Sun Feb 20 15:36:22 CET 2022
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notting
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E-Auto, Rückblick, Zukunft
![]() Hallo! Heute versuche ich mich mal an das zu erinnern, was ich vor Jahren mal insb. in Diskussionen mit E-Auto-Hardcore-Fans mit rosa Brille gesagt habe, als es um zukünftige Entwicklungen im E-Auto-Bereich ging. Leider finde ich das meiste nicht mehr in meinen damaligen Postings, sind einfach zuviel Postings. Gebe mir aber Mühe mich richtig zu erinnern. Behauptung: E-Auto fahren bleibt billiger als Verbrenner fahren werden, weil’s u.a. an vielen Geschäfte Gratis-Strom geben wird (hier ohne Argument „Kann häufig Strom aus meiner Solaranlage laden“, das ist ein Thema für sich, u.a. kann man eben nicht eigenen Solarstrom laden, wenn man viel fährt weil man zur Arbeit muss und das Auto tagsüber dort steht). Meine Gegenbehauptung: An Supermarkt-Tankstellen ist der Sprit meist auch nur geringfügig billiger, deswegen wird auch der Strom wenn überhaupt nur geringfügig billiger sein. Die meisten existenten Gratis-Lademöglichkeiten werden sterben. Außerdem kann man an Supermärkten eh nicht so schnell laden, dass sich das bei kurzen Einkäufen lohnt (https://www.motor-talk.de/.../...-laternenparker-e-autos-t6274560.html). Ergebnis: Mehrfach wurden die Ladetarife deutlich teurer, z. T. nach ca. 1,5 Jahren um jeweils 1/3. U.a. Maingau hat vor kurzem auch wieder deutlich erhöht. Nur EnBW lässt sich aktuell offenbar noch Zeit und ist somit aktuell der günstigste mir bekannte Anbieter ohne Grundgebühr, den man an den meisten Ladesäulen in D verwenden kann. Viele ehemals kostenlose Lademöglichkeiten wurden kostenpflichtig, u.a. Wobei man https://www.electrive.net/.../ dazu zählen sollte, weil man mit seinen Daten bezahlt. Neue Ladesäulen an Supermärkten sind immer öfter normale Ladesäulen von Ladenetz-Anbietern wie EnBW und damit mit Sicherheit auch normal bepreist (man findet auf Goingelectric einige Beispiele). Vielleicht mit kurzer Gratis-Zeit bei AC. Dann gilt aber wieder viel stärker als bei DC „kann man an Supermärkten eh nicht so schnell laden, dass sich das bei kurzen Einkäufen lohnt“. Mehr zum Thema Ausbau der Ladeinfrastruktur: https://www.motor-talk.de/.../...adeinfrastruktur-ausbau-t7219442.html Ein relativ aktueller Preisvergleich u.a. zwischen Verbrenner und BEV: https://www.motor-talk.de/.../...hev-verbrenner-beispiel-t7211739.html „Aber die momentanen Preiserhöhungen sind doch wegen Corona!“ -> Die Energiepreise nähern sich immer stärker dem Niveau an, was sie heute hätten, wenn Corona nicht gewesen wäre. Corona war hier eher eine Preisbremse, weil die Energienachfrage stark gesunken ist. Andere Faktoren als irgendwelche Transport-Probleme sind hier viel wichtiger. Und zu guter Letzt: Der Staat wird die Einnahme-Ausfälle durch weniger verkauften Sprit kompensieren müssen. Behauptung: Die Wartung wird billiger, u.a. weil die mechanischen Bremsen geschont werden und generell am Auto weniger gewartet werden muss. Z. B. Tesla verlangt keine Wartung hinsichtlich Garantie. Meine Gegenbehauptung: Damals hatte Tesla noch Wartungspreise auf der Webseite. Die waren teurer als bei