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Fri Oct 14 18:18:23 CEST 2022    |    notting    |    Kommentare (3)    |   Stichworte: E-Auto, EU-Ausland, Strom

Verwendet ihr in Deutschland ausl. Ladesäulen-Tarife um günstigere Tarife als die dt. zu bekommen?

Logo Billigerer Haushalts-/Ladestrom aus dem EU-Ausland?Logo Billigerer Haushalts-/Ladestrom aus dem EU-Ausland?

Hallo!

 

Schon vor ein paar Jahren haben „wir“ Dänemark bei den höchsten Strompreisen in Europa überholt und stellten schon in den Jahren davor selbst die sonst als recht teuer verschriene Schweiz in den Schatten. Das Anlaufen der Wirtschaft nach Corona zusammen mit dem Ukraine-Krieg haben die Situation noch weiter verschärft. Wie könnte man da sparen abseits der bekannten deutschen Vergleichsportale? Hm, die EU propagiert doch Handel quer durch die EU. Kann man da vielleicht was machen?

 

Hab letzte Woche einen Artikel gelesen, der auf einer Pressemeldung von Ende September basiert. Die Pressemeldung findet ihr u.a. hier: https://www.presseportal.de/pm/140290/5325629

TL;DR: Es muss dt. Recht auch bei der Rechnungsstellung durch den ausländischen Stromanbieter eingehalten werden. Man muss aber selbst Steuern und Abgaben auf den ausländischen Strom abführen und sich an die Aufbewahrungs-, Aufzeichnungs- und Mitteilungspflichten halten, die die dt. Stromversorger für ihre Kunden übernehmen. In der Pressemeldung wird das beschönigend als „Rechenexempel“ bezeichnet.

Man hat also in der Praxis nicht wirklich eine reale Chance beim Haushaltsstrom vom freien Handel in der EU zu profitieren :-(

 

Was könnte man denn noch tun?

 

Roaming-fähige Ladesäulen-Tarife

Roaming-fähigen Ladesäulen-Tarife gibt’s natürlich auch in anderen Ländern, die auch in Deutschland nutzbar sind. Was ist damit? Ich habe mich mal etwas umgeschaut.

 

Insb. von den dt. Stadtwerken, die beim Ladenetz-Roaming mitmachen weiß ich, dass viele von ihnen wenn man mehr per Roaming lädt als an ihren eigenen Säulen, sie die Zusatzkosten komplett dem Kunden aufdrücken oder dem Kunden kündigen. Es ist durchaus denkbar, dass auch andere Anbieters sowas auch bei Auslands-Roaming haben.

Allerdings habe ich solche Regelungen bei den hier erwähnten Tarifen nicht finden können. Habe den Eindruck, dass sie das bereits in den auf der Webseite genannten Preisen eingepreist haben. Das macht die Sache einfacher.

 

Freshmile

Der Sitz von Freshmile ist nur grob 10km von Deutschland entfernt beim Straßburger Flughafen. Man hat die Wahl zwischen kostenloser App oder für 5EUR eine RFID-Karte oder -Tag für den Schlüsselbund zu kaufen. So wie ich es verstehe, braucht man eine Kreditkarte. Es gibt kostenlose Kreditkarten, die man mit jedem dt. Girokonto verwenden kann wie z. B. die Hanseatic Bank GenialCard oder die Gebuhrenfrei von der luxemburgischen Advanzia Bank, die explizit für dt. Kunden gemacht wurde (gibt auch entspr. Varianten für div. andere EU-Länder). Bei jedem Ladevorgang wird ein gewisser Betrag des Kreditrahmens geblockt. Wenn der Ladevorgang fertig ist, wird die Kreditkarte nur mit dem geladenen Betrag belastet. Von Automieten habe ich gehört, dass es ein paar Tage dauern kann, bis ein geblockter Betrag freigegeben wurde. Es kann also bei vielen Ladevorgängen in kurzer Zeit passieren, dass man temporär den Kreditrahmen ausgereizt hat, obwohl nicht wirklich hohe Kosten entstanden sind.

