Batterie Laden mit Ctek Ladegerät.
Hallo zusammen.
Ich habe mir mal nen Vernünftiges Ladegerät zugelegt. Das Ctek MXS 5. Laut Testberichten (u.a. Autobild) und Kundenrezssionen bei Amazon das beste was man kaufen kann.
Soweit so gut.
Nun wollte ich mal das Rekonditionierungsprogramm durchlaufen lassen, habe dabei aber ein paar bedenken.
Bei diesem Programm wird mit einer Spannung von 15,8Volt geladen bzw. wird mit diesem Programm die Batterie aufgefrischt um die Maximale Kapazität wiederzuerlangen.
Meine Befüchtung liegt jetzt bei den 15,8Volt. Kann das mein Boardnetz vertragen, denn ich lade die Batterie so wie empfohlen, über die Kontakte im Motorraum.
Kann da jemand was zu sagen? Im Anhang die Bedienungsanleitung vom Ctek MXS 5.
Beste Antwort im Thema
Na, dann halte ich mal einen Vortrag 😁
Wen das interessiert, der kann ja weiterlesen.
Vorab:
Keine Sorge, da passiert nichts am Auto.
Zunächst mal ist die Bordelektronik von Fahrzeugen sogar auf extreme Spannungsspitzen "gehärtet". Die treten im normalen Betrieb immer mal auf. Das können Spikes von mehreren Tausend Volt sein oder eine durch die LiMa im Rahmen des normalen Einregel-Vorganges und schon mal locker über 20V gehen.
Kein Steuergerät geht davon kaputt, die haben alle eine Eingangsstufe mit eigener Stromversorgung, die schlicht unterbricht, wenn über länger als ein paar Sekundenbruchteile mehr Eingangsspannung da ist als zulässig.
Die LiMa könnte die Batterie zum Überkochen bringen und trotzdem würde kein Steuergerät (jedenfalls keines von BMW 😁) die Grätsche machen.
Von daher also keine Sorge.
Spannungsmäßig manchmal noch "schlimmer" als das Rekonditionierung-Programm, das erst spät den Ladevorgang ergänzt, ist die Desulfatierung. Das ist die erste Lade-Phase. Während dieser Phase treten oft die größten Spannungen auf.
Physikalisch läuft das etwa so ab:
- Ladegerät misst die Polspannung im Leerlauf
- Ladegerät fängt die Ladung an mit kleinem Strom und dreht den immer höher. Wenn die Spannungsdifferenz zur ersten Leerlaufspannung dabei einen gewissen Wert übersteigt, ist der Innenwiderstand zu groß, also die Batterie tiefentladen oder defekt. Falls alles ok ist, wird die Desulfatierung übersprungen.
- ist eine Desulfatierung nötig, wird mit gepulsten Strom gearbeitet, der im Takt von Sekundenbruchteilen bis zu Sekunden (je nach gemessenem Innenwiderstand) draufgegeben wird. Das Prinzip ist ähnlich wie beim Reflex-Laden von NiMH-Akkus, es wird ein großer Strom-Puls reingegeben, wieder fast soviel rausgezogen und dann reichlich Zeit für chemische Ausgleichsprozesse gegeben.
Das ist eine spannungsmäßig kritische Phase. Wenn hier nämlich der Innenwiderstand zu groß ist (Batterie defekt) und das Ladegerät ordentlich Ladestrom erzeugen will/muss, dann muss es die Spannung enorm hoch drehen beim Pulsen. Wo die Grenzspannung liegt, weiss ich nicht, aber hier wird man vergleichsweise hohe Spannungen finden.
- zwischendurch pausiert das Ladegerät den Vorgang und misst die Klemmenspannung. Wenn die einen für den Batterietyp typischen Wert erreicht, wird die Desulfatierung abgeschlossen und zum regulären Laden übergegangen.
- Später, sofern ausgewählt (bei meinem CTEK MXS 10 ist das der Schritt 6) beginnt die "Rekonditionierung". Hier wird dem Problem Rechnung getragen, dass sich bei Entladung unter ca. 40% im unteren Teil des Akkus mehr Schwefelsäure absetzt als oben, so dass oben die Zellen nicht mehr ordentlich Leistung abgeben können. Dadurch sinkt der Maximalstrom erheblich.
Das CTEK (eines der ganz wenigen Ladegeräte, die das überhaupt können) geht da einen unkonventionellen Weg:
die Rekonditionierung ist nichts anderes als eine kontrollierte Überladung in die Gasungsphase hinein. Es geht nämlich darum, schlicht die Säure gleichmäßig zu verteilen, ein Effekt, den man auch durch "Schütteln" hervorrufen könnte. Allerdings geht das nicht bei AGM-Batterien, weil da Schütteln nicht viel bringt.
Wer schon mal versucht hat, eine Autobatterie auszubauen und zu schütteln, wird wissen, warum man das gerne dem Ladegerät überlässt. 😁
Das Ladegerät geht dann hin und lädt ganz (!) voll. Danach lädt es mit größtmöglichen Strom stoßweise so kurz wie möglich weiter, bis sich Gasbläschen bilden. Zwischendurch misst es immer wieder im Leerlauf den Zustand der Batterie.
Und weil sich Bläschen natürlich dort bilden, wo die meiste Leistung aufgenommen wird, nämlich im Säure-Bereich, fängts da an zu blubbern und die Säure verteilt sich wieder.
Also quasi Schütteln durch Blubbern.
Darum sollte man gute Batterien garnicht, tiefentladene und defekte Batterien selten "rekonditionieren". Der Vorgang ist nämlich jedesmal mit einem (geringen) Leistungsverlust der Batterie verbunden, weil Gas entweicht, das dann nicht mehr der Chemie zur Verfügung steht.
