Der freie Fall des RAV4

Toyota 4Runner N13

In der Januar Statistik des KBA ist der Toyota RAV4 bei den Zulassungszahlen massiv eingebrochen von 1315 im Dezember auf 757 im Januar!
Beim BMW X3 ist nur ein geringer Rückgang zu sehen (1676->1461).
Das der Tiguan (2394) bei denen knabbert, damit hat ja wohl jeder gerechnet, aber so stark?

Der RAV4 hat ja jetzt nur noch einen kleinen Vorsprung vor dem CRV(549), Grand Vitara(576) und Antara(641) und liegt nun hinter dem Xtrail (839).

Das überrascht mich doch!

Beste Antwort im Thema

@LexPacis,
Vielen Deiner Postings konnte ich Dir bisher folgen. Beim Tiguan bin ich gänzlich anderer Meinung. Du führst hier mit Recht Autos des VW-Konzerns auf, die wie New Beetle, Eos und Phaeton auf gut deutsch gesagt floppten. Der nächste Flop kommt noch dieses Jahr: Die Neuauflage des Scirocco. Die Marke lässt sich nicht emotionalisieren oder auf Premiumniveau positionieren. Das sind nicht die wahren Beweggründe der typischen VW-Klientel. Der Volkswagenkunde geht in erster Linie rational bei seiner Kaufentscheidung vor. Funktionalität, Qualität, Zuverlässigiet und Wirtschaftlichkeit- zu "volkstümlichen Preisen". Da der typisch deutsche Durchschnittsbürger sogar heute noch mehrheitlich eher konservativ eingestellt ist, galt/gilt für das Agieren der Marke: "keine Experimente." Verstößt man dagegen, bekommt man die Quittung (siehe New Beetle, Eos, Phaeton und demnächst Scirocco).

Seit dem 2. Weltkrieg hat die Marke über Jahrzehnte auf dieser Basis den größten Kundenstamm in Europa generiert. Ihr Marktanteil betrug im Schnitt immer 20-25 %
in D mit weitem Abstand vor Opel, Ford,Mercedes Benz. Der typische Volkswagen-Kunde
ist auch immer ein loyaler Kunde gewesen, mehr als der Ford-/Opel-Kunde. Die Aufsteiger wechselten zu Audi,wem VW zu teuer wurde,der wechselte in den letzten Jahren zu Skoda. Seat sollte die zunehmende Emotionalisierung bei jüngeren repräsentieren,was aber bis heute kaum funktioniert. Gemäß dem Credo keine Experimente, war man der letzte beim Familienvan Sharan, man war der letzte beim Kompaktvan Touran und man gehört nun auch zu den Nachzüglern beim Kompakt-SUV Tiguan.

Voriges Jahr erschien eine Studie, daß jeder 11. Neuwagenkäufer inzwischen älter als 70 ist. Das Durchschnittsalter der Käufer deutscher Premiummarken liegt bei über 50 Jahren (MB sogar 57,Jaguar fast 60). Sogar die VW-Kundschaft ist im Schnitt 51 Jahre alt. Das jüngste Durchschnittsalter hat Lotus mit immer noch "erschreckend hohen 39 Jahren". Wenn man sich diese Zahlen vor Augen führt, dann wundert einen,was das Thema SUV angeht nichts mehr. Man kann die Mehrheit der heutigen Neuwagenkäufer in mittleren und höheren Klassen als die typischen Vertreter der Wohlstandgeneration aus den 60/70/80 Jahren bezeichnen.(Die sogenannten 68ziger).Sie konnten sich Vermögen schaffen, erben heute von der Aufbaugeneration, befinden sich mit fürstlichen Pensionen und Renten schon im Ruhe- bzw. Vorruhestand. "Komfort, Luxus, Genuß, Bequemlichkeit, Freizeit" heißen die Attribute dieser Generation. Für diese Zielgruppe hat man die großen SUV's entwickelt. Und sie wurden folgerichtig ein Erfolg. In den USA sowieso, in EU im Zuge der gestiegenen Ansprüche dieser Bevölkerungsgruppe. In solchen Autos finden sich deren funktionale und emotionale Attitüden: Überlegenheitsgefühl, Bequemlichkeit, Status, Luxus, Komfort usw.usw. Die Verschwendungsgesellschaft bekam ihr tägliches Aushängeschild. Spätestens mit dem Platzen der New- Economy-Blase, 9/11 und den massiv einsetzenden Globalisierungsfolgen seit Anfang dieses Jahrtausend war abzusehen,daß die folgenden Generationen nicht mehr mit dem Überfluß gesegnet sein werden. Manche in der Autoindustrie haben das bis heute noch nicht begriffen, 2007 müßte aber auch den letzten Verantwortlichen klar geworden sein, in Zukunft muß weniger mehr sein.

