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wollvo22

Belangloses von unserem perlblauen Babybenz und achatgrauen Audi.

Fri Jan 14 11:47:04 CET 2022    |    wollvo22    |    Kommentare (7)    |   Stichworte: 1.8, 190E, 190er, A4, A4B5, Auto, Mercedes-Benz, Youngtimer

Vor kurzem hat der digitale Kilometerzähler in unserer neusten Anschaffung die 180.000 km überschritten. Wir haben ihn jetzt gut fünf Monate und sind so schon mehr als 6.000 km gefahren. Den ganz überwiegenden Teil davon hat meine Freundin zurückgelegt - kein Wunder, ist ja auch ihr Auto. Sie ist also mehr zwischen Weimar und Magdeburg gependelt, so dass mein/unser 190er entsprechend die meiste Zeit in der Garage stand, so wie dies auch angedacht war, schließlich wird er in diesem Jahr 30 Jahre alt. Zudem wird die Pendelei ab Februar wegfallen, da auch ich dann nach Weimar ziehen werde.

 

 

Zeit also, ein erstes Zwischenfazit zu ziehen!

 

Erste Eindrücke im Alltag

In den zurückliegenden Monaten hat uns der A4 keine Probleme gemacht. Meine Freundin hat ihn vor allem Überland und auf der Autobahn bewegt. Mit ihren Schwestern stand alsbald nach der Anschaffung auch eine Tour nach Prag an, die er ebenfalls ohne Probleme bewältigt hat.

In der letzten Woche konnte ich ihn dann auch selbst auf längerer Strecke bewegen, weil der Mercedes zur Inspektion in der Werkstatt war und ich muss zugeben, dass ich mich mehr mit ihm anfreunden konnte, als ich zunächst dachte. Klar, rein optisch macht er weniger her als der alte Benz. Doch auch ich kann nicht abstreiten, dass mindestens eine ganze Auto-Generation zwischen den beiden Fahrzeugen liegt. Der A4 fährt sich bequemer, die Lenkung ist direkter und gibt eine spührbare Rückmeldung - etwas was ich in dem Maße vom 190er nicht wirklich kenne. :D

 

Innenraum

Der Innenraum fühlt sich auch nach nunmehr fast 22 Jahren Nutzung sehr wertig an und auch die Stellen mit dem bekannten VAG Softlack sind nicht allzu in Mitleidenschaft gezogen. Da ich als andere Vergleichsgröße von Fahrzeugen, die ich regelmäßig bewege, noch unsere beiden Golf 6 Variant Dienstwagen Baujahr 2012 habe, kann ich zudem sagen, dass die Qualitätanmutung des A4 auf dem gleichen Niveau liegt wie beim 13 Jahre jüngeren Gölfen. Lediglich die Sitze im A4 sind genau wie jene im Golf nach meinem Empfinden zu straff und auf längeren Fahrten für mich zu unkomfortabel: Kann ich auf dem Gestühl im 190er locker 800 km verbringen, so bin ich nach 200 km zwischen Magdeburg und Weimar im A4 schon dankbar, dass ich nicht mehr länger Fahren muss. Dabei sind die Einstellungsmöglichkeiten im Mercedes rudimentär und das Lenkrad im Audi lässt sich in alle Dimensionen bewegen.

 

Hingegen ist die zweite Reihe deutlich geräumiger und komfortabler als im Benz. Für die umklappbare Rückbank bin ich im aktuellen Teil-Umzug auch sehr dankbar, da hier echt viel rein geht (Wobei ein Avant der Baureihe natürlich noch besser gewesen wäre, aber den gab es leider zur Zeit unserer Suche nicht wirklich in geografischer Reichweite).

Die Ausstattung empfinde ich als nicht wirklich veraltet: Klimaautomatik, Sitzheizung, Parkpiepser hinten und Automatik machen das Fahren sehr angenehm. All das hat der Benz nicht und auch die beiden Gölfe haben nicht mehr an Bord.

 

Antrieb und Verbrauch

Der turbolose 1.8er an sich ist wahrlich keine Rennmaschine und bewegt sich gefühlt auf einem ähnlichen Niveau wie der alte 2.0 im 190er, wobei dieser aufgrund von weniger Gewicht und mehr Hubraum etwas spritzger ist. Für unseren Alltag uns unser Fahrprofil passt er jedenfalls.

 

Erfreut bin ich auch über den Verbrauch in Verbindung mit der alten 4-Gang-Automatik. Hier hatte ich zunächst Bedenken, dass wir uns nahe der 10 Liter auf 100 km bewegen - manche Kommentare und der Spritmonitor lässt dies ja bei den 5-Ventilern vermuten. Mit unserem Fahrprofil (ca. 80% Überland / Autobahn, 120 - 130 km/h maximal und 20 % Stadt) und der nicht mehr ganz frischen Ganzjahresbereifung, die momentan aufgezogen ist, hatte ich bisher jedoch nie eine 9 vor dem Komma. Erst gestern habe ich ihn wieder getankt und hatte einen Verbrauch von 36 Liter auf 444 Kilometer, was 8,1 Liter auf 100 km entspricht. Der 190er verbraucht mit seinem älteren Motor, etwas mehr Hubraum, 5-Gang-Handschaltung und mit weniger Ausstattung / Gewicht in etwa genau so viel.

Da der Wagen zukünftig innerstädtisch kaum noch bewegt werden wird (macht im kleinen Weimar keinen Sinn) und auch die monatliche Laufleistung aufgrund des Wegfallens der Pendelei sinken wird, bin ich damit sehr zufrieden. Auch weil ich vor kurzem einen Test zum neuen Renault Kangoo 1.3 TCe mit 102 PS (ja, der Vergleich mit dem A4 hinkt etwas...) gelesen habe, der in der Realität auf einen ähnlichen Verbrauch von 8,2 Liter kam. Da stellte sich bei mir schon die Frage, ob neue Autos (auch hinsichtlich der Mehrausstattung) im realen Fahrbetrieb in den letzten 20 Jahren wirklich sparsamer geworden sind. Aber hier bin ich ja eh mit meiner Präferenz von Autos vor den 2000er Jahren sichtlich voreingenommen und das soll hier auch nicht wirklich Thema sein.

 

Zwischenfazit

Wir sind bisher rundrum zufrieden mit unserem grauen Earl. Und dabei soll nicht vergessen werden, dass er uns in der Anschaffung 1.500€ gekostet hat. So hoffen wir, dass er uns mit entsprechender Pflege zukünftigt weiterhin so gute Dienste erweisen wird. Ich halte euch jedenfalls weiter auf dem Laufenden. :)

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Tue Apr 02 17:03:47 CEST 2019    |    wollvo22    |    Kommentare (16)    |   Stichworte: 190E, 2.0, Mercedes, Mercedes-Benz, Perlblau, W201, Youngtimer

Die Uhren wurden zurückgedreht und mittlerweile hat "die Saison" begonnen. Dieses Jahr sind wieder einige Touren mit dem Perlblauen geplant, doch zuvor soll ein kurzer Blick zurück geworfen werden:

 

Auch wenn ich in den vergangenen Monaten nicht allzu viel mit dem Benz unterwegs war, gibt es doch einiges zu berichten.

