Drehmoment eDrive20
Hallo zusammen,
Ich überlege mir den iX1 mit dem neuen kleinen edrive20 zu bestellen. Der große will nicht in meine maximale Rate für den Dienstwagen passen, da kommt der kleine gerade recht.
Stutzig machen mich aber die 247nm Drehmoment bei 204PS. Andere Autos in dem Bereich haben deutlich mehr. Der Mercedes EQA 250 schafft 385nm. Die ID-Modelle von VW sind bei 310nm. Alle haben um die 200PS und sind bei 8-9 Sekunden von 0 auf 100. Ansonsten also weitestgehend gleich.
Muss man damit rechnen, dass der edrive20 eine „lahme Ente“ ist oder sich zumindest so anfühlt? Oder muss man die Drehmomentwerte bei E-Autos vielleicht anders interpretieren? Ich kann mir schlicht nicht vorstellen, dass BMW es sich erlauben würde da den gefühlt schwächsten Vertreter auf den Markt zu bringen.
Leider gibt es ja noch keine Fahreindrücke. Hab zumindest nix im Netz gefunden.
65 Antworten
Drehmoment am Motor ist nicht gleich Drehmoment am Rad 😉. Wenn zwei Fahrzeuge, die annähernd gleich schnell beschleunigen, stark unterschiedliche Motordrehmomente haben, dann haben die Autos (bei gleichem Gewicht) unterschiedliche Übersetzungen und/oder die Motoren drehen unterschiedlich hoch (was aufgrund der Übersetzung am Rad quasi das gleiche darstellt).
Leistung = Drehmoment × Drehzahl
Die gleichen Beschleunigungswerte zeigen ja auch, dass es objektiv keinen Unterschied gibt. Dennoch ist es beim Verbrenner ja gefühlt so:
* Diesel mit viel Drehmoment und wenig Drehzahl = ordentlich Wumms
* Benziner mit wenig Drehmoment und viel Drehzahl = wenig Wumms
Daher frage ich mich - rein Subjektiv - wie der Wummsfaktor des edrive20 ist. 😉
Bei einem vernünftigen Benziner kommt der Wumms nur später, d.h. die Wummsverteilung (was für ein Wort) ist eine andere, die Wummsmenge ist aber die gleiche 😁
Der "Wummsfaktor" bei Elektromotoren kann man mit den beiden o.g. Antrieben nicht vergleichen, da das max. Drehmoment bereits bei 0 U/min anliegt. D.h. am Rad dürftest du keinen Unterschied feststellen können, denn durch das Übersetzungsverhältnis wirst du am Rad die ganze Zeit ein konstantes Drehmoment erleben. In der Regel wird das Drehmoment beim Anfahren gedrosselt, sonst drehen die Reifen durch (selbst 250 Nm sind dafür mehr als genug).
D.h. der subjektive Wumms kommt durch die Einbildung, dass eine Marke besser sei als eine andere. Und dieser ist nicht zu unterschätzen 😁
Genau das ist meine Frage: welche Ableitung kann man aus dem Drehmoment auf dem Papier beim E-Auto ableiten. Im Zweifel ja auch nix.
Mit den Markenvorlieben hat es aber nichts zu tun. Auf der Auffahrt stehen gerade:
* Touran, Benzin, 150 PS, 250nm, 8,9s
* S-Max, Diesel, 190 PS, 400nm, 9,5s
Der Touran ist objektiv schneller und gefühlt gegen den S-Max eine lahme Ente. Der Ford ist aber nur ungeliebte und geduldete Notlösung.
Meine Frage ist eigentlich wie *merkt* man 250nm vs. 380nm beim E-Auto. Wirklich egal?
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Kommt auf die Pedalkennlinie an.
Du kannst auch ein 1000Nm Fahrzeug fahren, dass sich anfühlt wie eine lahme Ente, nur weil der gewählte Fahrmodus eine butterweiche Pedalkennlinie hat.
Beim xDrive30 wird das Drehmoment von beiden Antrieben addiert und es entstehen 494Nm (kann man das einfach addieren?). Gleiches bei der Leistung, wobei hier 272PS (313PS für 10s) als Systemleistung angegeben werden.
Beim eDrive20 laut BMW 250Nm und 204PS, wobei hier nicht von einer temporären Erhöhung bei der Leistung gesprochen wird. Zusätzlich ist der 20er 145kg leichter.
Im normalen Fahrbetrieb dürfte der Unterschied gering ausfallen. Natürlich fehlt dem 20er der Punch des 30er und der xDrive bringt die Leistung besser auf die Strasse.
Ich habe mich dennoch für den 20er entschieden, schon allein weil man hier das Sportfahrwerk abwählen kann und das war beim 30er nicht möglich.
Drehmomente von mehreren Motoren werden addiert, denn es handelt sich um Motordrehmomente und zwei gleiche Motoren an einer Welle erreichen das doppelte Drehmoment.