Damit kommen wir zum Tiguan. In EU und in USA geht mittelfristig die Entwicklung weiter in Richtung "Vielseitigkeit in Verbindung mit höherer Effizienz." Auf die Bequemlichkeit
eines komfortablen Ein-Austieges verzichten mehr und mehr Menschen -auch jüngere- nur ungern. Bessere Übersicht/Rundumsicht spielt zwangsläufig eine größere Rolle. Das Raumgefühl in Verbindung mit natürlichem, entlastendem Sitzkomfort gewinnt Bedeutung. Die Verweildauer im Fahrzeug wird auch bei rückläufigen Kilometerleistungen
nicht geringer. (Vor 15 Jahren fuhr ich in 7 Minuten in mein Büro, vor 10 in 10 Minuten heute brauche ich 12 Minuten für 9 Kilometer). Die Zugänglichkeit zum Fahrzeuginneren wird immer mehr unter Komfortaspekten gesehen. Den höheren Modellen mit größerem Raumvolumen, praktikablen Umgang, bequemen Aufenthalt und robuster Anmutung gehört die Zukunft. Sie müssen aber keine 5 Meter-Dimensionen haben, keine 2000kg und mehr wiegen und auch nicht 15-20 l verbrauchen. Das es anders geht, zeigt der neue Tiguan.

Sein Styling mag manchem kotzlangweilig sein. Die VW Klientel will es so. (siehe Touran, der auch nach über 5 Jahren mit "nur noch 75.000" Neuzulassungen aber mit 30.000 Einheiten Vorsprung vor der B-Klasse immer noch Marktführer unter den Vans ist). Unter rationalen und funktionalen Gesichtspunkten vermag ich am Tiguan kaum Defizite festzustellen. Im Gegenteil, er ist in IMO der erste SUV in der Klasse, den man in D unter dem Gesichtspunkt "Total cost of ownership" sogar als Benzin-Version (1.4 TFSI mit 150 PS) kaufen sollte.Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt wie bei kaum einem anderen VW der letzten Jahre. Mit seiner verschiebaren Rücksitzbank besitzt er einen Vorteil, der ihn einerseits zum vollwertigen Business-4-Sitzer macht, andererseits zum Urlaubsauto für die Family mit zwei Kindern. Wenn VW ihn demnächst auch ohne Allrad anbietet, wird sich das Kundenpotential weiter vergrößern. Beeindruckt war ich bei einem Test von dem
ausgewogenen, komfortablen Fahrverhalten. Er erreicht nicht ganz die fahrdynamischen Qualtäten des X 3, federt aber besser. Subjektiv bietet der X 3 das bessere Raumgefühl, die effektiven Maße kommen aber bis auf ein geringfügiges größeres max.
Gepäckvolumen beim BMW zu anderen Werten.

Natürlich generiert VW zunächst die meisten Kunden aus dem eigenen Markenkreis bzw. von Konzernmarken. Hier spielt die Mehrmarken-Vertriebsstärke des Konzerns eine große Rolle. Auch wird der Tiguan zu Lasten des Touran gehen. Das Segment ist sowieso rücklaufig, denn der Trend zum Kompakt-SUV geht auf Kosten der Vans. VW hat mit Sicherheit dafür gesorgt, daß man an ihm mehr verdient als am Touran. Der Eroberungsanteil ist derzeit noch nicht sehr groß. Viele potentiellen Umsteiger warten erst die Anfangserfahrungen ab. Es ist ja auch nicht so, daß den Japaneren massenweise die SUV-Kunden zu VW laufen. Sie werden aber immer weniger Neukunden gewinnen. Und der Bestandskundenanteil ist bei allen nicht so hoch,daß sie daraus Stückzahlen auf bisherigem Niveau generieren können.

Der Tiguan wird schon diese Jahr mit weitem Abstand Marktführer in D. Mindestens 45.000 Neuzulassungen kommen zusammen. Bei Verlust von etwa 12-15.000 Touran-Zulassungen.Weitere Substitutionen VW/Skoda/Seat und auch Audi kosten mindetens nochmal gleichviel Einheiten. Mit einer Eroberungsrate von 40 % von Konzernmarken bzw.Fremdmarken dürfte man ziemlich richtig liegen.

Zum Schluss noch eine Bemerkung zum Preis: Für 26700,- € in der 1.4 TFSI 150 PS
Trend & Fun Version finde ich keinen anderen SUV in der Kompaktklasse mit niedrigeren Gesamtkosten: KFZ-Steuer 86,-€, Vers. KL HF 18, VK 17, Testverbräuche von 8,5 bis max. 10 Liter und 50.000 km Inspektionsintervalle. Auch dies sind Kriterien, die man von einem "Volkswagen" erwartet.