 

 

250.000 KM und Pannendienst...

Im Oktober hatten wir die 250.000er-Marke geknackt. Um den Benz etwas zu schonen hatte ich mich entschlossen, ihn im Winter nur selten zu bewegen - außerdem ist die Strecke Magdeburg - Weimar - Magdeburg, die ich zumeist an den Wochenende fahre mit dem Zug kaum langsamer als mit dem PKW. Zudem lief er bei niedrigen Temperaturen und feuchten Wetter spührbar schlechter und hatte den ein oder anderen Aussetzer.

 

Anfang November startete er dann morgens in der Tiefgarage auch nicht mehr. Also den Pannendienst angerufen und den Benz in einer spannenden Aktion aus der Tiefgarage geschleppt, die nur über eine enge Kurve nach unten befahrbar ist. In einer freien Werkstatt, die von zwei ehemaligen Mercedes-Mechanikern betrieben wird, tauschte man ein Relais, führte gleich noch einen Service durch und der Benz lief wieder - vermeintlich. Später sprang er nämlich ein weiteres Mal nicht an, erst nach längerem Warten lief der M102 wieder.

 

Um die Weihnachtsfeiertage dann wieder das selbe Spiel, nur ohne Erfolg. Wieder Pannendienst gerufen und in einer ähnlich spannenden Aktion den Benz durch die enge Zufahrt des Hauses meiner Eltern rückwärts zum Abschleppwagen geschoben.

Wie es dann manchmal so spielt, fand sich dann in meiner ehemaligen Heimatstadt eine kleine Ein-Mann-Werkstatt mit einem sympathisch schrulligem Schrauber, der sowohl KFZ-Mechaniker wie auch Elektriker ist. Dieser fand dann auch relativ schnell das eigentliche Problem: Teile der Zündanlage waren porös und Wasser sammelte sich im Zündverteiler. Die Zündanlage wurde komplett ersetzt und seitdem läuft der M102 wieder top.

 

Das wird teuer

Dies waren noch alles kostengünste Reparaturen. Die kostspieligste gab es dann vor gut einem Monat. Die Crux - ohne diese würde der Benz immer noch so gut laufen wie vorher. Der eigentliche Grund für diese war ein Rempler auf einem Parkplatz, den wir erst später bemerkten.

 

Die Folge war, dass die gesamte rechte Fahrzeugseite ab Fahrertür neu lackiert werden musste. Ich habe nicht schlecht geguckt, als ich erfahren habe wieviel die Plastikpins kosten, die die Saccobretter an der Karossiere halten! Das Saccobrett an der Hecktür musste komplett ersetzt werden. Glücklicherweise habe ich bei ebay ein günstiges ergattern können, das wir dann passend lackiert haben. Nun ist mein Konto um eine kleine vierstelle Summe kleiner und erstrahlt der Benz wieder in alter Frische - jedenfalls von Steuerbord aus. :D

 

 

(Fast) Bereit für 2019!

Letztes Wochenende gab's dann die erste Frühlingswäsche (natürlich mit Hand!) und nächste Woche bekommt er frisch HU/AU, zu Ostern werden dann die Gullideckel aufgezogen - damit sind wir bereit für den Sommer. Es steht nicht nur ein Urlaub in Kroatien an, sondern der Perlblaue wird im Juni zum ersten Mal Hochzeitswagen sein. Mein bester Kumpel hat sich entschlossen, im Babybenz vom Standesamt zu fahren und den Benz auf dem ein oder anderen Hochzeitsfoto zu verewigen.

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Tue Jul 17 22:36:26 CEST 2018    |    wollvo22    |    Kommentare (80)    |   Stichworte: 190E, 190er, Babybenz, M102, Mercedes, W201, Youngtimer

Zwei moment- und kilometerreiche Wochen liegen hinter uns und dem perlblauen Babybenz.

Der diesjährige Sommerurlaub führte uns von der Mitte Deutschlands ausgehend in die Alpen und an die Ostsee – und damit einmal durch die Republik. Auch auf die Gefahr hin, dass der Spannungsbogen gleich wieder abfällt: alles verlief ohne technische Problem, lediglich einen Liter Motoröl wollte der Perlblaue auf der letzten Etappe nach gut 2500 Kilometern haben.

 

Wieder in die Berge...doch voher schnell in die USA

 

Nach Jobwechsel, Umzug und dem letzten richtigen Urlaub im Sommer des vergangenen Jahres legten meine Geschwister und ich vor den Weihnachtsfeiertagen fest, dass es mit unseren Familien und Partnern in die Alpen gehen sollte. Nach meinem letzten Trip dorthin habe ich fleißig Werbung gemacht, so fiel dann auch der Entschluss im Lungau gleich ein ganzes Ferienhaus zu mieten, schließlich sollten wir 7 – 8 Personen werden.

 

Ein gutes halbes Jahr später machte ich an einem Freitagmittag im Büro klar Schiff, packte Koffer und Wanderequipment ins Auto und fuhr zu meiner Freundin nach Weimar. Kurz vorher hatte es sich noch ergeben, dass ich am darauffolgenden Montag einer dienstlichen Einladung ins US-Konsulat nach Leipzig folgen durfte – der 242. Independence Day stand an und der Generalkonsul lud zur Sommerfeier. Also wurde der Benz nochmal gewaschen und wir legten die feine Garderobe zurecht.

 

Ohne Stern

 

Während des Wochenendes hatte ich den Benz unweit des Zentrums Weimars und der Bauhausuni geparkt. Dort stand er auch oft, als ich selbst noch in Weimar gewohnt habe und quasi bei jedem meiner Besuche in den letzten Monaten. Weil es am Montag nicht nur nach Leipzig, sondern von dort auch gleich mit meiner Schwester und ihrem Freund zu viert mit Gepäck nach Österreich gehen sollte, fuhr ich am Sonntagabend nochmal zur Tankstelle zum Tanken und Luftdruck erhöhen.

Dort stellten wir erschrocken fest, dass man mir in der Nacht zuvor mit viel roher Gewalt den Stern von der Haube geklaut hatte. Für mich war es das erste Mal. Mit Weimarer Kennzeichen und dem gehobenen Alter des Wagens habe ich bisher nie Neid auf mich gezogen. Nun war er aber weg – dafür hatte ich eine Schramme auf der Motorhaube. :/

 

Das konnte ich natürlich so nicht lassen! Ohne Stern auf der Haube die nächsten zwei Wochen mehr als 2000 Kilometer durch die Landschaft fahren! Also am Montag gleich in der Mercedes Niederlassung in Weimar angerufen und erfahren, dass der Stern auf Lager war – welch Glück! Bevor es also ins Konsulat nach Leipzig ging noch schnell Ersatz besorgt. In Anzug und Krawatte wurde ich vor Ort gut umsorgt; man bot mir sogar gleich an, den Austausch vorzunehmen.