Ein Beispiel: Man fährt an einen Allego HPC mit irgendwas >200kW. Dort steht auf der Webseite:

Zitat:

Preise

Mindestguthaben auf Ihrem Konto erforderlich: 19,00 €

€ 0.19 / started kWh + € 0.30 / min

The pricing continues as long as the vehicle remains plugged in.

Es werden nun auf der Kreditkarte 19EUR geblockt. Angenommen man lädt 0,5h mit im Schnitt 100kW, bezahlt man

0,19EUR/kWh * 100kW * 0,5h + 0,30EUR/min * 30min = 18,50EUR. Macht also umgerechnet 0,37EUR/kWh, weil 100kW * 0,5h = 50kWh abgegeben wurden.

 

Der Zeitfaktor ist offenbar bei praktisch jeder Lademöglichkeit mit drin. Deswegen zahlt man bei geringeren Ladeleistungen am CCS-Anschluss des HPC mehr.

 

Zum Vergleich: Bei EnBW bezahlt man aktuell max. 0,55EUR/kWh, auch wenn man viel langsamer am CCS-Port lädt. Erst nach 4h kommt ein Zeitfaktor dazu.

 

Wenn man am selben Standort dagegen am Typ2-Anschluss 0,5h mit 22kW lädt:

0,19EUR/kWh * 22kW * 0,5h + 0,03EUR/min * 30min = 2,99EUR

Macht umgerechnet 0,27EUR/kWh.

 

Leider können die meisten Autos über Typ2 nur 11kW:

0,19EUR/kWh * 11kW * 0,5h + 0,03EUR/min * 30min = 1,95EUR

Macht umgerechnet 0,35EUR/kWh.

 

Zum Vergleich: Bei EnBW bezahlt man aktuell max. 0,45EUR/kWh, auch wenn man viel langsamer am Typ2-Port lädt. Erst nach 4h kommt ein Zeitfaktor dazu.

 

Ionity bei 100kW im Schnitt:

0,19EUR/kWh * 100kW * 0,5h + 0,71EUR/min * 30min = 30,80EUR

Macht umgerechnet 0,62EUR/kWh.

 

Zum Vergleich: Bei EWEgo zahlt man auch bei Ionity 0,59EUR/kWh.

 

EnBW wird leider nicht unterstützt.

 

Fazit: Aktuell recht interessant, aber nur wenn man nicht bei EnBW laden will (wird nicht unterstützt) und bei Ionity mit deutlich mehr als 100kW im Schnitt lädt bzw. generell sein Auto sehr zügig absteckt wenn der Akku gut voll ist.

 

 

Bonnet

Bonnet ist ein britischer Anbieter. Bei Kunden in Euro-Ländern zeigt er Euro-Preise an. Die Liste der unterstützten Ladesäulen-Anbieter ist recht übersichtlich. Laut Goingelectric ist die Abdeckung so wie ich die Karte lese etwas schlechter als bei Freshmile. Allgeo und Ionity sind wieder dabei und EnBW mal wieder nicht. Es gibt keine RFID-Karten/-Tags.

Es wird nicht zwischen AC, DC, Ionity usw. unterschieden. Im einfachsten Tarif bezahlt man 0,55EUR/kWh. Also genauso viel wie der max. Preis von EnBW (außer Ionity) und bei Ionity nur 0,04EUR/kWh weniger als bei EWEgo.

Wenn man automatisch 20, 100 oder 200kWh pro Monat aufladen lässt, sinkt der Preis auf 0,50 bis 0,48EUR/kWh. Das Guthaben (wohl in Geld gemeint, nicht in kWh) wird automatisch in den nächsten Monat übertragen.

