Autobild und DaimlerChrysler: Bericht in Stern TV

Volvo

Hallo,

ich habe gestern einen Bericht auf Stern TV gesehen, bei dem mit einiges in der Berichterstattung klar geworden ist.

DC bietet für die neue S-Klasse ein verbessertes Notbremssystem an, das - offenbar unter Verwendung der Komponenten der Distronic - auch im Nebel funktionieren soll. Auto Bild wurde von DC zum Test geladen. Stern TV sollte Dokumentieren und hat das - Hut ab - auch gemacht. denn es gab offensichtlich erhebliche Pannen, weil das System nicht funktionierte. Der Redakteur von Auto Bild semmelte die S-Klasse auf den Vordermann.

Peinlich nur: Er wußte vorher, daß das System nicht funktioniert. Es ist ihm gesagt worden. Man hatte dann ein Brett in die Teststrecke gelegt, bei dessen überfahren der redakteur Bremsen sollte. Klappte aber nicht gut genug.

Trotzdem versuchte man, den Redakteuren von Stern TV vorzugaukeln, das es ein Einzelfall sei und baute einen neuen Versuch auf.

Immerhin: Der verantwortliche DC-Ingenieur räumte in der Sendung den Fake ein.

Fazit: Ich habe schon immer geahnt, daß die Autozeitschriften mächtig gesponsort sind, aber das man sich zur Mitarbeit an solchen Fakes hinreißen läßt, finde ich nicht OK.

Gruß, Hagen

104 Antworten

Auto Bild" feuert Reporter

von der focus homepage:
http://focus.msn.de/hps/fol/newsausgabe/newsausgabe.htm?id=21720

Auto Bild" feuert Reporter

 


| 22.11.05 |
„Auto Bild“ hat sich laut „Berliner Zeitung“ von Chefreporter Michael Specht getrennt. Hintergrund ist eine gefälschte Szene in der Fernsehsendung „stern TV“, an der Specht beteiligt war.
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Die Sendung vom vergangenen Donnerstag hatte Nebelunfälle zum Thema. Eine gute Gelegenheit für Mercedes, die radargestützten Sicherheistssysteme der neuen S-Klasse zu präsentieren: „Auto Bild“-Chefreporter Michael Specht sollte mit 55 km/h auf einen Stau im künstlichen Nebel auflaufen.

Gefälschte Bilder mit Wissen des Reporters

Was schnell klar wurde: In der Halle mit ihren vielen Metallteilen war das Radar irritiert und die S-Klasse konnte ihren Fahrer nicht zuverlässig warnen. Die Techniker von Mercedes wussten das und weihten den „Auto-Bild“-Reporter ein. Um eine Gefährdung auszuschließen, markierte beim Dreh eine Holzplatte den Bremspunkt. Die Regie hingegen wusste nichts von dem Kuhhandel.

Öffentliches Geständnis wider Willen

Specht verfehlte den Bremspunkt, das Auto prallte mit geringer Geschwindigkeit in den Vordermann. Peinlich: Für das Publikum hörbar besprach der Journalist sich mit den Technikern von Mercedes, wie der Vorgang jetzt für die Zuschauer plausibel erklärt werden könnte. „stern TV“ ließ die vorab gedrehte Sendung unverändert ausstrahlen, „Auto Bild“ berichtete (Specht: „Ich raste mit 55 km/h in den Nebel-Crash!“) zwar in gewisser Weise wahrheitsgetreu, aber nicht über den aufgeflogenen Kuhhandel.

Leser verärgert

Die Folge: Die Leser von „Auto Bild“ sind sauer. Im Forum von autobild.de finden sich reihenweise User, die ankündigen, ihr Abo zu stornieren und Herr Specht ist seinen Job los

Zitat:

Original geschrieben von guhl


hallo zusammen,

ich hatte am wochenende die gelegenheit mit einem redakteur und einem fotograf von autobild zu reden. ihrer aussage nach, ging es nicht darum, hier etwas zu vertuschen o.ä. es ging nur darum, für das kamera-team gute aufnahmen zu ermöglichen; deswegen ist man auch in die halle gegangen, da draußen keine optimalen aufnahme-bedingungen herzustellen sind. Beim outdoor-test hat das system einwandfrei funktioniert. in der halle hat das radar aufgrund des vielen metalls nicht funktioniert. Um die aufnahmen trotzdem möglich zu machen, wurde dieses brettchen verwendet.
Im grunde war es ein kommunikationsproblem, dass das stern-tv-team nicht eingeweiht war.