Das nahm ich natürlich gern an. Mein Wagen stand „um die Ecke“ und vom Kundentresen nicht einsehbar. Ich denke man rechnete damit, dass ich in einer C- oder E-Klasse nicht ganz so alten Baujahres vorfahren würde. Das Lächeln des Werkstattmitarbeitern als ich mit dem Perlblauen vorfuhr, lies jedenfalls eine solche Vermutung zu.

 

Mit Stern und später auch zahlreichen Gepäck ging es dann voll beladen in der Nacht nach Österreich. Zuvor hatten wir uns beim Besuch des Konsulats noch mit Hamburgern und Süßspeißen gestärkt.

Das Fahren bei Nacht erwies sich dann als ganz eindeutiger Vorteil. Zwar sahen wir bei der Hinfahrt kein malerisches Bergpanorama, weil es schlichtweg zu dunkel war, aber dafür hatten wir auch keine Staus oder sonstigen Probleme bei den diversen Baustellen gerade um München herum.

 

Sichtlich müde aber zufrieden kamen wir dann gegen zwei Uhr nachts in St. Margarethen an. Mit knapp 800 Kilometern war dies meine bisher längste „Tages-Tour“. Insbesondere die Sitze und meine im letzten Jahr neu angeschaffte gebrauchte Armlehne haben mit und meinem Rücken bei dieser Fahrt gute Dienste geleistet.

Während des tollen Urlaubs dort fungierte der Perlblaue dann als zweiter Reisewagen wann immer der Sharan meines Bruders mit sieben Sitzen zu klein war.

 

Viel heiße Luft in Bayern

 

Auf der Rückfahrt am Sonntag waren Stau und Hitze die größten Ärgernisse. Für dieselbe Strecke wie am Montag brauchen wir nun neun statt sieben Stunden. Gleich zu Beginn standen wir aufgrund eines gesperrten Tunnels in Österreich im Stau. Bis zur Grenze ging es dann flüssig. Gänzlich überflüssig war im Anschluss jedoch die knappe dreiviertel Stunde Stop-and-Go vor der deutschen Grenze. Die Angst bayrischer Würdenträger vor illegal Einreisenden führte dazu, dass an diesem – und anderen Tagen – viel heiße Luft vor der bayrischen Grenze produziert wird: weder den genervten Autofahrern noch den in der der prallen Sonne schwitzenden Bundespolizisten scheint diese Situation sonderlich viel Spaß (und vielleicht auch Sinn?!) zu machen.

 

Für uns hieß es dann von Zeit zu Zeit die Fenster runterkurbeln, die Lüftung auf maximale Wärme stellen, um den Motor etwas zu entlasten. Dieses Spiel wiederholten wir dann einige Male, bis wir dann endlich auf der Höhe Ingolstadt auf der Autobahn fahren konnten, ohne alle paar Kilometer mit Schrittgeschwindgkeit voran zu kommen.

Auch die Rückfahrt lief damit ohne technische Probleme ab. Einzig bemerkenswert war der Spritverbrauch an diesem Tag: Einmal in Österreich vollgetankt haben wir die Strecke bis nach Weimar zu zweit samt Gepäck mit etwas mehr als einer halben Tankfüllung (der Perlblaue hat die SA des 70l Tanks) geschafft.

 

Sonne und etwas Öl

 

Die anschließenden Tage verbrachten wir in Weimar bevor es für das Wochenende als Urlaubsabschluss zu Verwandten an die Ostsee ging. Die Temperaturen waren mittlerweile gestiegen und im Stau vor Hamburg ging dann das bekannte Lüftung-an-Spiel wieder los. Ebenso wie auf der Rückfahrt. Hier melde sich dann nach knapp 2.500 Kilometern die Ölwarnleuchte und forderte Nachschub. Nach einer kurzen Auffüllpause in der schleswig-holsteinischen Pampa ging es ohne Probleme zurück nach Magdeburg.

Ganz besonders entspannend war dabei das nördliche Teilstück der A14, das wir fast für uns allein hatten. Bis der Anschluss durch den Norden von Sachsen-Anhalt an die bestehende von Süden kommende A14 geschafft ist, dürfte das wohl eine der einsamsten Autobahnen der Republik sein.

 

 

Was zum Schluss zu sagen bleibt?

Wohl dass auch die dritte Urlaubs-Saison mit dem Perlblauen ein Genuss war und die Erkenntnis immer weiter verfestigt, dass man mit einem 25 Jahre alten Youngtimer zuverlässiger, entspannter und nicht selten auch hübscher unterwegs ist, als mit einem jungeren Wagen.

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Sun Feb 11 19:13:50 CET 2018    |    wollvo22    |    Kommentare (36)    |   Stichworte: 190E, 190er, 924, Mercedes, Mercedes-Benz, Porsche, Transaxle, W201, Youngtimer

Vielleicht liegt es am Winter und das man den größten Teil der Tage drinnen verbringt.

Oder am freien Platz in der Tiefgarage neben meinem 190er.

Oder am Wunsch eines damals Vierzehnjährigen.

Oder an der Sehnsucht nach Sommer und etwas sportlichem für die kurvigen Landstraßen Mitteldeutschlands.

 

Wahrscheinlich liegt es an all dem.

Ich suche zur Zeit wieder ernsthaft nach einem zweiten Wagen. Lange sollte es ein Winterwagen werden, damit der 190er in der kalten Jahreszeit nicht raus muss. Doch die Erfahrung hat gezeigt, dass er bis auf Weihnachten und drei oder vier kleinere Touren eh die ganze kalte Jahreszeit in der warmen Tiefgarage verbringt.

Nachdem ich also den Kauf eines Winterwagens vor ein paar Monaten ad acta gelegt hatte, war ziemlich schnell klar, was als nächstes auf der automobilen Wunschliste stand: Ein Porsche für die warme Hälfte des Jahres!

 

Auf der Suche nach Sommer.Auf der Suche nach Sommer.

Zugegeben, mein Budget schränkt mich etwas ein. Doch der zugrunde liegende Ansatz ist eh ein anderer: Ich mag die "kleinen" Baureihen der großen deutschen Hersteller aus den 80er Jahren - der 190er ist das beste Beispiel dafür. Als ich damals vor ziemlich genau drei Jahren zum ersten mal auf die ernsthafte Suche nach einem Youngtimer ging, standen neben dem W201 BMW 3er (E30) und Audi 80 auf der Liste. Der W201 eröffnete damals Mercedes neue Käuferschichten, weil er das Portfolio der Stuttgarter nach unten erweiterte.

 

Der Logik folgend kommen bei Porsche die kleinen Baureihen 914, 924 und 944 in Frage. Meine Präferenz der 80er eliminieret den 914 und das verfügbare Budget einen großen Teil der 944. So konzentriere ich meine Suche seit geraumer Zeit schon auf den 924; vorzugsweise einen ab 1980, da wurde der Rostschutz besser.

 

Erstkontakt - leider ohne Probefahrt.Erstkontakt - leider ohne Probefahrt.