meinem Verbrenner. Desweiteren gehen mechanische Bremsen kaputt, wenn man sie zu selten verwendet. Hatte die Erfahrung auch noch mit spritsparendem Verbrenner-Fahren gemacht. Dort musste ich aufpassen, dass ich regelmäßig kräftiger Bremse, wenn’s die Situation zulässt. Und auch E-Autos haben wie Verbrenner auch div. Teile insb. am Fahrwerk die ständig beansprucht werden und deswegen kontrolliert bzw. gewartet werden müssen. Ergebnis:Folgender Link spricht für sich: https://www.adac.de/news/tuev-check-elektroautos/
Mit dem „klitzekleinen“ Unterschied, dass Tesla zumindest preislich Premium ist und Dacia das genaue Gegenteil davon. Und dass man mangels Wartung vermutlich auch bei E-Autos für die Reparaturen mehr bezahlen muss, weil unnötig noch mehr kaputtgegangen ist, was man mit rechtzeitiger Wartung hätte vermeiden können. Behauptung: Schau her, wie schnell mein Model S lädt und effizient fährt etc., alles super mit E-Autos. Meine Gegenbehauptung: Nicht jedes E-Auto wird mit optimalen Voraussetzungen für effizientes Fahren und richtiges Schnellladung mitbringen, einfach aus Kostengründen. Ergebnis: Rapidgate beim Leaf II, also arschlahmes Laden auf der Langstrecke: https://www.heise.de/autos/artikel/Im-Test-Nissan-Leaf-4055455.html Bei Polestar 2 gibt’s die Wärmepumpe nur zusammen mit Glasdach, angeblich schönere und elektrisch verstellbaren Sitzen, Premium-Sound & Co. Also wenn man effizienter fahren will, muss man div. Sachen dazunehmen, die sonst meist nur in recht hohen Ausstattungslinien zu finden sind. Der Hyundai Ioniq 5 lädt im Winter extrem langsam, insb. wenn man nicht ein Stück >=150km/h fahren konnte: http://www.youtube.com/watch?v=8eG-ICU0PYg Generell brauchen auch heute noch viele gerade günstigere E-Autos mit nicht so großer Stirnfläche bei 130km/h ca. 23-25kWh/100km, selbst bei nicht so schlechten Bedingungen. Behauptung: Stromausfälle in der Nacht während die ganzen E-Autos laden werden kein Problem sein. Meine Gegenbehauptung: Bei Stromausfällen ist immer ein gewisses Gebiet und damit viele betroffen sein. Gerade wenn die meisten über Nacht laden, werden insb. diejenigen die nur 1phasig laden oder erst am späteren Abend ein Auto anschließen können, weil z. B. 2 Autos aber nur 1 Stellplatz mit Lademöglichkeit am nächsten Morgen sehr blöd dastehen bzw. die wenigen Schnelllader überlaufen, wo leider „schnell“ meist sehr relativ ist. Ergebnis: Ich meine das habe ich zu einer Zeit gesagt, als der Zoe 22kWh eines der wenigen bezahlbareren BEV war. Als der 22kWh-Akku nicht mehr angeboten wurde, wurde der fast doppelt so große Akku zum selben Preis angeboten. Auch anderswo hat sich das Verhältnis zwischen Preis und Reichweite verbessert. Zudem konnte man damals keines der günstigeren Kleinwagen-BEV mit >50kW laden. Inzwischen gibt’s z. B. den Hyundai Kona oder Peugeot e-208 (und Konzerngeschwister), also Kleinwagen die es mit deutlich über 50kW Ladeleistung gibt (z. T. optional). Zudem werden gerade wenn viele daheim laden können nicht soviele HPC gebaut werden, weil das Angebot sicher nicht für diese wenigen Spitzennachfragen ausgebaut wird. D.h. man sollte morgens möglichst immer Reichweite für 2 Tage haben und daheim mit mind. 11kW