere immer mehr zur Normalität wird.

Dazu muss aber wiederholt werden, dass meine Unfallgegnerin kurz vor dem Unfall 19 Jahre alt wurde und sich in der Mitte der Probezeit befand. Für sie hieß es, den Führerschein zu verlieren, wenn sie zugegeben hätte, dass sie im Laufe der Probezeit bei Rot gefahren ist, was zu einem Unfall geführt hat.

Zum Thema "Nachteile für mich": da ich es mit den 33% erst vor Kurzem erfahren habe und das Fahrzeug über die Firma läuft, weiß ich noch nicht, wie es mit der Einstufung aussieht. Das kläre ich die Tage und werde berichten. Wobei ich jetzt schon vermuten kann...

Übrigens, gestern war genau ein Jahr seit dem Unfall. Zum Thema "Sich in die Länge ziehen".

Ich habe den Thread gestern erst entdeckt. Mein Beileid. Als baldiger CLA 45 Besitzer hat mich deine Geschichte dazu verleitet gleich heute eine Verkehrsrechtschutzversicherung abzuschließen. Fahre seit 17 Jahren Unfallfrei aber dank deiner ausführlichen Geschichte hat es mir wieder einmal gezeigt wie schnell etwas passieren kann ohne das man selber etwas dafür kann und dann wird einem noch ein Strick daraus gedreht.

Themenstarteram 9. August 2015 um 20:32

@falc410

Liebsten Dank!

Eine Verkehrsrechtsschutzversicherung ist generell eine gute Sache. Am Besten in Kombination mit einer Dash Cam, damit Du zumindest nachweisen kannst, dass Du nichts falsch gemacht hast.

Viel Spaß mit Deinem CLA45 und allzeit gute sowie unfallfreie Fahrt!

PS: Ich hatte, übrigens, ca. 20 unfallfreie Jahre im Strassenverkehr, bis dieser Unfall sich ereignet hat.

auch wenn ich beschimpft werde einen alten Thread raus zu kramen, habe hier während meiner Mittagspause interessiert gelesen aber das interessanteste fehlt, wie gings nun aus für dich?

Es grüsst

SmokerCH (ebenfalls A45 AMG und überlegt sich eine DashCam zu zu legen..)

Themenstarteram 11. Februar 2016 um 12:24

@SmokerCH

Vielen Dank der Nachfrage!

Der Thread ist zwar alt, aber noch lange nicht tot. Mein mysteriöser (Un)Fall entwickelt sich weiter, und zwar ständig. Mittlerweile hat er sich sogar zum genauen Gegenteil von "Tatort" entwickelt - es passiert viel Unterhaltsames und Unerwartetes. Davon werde ich die Tage ausführlich berichten. Ich wollte nur in aller Ruhe schreiben, da es wirklich Einiges zu erzählen gibt.

PS: Ich frage mich, warum eine Dash Cam nicht zur Serienausstattung des A45AMG gehört.

@AsiRider

super, würde mich freuen wieder einen erquickenden Artikel aus deiner "Feder" zu lesen :)

Da die Dinger nicht mal in Russland Serie sind, wirds wohl einfach kein Bedarf geben im EU Raum. Abgesehen davon sind die Dinger ja vor Gericht leider nicht verwertbar :-(

Themenstarteram 11. Februar 2016 um 21:48

@SmokerCH

Danke für die netten Worte!

Zum Thema "Dash Cam vor Gericht": In Deutschland kann das Gericht mittlerweile erlauben, Unfall-Aufnahmen als Beweismittel vorzustellen. Es liegt im Ermessen des Richters. Außerdem kann man alle verpixeln, selbst den Unfallgegner, aber zeigen, dass man z. B. bei Grün gefahren ist, da die Ampel im Video zu sehen ist. Also, generell sind Dash Cams nicht sinnlos.

Oh ja, halte uns auf dem Laufenden, ich würde auch gerne wissen, wie es weiterging - hoffentlich positiv für Dich!

Zitat:

@AsiRider schrieb am 11. Februar 2016 um 22:48:28 Uhr:

@SmokerCH

Danke für die netten Worte!

Zum Thema "Dash Cam vor Gericht": In Deutschland kann das Gericht mittlerweile erlauben, Unfall-Aufnahmen als Beweismittel vorzustellen. Es liegt im Ermessen des Richters. Außerdem kann man alle verpixeln, selbst den Unfallgegner, aber zeigen, dass man z. B. bei Grün gefahren ist, da die Ampel im Video zu sehen ist. Also, generell sind Dash Cams nicht sinnlos.

Sinnlos nicht, aber wenn es von Richter zu Richter unterschiedlich ist, wird bei uns in CH wohl ähnlich gehandhabt, is hald schon nervig wenn man sich so n Ding zu legt und wenn man(n)s dann mal brauchen könnte, sagt der Richter dann "nö, lass ich ned zu"... -.-

aber back to topic, ich werd mir wohl so oder so bald eine zulegen, meine Versicherung meinte dazu, dass sie sich solche Aufnahme gerne anschauen auch wenn sie nicht zwingend gerichtlich verwertbar wären.

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