Den ersten habe ich mir am vergangenen Samstag in der Nähe von Bad Honnef angesehen.

 

Fahren konnte ich ihn leider nicht, der Kühler wurde gerade repariert. Die Umgebung, das Siebengebirge, hätte jedoch die perfekte Kulisse für eine erste Ausfahrt geboten. Denn hinein passe ich im Gegensatz zu meinem 2 Meter großen kleinen Bruder, der mich wieder begleitet hat, ziemlich perfekt. Doch ohne ein Auto auch selbst zu fahren, bekommt man keinen richtigen Eindruck.

Deswegen sammeln sich auf meinen mobile Parkplatz stetig weitere 924. Und diese nähren sich immer mehr der 10.000 EUR Grenze. Die Talsohle für die Transaxle Porsche ist längst verlassen worden. Bei meinem W201 ist das nicht anderes; an Wert verliert der jetzt keinen mehr, eher wird er bei entsprechend guter Pflege mit jedem Jahr ein paar Hunderter mehr wert.

 

Exkurs: Einen schönen Einblick in die Geschichte der Transaxle Porsche bietet übrigens dieses Video von Fünfkommasechs.

 

Bis ein solcher bei mir in der Garage steht, nutze ich die kalten Tage weiter für Recherchen - und bin wie immer dankbar für alle Hinweise! ;)

 

(Bildquelle gelber 924: http://storm.oldcarmanualproject.com/porsche924.htm)

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Sun Dec 10 18:16:27 CET 2017    |    wollvo22    |    Kommentare (4)    |   Stichworte: 190, 190E, 190er, 2.0, Babybenz, Damals, Heute, Mercedes, Preis, Vergleich, W201, W205, Youngtimer

2. Advent. Es schneit draußen. Mein W201 steht nach einer kleinen 70 km Tour gestern auf den Weihnachtsmarkt der Bauhaus-Uni in Weimar trocken und warm auf seinem Platz in der Tiefgarage.

 

Nachdem ich mir an einem der letzten warmen Tage meine lang ersehnte Mittelarmlehne eingebaut und die Sonderausstattungen meines 190ers damit um eine weitere Position erweitert habe, war ich heute mal wieder den Neuwagenkonfigurator des W123 Clubs Hannover zu gange (http://www.w123-hannover.de/html/npr_startseite.html).

In diesem kann man sich ganz wunderbar die Baureihen W107, W116, W123, W124, W126 und W201 basierend auf dem jeweiligen Preislisten der Baujahre nachkonfigurieren.

 

Damals

 

Mein W201 wurde am 28.10.1992 mit dem amtlichen Kennzeichen BB - WJ 992 auf einen Herrn Steeb zugelassen. Da der nächste Halterwechsel am 12.01.1994 auf den letzten Besitzer vor mir erfolgte, liegt die Vermutung nahe, dass es sich beim Erstbesitzer um einen Mercedes-Mitarbeiter handelt. Die Ausstattung ist daher sehr umfangreich.

 

Für mein W201, Basispreis 42.579,00 DM, wählte Herr Steeb Sonderausstattungen (SA) im Wert von gut 13.500,00 DM aus. Der Neupreis lag somit bei über 56.000,00 DM im Jahr 1992. Bemüht man nun einen DM-EURO-Rechner, der Inflation und Kaufkraft berücksichtigt, ergibt das einen heutigen Preis von 45.460,38 EURO.

 

Heute

 

Mit dieser Zahl habe ich nun versucht einen aktuellen W205 zu konfigurieren, der in den SAs ähnlich denen meines W201 ist.

Das erste Problem: nehme ich einen C180, der mit seinem Grundpreis von aktuell 33.861,45 EURO eher dem damaligen Preis von 42.579,00 DM (heute 34.535,65 EURO) entspricht oder den C200, der aufgrund des Motors eher dem W201 2.0 von 1992 entspricht, aber mit 36.747,20 EURO fast 2.000 EURO darüber liegt?

Letztlich entscheide ich mich für den C200. Bei den Extras ist dann schon etwas mehr Kreativität gefragt. Das Exclusive-Exterieur muss sein, ansonsten fehlt der Stern auf der Haube - für mich ein absolutes NoGo! Addieren wir also 1.249,50 EURO plus 1.011,50 EURO für das Avantgarde-Interieur, dass sich automatisch hinzu bucht.

Weiter geht es zu den Paketen: das Soundpaket muss hinzu, weil mein W201 das Becker-Radio und die zwei Fondlautsprecher nebst Überblendregler hat. Als nächstes wird das Business-Paket gewählt; wegen des größeren Kraftstofftanks (66l 2017 zu 70l 1992). Die extra wählbaren Assistenz-Systeme lasse ich weg, um möglichst nah am W201 zu bleiben. Aktuelle Zwischensumme 41.090,70 EURO.

Beim Exterieur wähle ich cavansitblau metallic, die Räder bleiben unverändert die 17 Zoll LMR der Exclusive-Line. Die Innenausstattung bekommt die Ledernachbildung ARTICO und den Stoff Norwich. Gern hätte ich den Innenraum in Blau gewählt, um nah an meinem W201 zu bleiben. Da dies jedoch das nochmals aufpreispflichtige Exclusive-Interieur in Vollleder nach sich ziehen würde, bleibe ich bei beim Hell-Dunkel-Leder-Stoff-Mix. Als Zierelement kommt "Holz Linde linestructure braun glänzend" zum Einsatz, da es dem Zebrano meines W201 sehr nahe kommt.

Als vorletzes Extra addiert das kleine Schiebedach nochmal 1.249,50 EURO auf die Rechnung. Abschließend wähle ich noch die Anhängevorrichtung für 999,60 EURO. Dabei fällt mir auf, das die damalige mit 1710,00 DM umgerechnet mehr gekostet hat: 1.386,97 EURO.

 

Überraschung

 

Ein Blick auf den finalen Preis überrascht mich noch mehr: 43.363,60 EURO. Obwohl ich zu Anfang den C200 statt des C180 gewählt habe, liege ich ziemlich genau 2.000 EURO unter Preis von meinen W201 von umgerechnet heute 45.460,38 EURO!

Und dabei sieht der W205 mehr als ansehnlich aus (s. Foto). Ich selbst würde heute zwar noch das Spur- und Spiegelpaket (zusammen 1.463,70 EURO) und die 9-Gang-Automatik (2.499,00 EURO) hinzu wählen, aber selbst dann käme ich ziemlich genau auf den Preis, den mein W201 anno 1992 mit der 4-Gang-Automatik (3.243,30 DM entspricht 2.630,63 EURO heute) gekostet hätte.

 

Ich bin selber ehrlich überrascht, dass nach meinem kleinen Selbstversuch ein W205 heute ziemlich genau das selbe kostet wie ein W201 im Jahr 1992 mit (nahezu) vergleichbaren Ausstattungsmerkmalen.

