ABS - Bremswegverschenkung

Hallo,

habe den Eindruck, das man mit ABS auf trockener Fahrbahn ordentlich Bremsweg verschenkt. Auf etwas losen Untergrund sowieso. So gut das vielleicht bei Nässe oder Glätte ist, auf trockener Farbahn finde ich das kontraproduktiv, um nicht zu sagen gefährlich.
Mir fällt das immer an einer Stelle auf, wo ich mit verschiedenen Fahrzeugen lang fahre und dann mal ordentlich bremse. Hat jemand schonmal sowas getestet, wieviel das ausmacht, vielleicht mit einem Fahrzeug, bei welchem man das ABS abschalten kann?
Ideal wäre eigentlich, das bei trockener Fahrbahn das ABS nicht eingreift, sondern nur bei Nässe usw., oder gibts bei den verschiedenen Herstellern/Fahrzeugen gravierende Unterschiede?

mfg41

16 Antworten

Könntest Du uns bitte mal deinen Versuchsaufbau genauer darstellen?
- ist es eine völlig ebene, glatte Strasse ohne Kurven, bei der Du unvermittlelt voll bremst oder
- ist es eine sehr wellig Strasse oder
- oder ist es eine glatte Strasse, bei der es einige sehr tiefe Absätze -wo möglich auch nur auf einer Seite- gibt oder
-......?

Es gibt Fahrzeuge, bei denen reagiert das ABS recht "unwirsch", wenn es auf einer Seite eine Kuhle mit starker Federbewegung gab. Dann wird der maximale Bremsdruck recht lange (1-2 Sekunden) unter dem theoretisch maximalen Wert gehalten. Vielleicht gehören deine Versuchsfahrzeuge zu dieser Gattung? Vielleicht springt bei Deinem Samurai die Hinterachse und das ABS macht auf? Hat er ein 3 oder 4-Kanal-ABS?

Ich möchte aber hier noch mal den Mythos, ABS verkürze den Bremsweg immer, beleuchten. Genau dafür wurde ABS nicht erfunden!!!!!! mit ABS bleibt ein Fahrzeug bei einer Vollbremsung lenkfähig. Das ist der Vorteil.

ein kleiner Ausflug zum Motorrad:
ich habe letztes jahr ein dreitägiges FST mitgemacht. Eines der Hauptthemen war "Bremsen". Einige Teilnehmer machten sich über das ABS an den Fahrzeugen lustig. Tourenschwuchtel, man könne nicht bremsen, etc. Ohne ABS bremse man besser, denn nur dann hätte man "Feeling" für die Bremse, etc.
Das Bremstraining fand wie folgt statt:
- auf trockener Fahrbahn, ohne ABS nur mit der Vorderradbremse mehrfach bis zum Blockierpunkt bremsen (aus dem Rollen, dabei gleichzeitig Gas geben)
- dann ebenfalls nur vorne, ohne ABS auf einer Strecke aus bestimmter Geschwindigkeit bis möglichst in den Blockierbereich, bremsen
-Ziel: feststellen, wie stark man wirklich bremsen kann, bevor das Fahrzeug in eine kritische Situation kommt
- dann dazu: Hinterradbremse allein
- dann: beides kombiniert
- für jeden wurde dann die kürzeste Bremsung markiert
- dann dieselbe Geschwindigkeit MIT ABS
- Ergebnis bei allen: alle hatten kürzere Bremswege.
Und das war auf einer Strecke, bei der wir uns alle an die maximal möglichen Bremsleitungen herangetastet haben. Und jetzt stelle ich mir die konkrete Unfallsituation vor.

Hallo,

Versuchsanordnung in dem Sinne hat es nicht. Es ist nur so, das ich denke bei einer Vollbremsung mit blockierten Rädern bei sagen wir mal trockenen Asphalt ist der Bremsweg am kürzesten. Das ist sicher das was Du mit dem Motorrad nicht haben willst, das die Räder voll blockieren. Deshalb ist hier Auto und Motorrad zu vergleichen sicher nicht so günstig.

