Autohändler wollen Opel retten
Von Fiete Stegers
Opelhändler Peter Dahlmann aus Neuss hatte am Dienstag (16.12.08) einen Termin im Kanzleramt. Dort stellte er einen ungewöhnlichen Plan vor: Falls der Mutterkonzern GM in die Insolvenz stürzt, wollen er und andere Händler versuchen, Opel zu retten.
Opel-Werk in Bochum
Am liebsten wäre Dahlmann, wenn sein Angebot gar nicht verhandelt werden müsste: "Wir hoffen, dass es in den USA Staatshilfen für die drei großen Autokonzerne Ford, Chrysler und General Motors gibt und diese damit die Krise überstehen können", sagt Dahlmann im Gespräch mit WDR.de. Sollte aber die Opel-Mutter General Motors in den USA Insolvenz anmelden, seien er und andere große Händler bereit, bei Opel als Gesellschafter einzusteigen.
"Bevor Opel bei einem Chinesen landet, beteiligen wir uns"
Opel erneut Thema in Berlin
"Im Worst Case wollen wir uns beteiligen. Ich habe das mit den zehn größten Opelhändlern abgesprochen, die gemeinsam 30 Prozent des deutschen Marktvolumens repräsentieren", sagt Dahlmann. Er selbst ist Geschäftsführer eines Autohauses mit 17 Standorten vor allem im Rheinland und damit einer der größten Opelhändler Deutschlands.
Wie sich die Händler ihr Engagement genau vorstellen, erläuterte Dahlmann am Dienstag (16.12.08) im Bundeskanzleramt dem Wirtschaftsberater von Angela Merkel, Jens Weidmann. "Bevor Opel bei einem Chinesen landet, würden wir uns beteiligen und Anteile übernehmen - in welcher Gesellschaftsform auch immer. Das ginge aber nicht ohne weitere Investoren", sagt Dahlmann. "Bund und Länder müssten sich beteiligen - entweder über Bürgschaften oder über eine eigene Beteiligung wie bei VW." Nach dem Treffen gab sich Dahlmann optimistisch: "Wir glauben an die Zukunft von Opel." Zum genauen Ablauf und Inhalt der Gespräche äußerte er sich nicht. Allerdings kündigte er an, dass es weitere Treffen geben werde.
Bislang prüft die Bundesregierung, ob sie Opel-Kredite durch eine staatliche Bürgerschaft absichern kann. Opel hatte die Regierung um solche Garantien für "den äußersten Fall" gebeten. Eine Entscheidung über eine Bürgschaft will die Regierung aber erst Anfang 2009 treffen.
Experte: "Das wäre machbar"
Kann Opel allein überleben?
Der Münchener Automobil-Experte Hubert Becker hält Dahlmanns Vorschlag für einen möglichen Weg, das Überleben des Unternehmens ohne Mutterkonzern zu sichern. "Opel hat das technische Potenzial, Opel hat die Mitarbeiter, um allein zu überleben. Was fehlt, sind die Geldgeber für eine Loslösung", sagt der Leiter des privaten Instituts für Wirtschaftsanalyse und Konsumforschung. Als Geldgeber kämen die Opelhändler, die Belegschaft und Kapitalinvestoren in Frage, sagt Becker WDR 2. "Wir hatten in der Vergangenheit schon prominente Beispiele, wo sich sehr eng verzahnte Automobilunternehmen wieder getrennt haben: Daimler und Chrysler, BMW und Rover. Das wäre auch bei Opel machbar."
GM will nicht verkaufen
Derzeit denkt General Motors zwar nach eigenen Angaben nicht daran, seine im Gegensatz zu den US-Marken gesunde Tochter Opel abzustoßen. Für Dahlmann ist es aber nicht ausgeschlossen, dass es zu einer Trennung kommt: "Sollte GM Insolvenz nach Chapter 11 des US-Rechts anmelden, ist die Frage, ob der Konzern so etwas noch selbst entscheiden kann." Opel war am Montag (15.12.2008) nicht für eine Stellungnahme zu Dahlmanns Angebot zu erreichen.
Betriebsrat: Seriöser als Solarworld-Offerte
Rainer Einenkel, Betriebsratschef des Bochumer Opel-Werks, nimmt das Angebot der Autohändler ernst, "auch wenn es allein kaum ausreicht, um Opel zu übernehmen". Dazu müssten auf jeden Fall noch andere Investoren hinzukommen. "Aber sie wissen, worum es geht", sagt der Arbeitnehmervertreter über Dahlmann und dessen Partner. Deren Bereitschaft sei seriöser als das Übernahmeangebot des Bonner Unternehmens Solarworld Mitte November: "Die hatten vorher überhaupt kein Gespräch mit Opel oder der Politik geführt."
Beste Antwort im Thema
Zitat:
Original geschrieben von Exschwede
Bin mir aber auch sehr sicher, dass GM Opel so schnell nicht ziehen lassen wird. Wetten?
