Bericht: Wie man einen E36 vernachlässigen kann...
"Mein Auto muß zum TÜV... kannste den vorher mal durchsehen...?" So harmlos das auch klingt, ich hätte "nein" gesagt wenn ich gewusst hätte das sich daraus ein Drama in drei Akten entwickelt.
Nun gut, was ist passiert? Der E36 eines Arbeitskollegen stand kurz vor seiner nächsten Hauptuntersuchung. Damit der Spruch "Bis das der TÜV euch scheidet..." nicht wahr wird, trat man an mich heran den technischen Zustand mal in Augenschein zu nehmen. Klar, dachte ich, was kann schon schlimmes kommen... jaja...
Der eigentliche Grund mich "mit ins Boot zu holen! war -wie sich später herausstellte- garnicht das auf meine Erfahrung zurückgegriffen werden sollte, nein, besagter E36-Halter war schon bei der "Werkstatt seines Vertrauens" gewesen (freie Tanke, 1 Zapfsäule, Grube, Torx gilt als Spezialwerkzeug) und dessen Kosten-Voranschlag stieß auf Ablehnung. Es sollte eine zweite Meinung her, eben meine.
Der KV: Achsmanschette, Ölwechsel (wäre wohl fällig) und Abgasanlage ab KAT -> 900,- Euro alles zusammen. Gut, so ein ESD kostet, aber ich fand den Preis schon ziemlich happig...
... vor allem wäre der Wagen nach dieser Reparatur nie über den TÜV gekommen!
Um wen gehts: Es geht um eine E36 Limo, 325i von 2/91 mit etwa 190tkm auf der Uhr.
So, der Wagen wurde also zu mir gebracht, dank der Löcher im (wahrscheinlich noch ersten) ESD hörte man ihn nicht nur schon drei km weiter von der BAB abfahren, das Teil hat im unteren Drehzahlbereich geröhrt das das Rotwild im angrenzenden Waldstück dachte es ist Sommer!
Nachdem der Wagen auf dem Hof stand, der KAT leise vor sich hintickerte, begann ich erstmal die diversen Steuergeräte zu checken. Es sollte sich im Nachhinein zeigen das die Elektonik noch das Beste an dem Auto war!
Ab mit dem Wagen auf vier Böcke und die Hinterräder runter, einen Blick auf die Bremse zu werden ist immer gut wenn der TÜV ansteht. Kleiner Tipp: Wenn man schon beim ersten Anblick einer Bremsscheibe sieht das diese unter ihrer Verschleißgrenze ist, dann ist höchste Eisenbahn! Ich habe dann doch meine Bügelmeßschraube bemüht, ich wollte einfach wissen wie dick... ähm, dünn die Scheibe denn nun ist. Also Werksmaß ist 10mm, Verschleißgrenze ist irgendwo bei 8,irgendwas, diese Bremse war runter auf 5,8mm! Ja, meine BMS ist geeicht. Aber die Bremsbeläge waren erst vor ein paar tausend km getauscht worden....
Also Bremse zerlegen. Ich sah den TÜV-Bericht schon vor mir: "Feststellbremse ohne Funktion". Wenn die Beläge einfach verschlissen wären kann ich das ja noch nachvollziehen, ein Bremsbelag-Puzzel, welches einem beim Abziehen der Scheibe entgegenlacht, weniger. So sahen alle vier Bremsbacken der Feststellbremse aus: Der Belag hat sich in weiten Teilen einfach häppchenweise von der Trägerplatte gelöst!
Vom sonstigen Zustand der Bremse rede ich garnicht... der Federnsatz kam neu, die Handbremsseile wurden gangbar gemacht, die Bremsscheiben und Beläge der Betriebsbremse wurden erneuert und die Gummiführungen des Bremssattels hatten es auch hinter sich.
Beim diversen kraftvoll angesetzten Versuchen den Bremsenresten wieder Leben einzuhauchen viel mir auf das sich zwar die Radaufhängung an der Hinterachse bewegt, nicht aber die Kolbenstange des Dämpfers! Was war los? Kurz: Alles! Gut, ausgeschlagene oder sonst wie defekte Stützlager sind ein E36 Problem, aber ich habe es auch noch nicht erlebt das ich den Dämpfer ausbauen konnte nur durch lösen der unteren (!) Dämpfer-Halteschraube. DAS hier war mal ein E36-Hinterachs-Stützlager, ja Lager und Hülse sind normalerweise vulkanisiert und EIN Teil!. Also wurden kurzerhand auch noch die Stützlager und die Dämpfer-Schutzrohre erneuert. Beim demontieren der Kofferraumverkleidung viel mir überings händeweise der Rost entgegen, fast alle Schweißnähte im Kofferraum waren schon stark korrodiert. Ob es an einem nicht sauber instandgesetzten Unfallschaden lag kann ich allerdings nicht sagen.