Also mein Samurai hat kein ABS und wenn ich eben bei trockenen Asphalt richtig drauflatsche, dann blockieren die Räder.
Bei Fahrzeugen mit ABS z.B. unser Terios, aber auch bei anderen spricht dieses dann an.
Dabei wird ja für Bruchteile von Sekunden die Bremse geöffnet und das ist der Bremsweg, welcher meiner Meinung nach am Ende fehlt. Wohl gemerkt, hierbei gehts mir nur um das Verhalten bei Trockenheit. Bei z.B. Schotter o.ä. ist es ja schon wieder anders. Hierbei baut sich ohne ABS ein Keil vor den Rädern auf, welche die Bremswirkung verstärken, das ist ja bekannt.
Es hat natürlich auch keinen Sinn einen Bremstest mit verschiedenen Fahrzeugen zu machen, wegen der Unterschiede( Reifen, Gewicht etc.). Es müsste schon ein und das selbe Fahrzeug sein, bei dem einmal mit und einmal ohne ABS probiert werden könnte.

Interessant wäre noch wie die Rechtslage ist, wenn man bei einen ABS-Fahrzeug das ABS im öffentlichen Verkehr außer Betrieb setzt.

mfg41

namd,

nun, der vorteil mit der lenkfähigkeit ist klar. da sag ich auchnichts dagegen.

aber es gibt situationen im winter auf schnee, oder im gelände, bei denen mir
das ABS als nachteilig erscheint.

daher baue ich mir einen schalter rein, mit dem ich kurzfristig das ABS abschalten kann.
nicht im strassenverkehr, das is nich erlaubt, klar.
aber ich will mir nicht vorschreiben lassen, wie ich zu bremsen habe.

bei dem mitsubischi L 200 eines kumpels ist es so, dass die ABS-abschaltung ab werk
vorgesehen ist. das kabel für einen schalter ist verlegt. er musste nur noch den schalter
setzen und anschliessen.

nach aussage von seinem mitsubischihändler ist es nur in deutschland nicht erlaubt.
quasi der staat traut seinem bürger auch hier nicht.
in teilen europas ist es standart, dass das ABS weggeschaltet werden kann.

ich tät eben keinen grossen akt drauss machen, einen kleinen schalter rein und fertig.

was aber tatsächlich an bremswegunterschieden da ist, weiss ich nicht.
nur verkürzen tut ABS den bremsweg sicher nicht.

gruss,

volli

Hallo Volli,

Du wärest also technisch in der Lage einen Bremstest mit und ohne ABS zu machen?
Also wenn Du mal lustig bist... Wäre sicher mal interessant.

Also so ein Schalter wäre nicht schlecht, da wir aber noch Garantie haben für den Terios würde ich mich nicht an der Elektrik vergreifen. Und fürs Grobe ist ja der Samurai da.
Aber trozdem bin ich überzeugt, das ABS bei Trockenheit nachteilig ist.
Vor ein paar Jahren habe ich mal auf der Autobahn eine kollektive Vollbremsung aus etwa 180kmh mitgemacht. 3 Spuren und alle fast gleichzeitig in die Eisen, bis zum Stillstand. Da nützt es wenig, wenn das Auto lenkbar ist, es geht ja nur geradeaus. Da zählt nur jeder Meter Bremsweg.

mfg41

Die größte Bremswirkung hast du auf trockener und auch auf nasser Fahrbahn dann, kurz bevor!!!! die Räder blockieren.
Blockieren die Räder, dann verlierst du an Bremsleistung.

Das nicht nicht zu auf Schotter oder lockerem Schnee. Da bildet sich bei blockierenden Rädern vor den Reifen ein Keil. Und dieser bringt das Fahrzeug schneller zum stehen.

Michael

ich glaube auch das bei blockierten rädern die bremsleistung schlechter ist!der reifen schmiert ja meist auch an der stelle!
aber einen beweis hab ich dafür nich!