Dieser SUV wird seinen Weg gehen. Ich sehe überhaupt keine Gründe, ihn in die Ecke "unnützer Fahrzeuge" bzw. "Modefahrzeuge" zu stellen. Womit sollen denn 80zig- und 90 zig-Jährigen denn demnächst durch den Stadtdschungel zum Doc oder Fitnesscenter fahren? Doch wohl nicht mit einer 850 kg leichten Lotus Elise? Oder soll die Lösung in einem Fahrverbot für Senioren ab 65/70 liegen? Dann sind wir sicher viele SUV'S los,ebenso einen großen Teil Schleicher und Trödler auf unseren Straßen. Dem Aufschrei derjenigen, die an den Alten Millarden verdienen (auch unsere Autoindustrie), hält man nicht stand. (Mensch, dann müßte ich in 8-9 Jahren meinen Lappen abgeben).
Gruß Kühli

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Zitat:

Original geschrieben von LexPacis


Beispiele (Schweiz):

New Beetle: obschon erst etwa 10 Jahre her, sah man bei uns zu Beginn der Modelleinführung einige dieser Fahrzeuge herumfahren, mittlerweile aber praktisch aus dem Strassenbild verschwunden. Wurden die alle nach Kalifornien ausgeführt? :-)

Nee, die Kalifornier kaufen sich ihre neuen Beetle selbst, 2007 insgesamt 31.021 Stück (US-Markt). In der Schweiz wurden letztes Jahr in der Tat nur 100 Stück verkauft, im 12. Verkaufsjahr nicht überraschend. Da wir ja alle Globaldenker sind ist es vielmehr entscheidend, dass ein Modell weltweit vernünftige Zahlen erzielt. Auf den einzelnen Markt kommt es nicht an.

Zitat:

Original geschrieben von LexPacis


Beim VW EOS sah man zu Beginn der Modelleinführung doch einige Modelle hier (im Sommer – aber natürlich nicht bei Regen :-) ). Mittlerweile ist auch dieser Wagen in unserem Strassenbild immer seltener,

Auch diese subjektiven Wahrnehmungen lassen sich objektiv widerlegen. Wurden im Einführengsjahr des EOS in der Schweiz 691 Stück zugelassen, waren es 2007 1.164 Fahrzeuge.

http://www.auto-schweiz.ch/dcs/users/2/ModellePWQuartal2006.xls

http://www.auto-schweiz.ch/dcs/users/2/ModellePWQuartal2007.xls

Zitat:

Original geschrieben von LexPacis


P.S: Wer im Web sucht, findet z.B. sicherlich auch Erfolgsstories bei der Einführung von Phaeton und Modellen anderer Hersteller. Beurteilen sollte man jeweils nach ein paar Jahren, vorausgesetzt die Modelle sind dann noch im Strassenbild zu finden?

Der Phaeton hat im Januar 2008 hierzulande den 7er BMW hinter sich gelassen.

(Sollte jemand wieder nur WOB/DD-Zulassungen behaupten wollen wird gleichzeitig um eine Quellenangabe gebeten.)

Ciao Schnoeselhannes,

Ich glaube Dir deine Zahlen gerne, ich kenne solche auch aus anderen Quellen. Bezüglich EOS sehe ich das Ganze etwas anderst, es fahren von diesen Fahrzeugen nicht wirklich viele rum bei uns, zu Beginn war das anderst.. die meisten EOS-Besitzer, die ich kenne, haben sich übrigens nach relativ kurzer Zeit wieder vom Wagen getrennt, die Gründe, die man hier auf MT nachlesen kann, waren da sicherlich auch mit im Spiel (siehe P 1.) und 2.)).. wo sind diese Wagen hin, eigentlich müssten bei steigenden Absatzzahlen immer mehr sichtbar sein?

Dass der Phaeton auf den ersten Blick den 7er eingeholt hat, ist ja Bestandteil einer ewigen Diskussion eines entsprechenden Thread auf MT. Bezüglich Marktbeurteilung interessiert mich nicht nur die reinen Zahlen, sondern immer auch, wie/ wo ein Absatz zu stande kommt und wie er "erkauft" wurde (Dein Stichwort "wir denken ja auch global"😉. Wieviele Phaeton wurden bisher insgesamt verkauft? In welchen Ländern? Auf welche Art und Weise? Wie ist der Werterhalt und warum ist dieser so, wie er nun mal ist?