Ich gehe einfach mal davon aus, dass Du lediglich die Meinung der um Schadensbegrenzung bemühten AB-Redaktion wiedergeben wolltest.

Inhaltlich kann dem nämlich nicht gefolgt werden.

1. Das System hat im Test versagt.
Wie es "draußen" funktioniert hat, hat die AB ja ausdrücklich beschrieben:

Zitat:

Rückblende: Einen Tag zuvor konnte ich das Radarsystem bereits auf abgesperrter Strecke testen. Statt eines Autos stand dort jedoch eine schwarze Kunststoffwand mit einem mittig eingesetzten Metalldreieck. Das Peil-Teil fürs Radar. Und es arbeitete perfekt. Pünktlich kam der Piepton, der Tritt ins Bremspedal brachte die S-Klasse sicher vor der Wand zum Stehen. Generalprobe mit Bravour bestanden. Geschichte im Kasten, aber ohne spektakuläre Optik.

Also: Es wurde so getestet, dass auf einer freien Strecke eine Kunststoffwand, in der sich ein Metalldreieck befand, aufgebaut war. Unter diesen - kaum als typisch anzusehenden - Umständen hat das System funktioniert.
In der Halle hat es nicht funktioniert, angeblich, weil es dort zuviel Metall gibt.
Heißt das, dass das System nicht mehr funktioniert, wenn ich damit an einer langen Reihe LKWs vorbeifahre?
Im TV hieß es dann, es habe nicht funktioniert, weil am Ende ein 50 Tonnen schwerer Metallblock gestanden habe. Heißt das, das System funktioniert nicht, wenn das Stauende aus einem LKW mit Container besteht?
Hier davon auszugehen, das System funktioniere eigentlich und es sei nur darum gegangen, noch ein paar Aufnahmen zu machen, scheidet aus. Natürlich war das ein Test in der Halle - und das System hat versagt.

2. AB und DC haben zu täuschen versucht.
Es mag sein, dass man etwas als Kommunikationsproblem darstellen möchte. Das hört sich auch netter an, als zuzugeben, dass man versucht hat, Stern-TV und die Zuschauer zu täuschen.
Aber was ist geschehen: Stern-TV ist zu einem "Test" in die Halle eingeladen worden. Ohne Kenntnis von Stern-TV ist dort das Brett angebracht worden. Stern-TV ist nicht darüber informiert worden, dass das System den Test wahrscheinlich nicht bestehen würde und deshalb ein Brett auf dem Boden angebracht wurde. AB und DC haben gemeinsam abgesprochen, wie die Reporter von Stern-TV weiter getäuscht werden könnten. Dabei sind sie erwischt worden. Das kann man natürlich als ein "Kommunikationsproblem" bezeichnen. Denn von einem solchen spricht man, wenn die Kommuniikation nicht so geklappt hat, wie sie sollte. Hätte alles so geklappt, wie beabsichtigt, hätten die Reporter von Stern-TV die Täuschung nicht erkannt. Das kann man dann natürlich als "Kommunikationsproblem" bezeichnen.

Es ist, wie es ist: AB und DC haben zu täuschen versucht und sind erwischt worden. Das sollte nicht verharmlost werden.

rotto

danke rotto, da braucht man nix mehr zu schreiben 😉

aber trotzdem nett von guhl (aka herr specht) sich hier mal zu wort zu melden 😁

Zitat:

Original geschrieben von guhl


Im grunde war es ein kommunikationsproblem, dass das stern-tv-team nicht eingeweiht war. man kann autobild und DC vorwerfen, hier nicht mit offenen karten gespielt zu haben. aber die generalsierung darauf, dass magazine und firmen unter einer decke stecken halte ich für unzulässig.

Es ist mir unbegreiflich, wie man eine aufgezeichnete, gesendete und bewiesene Lüge von Herrn Specht als Kommunikationsproblem hinstellen kann. Oder wie hat Herr Specht doch gleich nochmal im Fernsehen auf die Frage, ob das Warnsignal kam und die Technik eingegriffen hat geantwortet?