Generell ist die Rekonditionierung zwar mit dem höchstmöglichen Strom und daher theoretisch auch mit der größten Spannung verbunden, doch in den meisten Fällen wird der Innenwiderstand der Batterie in dieser Phase schon so niedrig sein, dass die auftretenden Spannungen bei 5A Strom kleiner sind als zu Anfang in der Desulfatierung. Da ist mein MXS 10 gefährlicher, weil es größere Ströme fährt.
Nur Falls die Batterie zu Anfang als intakt erkannt wird (das Ladegerät kennt ja die Nennkapazität nicht) und später die Rekonditionierung trotz hohen Innenwiderstandes einleitet, treten dort große Spannungen auf.
Aber keine Bange, Das CTEK hat eine ungefährliche Spannungsgrenze, über die es nicht hinaus geht.
Fazit.
Das CTEK ist nicht billig. Aber es ist sicherlich eines der intelligentesten Ladegeräte auf dem Mark und gehört zu den besten, wenn es nicht das Beste ist.
Anschließen, gewünschtes Programm einstellen und vergessen.
Wenn das CTEK nichts mehr machen kann, ist der Akku im Eimer.
Es ist meiner Meinung nach das verlässlichste Gerät seiner Preisklasse. Vertraue dem Ding.
k-hm
20 Antworten
Zitat:
@325Ci-Fahrer
Bei meinem MXS 5.0 gibts den Menüpunkt AGM gar nicht, sondern eine Schneeflocke, allerdings heisst es in der Bedanl., dass dieser Punkt für Ladungen unter 5°C und für AGM gedacht ist.
Bei der älteren Version des MXS 5.0 gab es die Schneeflocke.
Bei der neuen Version steht AGM dabei.
Funktional ist es identisch.
cu
Ja bei meinem welchen ich beim amazon günstig geschossen habe, steht agm drauf.
k-hm, da bist Du aber der erste und einzige, der vom Rekonditionieren von AGM-Batterien abrät.
Ich lass mich gerne belehren, aber zumindest entspricht das nicht dem allgemeinen Tenor im Netz.
Ich habe das CTEK im Winter auch fest im Auto, da Standheizung und Kurzstreckenbetrieb die Batterie strapazieren. Einmal im Jahre lasse ich das Rekonditionierungsprogramm laufen - ich habe auch eine AGM-Batterie im Auto.
Zitat:
@V8_Freund schrieb am 17. Januar 2015 um 14:45:13 Uhr:
k-hm, da bist Du aber der erste und einzige, der vom Rekonditionieren von AGM-Batterien abrät.
Ich lass mich gerne belehren, aber zumindest entspricht das nicht dem allgemeinen Tenor im Netz.Ich habe das CTEK im Winter auch fest im Auto, da Standheizung und Kurzstreckenbetrieb die Batterie strapazieren. Einmal im Jahre lasse ich das Rekonditionierungsprogramm laufen - ich habe auch eine AGM-Batterie im Auto.
Ob ich der Einzige bin, ist mir völlig gleichgültig. Ich pflege mir meine Meinung anhand der (bisher) zur Verfügung stehenden Informationen selbst zu bilden.
Bessere Informationen führen zu besseren Meinungen. Also immer her damit 😁
Die konstruktiven Eigenschaften von AGM-Akkus lassen ein starkes Trennen von Säure und Wasser nicht zu. Damit kommt es erst garnicht zu einem Effekt, der mit dem Absetzen von Säure in Blei-Säure-Akkus vergleichbar ist.
Das macht ein "Durchmischen" des Elektrolytes bei AGMs überflüssig.
Selbst wenn man damit vielleicht ein Wenig erreichen könnte, wiegt das die Nachteile meiner Meinung nach nicht auf.
Wenn sich nämlich in einer AGM das Elektrolyt in Form von Gasen verabschiedet, ist das schädlicher als bei Blei-Säure, weil bei der AGM das Elektroly in Glasfasermatten aufgesaugt ist und Blasen nicht so leicht wegkommen. Eine Blase sorgt also direkt für schlechteren Kontakt der aufgesaugten Säure mit ihrer Umgebung.
Blasen werden nur sehr langsam abgebaut. Entweichen können sie nicht, denn AGMs sind bis auf ein Überdruckventil gasdicht. Und aufsteigen und sich vom Rest trennen können sie auch nicht, denn sie werden im Glasfaser-Fließ festgehalten.
Fazit:
Blasen zu erzeugen ist für AGM-Akkus schädlicher als für Blei-Säure-Akkus. Bei AGM können Blasen nicht weg. Man verringert damit also höchstens den Maximalstrom (Startstrom) und die Ladefähigkeit.
Habs noch nicht versucht, eine AGM zu rekonditionieren. Mein CTEK MXS 10 lässt die gleichzeitige Auswahl von AGM und Recondition NICHT zu. Man kann entweder "AGM" oder "Recond" einstellen.
Wenn ich einen AGM-Akku also rekonditionieren wollte, geht das mit AGM garnicht. Warum wohl?
Ich werde das Risiko nicht eingehen, meinen tollen Moll-AGM-Akku kaputt zu machen.
Das ist übrigens meine ganz persönliche Sicht der Dinge.
Ich sehe das solange so, bis jemand kommt, der mir glaubhaft (!) etwas Besseres erzählt und das auch belegen kann. 😁
k-hm
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Bmw hat auch ein nachrüst Satz für die ctek Ladegerät. Hat jemand die einbau Anleitung dafür? Vielen Dank ins voraus.
Völlig richtig was k-hm da schreibt, bei AGM Batterien ist das eher kontraproduktiv als das es etwas bringt. Bei Blei Säure Akkus würde ich zudem warten bis die Elektronik/Steuergeräte alle eingeschlafen sind und dann die recond erst starten.