Verstehe mich nicht falsch, der Phaeton trägt die falsche Marke am Bug und Heck. Nicht in Bezug auf die unbestrittenen funktionalen Qualitäten, die den Wagen ausmachen - das kennen vor allem auch Lexus-Besitzer in Deutschland, die sich einen Deut darum scheren, was viele Deutsche in Deutschland immer noch glauben mögen. Setzte ich den Gesamt-Investitionen rund um den Phaeton die gesamten Absatzzahlen entgegen, frage mich wie der Absatz zu stande kommt und wo, dann ist es doch wirklich belustigend, dass man sich an Zahlen ergötzt, ob nun der 7er, die S-Klasse, der A8 oder der Phaeton vorne liegt? Phaeton-Besitzer sollten sich an ihrem Wagen erfreuen, mal schauen wie der angebliche Nachfolger daherkommt? Lexus konnte damals mit dem LS400 - auch ohne das nächste nachgeschobene Modell - in USA innerhalb kürzester Zeit (ca. 2 Jahre) abheben, diese Zeitspanne hat der Phaeton schon lange überschritten - selbstverständlich kann man darauf verweisen, dass der Phaeton ein Modell und keine Marke ist? Eben..

Ohne Engstirnig sein zu wollen, hat jemand Angaben dazu, was Tiguan-Käufer zuvor gefahren sind, bevor sie einen Tiguan bestellt haben? Mindestens in WOB sollte man solche Informationen haben?

Gruss,
LexPacis

P.S: Ich mag übrigens die Art der meisten Phaeton-Besitzer, ausgeglichen und sie kaufen sich, was ihnen passt und nicht was eigentlich jedermann erwarten würde, von daher sympathisch :-)
P.P.S: Alleine die Übertitel der Threads im Phaeton-Forum sprechen Bände. Ist der Wagen deshalb schlecht? Nein, genauso gut wie der Tiguan nicht "gut" sein muss, nur weil er sich gerade in Deutschland und zu Beginn gut verkauft :-)

Zitat:

Original geschrieben von LexPacis


Ohne Engstirnig sein zu wollen, hat jemand Angaben dazu, was Tiguan-Käufer zuvor gefahren sind, bevor sie einen Tiguan bestellt haben? Mindestens in WOB sollte man solche Informationen haben?

Klar hat man die in WOB. Nur ob man damit an die Öffentlichkeit geht, ist eine andere Sache, denn solche Analysen

fördern dann auch mal Ergebnisse zu Tage

, mit denen man in WOB sicher nicht zufrieden sein kann 😉

Ciao Holgi,

Unter anderem wollte ich genau auf Deinen Artikel hinaus. Was nützt es einen Hersteller, wenn er in der Netto-Bilanz an seine ärgsten Rivalen Marktanteile verliert und teilweise eigene Modelle kanibalisiert? BMW ist übrigens, meine Einschätzung, besonders attraktiv für aufstrebende deutsche Kunden (VW-Fahrer, preislich gesehen), da man preislich im Trio BMW-AUDI-MB eher im "unteren" Bereich agiert? Mittlerweile ist AUDI preislich in Regionen vorgedrungen, die für BMW eher ein Segen als ein Fluch sein dürften? Schaut man sich zusätzlich an, wie eine Mehrheit z.B. Motoren und Fahrwerkstechnologie von BMW gegenüber AUDI einschätzt, dann ist das kurz und Mittelfristig eine gute Ausgangslage für BMW? Es geht nicht nur beim Image um Mind-Set.

So wie es aussieht, wird relativ zur Kern-Aussage dieser Marken (solide Qualität :-) ) hier am meisten gespart, was für langfristige Auswirkungen dies haben wird, wird sich zeigen. Da nützt es auch relativ wenig, dass man das Gefühl hat, zukünftig jede noch so kleine Nische bedienen zu müssen?

Der Automobilmarkt bleibt spannend, vorallem wenn "Premium"-Hersteller weiterhin glauben von der Vergangenheit zehren zu können und die Grundanforderung des Automobilbaues mit Füssen zu treten - Leasing macht's möglich :-)

Würde man bei BMW den X3 endlich wertiger daherkommen lassen, hätte es der Tiguan wesentlich schwerer? Denn preislich ist auch ein Tiguan kein Schnäppchen, vorausgesetzt man fühlt sich einer Marke nicht verbunden.

Grüsse,
Oliver

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Zitat:

Original geschrieben von LexPacis


Was nützt es einen Hersteller, wenn er in der Netto-Bilanz an seine ärgsten Rivalen Marktanteile verliert und teilweise eigene Modelle kanibalisiert?