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Wed Nov 29 11:57:19 CET 2017    |    wollvo22    |    Kommentare (11)    |   Stichworte: 190, 190E, 190er, 2.0, Babybenz, Buchhalter-Benz, Generationen, Klassiker, Mercedes, Mercedes-Benz, W201, W205, Youngtimer

Am 8. Dezember 2017 jährt sich zum 35. Mal die Präsentation des W201. Mittlerweile folgten dem 190er vier Generationen der C-Klasse. Damit einher ging ein stetiges Wachstum, an Größe, Ausstattung und Leistung.

 

Vergangenes Wochenende hatte ich dann zufällig die Gelegenheit abends auf einem Parkplatz meinen W201 zum Größenvergleich neben den aktuellen W205 zu stellen - noch dazu in ganz ähnlicher Ausstattung. Während man meinen 190er mit manuellem 5-Gang, Fahrer-Airbag, elektrischem Schiebedach, Karopolstern und einigen anderen Sonderausstattungen anno 1992 als durchaus umfassend ausgestattet bezeichnen könnte, so würde der silberne W205, der auf dem Bild neben mir parkt, wohl als "Buchhalter-Benz" durchgehen: Keine Automatik, kein Leder, kein Schiebedach, der 1.6L M274 in der Ausbaustufe C180, kein Command etc...

So nebeneinander gestellt wirkt der W205 dennoch dominanter, der W201 fast schon zierlich. Der W205 hat gefühlt (ich hab's noch nicht nachgeprüft) W126 Ausmaße.

 

Hätte ich in dieser Situation nicht nur den Schlüssel für meinen 190er, sondern auch jenen des silbernen W205 und müsste mich entscheiden, würde ich den W205 aufsperren mich reinsetzen, über den Innenraum fühlen...und mit dem 190er wegfahren - egal wohin. :)

 

Warum? Ganz unrational: Weil er mehr Charme hat. Jetzt schon. Punkt.

Und ich nicht 20 Jahre warten will, bis der W205 in ähnliche Gefilde vordringt, wenn er es überhaupt tut.

 

Und ihr? W201 oder W205? Und - schwierige Frage - hat der W205 Klassikerpotenzial?

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Thu Oct 26 16:31:26 CEST 2017    |    wollvo22    |    Kommentare (39)    |   Stichworte: 190, 190E, 190er, 2.0, Babybenz, Mercedes, Mercedes-Benz, TopGear, W201, Youngtimer

Seit ein paar Tagen ist mein Babybenz wieder da. Und läuft besser als zuvor. Glücklicherweise musste die Kraftstoffpumpe nicht getauscht werden. Der Zündverteiler wurde generalüberholt, das angefressene Zündkabel erneurt und der Kat steht aufgrund seines Alters unter Beobachtung.

 

Auf der ersten längeren Tour am vergangenen Wochenende folgte auf anfängliches ganz genaues Hinhören, fühlen, mal später mal früher Hochschalten dann sehr schnell das gewohnte "Willkommen zu Hause" Gefühl.

 

In einer alten Top Gear Folge aus 2002 (für diejenigen, die es genau wissen wollen: Season 11 Epiosde 2) fragt Jeremy Clarkson bei der Vorstellung des CLK Black Series (C203), wann man das letzte Mal einfach so ins Auto gestiegen sei, ohne konkretes Ziel und nur um des Fahrens willen.

Wenn man sich heute, 15 Jahre nach dieser Folge, dieselbe Frage stellt, scheint es fast so als müsste man ein schlechtes Gewissen haben. Weil man CO2 ausstößt, Rohstoffe verbrennt und so weiter, nur um einen Weg zurückzulegen, den man ohne Auto gar nicht genommen hätte.

Ob es dann ökologischer ist, zweimal im Jahr in den Urlaub zu fliegen, sei dahingestellt und eine solche Diskussion soll der Beitrag auch gar nicht anregen.

 

 

Ich für meinen Teil fahre gern mit dem Perlblauen. Und weil es einfach Spaß macht unterwegs zu sein (von Staus und anderen Hindernissen mal abgesehen), werden bei mir Wege einfach länger. :)

Auf dem Rad oder zu Fuß habe ich bei mir die Regel, so selten wie möglich den selben Weg zurück zu nehmen, den ich auf dem Hinweg genommen habe. Das funktioniert ganz wunderbar auch im Auto, erweitert die Ortskenntnis, bringt einen zu interessanten Punkten fernab der sprichwörtlichen "Mainstream-Routen" und der eigene Fahrersitz wird mitsammt der Frontscheibe und dem Radio zur Kinoleinwand.

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Fri Oct 13 16:01:36 CEST 2017    |    wollvo22    |    Kommentare (3)    |   Stichworte: 190, 190E, 190er, Babybenz, Bericht, Mercedes, Mercedes-Benz, Panne, W201, Youngtimer

Ich gebe zu: Wenn unterwegs am Straßenrand ein Auto deutliches neueren Baujahres steht, Warnblicker an und Motorhaube offen, fühle ich mit den Gestrandeten mit, freue mich aber gleichzeitig über die Zuverlässigkeit meines oftmals mehr als doppelt so alten Perlblauen. Doch auch gehen an ihm die Jahre und Kilometer nicht spurlos vorrüber. Zeit also nach zweineinhalb Jahren einen kurzen Rückblick auf die "Schattenseiten" des W201 zu werfen.

 

Waren es im ersten Jahr noch die Umrüstung auf EURO 2 und jeweils ein Satz neuer Sommer- und Winterreifen, mussten ab Jahr zwei schon einige wichtigere Teile ausgetauscht werden. Zum einen machte an einem kalten Wintermorgen in meiner Tiefgarage die Batterie schlapp. Doch das ging schon in Ordnung, schließlich war es noch die erste. Die Kennzeichenhalterung auf dem Weg nach Polen (Blogbeitrag #2) - geschenkt!

 

Die Zeichen des Alters

 

Im vergangenen Sommer machte dann das Airbagsteuergerät schlapp, nachdem der Benz auf einem Festival als Tresor für die Bareinnahmen gedient hatte und in 12 Stunden immer wieder auf und zugeschlossen wurde. Als die HU anstand wurde es halt getauscht.

Die erste Reparatur, die wirklich weh tat, war eine neue Lichtmaschine von Bosch (wenn dann richtig!) und im gleichen Zug ein neuer Auspuff. Wobei ich das auch hier in Relation sehen kann. Den Betrag, den der Werkstattbesuch gekostet hat, bezahlt mein Bruder an jährlichen Inspektionskosten für seinen VW Sharan der aktuellen Baureihe.

Mit Beginn des nächsten Jahres muss jedoch die Ölwanne neu abgedichtet und der Simmering des Getriebes getauscht werden. Die Ersatzteilpreise sind dabei immer noch im zweistelligen Bereich. Allerdings muss bauartbedingt für die Abdichtung der Motor angehoben werden. Kostenpunkt: irgendwas um die 450 - 500 € mit einigen weiteren Kleinteilen und der Arbeitszeit. Auch das verschmerzbar, schließlich habe ich noch ein paar Monate um darauf zu sparen.