Nachdem jetzt die Hinterachse wieder i.O. war, war die die Vorderachse dran. Beim obligatorischen Radführungsgelenk-Rütteltest dacht ich ich hätte gleich das Rad in der Hand! betrachtet man den obersten und den untersten Punkt des Felgenhornes, so konnte ich durch leichtes drücken und ziehen am entlasteten Rad mehrere Millimeter (!) Spiel feststellen. Es verschliesst sich mir bis heute das das beim Fahren nicht aufgefallen sein soll denn das Rad konnte hier fröhlich machen was es wollte. Das war nicht extrem, das war extrem gefährlich. Ich habe also beide Querlenker demontiert und dabei viel mir auf das im Katastrophen-Querlenker noch ein Rfg der ersten Revision steckte. Wahrscheinlich war dieses Teil noch nie getauscht worden. Der Ausbau der Gelenkes erwies sich als einfach ein leichter schlag von oben mit dem 400g Hammer und das Führungsgelenk fiel einfach aus dem Lagerauge heraus!
Ich hab schon viel gesehen, aber so gestaunt hab ich selten.
Bremse und Federbein waren i.O., also konnte die Vorderachse wieder zusammengeschraubt werden.
Neben den Rfg, den Stützlagern, der kompletten Bremse hinten, der Achsmanschette und des ESD habe ich noch die Pixelfehler im BC so gut es geht behoben, einen KLR eingebaut (er lief noch als Euro1) und die rappelnde Türverkleidung Fahreseite vorne befestigt. Warum die rappelte? Nun, an den Schrauben konnte es nicht liegen, es waren keine drin 🙂 Irgendein Pfuscher hat den falschen Fensterheber (mechanisch) eingebaut und dadurch stand die Türverkleidung so stark unter Spannung das sich mit der Zeit alle Schrauben und Clipse losgerappelt haben und sich in den Tiefen des Innenraumes verloren.
Letzten Endes ist der Wagen ohne Mängel durch die AU und die HU gekommen und auch wenn ich die ganze Arbeit nicht nur für einen warmen Händedruck erledigt habe, so ist mein Kollege doch noch günstiger davon gekommen als der oben erwähnte KV-Betrag.
Lange Rede, gar kein Sinn: Ich hoffe und glaube das dieses Fahrzeug eine Ausnahme im negativen Sinne darstellte und kann Euch allen nur raten und Euch bitten: Behandelt Eure Autos besser, aber ich bin mir sicher, das macht ihr schon...! 😉
18 Antworten
das problem ist dass halt gefälschte ware im umlauf ist
und wer bei bremsen spart...da tut es mir leid
und es liegt ja nicht an ebay dass da 80% scheiss drin is
sondern an den leuten die das kaufen 🙂
aber ebay an sich wird auch immer schlimmer
mfg, thomas
Ebay kann aber auch nix für nie getauschte RFG oder Stützlager....und darum gings ja vorrangig,denk ich mal.
Und ned zum dutzendenmal darum,wieviele schlechte Menschen ihren Müll auf Ebay verhökern und wieviele Deppen jeden morgen aufstehen und das Zeug kaufen.......
Könnte man evtl. mal von diesem Zug abspringen?Ich kanns bald nimmer lesen....
Greetz
Cap
hmmmm meine handbremsbeläge waren auseinander gefallen sah schlimmer aus wie bei den bildern (keine sorge der rest des wagens is gepflegt)
das hatte immer so komische geräuche gemacht als würd das rad gleich abfallen... letzendlich konnt ich rausfinden was es war..dan wurds auch gleich gemacht
Zitat:
Original geschrieben von daniel.krueger
Was mich an dem beschriebenen Fahrzeug persönlich am meisten erstaunt, ist die Tatsache, daß der Wagen offenbar noch die ersten Traggelenke hatte. Fahre meinen jetzt sein knapp 5 Jahren und bin seitdem etwas über 90.000km gefahren, diese Woche wurden die Traggelenke in dieser Zeit das dritte Mal gewechselt.
Das kann ich wiederum gar nicht verstehen. Mir ist zwar bekannt, dass die Traggelenke einer der Schwachstellen des E36 sind, aber bei mir sind trotz 248.000km erst zwei mal gewechselt worden... Die jetzigen sind ca. 40.000km drin und machen keinerlei Probleme.