laden können, wenn’s technisch irgendwie geht. Leider werden Tests im Reallabor immernoch unter eher optimalen Bedingungen gemacht, wo jedes beteiligte Fahrzeug eine eigene Wallbox hat. Zudem werden bei sowas auch bei den neuesten Versuchen kleinere Akkus verwendet im Verhältnis zu dem, was man heute so von vielen Herstellern kaufen kann, was die max. Ladedauer in der Nacht stark begrenzt: https://www.motor-talk.de/.../...haftlichen-parkhaeusern-t7183650.html Fazit: Es hat sich schon einiges weiterentwickelt. Allerdings darf man das trotzdem nicht zu oft an diese Sache gehen, wie das heute z. T. immernoch getan wird. Was habt ihr schon über die Zukunft von E-Autos gesagt und wie hat sich das dann entwickelt? |
Sat Feb 12 09:01:56 CET 2022
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notting
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BW-E-Solar-Gutschein, E-Auto, Förderung
Findet ihr den BW-E-Solar-Gutschein sinnvoll?![]() Hallo! In Baden-Württemberg gibt wie bereits geschrieben seit Anfang des Jahres eine Solarpflicht. Eine Bundesförderung für Solaranlagen gibt’s nicht wirklich. Bei der Wallbox-Förderung (KfW 440) ist aktuell auch nix los. Aber seit 1.12.21 gibt’s einen BW-E-Solar-Gutschein. Schauen wir uns den mal an. Denke ihr kennt https://www.motor-talk.de/.../...ganz-baden-wuerttemberg-t7215218.html schon. Damals hatte ich leider keine Zeit mich genauer mit dem BW-E-Solar-Gutschein zu befassen. Außerdem werden jetzt erst die Tage wieder länger, sodass Solar wieder mehr Sinn macht ;-) Worum geht’s beim BW-E-Solar-Gutschein? Kurzfassung: Wenn man als (auch zukünftiger) Solaranlagen-Betreiber ein BEV kauft, kann man 1000EUR bekommen. Wenn man noch eine Wallbox installiert um den Solarstrom ins BEV zu laden, gibt’s nochmal 500EUR dazu, wenn man eine Wallbox die mind.(!) 500EUR kostet dazukauft. Dabei muss man bedenken, dass z. B. ich ewig einen Elektriker suchen musste und der, den ich Ende 2020 gefunden habe, ca. 1600EUR verlangt hat – ohne Wallbox, ohne Hof aufreißen, ohne Rohr eingraben, ohne Kernlochbohrungen und ohne Hof wieder schön machen. Wie bei sowas üblich muss man auf jeden Fall einen Ökostrom-Tarif buchen. Das ist aktuell in vielen Fällen deutlich teurer als die Grundversorgung von Bestandskunden. Zudem sind die Förderbedingungen zum Teil unklar formuliert. Vor allem:
30min-Leistung oder Spitzenleistung? Beim Megane E-Tech Electric mit aktuell stärkstem Motor wären das 55 vs. 160kW, wobei letzteres eben gerade so noch geht. Kaum ein BEV dürfte >160kW 30min-Leistung haben. Aber was wenn doch die Spitzenleistung gemeint ist? Dann würde es wie folgt aussehen. Geförderte BEV (Auswahl; mit kombinierter WLTP-Reichweite, und Anhängelast, Schwester-Modelle und Fahrzeuge mit <=0,75t Anhängelast habe ich nicht explizit aufgeführt):
Nicht geförderte BEV (Auswahl):
D.h. Fahrzeuge mit 1,5t Anhängelast _und_ >500km WLTP-Reichweite wird nicht gefördert. Nur deutlich weniger Anhängelast oder weniger Reichweite. Fazit: Wenn das mit der Motorleistung so gemeint ist wie ich befürchte, ist die Anzahl der geförderten Fahrzeuge mit >0,75t Anhängelast und einigermaßen brauchbarer Reichweite äußerst überschaubar, insb. wenn Allrad im teilweise doch sehr bergigen Ländle dazukommt. Und das ausgerechnet in einem Bundesland mit einem grünen(!) Ministerpräsidenten, der sowas sagt: https://www.stuttgarter-nachrichten.de/...-4766-8b4a-7eab21f7321a.html