Richtig, und genau diese Gefahr sehe ich beim Tiguan. Das ist genau das richtige Fahrzeug für "VW-Fans", die sich bisher keinen Touareg leisten konnten und daher, um "was hohes" zu fahren, beim Golf Plus und Touran hängengeblieben sind. Genau bei diesen Modellen sehe ich das größte Abwanderungspotential zum Tiguan (wobei das aber schwer zu beobachten sein wird d a Golf und Golf+ nicht getrennt in den Statistiken geführt werden). Sicherlich wird der ein oder andere, der mit dem Rav4 geliebäugelt hat, jedoch die Marke nicht das gewisse "Image" hat, jetzt lieber zum Tiguan greifen. Eine "Massenabwanderung" vom Rav4 zum Tiguan (wie es einige "sehen" bzw. gerne sehen würden) wird es aber sicher nicht geben. Dafür beherrscht Toyota die "Grundanforderungen des Automobilbaues" einfach noch zu gut 😉

@LexPacis,
Vielen Deiner Postings konnte ich Dir bisher folgen. Beim Tiguan bin ich gänzlich anderer Meinung. Du führst hier mit Recht Autos des VW-Konzerns auf, die wie New Beetle, Eos und Phaeton auf gut deutsch gesagt floppten. Der nächste Flop kommt noch dieses Jahr: Die Neuauflage des Scirocco. Die Marke lässt sich nicht emotionalisieren oder auf Premiumniveau positionieren. Das sind nicht die wahren Beweggründe der typischen VW-Klientel. Der Volkswagenkunde geht in erster Linie rational bei seiner Kaufentscheidung vor. Funktionalität, Qualität, Zuverlässigiet und Wirtschaftlichkeit- zu "volkstümlichen Preisen". Da der typisch deutsche Durchschnittsbürger sogar heute noch mehrheitlich eher konservativ eingestellt ist, galt/gilt für das Agieren der Marke: "keine Experimente." Verstößt man dagegen, bekommt man die Quittung (siehe New Beetle, Eos, Phaeton und demnächst Scirocco).

Seit dem 2. Weltkrieg hat die Marke über Jahrzehnte auf dieser Basis den größten Kundenstamm in Europa generiert. Ihr Marktanteil betrug im Schnitt immer 20-25 %
in D mit weitem Abstand vor Opel, Ford,Mercedes Benz. Der typische Volkswagen-Kunde
ist auch immer ein loyaler Kunde gewesen, mehr als der Ford-/Opel-Kunde. Die Aufsteiger wechselten zu Audi,wem VW zu teuer wurde,der wechselte in den letzten Jahren zu Skoda. Seat sollte die zunehmende Emotionalisierung bei jüngeren repräsentieren,was aber bis heute kaum funktioniert. Gemäß dem Credo keine Experimente, war man der letzte beim Familienvan Sharan, man war der letzte beim Kompaktvan Touran und man gehört nun auch zu den Nachzüglern beim Kompakt-SUV Tiguan.

Voriges Jahr erschien eine Studie, daß jeder 11. Neuwagenkäufer inzwischen älter als 70 ist. Das Durchschnittsalter der Käufer deutscher Premiummarken liegt bei über 50 Jahren (MB sogar 57,Jaguar fast 60). Sogar die VW-Kundschaft ist im Schnitt 51 Jahre alt. Das jüngste Durchschnittsalter hat Lotus mit immer noch "erschreckend hohen 39 Jahren". Wenn man sich diese Zahlen vor Augen führt, dann wundert einen,was das Thema SUV angeht nichts mehr. Man kann die Mehrheit der heutigen Neuwagenkäufer in mittleren und höheren Klassen als die typischen Vertreter der Wohlstandgeneration aus den 60/70/80 Jahren bezeichnen.(Die sogenannten 68ziger).Sie konnten sich Vermögen schaffen, erben heute von der Aufbaugeneration, befinden sich mit fürstlichen Pensionen und Renten schon im Ruhe- bzw. Vorruhestand. "Komfort, Luxus, Genuß, Bequemlichkeit, Freizeit" heißen die Attribute dieser Generation. Für diese Zielgruppe hat man die großen SUV's entwickelt. Und sie wurden folgerichtig ein Erfolg. In den USA sowieso, in EU im Zuge der gestiegenen Ansprüche dieser Bevölkerungsgruppe. In solchen Autos finden sich deren funktionale und emotionale Attitüden: Überlegenheitsgefühl, Bequemlichkeit, Status, Luxus, Komfort usw.usw. Die Verschwendungsgesellschaft bekam ihr tägliches Aushängeschild. Spätestens mit dem Platzen der New- Economy-Blase, 9/11 und den massiv einsetzenden Globalisierungsfolgen seit Anfang dieses Jahrtausend war abzusehen,daß die folgenden Generationen nicht mehr mit dem Überfluß gesegnet sein werden. Manche in der Autoindustrie haben das bis heute noch nicht begriffen, 2007 müßte aber auch den letzten Verantwortlichen klar geworden sein, in Zukunft muß weniger mehr sein.