Ich habe keine Infos zu der relativ geringen Systemleistung von "nur" 272/313 PS des xDrive30 gefunden. Ich denke, der limitierende Faktor ist hier die Akkuleistung. Beide Fahrzeuge haben den gleichen Akku, d.h. bei der Entwicklung hat man wohl mehr Fokus auf Effizienz der ganzen Plattform gelegt als auf die Leistung (was man an Verbräuchen auch sieht).
Die hier genannten ID3 (7,9 Sek), EQA 250 (8,4 Sek) und iX1 20-er (8,6 Sek) sind bei Beschleunigungswerten vergleichtbar mit anderen (Diesel + Benziner) Motoren. Ein A6 2.0 TDI mit ebenfalls 204 PS (und ähnlichem Gewicht) beschleunigt in 8,1 Sek und als Allrad sogar in 7,6 Sek von 0 auf 100 kmh (und der Wagen verliert noch mind. 0,5 Sek beim Schalten, welches bei E-Fahrzeugen enfällt). D.h. den eigentlichen Wumms erlebt man nur beim Anfahren, da sind Elektrofahrzeuge einfach schneller.
Auch der xDrive30 mit seinen 5,6 Sek zieht einem S6 mit ebenfalls 313 PS nicht davon. Der letztere beschleunigt in 5,3 Sek.
Die o.g. Fahrzeuge haben stark unterschiedliche Drehmomente und haben dennoch vergleichbare Beschelunigungswerte. Es kommt eben auf die Leistung an, und nicht nur auf das Drehmoment. Und wie Xentres richtig angemerkt hat, die Pedalkennlinie kann auch traumhafte Beschleunigungswerte sich unspektakulär anfühlen lassen. Der Kickdown im xDrive30 kommt mir schneller vor als im S6. Ab 100 kmh ändert sich das Gefühl.
Danke für eure Antworten. Dann vergleichen wir doch mal EQA250 und iX120e
* EQA250, 190PS, 385nm, 8,4s
* IX120e, 204PS, 247nm, 8,6s
Wenn Leistung = Drehzahl x Drehmoment ist, dann müssten beide ja bei gleicher Leistung und unterschiedlichem Drehmoment ja unterschiedliche Drehzahlen haben. Irgendwo muss das Mehr an Drehmoment in der Gleichung ja hin. Das scheint mir bei E-Autos mit einem Gang aber nicht plausibel.
Dann ist es vielleicht der Leistungskurve geschuldet? Soweit ich das verstehe liegt das max. Drehmoment beim E-Auto quasi sofort vor, hält lange an, fällt dann aber irgendwann ab. Hat der EQA also vielleicht ein höheres max. Drehmoment, das er aber weniger lange hält als der iX1, sodass im Mittel dieselbe Leistung rauskommt? Wäre das so, dann müsste der EQA aus dem Stand mehr Durchzug haben als der iX1.
Interessiert mich übrigens, weil ich den EQA250 schon gefahren bin (und geht finde ich gut los). Den iX120e konnte ich natürlich nicht nicht fahren.
Du betrachstest das etwas zu starr 🙂.
Auch ein E-Auto hat ein Getriebe, nur eben mit nur einem Gang. Und dieses kann unterschiedlich übersetzt werden, was dazu führt, dass am Rad auch bei unterschiedlichen Motoren das gleiche Drehmoment erzeugt werden kann. Und nur dieses Drehmoment ist entscheidend für die Beschleunigung.
Übrigens, im xDrive 30 ist z.B. der vordere Motor anders übersetzt als der hintere (11,19:1 vorne und etwas über 10:1 hinten). Mit der Übersetzung kann man auch "spielen", um einen Wagen etwas front- oder hecklastiger auszulegen und bei höheren Geschwindigkeiten bei einem Motor etwas mehr Reserve bei Effizienz zu haben.
Okay, also neuer Versuch. Offenbar wird das Drehmoment am Motor gemessen, die Leistung aber am Rad. Beide Autos müssen eine andere Untersetzung haben, damit unterschiedliche Drehmomente zu ähnlicher Leistung führen. Durch eine vergleichsweise größere Untersetzung sinkt die Drehzahl stärker, das Drehmoment am Rad erhöht sich aber auch proportional mehr. Klingt logisch.
Letzter Knoten im Kopf: Warum fühlt sich ein Diesel bei gleicher Leistung an der Ampel stärker an als ein Benziner. Weil da die Leistungsentfaltung unterschiedlich über das Drehzahlband verteilt ist?
Zitat:
@Speedophot schrieb am 17. Oktober 2023 um 18:19:49 Uhr:
Offenbar wird das Drehmoment am Motor gemessen, die Leistung aber am Rad.
Nein, sowohl Drehmoment als auch Leistung werden für den Motor alleine angegeben.
Zitat:
Durch eine vergleichsweise größere Untersetzung sinkt die Drehzahl stärker, das Drehmoment am Rad erhöht sich aber auch proportional mehr. Klingt logisch.