 

Die erste Panne

 

Was jedoch wirklich wehtut, sind nicht diese planbaren Reparaturen, sondern - und da kommen wir wieder zum Beispiel vom Beginn - die ungeplanten. Wobei der Plural hier unangebracht ist, denn es war meine erste wirkliche Panne.

Nach einem Besuch in der Heimat zum Tag der Einheit, lief der Perlblaue beim Starten im elterlichen Hof unrund, hatte Zündaussetzer und fühlte sich nun ja "krank" an. Also den Pannendienst gerufen. Erste Diagnose: Marderschaden an einem der Zündkabel. Die holen sich bei meinen Eltern entweder die Hühner und beißen an unseren Autos rum. :)

Nachdem dieses vor Ort repariert wurde, waren die Zündaussetzer immer noch da und ich wollte nicht das Risiko eingehen und am Feiertag irgendwo in der Pampa zu stranden.

Also mit dem Zug zurück und der Benz ein paar Tage später Huckepack auf einem Sprinter zurück. Kurz darauf Telefonat mit dem Werkstattmeister: Kraftstoffpumpe müde. Austausch kein Ding, aber das dauert, auf dem Hof und im Terminkalender stapeln sich die Reifenwechsel.

 

Nun also vorerst ohne Benz. Ein bisl vermisse ich ihn schon! :/

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Tue Aug 01 20:17:32 CEST 2017    |    wollvo22    |    Kommentare (15)    |   Stichworte: 190er, fünfskommasechs, Mercedes, Mercedes-Benz Museum, Stuttgart, W201, Youngtimer

Erfurt - München - Montafon - Vaduz - Stuttgart - Erfurt.

 

Gut 1.500 Kilometer Gesamtstrecke und bis zu 1.500 Meter Höhenunterschied. Das war unser Programm in der vergangenen Woche. Einziges Vorkommnis: Ein klemmenden Türschloss, behoben mit etwas WD-40.

 

 

Keine Besonderen Vorkommnisse

 

Beladen mit allerlei Reise- und Wandergepäck von zwei Personen hat sich der Perlblaue mit einem Durchschnittsverbrauch von 7,8 L/100 KM die Alpen rauf und wieder runter bewegt. Zum großen Teil waren das Autobahnen und Landstraßen, auf denen wir entspannt und bequem unterwegs waren.

 

Insbesondere die diversen Fahrten in Österreich und Liechtenstein haben wir genossen. Auch wenn man hier womöglich Gefahr läuft, unverständliches Kopfschütteln zu ernsten, so muss ich doch an dieser Stelle anmerken, dass das Fahren auf den geschwindigkeitsbeschränken Autobahnen in Österreich ungemein entspannend ist. Das merkt man insbesondere, wenn man nach einer Woche wieder die Grenze nach Deutschland überquert und in den Kampf um die linke Spur verwickelt wird. Mir selbst war es nie so bewusst, wie stressfei und dennoch zügig man mit max. 130 KM/H unterwegs ist. Doch auch bei unserem südlichen Nachbarn wird gerast; dies dann aber fast zu 100 Prozent von Fahrzeugen aus Deutschland oder der Schweiz. Obgleich ich auch mal gern schneller 130 KM/H auf den unbeschränken Abschnitten unterwegs bin, muss ich für mich konstatieren, dass ich auf Langstrecken eindeutig ein Freund einer Beschränkung bin.

Mit dem Wissen um die zahlreichen und sehr emotionalen Debatten um das Thema erscheint mir in Deutschland jedoch eine Beschränkung auf 160 oder 180 als realistischer. Doch auch dies dürfte ein weites Feld sein und bevor ich zu sehr abdrifte wieder zurück zur Tour. :)

 

Ohne Murren

 

Verortet im Montafon haben wir es uns natürlich nicht nehmen lassen, auf den Spuren der Silvretta unterwegs zu sein. Besonders empfehlenswert ist dabei die Hochalpenstraße hoch zum Silvretta-See. Diese kostet zwar 15 EUR entschädigt aber mit spektakulärer Aussicht, 32 Kurven und der Überwindung von gut 400 Höhenmetern auf 22,3 KM Länge. Oben angekommen kann man wunderbar Bergwandern. Wir selbst sind gen Vermuntpass auf gut 2.900 Metern Höhe an der österreichischen - schweizerischen Grenze. Hier liegt auch im Sommer noch Schnee.

Hinunter ging es dann dahinrollend im 3. oder 4. Gang. Bis auf die Bremsen, die nach den 32 Kurven etwas gerochen haben, nahm es der Benz ohne Murren. Wie die restlichen Tage auch.

 

Mercedestown

 

Quasi als Belohnung gab es dann auf dem Rückweg zwei Tage Stuttgart - dem Geburtsort meines W201. Wer noch nicht dort war, dem kann ich ohne Einschränkung des Mercedes-Benz Museum empfehlen. Insbesondere der Audioguide verdient eine lobende Erwähnung. Stets eingeteilt in "Allgemein", "Technik", "Gesellschaft" und einer Version für "Kinder" informiert dieser umfassend zu nahezu allen Ausstellungsobjekten.

 

Als Mitglied des vdh (oder eines anderen von Mercedes anerkannten Clubs) hat man dort freien Eintritt und bekommt einen sehr gut aufgemachten und eindrucksvollen Einblick in die Historie der Marke, der immer auch Bezug zum jeweiligen zeitlichen Geschehen nimmt. Insgesamt sollte man 3 - 4 Stunden für den Besuch einplanen.

 

Fernab des üblichen zäh fließenden Stuttgarter Verkehrs haben wir uns am Samstag aus dem Norden der Start gen Mercedesstraße begeben. Schon im Parkhaus gab es für mich das erste Highlight: Unweit unseres Parkplatzes stand die Cabrio-Studie des W201 von 1989. Nur einmal gebaut, mit der gleichen Außenfarbe meines W201 und dem starken Reihensechszylinder ist sie eine absolute Augenweide. Dementsprechend war ein Foto hier Pflichtprogramm.

 

Neben dem Museum und einer Mercedes Niederlassung befindet sich auch eine Ausstellungsfläche der All Time Stars von Mercedes-Benz Classics in dem Gebäudekomplex (https://www.mercedes-benz.com/de/mercedes-benz/classic/all-time-stars/). Klug platziert zwischen dem Museum und den Neuwagen lassen sich hier zahlreiche Fahrzeuge bewundern, die Daimler zum Verkauf anbietet. Gleich wiedererkannt habe ich den W124 der ersten Generation, der im Fünfkommasechs Film "Mercedes E-Class Legazy" von Johannes Schloerb gefahren wird: https://www.youtube.com/watch?v=7i2rYzr0LVM

 

Wieder ein kleiner Exkurs: Seitdem ich meinen Babybenz habe, bin ich Fan von Fünfkommasechs. Was vor einigen Jahren als W126 Blog gestartet ist, hat sich dank Johannes "Fünfkommasechs" Schloerb und Marc "Dreikommanull" Christianssen zum wohl besten Kanal für Mercedes-Fanboys entwickelt. Mit genialen Videos und einem unglaublich fundierten Fachwissen ist jeder Beitrag ein absoluter Genuss. Der Erfolg der beiden (Herr Dreikommanull arbeitet mittlerweile bei Daimler und tritt deswegen in den Videos auch nicht mehr auf und Herr Fünfkommasechs wird für zahlreiche Benz Eigenproduktionen gebucht) hat nun leider dazu geführt, dass das ehemalige Freizeitprojekt nun aktiv nicht mehr fortgeführt wird. Laut Auskunft auf dem facebook-Kanal, wird nur noch bereits geschossenes Material veröffentlicht, jedoch kein neues aufgenommen. Das zuletzt ein "frisches" Video der X-Klasse Premiere in Südafrika erschienen ist, könnte aber wieder Hoffnung machen.