Natürlich finde ich es gut, wenn man ein Auto bis zum wirtschaftlichen Totalschaden nutzt. Aber dass so jemand der selbst Anhänger fährt dann nicht einmal brauchbarere BEV-Zugfahrzeuge fördern will, ist ein Armutszeugnis. Gerade weil es solche Fahrzeug insb. mit Anhänger-Kupplung nicht bei div. Carsharing- und Mietwagen-Anbieter gibt. Ergo braucht man ggf. sowas als Erstfahrzeug. Und da will man eben auch brauchbare Reichweite und Ladegeschwindigkeit. Zudem braucht man eben noch eine auch nicht billige Solaranlage. Die bringt die ganzen in https://www.motor-talk.de/.../...ganz-baden-wuerttemberg-t7215218.htmlgenannten Problemen mit sich, die sich insb. finanziell negativ auswirken. Z. B. wenn das Auto tagsüber meistens auf der Arbeit steht oder tagsüber weder Auto noch andere Familienmitglieder daheim sind. In einem Satz: Diese Förderung sieht sehr stark nach Feigenblatt bzw. reiner Mitnahmeeffekt-Magnet aus. |
Sat Feb 05 12:45:44 CET 2022
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E-Auto, Kauf, Megane E-Tech Electric, Polestar 2, Überlegung
Was meint ihr soll ich nehmen?![]() Hallo! Ist schon ein paar Monate her, seit ich „Was für ein E-Auto wird’s Teil 1“ veröffentlicht habe. Nun gibt’s im Konfigurator des Megane E-Tech Electric genauere Preise und auch die PDF-Preisliste. Dieser war schon in o.g. Artikel einer meiner Favoriten. Im Thread zum Megane E-Tech Electric hatte ich die Preise schon mit dem ID.3 verglichen als nur die Pressemeldungen mit den Grundpreisen aller verfügbaren Kombinationen aus Akku, Motor und Ausstattungslinie bekannt waren. Renault war tendenziell deutlich teurer. Wobei bei Renault bis auf die Billig-Basis alle 22kW Typ2 haben, was es beim ID.3 nicht mal in der höchsten Ausstattungslinie gegen Aufpreis gibt. jennss (dessen Blog-Artikel ich auch gerne lese) hat diese Woche einen ausführlicheren Vergleich zwischen den beiden genannten Fahrzeugen aber auch dem ID.3-Geschwistermodell von Cupra geschrieben. Könnt gerne bei ihm vorbeischauen, wenn ihr meinen Artikel gelesen und ggf. kommentiert habt. Ein paar Stunden bevor ich den Artikel von jennss gelesen hatte fiel mir als ich gerade nicht auf MT war auf, dass der Polestar 2 bei ähnlicher Reichweite usw. auch ähnlich viel kostet. Der war auch schon in Teil 1 in meiner engeren Auswahl. Möchte das heute genauer vergleichen. Am Donnerstag habe ich das erste Mal einen Wäpu-Aufpreis (Wärmepumpe) für den Megane gesehen – 1.100EUR bei allen Varianten (nur in Kombination mit Klimaautomatik verfügbar). Zudem ist am Freitag die PDF-Preisliste des Megane veröffentlicht worden. Aus meiner Erfahrung mit Renault heraus traue ich dem Konfigurator nicht so sehr und verlasse mich eher auf die Preisliste. Alle Preise ohne Prämie (sollte in beiden Fällen gleich sein) und Überführung, wenn nichts anderes dabeisteht. Allerdings gibt Renault schon seit Jahren grob 20% Rabatt auf den Zoe. Bei Polestar habe ich noch nichts von Rabatten gehört. Das kann die Preisverhältnisse stark ändern. 