Damit kommen wir zum Tiguan. In EU und in USA geht mittelfristig die Entwicklung weiter in Richtung "Vielseitigkeit in Verbindung mit höherer Effizienz." Auf die Bequemlichkeit
eines komfortablen Ein-Austieges verzichten mehr und mehr Menschen -auch jüngere- nur ungern. Bessere Übersicht/Rundumsicht spielt zwangsläufig eine größere Rolle. Das Raumgefühl in Verbindung mit natürlichem, entlastendem Sitzkomfort gewinnt Bedeutung. Die Verweildauer im Fahrzeug wird auch bei rückläufigen Kilometerleistungen
nicht geringer. (Vor 15 Jahren fuhr ich in 7 Minuten in mein Büro, vor 10 in 10 Minuten heute brauche ich 12 Minuten für 9 Kilometer). Die Zugänglichkeit zum Fahrzeuginneren wird immer mehr unter Komfortaspekten gesehen. Den höheren Modellen mit größerem Raumvolumen, praktikablen Umgang, bequemen Aufenthalt und robuster Anmutung gehört die Zukunft. Sie müssen aber keine 5 Meter-Dimensionen haben, keine 2000kg und mehr wiegen und auch nicht 15-20 l verbrauchen. Das es anders geht, zeigt der neue Tiguan.

Sein Styling mag manchem kotzlangweilig sein. Die VW Klientel will es so. (siehe Touran, der auch nach über 5 Jahren mit "nur noch 75.000" Neuzulassungen aber mit 30.000 Einheiten Vorsprung vor der B-Klasse immer noch Marktführer unter den Vans ist). Unter rationalen und funktionalen Gesichtspunkten vermag ich am Tiguan kaum Defizite festzustellen. Im Gegenteil, er ist in IMO der erste SUV in der Klasse, den man in D unter dem Gesichtspunkt "Total cost of ownership" sogar als Benzin-Version (1.4 TFSI mit 150 PS) kaufen sollte.Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt wie bei kaum einem anderen VW der letzten Jahre. Mit seiner verschiebaren Rücksitzbank besitzt er einen Vorteil, der ihn einerseits zum vollwertigen Business-4-Sitzer macht, andererseits zum Urlaubsauto für die Family mit zwei Kindern. Wenn VW ihn demnächst auch ohne Allrad anbietet, wird sich das Kundenpotential weiter vergrößern. Beeindruckt war ich bei einem Test von dem
ausgewogenen, komfortablen Fahrverhalten. Er erreicht nicht ganz die fahrdynamischen Qualtäten des X 3, federt aber besser. Subjektiv bietet der X 3 das bessere Raumgefühl, die effektiven Maße kommen aber bis auf ein geringfügiges größeres max.
Gepäckvolumen beim BMW zu anderen Werten.

Natürlich generiert VW zunächst die meisten Kunden aus dem eigenen Markenkreis bzw. von Konzernmarken. Hier spielt die Mehrmarken-Vertriebsstärke des Konzerns eine große Rolle. Auch wird der Tiguan zu Lasten des Touran gehen. Das Segment ist sowieso rücklaufig, denn der Trend zum Kompakt-SUV geht auf Kosten der Vans. VW hat mit Sicherheit dafür gesorgt, daß man an ihm mehr verdient als am Touran. Der Eroberungsanteil ist derzeit noch nicht sehr groß. Viele potentiellen Umsteiger warten erst die Anfangserfahrungen ab. Es ist ja auch nicht so, daß den Japaneren massenweise die SUV-Kunden zu VW laufen. Sie werden aber immer weniger Neukunden gewinnen. Und der Bestandskundenanteil ist bei allen nicht so hoch,daß sie daraus Stückzahlen auf bisherigem Niveau generieren können.

Der Tiguan wird schon diese Jahr mit weitem Abstand Marktführer in D. Mindestens 45.000 Neuzulassungen kommen zusammen. Bei Verlust von etwa 12-15.000 Touran-Zulassungen.Weitere Substitutionen VW/Skoda/Seat und auch Audi kosten mindetens nochmal gleichviel Einheiten. Mit einer Eroberungsrate von 40 % von Konzernmarken bzw.Fremdmarken dürfte man ziemlich richtig liegen.

Zum Schluss noch eine Bemerkung zum Preis: Für 26700,- € in der 1.4 TFSI 150 PS
Trend & Fun Version finde ich keinen anderen SUV in der Kompaktklasse mit niedrigeren Gesamtkosten: KFZ-Steuer 86,-€, Vers. KL HF 18, VK 17, Testverbräuche von 8,5 bis max. 10 Liter und 50.000 km Inspektionsintervalle. Auch dies sind Kriterien, die man von einem "Volkswagen" erwartet.