Ich habe den Eindruck, dass heutzutage den Menschen nicht mehr eine ungeschönte Wahrheit vermittelt werden kann. Alles Negative und Verwerfliche muss abgemildert und in Euphemismen verpackt werden. Da wird die Lüge zum Kommunikationsproblem, das unerzogene Schulkind zum verhaltensauffälligen Opfer seiner Mitschüler usw. Diese Liste lässt sich endlos fortsetzen.

Für mich ist ja auch nicht der missglückte Test das Problem. Ich kann die Begründung des hohen Metallgehalts nachvollziehen und sehe insofern keine realistische Gefährdung für das System. Das Problem für mch ist, dass ein Autohersteller mit einem Journalisten (der eigentlich unabhängig sein sollte) gemeinsame Sache macht, um einem Fernsehteam eine gestellte Szene als Wahrheit zu verkaufen.

Stell dir mal vor, der Schwindel wäre zunächst nicht aufgeflogen und stern-tv hätte das gesendet und anschließend wäre die Sache rausgekommen. Stern-tv wäre gleich mitverdächtigt worden, das Fernsehpublikum in einer großen Werbeaktion hinters Licht geführt zu haben. Als Chefredakteur von stern-tv wäre ich stinksauer und momentan heilfroh, dass es anders kam.

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Zitat:

Original geschrieben von Ransom


Stell dir mal vor, der Schwindel wäre zunächst nicht aufgeflogen und stern-tv hätte das gesendet und anschließend wäre die Sache rausgekommen. Stern-tv wäre gleich mitverdächtigt worden, das Fernsehpublikum in einer großen Werbeaktion hinters Licht geführt zu haben. Als Chefredakteur von stern-tv wäre ich stinksauer und momentan heilfroh, dass es anders kam.

.... das hat stern-tv doch schon hinter sich. Nochmal auf einen getürkten Beitrag reinzufallen wollten sich Herr Jauch und Kollegen wohl nicht erlauben. Sonst wären sie vielleicht gleich mit Herrn Specht in die Jauche geflogen (der schräge Kalauer mußte jetzt sein! 😁

Wenn denn alles nur ein Kommunikationsproblem war, dann ist der Abflug vom Herrn Specht doch eine völlig unangemessene Situation. Jedenfalls war den Beteiligten wohl klar, daß stern-tv als gebranntes Kind die Brett-Lösung nicht mitmachen würde, auch für schöne Bilder nicht und das will für das "Unterschichten Fernsehen" (H. Schmidt) doch schon was heißen.

Neue Frage: War das wirklich, wirklich, wirklich das erste und garantiert einzige Mal, daß man der schönen Bilder wegen die Wirklichkeit etwas, na sagen wir, übergebügelt hat? (Nur mit dem Ergebnis, daß das Auto hinterher mehr Falten hatte als vorher)
Oder sollte auch sonst schon mal so manch forsche Kurvenfahrt, die, großes Indianerehrenwort!, nur durch das jetzt noch bessere ESP nicht in der Hecke endete, in Wirklichkeit viel langsamer abgelaufen sein und erst bei der elektronischen Nachbearbeitung wurde dann Gas gegeben?

Nein, da braucht man Kungelei nicht mehr vermuten, das war welche. Und es fällt schwer zu glauben, daß der Aufwand für die Vorbereitung des "Kommunikationsproblems" nur dieses eine Mal gemacht worden wäre.

Und es bleibt dabei: Das Radar hatte tatsächlich ein Kommunikationsproblem. Das zeigt, das es Umstände gibt, bei denen es nicht funktioniert. Wäre interessant, ob in der Betriebsanleitung der S-Klasse ein Beipackzettel liegt, auf dem die Umstände näher erläutert sind, unter denen dieses teure Extra zu Nebenwirkungen führen kann, die anschließend kein Arzt, geschweige denn ein Apotheker, mehr beseitigen kann.

Meint der

Ostelch

Zitat:

Original geschrieben von Ostelch


Neue Frage: War das wirklich, wirklich, wirklich das erste und garantiert einzige Mal, daß man der schönen Bilder wegen die Wirklichkeit etwas, na sagen wir, übergebügelt hat? (Nur mit dem Ergebnis, daß das Auto hinterher mehr Falten hatte als vorher)
Oder sollte auch sonst schon mal so manch forsche Kurvenfahrt, die, großes Indianerehrenwort!, nur durch das jetzt noch bessere ESP nicht in der Hecke endete, in Wirklichkeit viel langsamer abgelaufen sein und erst bei der elektronischen Nachbearbeitung wurde dann Gas gegeben?

