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Mercedes C 400 4Matic Coupé (C205) im Test: Technische Daten, Preis - Ein bisschen Sport darf sein

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Ein großer Motor, verpackt in eine schöne Karosserie - mehr braucht ein Coupé nicht. Der Mercedes C 400 4Matic hat beides und noch mehr. Alltagstest.

Mercedes C 400 4Matic Coupé im Test: Die Baureihe C205 ergänzt seit 2015 das Angebot in der Mittelklasse Mercedes C 400 4Matic Coupé im Test: Die Baureihe C205 ergänzt seit 2015 das Angebot in der Mittelklasse Quelle: MOTOR-TALK

  • Mittelklasse-Coupé mit hohem Preis
  • Toller V6-Benziner mit Charakter
  • Agil und trotzdem komfortabel
  • Im Alltag hoher Verbrauch

Berlin – Tun wir mal nicht so, als wären Coupés zwingend Autos für sportliche Fahrer. Klassische Zweitürer sind vor allem Luxus auf Rädern. Sie bieten weniger Nutzwert als Limousinen oder Kombis, kosten aber mehr Geld. Sie werden als Cruiser genutzt, als Langstrecken-Mobil oder als Flanier-Auto. Der Alltag mit Familie, Job und Haushalt soll bitte draußen bleiben.

Sport und Spaß darf also sein im C-Klasse Coupé von Mercedes. Für uns gerne auch ein bisschen mehr. Beim Daimler gibt es dafür den C 400 4Matic. Deutlich mehr als 300 PS aus einem 3,0-Liter-V6-Benziner sind ein bisschen dekadent, aber noch nicht großspurig, anders als, sagen wir, ein AMG. Wir haben den C 400 4Matic im Alltag ausprobiert.

Abmessungen | Platzangebot | Karosserie

Die Abmessungen des Mercedes-Coupés gleichen denen der Limousine exakt Die Abmessungen des Mercedes-Coupés gleichen denen der Limousine exakt Quelle: MOTOR-TALK Das C-Klasse Coupé unterscheidet sich in Länge, Breite und Radstand um keinen Millimeter von der Limousine. Das Platzangebot auf der Rückbank fällt trotzdem dünn aus. Logisch. Die Dachlinie fällt früher ab und zieht sich fast wie bei einem Schrägheck bis in den Kofferraumdeckel. Sehr schick, aber für 2.560 Euro teuer: Das AMG Line Exterieur mit verchromten Pins im Kühlergrill und der Frontschürze mit den großen Lufteinlässen.

Obwohl der Vorderwagen ebenfalls die gleiche Länge hat wie bei der Limousine, wirkt das Coupé gestreckter. Zwischen Front und B-Säule liegen gut 16 Zentimeter mehr. In der Höhe fehlen dem Coupé zudem vier Zentimeter. Vorne merkt man davon nichts. Hinten kommen zwei nicht zu lange Passagiere nicht gut, aber ordentlich unter.

In den Kofferraum bekommen Coupé-Fahrer immerhin 400 Liter. Absolut alltags- und reisetauglich, aber 80 Liter weniger als bei der Limousine. Für vierköpfige Familien wird es knapp. Zuladen darf das Coupé ohnehin nur 480 Kilo. Die Limousine lädt 85 Kilo mehr ein – und sie wiegt 30 Kilo weniger. Etwas nervig: Der Heckdeckel lässt sich nur per Druck auf den Schlüssel öffnen oder mit einem Taster im Innenraum. An der Klappe selbst gibt es keinen Knopf.

Innenraum | Verarbeitung | Materialien

Mercedes verbaut Ledersitze in sattelbraun im C400 Coupé, gut 1.700 Euro kosten die extra Mercedes verbaut Ledersitze in sattelbraun im C400 Coupé, gut 1.700 Euro kosten die extra Quelle: MOTOR-TALK Im Testwagen setzt Mercedes Dekorflächen aus schwarzem offenporigen Holz ein. Das sieht besser aus als die meisten Hochglanzdekors und ist nicht so kratzempfindlich. Dazu gibt es Polster mit schönem, braunen Lochleder und schwarzen Kunststoff sowie Kunstleder am Armaturenbrett. Geschmackvoll, aber nicht langweilig. Und kostspielig.

Über das eine oder andere Knarzen beim Druck aufs Dekor kommen wir nicht ganz weg. Das sollte in dieser Preisklasse nicht sein, zum Glück stört es im Alltag nicht. Verarbeitung, Nähte und Passform stimmen an fast allen Teilen. Die silbrige Einfassung der Lüftungsdüsen fühlt sich etwas zu sehr nach Plastik an. Außerdem ist das Ende des elektrischen Gurtanreichers (262 Euro) schlecht entgratet.