07cdbeb9-5046-42db-95bc-32e1ce21282a Aufpreis für andere Farben Beim Polestar 2 immer 1.000EUR. Die Farbauswahl gefällt mir nicht so gut wie beim Megane. Beim Megane sind die Aufpreise für Lackarten bzw. Farben: Zweifarblackierung: Bei Techno 400EUR Aufpreis auf Metallic-Sonderlackierung, bei Iconic im Preis der Metallic-Sonderlackierung enthalten (und kein Rabatt wenn man eine normale Metallic-Sonderlackierung nimmt). Anhänger-Kupplung Akku-Garantie Laden Konfiguration Reichweiten-Verlängerung Spezielle Ladetarife
Dementsprechend habe ich konfiguriert: Equilibre mit Komfort-, City- und Winter-Komfort-Paket: 43.600EUREs fehlt:
Megane oder Polestar 2? Mit welcher Ausstattung? Für den Megane gibt ein deutlich besseres Netz von Vertragswerkstätten. Beide Modelle gibt’s mit div. Dingen, die der andere nicht oder nur bei einem hohen Kaufpreis hat. Z. B. beim Megane 22kW Typ2 und induktive Smartphoneladefläche Serie (außer bei der Billigst-Variante). Der Polestar 2 hat viel mehr Anhängelast und gegen Aufpreis viel mehr Reichweite als der Megane mit der höchsten verfügbaren Reichweite. Das spart div. Ladeumwege bzw. man kann mehr günstigeren Strom von daheim nutzen. Möglicherweise bekommt der Megane doch noch einen größeren Akku wie er im Nissan Ariya angekündigt ist? Die anderen sind aber noch nicht ganz aus dem Rennen, auch wenn sie breiter sind, was in meiner Garage zum Problem werden könnte. Müsste ich auf der Probefahrt testen. Was würdet ihr machen? Techn. Daten Renault Megane E-Tech Electric EV60 220hp optimum charge Polestar 2 Standard Range Single Motor (SRSM) Akku 60kWh Akku 64kWh Akku Motor 160kW 165kW Reichweite WLTP 450km 415-444km Verbrauch WLTP 16,1kWh/100km 17,0kWh/100km L/B (mit Außenspiegel)/H in mm 4200/2055/1505 4606/1985/1479 Kofferraum (ggf. + Frunk) 440l 405+41l Anhängelast 0,9t 1,5t Wendekreis 10,4m Kante zu Kante: 11,5 m Gratis-Farben weiß schwarz Wartungsintervall 30Mm/1J. lt. Preisliste 30Mm/2J. lt. einem Forum |
Sun Feb 27 18:39:19 CET 2022 |
notting
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Auswirkung, E-Auto, Ukraine
Hallo!
[bild=1]Auch wenn die meisten sicherlich noch nicht mit Kopfschütteln über den Krieg den Putin gestartet hat fertig sind (wenn auch in Russland eher im Verborgenen, denke die 4stellige Zahl der Demonstrationen die deswegen verhaftete wurden dürften nur die Spitze des Eisberges sein), möchte ich meine Einschätzung über die Auswirkungen auf E-Autos schreiben.
[mehr]
Soweit ich das auf die schnelle im Internet recherchieren kann, gibt’s 3 größere Grenzübergänge zwischen Polen und der Ukraine. Dort gibt’s aktuell recht viel Stau, insb. von der Ukraine nach Polen. Aber auch in die Ukraine hinein. Möglicherweise Hilfslieferungen, möglicherweise auch Menschen die ihre Verwandten aus der Ukraine holen wollen.
[bild=2]Hatte diese Woche im Radio gehört, als ein Deutscher sich telefonisch beim Sender gemeldet hatte, dass er gerade dabei ist insg. 2000km zu fahren, um die Verwandtschaft seiner Frau aus der Ukraine zu holen und die selben 2000km wieder zurückzufahren. Das entspricht ungefähr der einfachen Autostrecke von z. B. Kiew nach Freiburg/Brsg. oder an die deutsch-niederländische Grenze.