Es ist eigentlich kein Geheimnis, dass viele Firmen den Journalisten und Poiitikern nicht nur Bilder sondern auch Filme und ganze Analysen geben. Das ist eigentlich auch in Ordnung. Keine Reginalzeitung und kein Politiker kann alle Deteils selber ausgraben, selber alle Bilder in der gewünschten Qualität machen. Insofern ist dein Verdacht, dass Bilder "optimiert" wurden schon richtig. Das problem entsteht, wenn die Quellen nicht mehr kritisch betrachtet werden. Und gerade das ist ja hier passiert.

Allerdings würde der Aufwand ein langsames Auto digital schnell zu machen extrem teuer sein - oder das Ergebnis so auffällig wie die retouschierten Titelbilder einer TVSpielfilm. Einfacher ist doch, man nimmt einen erfahrenen Fahrer und läßt den so lange fahren bis die Aufstellung im Kasten ist - oder glaubt ihr diese nebenstrassen, auf denen immer die Testwagen ohne Verkehr unterwegs sind, sind immer abgesperrt?

Rapace

Eine Kündigung nach dieser Lügerei ist eigentlich noch zu wenig.
Hätte Stern TV diese Blamage nicht direkt veröffentlicht wäre vermutlich nur die Variante der AB im Umlauf.
Also ein perfekt funktionierendes Sicherheitssystem, dass einige Käufer gegen einen saftigen Aufpreis dann irgendwann mitbestellt hätten. Man stelle sich einmal vor, es würde sich herausstellen, dass bei Volvo das Whips nur ein Marketing Gag wäre und gar nicht existiert. Wer von uns würde sich dann nochmals einen Volvo kaufen?

Für mich versuchter Betrug, von AB und DC.

Grüsse

Volvo 174

Zitat:

Original geschrieben von VOLVO 174


Man stelle sich einmal vor, es würde sich herausstellen, dass bei Volvo das Whips nur ein Marketing Gag wäre und gar nicht existiert.

Eigentlich kann sich das weder DCX noch Volvo leisten, denn bei der Höhe der Schadensersatzansprüche in USA, und da verkaufen ja beide, muss alles wasserdicht sein. Man müßte mal checken ob DCX das so in den USA überhaupt verkauft und wie sie das ganze formal verpacken. Ich traue denen allerdings auch zu hier nochmals zu pennen. Dann wirds allerdings teuer, auch ganz ohne "Menschenschaden"

Rapace

@ rapace,

in den USA (mbusa. com) gibt es nur das einfache Distronic. Zum Preis von immerhin 3.100 USD. Im Car Configurator gibt es ein wunderbares Flash zur Funktionsweise inkl. dem Warnton 🙂

Allerdings soll es Anfang 2006 (MY 2007?) dort erhältlich sein:
http://www.insidedcx.com/2005/mercedes/sclass.2007.20jun05.htm

Grüsse

Volvo 174

http://lachschon.gamigo.de/screens/200511/NavigatorV-1132669708.jpg

mal was zum thema 😉

Am 23.11. kommt bei STERN-TV die Nachbereitung und ein neuer Test mit der S-Klasse.

Gruß Heiko

Habe mir noch mal das Video von Stern TV angeschaut . Kurz nach den Crash, bei 6 min. 45 sec., sagt Specht "ich habe gebremst wie immer, aber die Verzögerung war diesmal nicht so stark"

Die Aussage wiederholt er dann noch mal, und betont ausdrücklich er hätte wie immer in Höhe des Brettes voll aufs Bremspedal getreten.

War da etwa auch noch die gesamte Bremsanlage nicht in Ordnung? Könnte man aus dem Dialog heraus so verstehen.

Grüsse

Volvo 174

Habs grad im Fernsehen gesehen. Das war alles getürkt. Das System war gar nicht aktiv. Und das Interview mit Hr. Felske war ja wohl unter aller Kanone. Naja, die Zeitschrift heißt ja nicht umsonst Auto"BILD"....

So, das war's jetzt !

Ich werde nie wieder S-Klasse fahren und Autobild lesen !

saluti
Torsten 😉

Mercedes hat aber auch echt immer Pech mit ihren elektronischen Neuerungen. Man denke nur an die wireless-bremse...;-)

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