Infotainment | Radio | Konnektivität

Nicht mehr ganz aktuell ist das Infotainmentsystem in der C-Klasse. Den Grafiken auf dem 8,4-Zoll-Display fehlt es an Frische und Auflösung. Die verschachtelte Menüführung bleibt selbst nach längerer Gewöhnung schwer zu durchdringen. Gut 3.500 Euro verlangt Daimler fürs im Testwagen verbaute Comand Online mit Festplatten-Navi, W-Lan-Hotspot oder Live Traffic. Eine Alternative ist die Smartphone-Integration per Apple Carplay oder Android Auto. Die ist neu bei Mercedes und kostet 416 Euro.

Die Bedienung per Dreh-Drücksteller funktioniert noch immer tadellos, das Touchpad nutzen wir lieber als Handauflage. Die Sprachsteuerung mag nicht sehr viele Befehle verstehen, blendet aber beim Druck auf den Lenkradknopf die passenden ein. Und die werden fast immer auf Anhieb erkannt. Audiostreaming per Bluetooth läuft auch ohne Carplay oder Android Auto tadellos.

Assistenzsysteme | Sicherheit

Das Mercedes C-Coupé lenkt in Maßen selbst, ist aber längst nicht so weit wie E-Klasse oder S-Klasse Das Mercedes C-Coupé lenkt in Maßen selbst, ist aber längst nicht so weit wie E-Klasse oder S-Klasse Quelle: MOTOR-TALK Ab Werk leuchtet das C-Coupé nur mit Halogen, LED-Scheinwerfer kosten gut 1.000 Euro, mit dynamischer Leuchtweitenregulierung und dynamischem Kurvenlicht 1.725 Euro. Automatisches Fernlicht kostet dazu noch 120 Euro extra.

An Assistenten gibt es abgesehen vom aktiven Bremsassistenten wenig serienmäßig. Das Paket mit allem drum und dran (Abstandstempomat, Lenk-Pilot, Totwinkel-Warner, Spurhalter usw.) lässt Mercedes sich mit 2.500 Euro bezahlen. Das geht angesichts des Umfangs in Ordnung, mehr davon in der Basis wäre trotzdem schön. Zumal: Die C-Klasse ist längst nicht auf dem Standard von E- und S-Klasse. Volvo bietet sogar in den kleineren Klassen das komplette Sicherheitspaket.

Antrieb | Motor | Getriebe

Seine Tage sind gezählt, im C-Klasse Coupé steckt er noch: Daimlers V6 mit 3,0 Litern Hubraum. Früher oder später dürfte er in allen Baureihen vom neuen Reihensechser abgelöst werden. In den Coupés könnte er gern länger bleiben als in den Limousinen oder Kombis. Er passt gut in die zweitürige C-Klasse. Kernig, druckvoll und drehfreudig schiebt er es mit 333 PS und 480 Nm Drehmoment nach vorne.

Der "alte" V6 im Mercedes C400 4Matic Coupé wird nach und nach aus allen Modellen bei Mercedes verschwinden Der "alte" V6 im Mercedes C400 4Matic Coupé wird nach und nach aus allen Modellen bei Mercedes verschwinden Quelle: MOTOR-TALK Die fast 1,7 Tonnen Gewicht spürt man nicht. Das liegt nicht nur am Motor, sondern auch an der Abstimmung des Gaspedals. Mercedes legt es leicht aus. Der V6 nimmt spontan Gas an, im Sport-Plus-Modus wirkt er fast giftig. Die 9-Gang-Automatik schaltet schnell hoch und beim Anbremsen rechtzeitig runter. Und der Motor klingt obendrein noch richtig gut. Ein bisschen rau, kehlig und charaktervoll. Es macht richtig Spaß, das kleine Coupé vom Daimler.

Attacke muss aber nicht sein. Mercedes versteht den C 400 4Matic als Cruiser und Gran Turismo. Das kann der V6 ebenfalls. Gemütlich bummeln, auf dem Drehmoment surfen und ab und an mal nach vorne preschen – er mag nicht so laufruhig und geschmeidig sein, wie ein Reihenmotor, aber das wird man maximal im direkten Vergleich spüren. Allerdings: sparsam ist der V6 nicht. Weniger als acht Liter sahen wir nie. Mehr als zehn Liter sind leicht erreichbar und in der Praxis bei gemischter, nicht zu sportlicher Fahrweise realistisch.