Es geht in diesem Artikel aber nicht darum, dass so jemand selbst mit einem Hyundai Ioniq 5 durch das Laden viel Zeit verlieren würde. Oder dass seine EU-Kreditkarte oder sein EU-Handy-Tarif dort (an den je nach Strecke lt. Goingelectric.de durchaus vorhandenen Netz von 50kW-Ladesäulen) nicht funktionieren könnte, weil Russland wichtige Infrastruktur zerstört hat und somit die Ladesäulen evtl. defakto unbrauchbar sind. Es geht auch nicht darum, dass man beim Verbrenner einen Kanister Sprit mal schnell mit Bargeld bezahlen (keine Ahnung wie beliebt dort EUR-Bargeld ist) und ins Auto kippen könnte. Einen Artikel in dieser Richtung habe ich bereits geschrieben: https://www.motor-talk.de/.../...infrastruktur-abhaengig-t6810930.html
Es geht mir um die Auswirkungen innerhalb Deutschlands bzw. Europas. Denn es kam in der Vergangenheit immer wieder das Argument, dass E-Autos helfen sich von politisch unsicheren Ländern unabhängiger zu machen.
Abhängigkeit vom Erdöl
Verbrenner: Russland hat über 40% Anteil an der Erdölversorgung Deutschlands (https://www.chemietechnik.de/.../...on-russischem-oel-und-gas-230.html). Denke das wird inzwischen jeder u.a. an den Tankstellen gemerkt haben.
Allerdings muss der CO2-Ausstoß über die Beimischung von Bio-Ethanol gesenkt werden. Die verbreitetste Sorte mit max. viel Bio-Ethanol ist E10, also Benzin mit max.(!) 10% Bio-Ethanol. Z. B. E85 (85% Bio-Ethanol) gibt’s grundsätzlich auch. Aber trotz der Förderung die es von 2007 bis 2015 gab, hatte sich das in Deutschland auch mangels Automodellen und wegen kürzerer Wartungsintervalle nie so richtig durchgesetzt. LPG und sogar CNG dürfte die ganze Zeit verbreiteter gewesen sein.
E-Autos: Wie im nächsten Absatz verlinkt hat Erdöl keinen nennenswerten Anteil an der Stromproduktion. Allerdings sind u.a. viele chemische Dinge einschließlich Kunststoffen, Kleb- und Schmierstoffe erdölbasiert. Das betrifft aber Verbrenner genauso.
Abhängigkeit vom Erdgas
Verbrenner: Es gibt kaum Verbrenner mit Erdgas. Das Tankstellennetz ist noch mieser als bei LPG.
E-Auto: Schon vor diesem Krieg wurde Erdgas (wie auch Erdöl) wieder stetig teurer. U.a. da nach Corona die Wirtschaft wieder am Anlaufen ist. Im 3. Quartal sankt der Erdgas-Anteil an der Stromversorgung wenn man 2020 mit 2021 vergleicht um mehr als 5 Prozentpunkte. Dafür ist vor allem der Kohlestrom-Anteil gestiegen. Quelle: https://www.destatis.de/.../PD21_572_433.html
Offenbar ist es durch die gestiegenen Erdgaspreise Kohlestrom finanziell attraktiver geworden. D.h. in diesem Punkt wurde der Preisanstieg etwas begrenzt. Zudem hat Erdgas nur einen eher kleineren Anteil am der Stromproduktion.
Allerdings: Laut Quarks & Co. wird uns Erdgas laut mehrerer vorgeschlagener Szenarien noch eine ganze Weile begleiten: https://www.quarks.de/.../
Denn Strom aus (Erd-)Gas ist durchaus hilfreich, wenn es um ein Backup stark schwankender Erträge regenerativer Energien geht. D.h. es wird hier in der Praxis längerfristig eine Untergrenze beim (Erd-)Gasanteil an der Stromproduktion geben. Dadurch wirken sich steigende Erdgaspreise wiederum durchaus auf die Kosten der Stromproduktion aus, gerade bei steigendem Anteil erneuerbarer Energien.