Dieser SUV wird seinen Weg gehen. Ich sehe überhaupt keine Gründe, ihn in die Ecke "unnützer Fahrzeuge" bzw. "Modefahrzeuge" zu stellen. Womit sollen denn 80zig- und 90 zig-Jährigen denn demnächst durch den Stadtdschungel zum Doc oder Fitnesscenter fahren? Doch wohl nicht mit einer 850 kg leichten Lotus Elise? Oder soll die Lösung in einem Fahrverbot für Senioren ab 65/70 liegen? Dann sind wir sicher viele SUV'S los,ebenso einen großen Teil Schleicher und Trödler auf unseren Straßen. Dem Aufschrei derjenigen, die an den Alten Millarden verdienen (auch unsere Autoindustrie), hält man nicht stand. (Mensch, dann müßte ich in 8-9 Jahren meinen Lappen abgeben).
Gruß Kühli

Zitat:

Original geschrieben von LexPacis


Bezüglich EOS sehe ich das Ganze etwas anderst, es fahren von diesen Fahrzeugen nicht wirklich viele rum bei uns, zu Beginn war das anderst.. die meisten EOS-Besitzer, die ich kenne, haben sich übrigens nach relativ kurzer Zeit wieder vom Wagen getrennt, die Gründe, die man hier auf MT nachlesen kann, waren da sicherlich auch mit im Spiel (siehe P 1.) und 2.)).. wo sind diese Wagen hin, eigentlich müssten bei steigenden Absatzzahlen immer mehr sichtbar sein?

Wenn deine Beobachtungen zutreffen, müsste das ja heissen, dass deutlich mehr EOS exportiert als neu zugelassen werden. Finde ich ehrlich gesagt schwer zu glauben, denn dafür müsste die _durchschnittliche_ Haltezeit dieses Autos deutlich unter einem Jahr liegen. Es mag vielleicht Leute geben, die ihren EOS bereits im ersten Jahr ins Ausland verkaufen, aber dass das nicht die Mehrzahl sein kann, sagt einem schon der gesunde Menschenverstand.

Viel eher denke ich, dass man besonders bei einem seltenen Fahrzeug wie dem EOS nicht von persönlichen Beobachtungen auf den tatsächlich vorhandenen Fahrzeugbestand schliessen kann.

Schöne Analyse, Wallibelli. Ich denke auch, daß der Tiguan seinen Weg machen wird, und es wäre auch schlimm, wenn nicht, denn VW hat ja lange genug Zeit gehabt zum Abkupfern, wie beim Touran auch. Schön wäre es allerdings, wenn VW auch mal selbst wieder einen "Trend" setzen würde, denn dann hätte der Erfolg nicht so einen "schalen" Beigeschmack. Mich erinnert das immer wieder an Microsoft: Erstmal abwarten, was der Markt macht und die anderen die Hörner abstoßen lassen, um anschließend mit wenig Aufwand auf den Zug "aufzuspringen".

Zitat:

Original geschrieben von touranfaq


Klar hat man die in WOB. Nur ob man damit an die Öffentlichkeit geht, ist eine andere Sache, denn solche Analysen fördern dann auch mal Ergebnisse zu Tage, mit denen man in WOB sicher nicht zufrieden sein kann 😉

Mir stellt sich ganz spontan die Frage, wie solche Zahlen erfasst werden. Doch hoffentlich nur über einen eventuellen Ankauf eines Gebrauchtwagens im Zusammenhang mit dem Neukauf, oder?

Gruß
Michael

Zitat:

Original geschrieben von Wallibelli


Womit sollen denn 80zig- und 90 zig-Jährigen denn demnächst durch den Stadtdschungel zum Doc oder Fitnesscenter fahren?

Nur zwei Anmerkungen zu Deinem Beitrag:

1. Mit 80 oder gar 90 fährt kaum noch jemand selber mit dem Auto.

2. Du hast das Thema Spritverbrauch und -kosten komplett ausgelassen. Gerade das Thema wird aber über die Zukunft der SUVs entscheiden. Ich gehe auch davon aus, dass der Trend an sich vorbei ist.

Gruß
Michael

Zitat:

Original geschrieben von pibaer


Mir stellt sich ganz spontan die Frage, wie solche Zahlen erfasst werden. Doch hoffentlich nur über einen eventuellen Ankauf eines Gebrauchtwagens im Zusammenhang mit dem Neukauf, oder?

