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Dieselskandal (Frage bzgl. Auto mit ausländischer Betriebserlaubnis)

Themenstarteram 14. Dezember 2018 um 15:44

Derzeit redet man ja viel von diesen Softwareupdates. Wie sieht es eigentlich aus, wenn ich ein Auto fahre, dessen Betriebserlaubnis im Ausland erstellt wurde? Kann man mich denn auch zum Softwareupdate zwingen?

Sind hier nicht die Besitzer von ReImportfahrzeugen schlechter gestellt?

peso

Beste Antwort im Thema

Ich denke, zum Thema Dieselskandal lohnt es sich, etwas grundsätzlicher zu diskutieren, als nur über die derzeit angeschnittene Frage der Betroffenheit von Reimporten.

Es ist für mich zumindest erstaunlich, wie duldsam aktuell die betroffene Bevölkerung in Stuttgart auf die massiven Fahrverbote in der Stadt reagiert.

Hier wird aus meiner Sicht eine fragwürdige Umweltpolitik ganz besonders zu Lasten der kleinen Leute betrieben, die sich nicht alle drei Jahre auf Firmenkosten ein neues Auto zulegen können.

Die Duldsamkeit der Stuttgarter scheint mir auch damit zusammenzuhängen, dass es der veröffentlichten Meinung und den Politikern gelungen ist, vielen Dieselbesitzern ein schlechtes Gewissen einzureden, weil sie ja ein vermeintlich so umweltbelastendes Auto fahren.

Deshalb ist es wichtig, sich die Situation rund um den Betrugsskandal und die Fahrverbote etwas genauer anzusehen:

1. Auf der einen Seite gibt es die Hersteller, wie VW, Audi u.a., die durch Manipulationen der Motorsoftware (bei einigen ihrer Dieseltypen, i.d.R. nicht bei allen!!) betrogen haben, mit dem Ziel, die Zulassung ihrer Fahrzeuge zu erreichen; d.h. ohne diese Betrugssoftware hätten die Hersteller diese Fahrzeuge wegen Verfehlens der gesetzlichen Abgas-Grenzwerte nie eine ordnungsgemäße Betriebserlaubnis erreicht.

2. Andererseits gibt es die (vermutliche größere) Zahl von Dieselfahrzeugen mit EUR 5 und weniger, die ordnungsgemäß zugelassen wurden und alle zum Zeitpunkt der Zulassungsprüfung gültigen Prüfkriterien erfüllt haben. Hierzu gehören u. a. alle BMW’s, aber auch zahlreiche Dieselfahrzeuge der „Betrüger“.

Bedauerlicherweise werden beide Fälle fast immer in einen Topf geworfen, was zu dramatischen Fehleinschätzungen in der Öffentlichkeit und zu bedauerlichen Fehlentscheidungen der Politik führt:

Im Fall 1) haben die Hersteller bewusst betrogen; sie sind daher (zumindest in der Theorie) in vollem Umfang schadensersatzpflichtig und müssen nachträglich alle Maßnahmen ergreifen, um die Fahrzeuge zulassungsfähig zu machen. Dazu gehören gegebenenfalls selbstverständlich auch Hardware-Nachrüstungen.

Im 2. Fall sind die Fahrzeuge ordnungsgemäß geprüft und zugelassen worden. Die Fahrzeuge entsprachen den zum Prüfzeitpunkt geltenden Zulassungskriterien. Dass diese Fahrzeuge im tatsächlichen Straßenverkehr deutlich mehr Schadstoffe emittieren als auf dem Prüfstand, war allen Beteiligten, insbesondere auch dem KBA (das dem Verkehrsministerium untersteht und damit der Aufsicht durch Politiker), von Anfang an bekannt.

Wenn man diesen Fahrzeugen nun im Nachhinein!!! durch Fahrverbote die Betriebserlaubnis ganz oder teilweise entzieht, so ist das für einen Rechtsstaat ein bemerkenswerter und beunruhigender Vorgang.

Dass Politiker nun behaupten, die Hersteller wären in diesem 2. Falle zu (kostenlosen) Hardware-Nachrüstungen verpflichtet, ist eine bewusste und populistische Desinformation, um davon abzulenken, wer die eigentliche Verantwortung für dieses Drama trägt: Nämlich genau diese Politiker in Deutschland und der EU, welche die Emissionsgrenzwerte der Fahrzeuge einschließlich der (viel zu laschen) Prüfkriterien für die Prüfstände zu verantworten haben. Dieselben Politiker haben nämlich auch gleichzeitig die Immissions-Grenzwerte für die Luft in den Städten festgelegt. Nach heutigen Erkenntnissen passen diese beiden Grenzwerte leider nicht zusammen, d.h. die (vom Staat zugelassenen) Emissionen der Fahrzeuge führen nicht zu der Einhaltung der vom Staat festgelegten Immissionsobergrenzen in den Städten.

Als Folge der Fahrverbote findet derzeit durch die Bundesrepublik Deutschland (warum eigentlich nicht in den anderen EU-Staaten?) die größte Enteignungsaktion in der Geschichte der BRD statt, ohne dass derselbe Staat daran denkt, den Bürgern die ihnen nach §14 Grundgesetz zustehende Entschädigung zu zahlen.

Alleine im Stuttgarter Raum sind aktuell ca. 70.000 Dieselbesitzer (Euro-4 und schlechter) und ihre Familien betroffen, die dann demnächst ihre Dieselfahrzeuge im Neckar versenken dürfen. Hinzu kommen zum späteren Zeitpunkt nochmals die Euro-5-Besitzer, wahrscheinlich auch noch mal ca. 40.000.

Der Gesamtwert der Diesel-Enteignungen in Deutschland wird auf den gigantischen Betrag von 50 – 100 Milliarden € geschätzt. Dagegen sind alle hochgelobten Sozialgeschenke der Regierung für das neue Jahr wirklich Peanuts!!!

Vielleicht wäre es an der Zeit, wie in Frankreich auch mal bei uns gelbe Westen anzuziehen!!

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Zitat:

@aspergius schrieb am 15. Januar 2019 um 00:11:25 Uhr:

Jetzt berichten erstmal die Medien (ARD) kritisch über diese Dieselgeschichte und schon fallen den Befürwortern der Fahrverbote reflexartig Begriffe ein wie einseitige Berichterstattung, Sandkastennieveau usw ein.

Ihr habt schon besser argumentiert...gg

Kritisch wäre es wenn ausgewogen berichtet worden wäre.

Ist aber nicht.

Es wurden 2 extrem Beispiele gezeigt, Stuttgart und Oldenburg!

Die ändern Meßstellen wurden nicht erwähnt! Warum?

Weil sie korrekt stehen und korrekt messen, aber dennoch Werte von über 40mikrogramm dokumentieren?

Warum wurde nicht auch darüber berichtet?

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