Stimmt genau. Und die Leistung ändert sich beim Durchlaufen des Getriebes nicht, weil sie eben das Produkt aus Drehmoment und Drehzahl ist.
Zitat:
Beide Autos müssen eine andere Untersetzung haben, damit unterschiedliche Drehmomente zu ähnlicher Leistung führen.
Es wäre naheliegend, dass der BMW IX1 mit seinem niedrigeren Motor-Drehmoment (247Nm) eine stärkere Untersetzung hätte als der VW ID3 (310Nm), dann wäre das Drehmoment am Rad bei beiden Autos wieder gleich, und durch die höhere Drehzahl beim BMW auch die Leistung.
Tatsächlich aber soll der VW ID3 mit 11.531:1 und der ID4 mit 12.976:1 aber nicht länger, sondern eher kürzer als der BMW iX1 mit 10-11 untersetzt sein - @Dodo4F, hast du auch exakte Zahlen für den edrive20?
https://www.meinid.com/wiki/entry/27-getriebe/?synonym=37
Zitat:
Letzter Knoten im Kopf: Warum fühlt sich ein Diesel bei gleicher Leistung an der Ampel stärker an als ein Benziner. Weil da die Leistungsentfaltung unterschiedlich über das Drehzahlband verteilt ist?
Ja. Wenn man beide mit gleicher Drehzahl von z.B. 2000/min anfährt, hat typisch der Turbodieselmotor da ein höheres Drehmoment und somit auch höhere Leistung als der Benzinmotor.
Danke für eure Antworten! Letztendlich macht die Angabe des Drehmoments beim E-Auto für den Verbraucher dann ja wenig Sinn. Beim Verbrenner kann man sich da noch was drunter vorstellen, beim E-Auto hängt es von Dingen ab, die man gar nicht beurteilen kann.
Wir dem auch sei: Bestellung des 20e läuft. 🙂
Zitat:
@motor_talking schrieb am 17. Oktober 2023 um 21:54:05 Uhr:
Es wäre naheliegend, dass der BMW IX1 mit seinem niedrigeren Motor-Drehmoment (247Nm) eine stärkere Untersetzung hätte als der VW ID3 (310Nm), dann wäre das Drehmoment am Rad bei beiden Autos wieder gleich, und durch die höhere Drehzahl beim BMW auch die Leistung.
Tatsächlich aber soll der VW ID3 mit 11.531:1 und der ID4 mit 12.976:1 aber nicht länger, sondern eher kürzer als der BMW iX1 mit 10-11 untersetzt sein - @Dodo4F, hast du auch exakte Zahlen für den edrive20?
@motor_talking: Ich habe leide keine Daten für den eDrive20. Finde auf die Schnelle auch keine Informationen zu dem Motor selbst. Das scheint ein anderer zu sein als der eDrive 5.0 M170SF/R, denn er hat 10 kW mehr Leistung. Ggfs. leicht modifiziert (vielleicht aber auch nur anders geregelt, besser gekühlt, was auch immer).
Die Übersetzung im ID3 wundert mich etwas. Denn bezogen auf die Leistung am Rad, müsste da bei gleicher Drehzahl mehr rauskommen. Bei Elektromotoren kommt allerdings außer der Übersetzung noch der Inverter mit ins Spiel, der in bestimmten Bereichen nicht die nötige Effizienz bringt. Man verballert in bestimmten Arbeitsbereichen soviel Energie, dass man mit der Kühlung nicht klar kommt. Daher muss regelungstechnisch entgegengewirkt werden.
Hier ist ein Beispieldiagramm der Motor Efficiency im Model S (ist etwas älter, aber es geht ums Prinzip). Man sieht, dass im unteren Drehzahlbereich die Effizienz bei höheren Drehmomenten (sehr) niedrig ist. Würde man dort viel Drehmoment erzeugen wollen, dann kriegt man Probleme mit der Hitzeentwicklung in der Elektronik. Man muss also den Strom (und damit das Drehmoment) begrenzen. Ich vermute, dass das maximale Drehmoment beim EQA im unteren Drehzahlbereich reduziert ist. Sonst kann ich mir die Beschleunigungswerte nicht erklären. Außerdem muss mit betrachtet werden, ob es sich um einen ASM, SynRM bzw. IPM-SynRM Motor handelt mit all den Vor- und Nachteilen. Aber ohne echte Motor-Kennlinien nur anhand des Drehmomentes auf die Beschleunigung des Wagens zurückzuschließen ist nichts weiter als Kaffeesatzleserei 🙂
Ehrlich gesagt, verstehe ich die Eingangsfrage in ihrer Intension nicht richtig. Ist der 20-er zu lahm, oder sind die 0,2 Sekunden auf 100 kmh dem Mercedes gegenüber dramatisch, oder stört sich der TE an den Zahlenangaben der Drehmomente? Dann würde ich doch warten bis die ersten 20-er produziert sind und in der Praxis ein Urteil bilden, ob's so passt oder nicht. Da noch niemand einen 20-er gefahren ist, ist alles "Lesen in der Glaskugel".