Zum Vergleich: Der EnBW-Tarif mit Grundgebühr kostet 6EUR/Monat (von Anfang an monatl. kündbar) und an AC 0,36EUR/kWh bei EnBW (andere 0,39EUR/kWh) und an DC (außer Ionity) 0,46 bzw. 0,49EUR/kWh. Ggf. bezahlt man beim EnBW-Ladetarif ohne Grundgebühr nur wenige Cent/kWh mehr als beim Tarif mit Grundgebühr, wenn man z. B. EnBW-/Yello-Haushalts-Strom-/-Gas-Kunde oder ADAC-Mitglied ist.

 

Fazit: Auch dieser Tarif ist nur eingeschränkt interessant, da IMHO tendenziell weniger unterstützte Ladesäulen und teurer als Freshmile, außer wenn man bei Ionity mit im Schnitt <120kW lädt.

 

Ich habe zugegebenermaßen nicht alle Tarife geprüft, die Goingelectric für Allego-Ladesäulen angezeigt hat. Die anderen ausländischen Tarife die ich gefunden habe, sind hier nicht der Rede wert. Denn z. B. obwohl in der Schweiz der Haushaltsstrom deutlich billiger ist als in Deutschland, kommen die Schweizer Ladetarife die ich gefunden habe nicht wirklich z. B. an die EnBW-Gelegenheitsnutzer-Preise heran – obwohl diese genauso auch in der Schweiz gelten und auch dort sehr viele Ladesäulen unterstützt werden.

 

Gesamt-Fazit: Hatte mir mehr davon erhofft. Oder habt ihr noch gute Tipps? Möglicherweise erhöht EnBW in absehbarer Zeit die Preise und div. andere Anbieter nicht? Mal schauen.

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Fri Oct 14 20:34:05 CEST 2022    |    kappa9

Aktuell lade ich entweder bei ionity mit 150kW zu 36Ct/kWh (wurde gerade von 31Ct erhöht), oder zuhause, oder bei Edeka (noch) kostenlos beim Einkaufen.

 

ADAC (EnBW) Karte habe ich für die non-Ionity unterwegs wie Urlaub...

 

Plugsurf hatte ich auch mal - ist uninteressant geworden.

 

Erstmal reicht mir das.

Fri Oct 14 20:46:14 CEST 2022    |    notting

Zitat:

@kappa9 schrieb am 14. Oktober 2022 um 20:34:05 Uhr:

Aktuell lade ich entweder bei ionity mit 150kW zu 36Ct/kWh (wurde gerade von 31Ct erhöht),

Da zahlst du aber sicher eine Grundgebühr, ggf. beim Kauf des Autos für eine gewisse Zeit enthalten?

 

Zitat:

oder zuhause,

Vor allem wenn man EnBW-/Yello-/ADAC-Kunde ist bzw. einen Stromtarif mit 1-2 Jahren Preisgarantie hat, kann man aktuell mit recht hoher Wahrscheinlichkeit billiger öffentlich laden als daheim (z. T. sogar bei Ionity, wenn man z. B. EWEgo mit reinnimmt).

 

Zitat:

oder bei Edeka (noch) kostenlos beim Einkaufen.

In den letzten Monaten wurden immer mehr Lademöglichkeiten kostenpflichtig, die mal gratis waren.

 

Zitat:

ADAC (EnBW) Karte habe ich für die non-Ionity unterwegs wie Urlaub...

 

Plugsurf hatte ich auch mal - ist uninteressant geworden.

Angeblich können Polestar-/Volvo-Kunden darüber immernoch sehr günstig bei Ionity laden.

 

Zitat:

Erstmal reicht mir das.

Klar, nicht dass du noch einen Kofferraum voller Ladekarten herumfahren musst ;-)

 

notting

Mon Oct 17 19:46:21 CEST 2022    |    gseum

Zitat:

@notting schrieb am 14. Oktober 2022 um 20:46:14 Uhr:

Angeblich können Polestar-/Volvo-Kunden darüber immernoch sehr günstig bei Ionity laden.

Jo - für 35 ct - brutto! ;) :) :D

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