Opel ist für GM das Faustpfand damit die deutsche Regierung Kohle einwirft, die man Richtung USA abziehen kann. Da Opel keine eigene Buchhaltung hat, wird das nicht zu verhindern sein.
GM wird Opel erst gehen lassen, wenn nicht mehr zu holen ist.
13 Antworten
Das wäre eine durchaus angenehme Lösung, mit dem Vorteil, dass Hersteller und Verkäufer an einem Strang ziehen würden. Für Opel sicher nicht schlecht, das Kundenfeedback würde dann eher ankommen, als bisher. Opel - ein riesiges Factory-Outlet.
Aber! Was passiert mit den vielen kleinen FOH-Krautern? Die sind dann bei den Konditionen voll von den neuen Eigentümern, die ja gleichzeitig auch Verkaufskontrahenten sind, abhängig. Ein gewiß nicht zu unterschätzendes Moment.
Wenn möglich, das wäre mein Wunsch, sollte soviel privates Kapital aufgebracht werden, dass keine Staatsgelder in das Unternehmen fließen müssen.
Zitat:
Original geschrieben von Omega-OBA
Wenn möglich, das wäre mein Wunsch, sollte soviel privates Kapital aufgebracht werden, dass keine Staatsgelder in das Unternehmen fließen müssen.
Ich denke schon das es in Deutschland genügend Großkapital gibt welche Opel aus der Insolvenzmasse kaufen könnten , ob Sie dieses auch wirklich tun hängt wohl nur von der Rendite ab ...Leider
Wäre ich an der Stelle z.b. von den Brüdern Albrecht ( geschätzt : 37 Milliarden € Vermögen) gäbe es keine Frage Opel zu übernehmen.
ich dachte viele FOHs, auch die grossen haben selber finanzielle probleme oder stehen vor der insolvenz.
und dann wollen die opel kaufen? scherz oder?
lasst doch den staat opel kaufen. auf die paar milliarden neuer schulden kommt es nu auch nicht mehr an.
Zitat:
Original geschrieben von slv rider
ich dachte viele FOHs, auch die grossen haben selber finanzielle probleme oder stehen vor der insolvenz.
und dann wollen die opel kaufen? scherz oder?
lasst doch den staat opel kaufen. auf die paar milliarden neuer schulden kommt es nu auch nicht mehr an.
Ich glaube nicht das ein Staatsunternehmen betriebswirtschaftlich arbeitet, oder arbeiten wird. Eine Beteiligung halte ich aber dennoch für richtig, so lange der Einfluss von Politikern nicht auf das Tagesgeschäft auswirkt.
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Haool,
hier in Münster ist dieses Jahr auch ein grosser Händler erst in Insolvenz gegangen und dann abgewickelt worden.
In den ehemaligen Geschäftsräumen ist jetzt eine Disco...
das passiert wenn man sich zuviele autos auf den hof stellt und einen mediziner als geschäftsführer hat
Autos hatte der reichlich, das stimmt... Und nun nichts mehr...
Schorsch greift ein und wird wohl 17,4 Mrd Dollar lockermachen.
Das wird einen Verkauf von Opel wohl noch etwas hinauszögern...
Gruß
Michael
Zitat:
Original geschrieben von Pepperduster
Wäre ich an der Stelle z.b. von den Brüdern Albrecht ( geschätzt : 37 Milliarden € Vermögen) gäbe es keine Frage Opel zu übernehmen.
die wollen doch kein Geld in den Sand setzen oder anderweitig verbrennen.
Manche Leute können es halt nicht lassen.
cheerio
Ich halte es für eine verwegene Idee.
Nicht unmöglich, aber ohne längerfristige Perpektive. Und ob dann am Ende nicht doch ein Asiate zuschnappen würde, bleibt fraglich.
Opel ist einfach zu klein, um zukünfige Umweltprojekte (z.B. Wasserstoff) zu finanzieren.
Bin mir aber auch sehr sicher, dass GM Opel so schnell nicht ziehen lassen wird. Wetten?
Ein Szenario wäre: GM trennt sich von allen kleinere Marken. Der Stellenwert von Opel im Konzern wird damit größer schon weil Opel noch am ehesten eine Produktpalette mit kleineren Fahrzeuigen hat, die jetzt gefragt sind. Opel geht somit gestärkt aus der Krise hervor (nicht in Deutschland aber international) und übernimmt langfristig auch die Aufgaben der oberen Mittelklasse, da das wohl sonst keiner mehr macht im Konzern. Chrysler geht pleite weil dort eine ähnliche "deutsche Perle" fehlt.
Zitat:
Original geschrieben von Exschwede
Bin mir aber auch sehr sicher, dass GM Opel so schnell nicht ziehen lassen wird. Wetten?
Opel ist für GM das Faustpfand damit die deutsche Regierung Kohle einwirft, die man Richtung USA abziehen kann. Da Opel keine eigene Buchhaltung hat, wird das nicht zu verhindern sein.
GM wird Opel erst gehen lassen, wenn nicht mehr zu holen ist.