Hallo,

hm, theoretisch ist das schon alles klar, aber totzdem glaub ich ohne ABS gehts kürzer, wenns trocken ist. Man müsste es nur mal austesten.

mfg41

Ja, vielleicht kann das hier jemand testen.
Aber es ist definitiv mit ABS besser. Auch auf trockenem Asphalt.
Zur Zeit der ABS Einführung gab es da sehr viele Test´s und die haben das eindeutig belegt.
Michael

"ABS, das Anti-Blockier-System, verhindert bei Vollbremsung das Blockieren der Räder. Vorteil: Das Auto bleibt lenkbar! Bei trockener, feuchter und nasser Fahrbahn ist der Bremsweg in der Regel gleich oder kürzer als beim gleichen Fahrzeug ohne ABS. Auf Neuschnee oder Rollsplitt kann der ABS-Bremsweg u.U. geringfügig länger sein. Achtung: Im Notfall das Bremspedal “hart” treten, vom Pulsieren des Pedals darf man sich nicht irritieren lassen. "

Quelle, hier klicken

"Stimmt es eigentlich, daß ABS den Bremsweg eines Autos verkürzt?

Nein. Es ist auch gar nicht der Sinn des Antiblockiersystems, den Bremsweg zu verkürzen - vielmehr geht es darum, den Wagen beim Bremsen in der Spur zu halten und weiter lenkbar zu machen. ABS verhindert das Blockieren der Räder, indem es mehrmals pro Sekunde automatisch die Bremse löst, wenn das Rad stillzustehen droht. Der Wagen rollt dann für einen kurzen Moment ungebremst. Trotzdem ist der Bremsweg auf trockener Fahrbahn mit ABS meist ein wenig kürzer als ohne. Das liegt daran, dass die Reibung zwischen Reifen und Straße am größten ist, wenn der "Schlupf" des Rades zwischen 10 und 30 Prozent liegt - das heißt: Das Rad dreht sich ein bisschen weniger als beim ungebremsten Rollen, aber es steht nicht still. Und just auf diesen Bereich ist die ABS-Elektronik eingestellt (im Gegensatz zu 100 Prozent Schlupf bei einer Vollbremsung mit blockierten Rädern).

Auf nasser oder eisiger Straße ist der Bremswegvorteil von ABS noch größer. Ein blockiertes Rad neigt nämlich viel eher zum "Aufschwimmen" (Aquaplaning) als ein drehendes. Und dann geht es nicht mehr um die Reibung zwischen Gummi und Asphalt, sondern zwischen Gummi und Wasser - und die ist sehr gering. Auf lockerem Untergrund wie Schnee, Sand oder Kies dagegen kann der ABS-Bremsweg länger sein. Die blockierenden Räder schieben dann nämlich einen immer größer werdenden Keil vor sich her, der das Auto abbremst, während der ABS-gebremste Wagen weiter über die rutschige Oberfläche rollt. Fazit: Zwar ist der ABS-Bremsweg in der überwältigenden Zahl der Fälle kürzer, aber halt nicht immer."

Quelle, hier klicken

leider habe ich bisher nirgendwo eine quelle gefunden welche sich auf einen test bezieht, d.h. ein fahrzeug welches mit gleicher bereifung auf unterschiedlichen untergründen jeweils mit oder ohne ABS bremst und wo dann die bremswege vermessen wurden.

Man sollte auch den manchmal unterschiedlichen Untergund nicht vergessen. ABS kann diesen meist recht gut bis perfekt ausgleichen.
Ohne ABS spielt man da schnell Brummkeisel. Hab mit der Chevelle in der Kurve bei Nässe mit rechten Reifen auf dem Begrenzungsstreifen voll gebremst.
Endete in der Leitplanke.

Hallo,

ich kann meinen Vorrednern nur zustimmen. Zum Beispiel haben moderne SUV´s (wie mein Dicker) ein angepasstes ABS für Geländefahrten. Beim Drücken der Offroad-Taste (bei mir Low-Range-Geländeuntersetzung) wird eine andere Software für ABS, ESP und 4-ETS aktiviert, die z.B. beim Bremsen ein zyklisches Blockieren der Vorderräder hervorruft, damit sich ein Keil aufbauen kann.

Gruß
fjordis2001

Zitat:

Original geschrieben von mfg41


Hallo,

habe den Eindruck, das man mit ABS auf trockener Fahrbahn ordentlich Bremsweg verschenkt.

Die alten ABS-Systeme hatten früher besonders ihre Probleme auf Nässe, da die Regelzeigen recht langsam waren. Heute in ABS/ESP-vernetzten Systemen sind die Brems- und Bremsöffnungsintervalle allerdings ziemlich kurz geworden.