Man kann sich mit LNG (Flüssiggas) zwar etwas unabhängiger von Russland machen, was nun geplant ist (https://www.heise.de/.../...ern-und-setzt-auf-Fluessiggas-6527292.html). Aber der Bau der nötigen Infrastruktur wird ein paar Jahre benötigen. Und wenn es längst billiger wäre als russischen Erdgas, hätte man das sicher schon gemacht. D.h. selbst mit mehr LNG werden die Strompreise steigen.
Fahrzeugproduktion
Laut https://www.heise.de/.../...rkungen-auf-die-Autoindustrie-6526299.html sind die Fahrzeug-Hersteller sehr unterschiedlich stark betroffen. Deutsche Hersteller sind weniger betroffen. Dafür sind Renault-Nissan-Mitsubishi (u.a. die bereits recht lange verfügbaren Modelle Zoe und Leaf) und Hyundai (u.a. Kona seit Sommer 2018, dank 64kWh-Akku eine recht gute Reichweite und CCS-Ladeleistung) stark betroffen.
Die direkten Auswirkungen auf den Halbleitermangel durch den Ukraine-Krieg sind recht gering (https://www.heise.de/.../...ung-von-Halbleiterherstellern-6526730.html). Allerdings indirekt möglicherweise schon, da gerade nach Corona die Lieferketten allgemein sehr fragil sind. Siehe u.a. Stichwort Chipmangel. Außerdem haben ich schon länger nichts mehr zum Magnesium-Mangel wegen China gehört. Das wird u.a. für die Alu-Produktion benötigt und ist nicht wirklich lagerfähig. Folglich lassen sich hier Lieferprobleme kaum mit Reserven abfedern.
Die Alu-Produktion betrifft auch die Herstellung von Solaranlagen, vermutlich auch Ladesäulen. Zudem sind kleinere Solaranlagen pro kWp inzwischen noch deutlich teurer als größere Solaranlagen geworden (http://www.youtube.com/watch?v=o6oDtScxt2I). D.h. wenn man nicht viel mehr Geld investieren will als für den Strom den man als normaler Haushalt selbst direkt verbrauchen kann, wird’s im Verhältnis teurer (außer vielleicht bei dem glücklichen Sonderfall, dass man sein E-Auto viel mit Strom aus der Solaranlage fahren kann).
Dazu kommen wie bereits oben erwähnt diverse aus Erdöl hergestellte Kunststoffteile, Kleb- und Schmierstoffe.
Fazit
Auch beim Thema E-Autos wird der Ukraine-Krieg Preissteigerungen verursachen, direkt und indirekt. Zumal wenn E-Autos beliebter werden bzw. die private Nachfrage nach Strom steigt, einerseits wegen Angebot und Nachfrage zu erwarten sind. Selbst wenn jemand bereit ist sich eine Solaranlage zu installieren, weil er in der glücklichen Lage ist, dass sein Auto tagsüber daheim steht, wird er mit höheren Preisen für Solaranlagen konfrontiert sein, gerade bei kleineren Solaranlagen.
Und andererseits wird der Staat sinkende Einnahmen auf Sprit kompensieren.
PS: Habe bereits an eine der unter https://www.heise.de/.../...ur-Unterstuetzung-der-Ukraine-6527019.html im Abschnitt „Hilfe für Flüchtlinge“ genannten Hilfsorganisationen gespendet.
Wer nicht soviel Kohle hat: In dem Abschnitt geht’s auch um die Situation, wo u.a. Helfer gebraucht werden können, falls es zu einer Flüchtlingswelle kommt. Und damit ist nicht Willkommens-Schilder hochhalten gemeint.