Also, wer den Youtube-Kanal noch nicht kennt, dürfte die kommenden Wochen viel Freude beim Schauen der zahlreichen Videos haben: https://www.youtube.com/channel/UCR-TWAb9OaoT4yY-uq9yVQw

 

Große Beschreibungen zum Museum will ich hier mal aussparen - da kann und sollte sich jeder selbst faszinieren lassen. Was den W201 angeht, so wird dieser natürlich an zahlreichen Stellen erwähnt; sei es sei Debüt oder auch ein Einblick in die Nardo-Erfolge. Aktuell werden in einer der Galerien des Museums Mercedes mit prominenten Besitzern ausgestellt. Dabei ist auch ein schwarzer 190E 2.3 aus Californien. Sein prominenter Vorbesitzer: Nicolas Cage - wusste ich vorher auch nicht.

 

Zurück ging es dann über die A71, der teuerste Autobahn der Republik von Franken über und durch den Thüringer Wald zurück ins mitteldeutsche Flachland. Mit einer gründlichen Wäsche und Politur darf der Perlblaue nun ein paar Tage Urlaub machen. Die nächsten (kleineren) Touren sind schon geplant.

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Thu Jul 13 16:19:12 CEST 2017    |    wollvo22    |    Kommentare (16)    |   Stichworte: 190, 190er, Babybenz, erstes Auto, M102, Mercedes, Mercedes-Benz, W201, Youngtimer

Irgendwann 1990

 

Meine Eltern erzählen mir gern die Geschichte, dass ich schon als kleiner Junge von 3 Jahren zusammen mit meinen Vater durch die Straßen gegangen bin und mir Autos angesehen habe. Auf Augenhöhe lagen für mich die Radzierblenden und Kühler der parkenden Autos mit den Logos der verschiedenen Hersteller.

Es war irgendwann 1990. Meine Heimatstadt liegt am Rande des Ostharzes. Neben Trabant, Wartburg und einiger weniger PKWs russischer oder tschechischer Bauart war bis vor einigen Monaten die Vielfalt auf den Straßen der DDR ziemlich überschaubar. Ein Trabbi dürfte auch ich allein am Klang erkannt haben. Mein Opa fuhr zu dieser Zeit einen Wartburg und mein Vater hatte einen giftgrünen mit reichlich Chrom verzierten Lada Niva. Dank Westverwandschaft befanden sich in meinen Spiezeugautobesitz einige Porsche 911 und Mercedes.

 

1990 machten es die großen politischen Umbrüche möglich, dass ich als Steppke, der mit dem Vater durch die Straßen spaziert, all die für uns beide neuen Fahrzeuge kennenlernen konnte, die stets mehr wurden und die Trabbis und co. verdrängten.

Die mich begleitende Personen habe ich zu dieser Zeit der Erzählung meiner Eltern nach stets nach dem Namen des Autos gefragt und beim nächsten Spaziergang konnte ich die Hersteller, der vor mir stehenden Fahrzeuge, anhand ihrer Logos auf den Radzierblenden benennen.

 

Car-Nerd

 

Damit bin ich wohl das geworden, was man heutzutage einen Car-Nerd nennt.

Meine Sammlung an Siku Autos wurde mit jedem Jahr größer. Ich mag diese bis heute, weil auf der Unterseite die wichtigsten technischen Daten wie Hubraum, Zylinder, Leistung und Höchstgeschwindigkeit vermerkt sind - wie ein Autoquartett, nur hat man statt der Karten eine kleines Modell des entsprechenden Fahrzeugs in der Hand.

 

Über die Jahre bin ich auf dem Schoß meines Opas über Waldwege gefahren, habe mir Autozeitschriften gekauft und war für jede Fahrt als Mitfahrer zu haben. Dann kam die erste große Tour mit meinem Vater 1998 auf der Autobahn quer durch Deutschland, die Verwanden im Ruhrpot besuchen. Ich saß auf dem Beifahrersitz unseres neuen Skoda Felicia Kombi - ebenfalls in giftgrün, diesmal Metallic, Facelift Modell, 1.3 Liter Saugrohreinspritzung und 68 PS. Definitiv kein Kandidat für die linke Spur.

Mein Vater fährt das Teil bis heute, kaum 70.000 km runter, aber Rost an jedem Ratlauf, trotz Garagenstellplatz. Es war auch das erste Auto nach dem gelben Audi A3 Fahrschulwagen, welches ich im öffentlichen Straßenverkehr gefahren bin. Kurz nach dem Führerscheinerwerb mit Anhänger und Rasenmäher darauf hoch in den Harz. Harte Tour, aber danach durfte ich den Wagen ohne meinen Vater als Beifahrer bewegen.

 

Bis zum ersten eigenen Auto verging dann nochmal eine ganze Dekade, in der ich studiert und diverse Autos von Familienmitgliedern, Freunden und Mietwagenunternehmen gefahren bin. Zuletzt waren das bevorzugt Kleintransporter für einen Verein, der Festivals und andere soziokulturelle Projekte veranstaltet.

 

 

Januar 2015

 

Vor kurzem hatte ich jene Stadt verlassen, in der ich studiert und meine ersten Jahre als Teil der berufstätigen Bevölkerung verbracht habe und war in Weimar gelandet. Einer sehr schönen Stadt, in der man kein Auto braucht und - zumindest in der Innenstadt - auch nicht fahren will.

Trotzdem wollte ich jetzt eins. Die Gründe waren profan: Wochenende, Freunde, genervt von der Bahn und vom damaligen Job. Ich brauchte etwas zum Ausgleich und hatte in den vergangenen Jahren stets Geld beiseitegelegt, um auf die BAföG-Rückzahlung vorbereitet zu sein.

Ich lege mir ein Budget von maximal 4.000 EUR fest und begab mich auf die Suche. Nun ist es, dass werden viele hier nachvollziehen können, für jemanden, der quasi von Klein auf den Kästen mit Motor und vier Rädern verfallen ist, nicht einfach, das (!) Auto zu finden. Man kennt bereits so viele Modelle und mit jeder Recherche kommen neue Varianten dazu, die ebenfalls kaufenswert erscheinen.

Hinzu kommen ganz grundsätzliche Fragen: Welcher Zeitraum? Welcher Hersteller?, die sich dann immer weiter vertieften: Welche Motorisierung? Ist das Aggregat haltbar? etc.