Fahrverhalten | Fahrwerk | Lenkung

Wie alle größeren Testwagen von Mercedes kam das C-Klasse Coupé mit Airmatic-Luftfederung. Man könnte meinen, Mercedes schämt sich seines Standardfahrwerks. Die Vorzüge (und Nachteile) der Airmatic sind bekannt: Sie federt sanft, manchmal schaukelnd und gerne in großen Amplituden. Einerseits. In Sport- und Sport-Plus spannt sich das Fahrwerk, wird dabei aber nie unangenehm hart.

Präzise, gutmütig und schnell lässt sich der C 400 4Matic durch Kurven treiben. Die Lenkung könnte etwas mehr Gefühl vertragen, direkt genug und angenehm gewichtet ist sie. Spätestens in "Sport" auch beim Toben.

Die 4Matic verteilt die Antriebskräfte 40 zu 60 auf Vorder- und Hinterachse. Eine Charakteristik wie bei einem Hecktriebler darf man nicht erwarten. Die Abstimmung ist neutral, die Balance macht Spaß. Ein schwänzelndes Heck gibt es nicht. Die Hinterachse zum Ausbruch zu bewegen, ist nur schwer möglich. Und: Das ESP bleibt bei Mercedes ohnehin immer an. Ohne groß zu nerven, allerdings. Selbst (zu) frühes Gas in Kurven macht die Linie nicht kaputt.

Ausstattung | Preis | Fazit

Die Dachlinie verläuft beim Mercedes C-Coupé sehr flach, fast wie bei einem langgezogenen Schrägheck Die Dachlinie verläuft beim Mercedes C-Coupé sehr flach, fast wie bei einem langgezogenen Schrägheck Quelle: MOTOR-TALK Immer die alte Leier: Mercedes verlangt verdammt viel Geld für seine Autos. Bei knapp 53.600 Euro startet das C 400 4Matic Coupé. Der C 180 (156 PS) kostet mit gut 36.000 Euro deutlich weniger, aber immer noch einen Batzen. Bei BMW startet das 4er Coupé mit 184 PS bei 40.400 Euro. Der Audi A5 kostet mit 190 PS aus einem 2,0-l-Benziner 38.050 Euro.

Vergleichbare Leistung (326 PS, 450 Nm) und Allrad wie im C 400 4Matic gibt es bei BMW im 440i xDrive. Mit Handschaltung werden 56.300 Euro fällig. Die Achtgang-Automatik kostet 2.150 Euro mehr. Beim Mercedes kommt der Fairness halber das AMG Line Exterieur (plus 2.560 Euro) dazu. BMW liefert den 440er immer mindestens mit Sport-Line-Optik aus. Und mit LED-Scheinwefern sowie einigen anderen Kleinigkeiten. Unterm Strich zahlt man für den Mercedes bei gleicher Ausstattung eher mehr als weniger.

Der Vergleich zu Audi fällt schwer. Der S5 liegt am nächsten am C 400, allerdings noch näher am C 43 AMG. Für 62.750 Euro bekommt man einen Dreiliter-Sechszylinder mit 354 PS, 500 Nm Drehmoment, relativ viel Ausstattung und vergleichsweise sportlicher Auslegung. Der C 43 4Matic von Mercedes-AMG (367 PS, 520 Nm) steht für knapp 62.000 Euro in der Liste. Und macht nochmal mehr Freude als der C 400 4Matic. Aber dann wird es eben doch recht dekadent.

Technische Daten Mercedes C 400 4Matic Coupé

  • Antrieb: 3,0-l-V6-Turbo
  • Leistung: 333 PS (245 kW) bei 5.250-6.000 U/min
  • Drehmoment: 480 Nm bei 1.600-4.000 U/min
  • Getriebe: 9-Gang-Automatik, Allradantrieb
  • 0-100 km/h: 4,9 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
  • Verbrauch: 7,6 l/100 km (NEFZ)
  • CO2: 172 g/km
  • Testverbrauch: 10,2 l/100 km
  • Länge: 4,686 m
  • Breite: 1,810 m
  • Höhe: 1,405 m
  • Radstand: 2,840 m
  • Leergewicht: 1.675 kg
  • Kofferraum: 400 l
  • Basispreis Mercedes C 180 Coupé: ab 36.033 Euro
  • Basispreis Mercedes C 400 4Matic Coupé: ab 53.585 Euro
  • Preis des Testwagens: 76.077 Euro
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