Wie schon richtig geschrieben wurde, wird die maximale Traktion dann übertragen, wenn der Reifen leicht rutscht, also minimal langsamer (beim Bremsen) oder minimal schneller (beim Beschleunigen) dreht als der Untergrund. Für die Verbindung Reifen-Straße kann man nicht die Gesetze der Festkörperreibung 1:1 annehmen, nach denen die Haftreibung größer als die Gleitreibung ist. Leichtes Gleiten ist für einen Reifen auf der Fahrbahn ideal.

Der Vorteil eines ABS-Systems heute ist, dass die Bremsanlage bei einer Vollbremsung wirklich vollen Bremsdruck vorhält und so alle Räder bis zum Stillstand heruntergebremst werden können. Das Rad wird also von der vollen Drehzahl in den bremstechnisch idealen Bereich des leichten Gleitens runtergebremst und sobald das Rad dann ganz steht, löst die Bremse an dem Rad kurz und die Bremswirkung setzt erneut ein. Dadurch bekommt man einerseits gute Bremswege hin und verhindert z.B. Bremsplatten.

Theoretisch kann man mit einem extrem feinfühligen Bremsfuß und ideal eingestellter Bremse den kürzesten Bremsweg realisieren, allerdings ist das relativ schwierig, da man dazu das Ansprech- und Temperaturverhalten der Bremse, den Untergrund und das Wank- und Nickverhalten des Autos gedanklich "berücksichtigen" muss. Mit ABS bremst man vielleicht nicht ideal, aber relativ nah dran und vor allem ist es einfach, damit eine saubere Bremsung hinzulegen.

Wem der Bremsweg gefühlt zu schlecht ist, kann erstmal in richtig gute Reifen investieren, damit holt man mehr raus als man jemals durch perfekte Bremstechnik im Bremsfuß erzielen wird. Ein nicht mehr taufrischer Geländewagen ohne ABS liegt mit AT-Reifen bei rund 50m für 100-0. Eine aktuelle Limousine mit Spitzen-Reifen steht in 35m, mit ABS. Da wo die Limo steht, rauscht der AT-bereifte Geländewagen noch mit gut 50 km/h durch.

Zitat:

Original geschrieben von ABS-Sensor


Da wo die Limo steht, rauscht der AT-bereifte Geländewagen noch mit gut 50 km/h durch.

"Nun wäre das Kind tot."

So drastisch hat das bei meinem letzten Fahrzicherheitstraining der Ausbilder kommentiert.

Nimm mal an einem solchen Training teil. Spätenstens wenn Du vor der Wasserwand bremsen UND ausweichen mußt, wirst Du Dich über das ABS freuen. Da man auf der Straße nicht weiß ob man die Karre rechtzeitig zum stehen bekommt oder doch noch ausweichen muss ist so ein ABS-Ausschalter vielleicht nicht praktikabel, abgesehen davon das wohl die ABE erlischt.

Für das Gelände mag das sinn machen. Mein Dicker hat eh kein ABS daher kann ich mir für Fahrten im Gelände kein Urteil über das ABS erlauben.

Zitat:

Original geschrieben von mfg41


Hallo,

Versuchsanordnung in dem Sinne hat es nicht. Es ist nur so, das ich denke bei einer Vollbremsung mit blockierten Rädern bei sagen wir mal trockenen Asphalt ist der Bremsweg am kürzesten. Das ist sicher das was Du mit dem Motorrad nicht haben willst, das die Räder voll blockieren. Deshalb ist hier Auto und Motorrad zu vergleichen sicher nicht so günstig.

A
mfg41

Bei trockenem Asphalt ist die Bremsleitung am Grössten, wenn die Räder KURZ vor dem Blockieren sind! Warum? Wenn die Räder blockieren, geht die "Haftreibung der Räder in eine "Gleitreibung" über. Und die Gleitreibung ist geringer als bei der Haftreibung.

Deshalb operiert das ABS kurz vor der Blockiergrenze der Räder.

Etwas anderes ist es bei Schotter und Schnee. Das bremst ein sogenannter "Bremskeil" der sich VOR den blockierten Rädern aufbaut, mit. Der fällt bei der ABS-Bremsung weg.

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