 

Relativ früh stand für mich fest, dass es kein Auto der 90er oder 00er-Jahre sein sollte, das noch zuhauf auf den Straßen unterwegs ist und in der grauen Masse untergeht. Außerdem brauchte ich den Wagen nicht zum täglichen Pendeln und rechnete mit einer Laufleistung von maximal 8.000 km im Jahr.

Ein ehemaliger Kollege aus meinem Nebenjob während des Studiums hatte ein dunkelblaues W123 T-Modell. Das erschien mir damals schon ungemein attraktiv, war aber außerhalb des Budgets - wie viele andere Oldtimer auch.

 

Also ein Youngtimer. Passenderweise aus dem selben Baujahrzehnt wie ich. Volvo mag ich, aber ein 740 war einfach zu groß. Japaner waren schon damals so ziemlich das Zuverlässigste, was unterwegs war, doch da fehlt mir der Charakter. Irgendeine Oberklasse deutscher Produktion aus der Zeit wollte ich mir für unter 4.000 EUR aber auch nicht zulegen. Das roch mir zu stark nach den diversen "Cheap Car Challanges" von Top Gear und die sah ich mir lieber an, als dass ich sie selbst vor der Tür stehen haben wollte.

 

Also ein Youngtimer

 

Plötzlich ging es dann sehr schnell. Ich kam bei der Recherche auf den Mercedes W201 und BMW E30, als "Notvariante" vielleicht einen Audi 80. Jeden Abend war ich nun Dauergast auf Mobile und las mich auf Foren in die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Modelltypen ein.

Und fand einen W201. Perlblau, Baujahr 1992, in Mönchengladbach. Mein Bruder wohnte zu dieser Zeit mit seiner Familie in Bonn. Ich machte ein Wochenende im Februar aus, rief beim Händler an und suchte parallel weiter. Der Audi 80 fiel raus und nach und nach suchte ich auch keine 3er mehr.

Ein 190er sollte es werden. Der von Bruno Sacco zeitlos gezeichnet wurde, in den USA den Spitznamen Babybenz bekam und den ich bestimmt - damals 1990 - anhand seiner Radzierblenden oder des Sterns auf der Haube bereits als Mercedes identifiziert habe. Neben dem Perlblauen hatte ich noch einen weiteren in der ebenfalls hübschen Farbe Impala Braun in der näheren Auswahl. Dieser war jedoch schnell verkauft.

 

Sofort verliebt

 

Kurze Zeit später stand ich also bei Zech Automobile in Mönchengladbach vor dem perlauen Babybenz, 2. Hand. Der Erstbesitzer dürfte eine Daimler-Mitarbeiter gewesen sein, denn der 190er lief erst ein Jahr auf ihn und dann auf einen Herrn im Großraum Köln. Stimmig zur Außenfarbe gab es Karopolster in Blau dazu ein Airbag-Lederlenkrad, elektrisches Schiebedach, den soliden M102 mit 122PS knapp 200.000 km und - ganz wichtig - rostfreie Wagenheberaufnahmen.

 

Ein kleiner Exkurs:

Auf der Internetseite des W 123 Clubs Hannover kann man für verschiedene Baureihen der 80er und 90er den eigenen Wagen nachkonfigurieren (www.w123-hannover.de/html/npr_startseite.html).

Zum Grundpreis meines im Oktober 1992 ausgelieferten W201 von 42.579,00 DM addierten sich Sonderausstattungen im Wert von gut 12.000 DM - u.a. heute kurios anmutende Positionen wie: "Außentemperaturanzeige" für 273,60 DM, "Kraftstoffbehälter mit größerem Inhalt (70l)" für 148,20 DM, "Getriebe mechn. 5-Gang" für 934,80 DM oder den "Airbag für Fahrer" für 1710,00 DM. Somit dürfte der Wagen damals etwa 55.000 DM gekostet haben (wenn man den Nachlass für Daimler-Mitarbeiter mal außer acht lässt).

 

Trotz aller Anstrengungen es nicht zu tun, hatte ich mich sofort in den Babybenz verliebt, meine Schwägerin und mein Bruder, die mich als neutrale Personen begleiten sollten, ebenso.

Okay, der Stern fehlte, aber den konnte man ersetzen und statt der schönen Benz-Automatik hat er das optionale 5-Gang Getriebe, bei dessen Entwicklung das Wort "präszise" wohl nicht im Lastenheft stand. Es gab eine kleine Roststelle am Schiebedach und ein paar Lackkratzer. Außerdem singt das Diff bis heute bei 120 - 130 km/h.

Egal! Er fuhr sich gut, die schleifenden Bremsen sollten noch ausgetauscht werden und die HU/AU gab es frisch dazu.

Matthias Zech erwies sich als außerordentlich sympathischer und informierter Händler. Ich kann ihm jeden (Mercedes-)Youngtimer-Interessierten nur ans Herz legen (www.meine-kfz.de/zech-auto/). Die Beurteilungen bei Mobile spiegeln diesen Eindruck sehr gut wider.

 

Viel Handlungsspielraum gab es beim Preis nicht. Der Benz lag voll im Budget, gab mir noch Reserven für zukünftige Reperaturen beziehungsweise die Umrüstung auf EURO 2. Er war in einem sehr guten Zustand und wie schon erwähnt - ich hatte mich ja eh schon verliebt.

Ich schlief eine Nacht drüber und lies mir dann den Kaufvertrag zuschicken. In den darauffolgenden Tagen schloss ich eine Kfz-Versicherung ab und besorgte mir Überführungskennzeichen. Zwei Wochen später stand ich wieder auf den Hof von Matthias Zech und nahm meinen Babybenz mit.

 

Daumen nach oben

 

Seitdem sind mehr als 20.000 weitere Kilometer auf den Walzenwerk des Kilometerzählers gekommen. Kurz nach dem Kauf habe ich mir einen Stern besorgt und somit die klassische Sicht eines Benzfahrers wiederhergestellt. Ich habe mich mit dem 5-Gang-Getriebe angefreundet und das elektrische Schiebedach ist meine Lieblingssonderausstattung.

Nachdem ich die alten Winterschlappen den Sommer und nachfolgenden Winter über runtergefahren hatte, folgten im nächsten Frühjahr ein Satz neuer Sommerreifen auf gebrauchten aber standesgemäßen 15-Loch Gullideckeln.

 

Mittlerweile wieder umgezogen, habe ich einen trockenen Tiefgaragenstellplatz gefunden und an Tankstellen werde ich regelmäßg angesprochen. Unterwegs grüßt man sich als 190er Fahrernder mit dem Daumen nach oben.

Und diese Geste fasst die letzten Monate ziemlich gut zusammen.

 

Wie sich der Benz im Alltag fährt, könnt ihr hier nachlesen:

https://www.motortests.de/auto/mercedes/w201/190er/2-0-e-ftId178352

 

Bilder von unterwegs gibt es regelmäßig auf Instagram:

wolle_unterwegs und #BlueBabyBenz

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