Das glaube ich nicht, denn dazu müssten sich im aktuellen Beispiel ja BMW und Toyota "in die Karten gucken" lassen und VW bereitwillig mitteilen, daß sich die ehemaligen Kunden nun bei Ihnen befinden.

Ich gehe eher davon aus, daß man solche Studien durch repräsentative Befragungen durchführt. Damit sollen sich heutzutage ja sogar Wahlergebnisse vorhersagen lassen 😉

Ciao Kühli,

Ich sage nicht der Tiguan wird ein kompletter Flop. Vielmehr interessiert mich zukünftig, bereinigt um den ersten “Splash“, wie die Bilanz für VW insgesamt mit dem Tiguan aussehen wird. Es ist eine Eigentümlichkeit des Volkswagen-Konzerns, zu denken und zu agieren, wie wenn der Automobil-Wettbewerb sich nur innerhalb der eigenen Marken abspielt? Der Tiguan mag in Deutschland gut ankommen, aber weitere und grosse Märkte befinden sich in einer weitaus schlechteren Ausgangslage, als es den Planern des Tiguan vorgeschwebt haben mag. In USA z.B. ist die Lage aktuell nicht gerade so, wie man sich das für eine Markteinführung eines neuen Modelles wünschen mag – wer zuletzt kommt, bestraft das Leben..

Was Du bezüglich der Konsum-Stimmung und Einkommens & Vermögensverteilung schreibst, trifft so leider zu. Das hohe Durchschnittsalter der Fahrzeuge in Europa müsste Automobilhersteller durchaus wachrütteln. Die goldenen Zeiten scheinen schon seit längerem vorbei zu sein, ich gönne es denjenigen, die diese erleben durften.

Kurz und bündig, wo nichts ist, kann auch nichts konsumiert oder gespart werden. Wird gespart, dann kann man sich bald fragen wozu?

Gruss,
Oliver

P.S: @baloo: ich kann recht gut mit der Art Deiner Überlegungen umgehen (Plausibilisierungen) und plausibilisiere meine Aussagen jeweils.. trotzdem bleibe ich bei meiner subjektiven Aussage :-)

Zitat:

Original geschrieben von touranfaq


Ich gehe eher davon aus, daß man solche Studien durch repräsentative Befragungen durchführt. Damit sollen sich heutzutage ja sogar Wahlergebnisse vorhersagen lassen 😉

Hat denn schon irgendjemand etwas von solchen Befragungen mitbekommen? Habe noch niemals gelesen, dass irgendwer davon berichtet hätte. Ich bin bei solchen Zahlen sehr vorsichtig, bevor nicht klar ist, woher sie stammen und wie sie zustandegekommen sind.

Gruß
Michael

Hi, Kühli, Hi, LexPacis,

ich lese eure Analysen immer mit ganz großem Interesse und freue mich sehr darüber, dass auch solche Fachleute wie ihr hier im Forum sind, sei es, weil sie, wie du, Kühli, ganz nahe dran an den Firmen und den Entwicklungen sind, sei es, weil sie, wie du, Oliver, einen deutlich überdurchschnittlichen Durchblick auf dem komplexen globalisierten Markt haben.

Und sehr anerkennenswert, dass ihr euch dann auch noch die Zeit nehmt und sehr ausführlich für Foren-Verhältnisse eure Überlegungen wenigstens mal so weit anreißt, dass man sie nachvollziehen kann.

Ich möchte mich jedenfalls bei euch für dieses Engagement bedanken und bin ganz sicher, dass ich ich das auch im Namen eines Großteils der anderen MT-Mitglieder hier machen kann. Dankeschön, macht bitte unbedingt weiter so und meldet euch zu Wort, wenn ihr meint, vertiefend strukturieren zu können!

Gruß,
Happycroco

Zitat:

Original geschrieben von pibaer


Hat denn schon irgendjemand etwas von solchen Befragungen mitbekommen? Habe noch niemals gelesen, dass irgendwer davon berichtet hätte.

Nun, da muss ich mich wohl jetzt mal outen 😉 Ich habe schon an mehreren solchen Befragungen teilgenommen. Ich bin Mitglied in einem Umfragepanel, das regelmäßig zu diesen und jenen Themen befragt wird, und Autothemen sind auch sehr oft dabei.

Sehr interessant sind auch Diskussionsrunden, die ein anderes Panel veranstaltet. Dort geht es um ähnliche Themen, und man bekommt auch viel zu sehen. Was genau, darf ich aber leider nicht sagen 😉

Zitat:

Ich bin bei solchen Zahlen sehr vorsichtig, bevor nicht klar ist, woher sie stammen und wie sie zustandegekommen sind.

Nun, angesichts der "Panik", die die Zahlen bei VW ausgelöst haben, scheint schon was dran zu sein 😉

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