26.12.2014 23:19
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VincentVEGA_
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Kommentare (13)
| Stichworte:
170, Cinquecento, Fiat, Seicento, VEGA Motors
Hallo allerseits, ich hoffe, ihr habt die Feiertage gut überstanden. Aufgrund von Internet-Problemen musste der gestrige Artikel ausfallen, heute wird er aber nachgereicht.
Passend zur Folge 5 gibt es auch einen Fiat 500. Um ihn aber vom Klassiker der 50er zu unterscheiden, wurde der Name ausgeschrieben. In der Tat ist der Cinquecento aber der Enkel des Fiat Nuova 500. Denn dessen Nachfolger ist der Fiat 126, der nichts anderes als ein sehr gründlich modernisierter 500 ist. Der 126 erlangte als "Maluch" in Polen große Beliebtheit und speziell für diesen Markt wurde nach der Wende ein neues Modell nötig, das mit der Zeit geht - der 126 BIS kann mit der neuen Flut an kleinen Westwagen nicht mithalten.
So erschien 1991 der Fiat Cinquecento, der in seinem praktischen, minimalistischen Kastendesign an den legendären Panda erinnert. Für die winzigen Abmessungen ist das Platzangebot gar nicht schlecht, der Cinquecento ist zudem übersichtlich und preiswert in Anschaffung und Unterhalt. Und damit in Polen genau richtig, wo man nicht viel Geld hatte und auf Praxisnutzen und Kosten schaute. Ein ebenfalls 1991 vorgestellter Citroen Saxo/Peugeot 106 hatte zwar mehr Komfort und Modernität, war aber für viele Polen zu teuer.
Die meisten Fiat Cinquecento wurden dann auch im Werk Tychy in Polen gebaut. Für den dortigen Markt gab es eine besonders einfache und billige Variante, die mit einem 30-PS-Vergasermotor mit oder ohne Kat erhältlich war. Der 700cm-Zweizylinder entstammt aus dem Vorgänger 126 BIS. Die Ausstattung war dort bewusst gering gehalten, so gab es keine hinteren Ausstellfenster und Heckwischer.
In Deutschland gab es einen 900ccm-Motor mit 40 PS und sogar Fünfganggetriebe. Beim TÜV und in Gebrauchtwagentests bekam der kleine Italo-Pole regelmäßig sein Fett weg, es wurde kein gutes Haar daran gelassen. Sowohl Entwickler als auch Besitzer standen unter Kostendruck. Es musste billig produziert werden und ebenso wurden sie nur sparsam instand gehalten. Dennoch haben bis heute einge Exemplare überlebt. Irgenwann trifft man immer mal wieder einen an. In den Bildern gibt es ein frühes Exemplar, gesehen im Herbst im Rhein-Sieg-Kreis und ein spätes Exemplar, gesehen vor ein paar Wochen in Berlin. Allein in der Hauptstadt sah ich in drei Tagen immerhin zwei Stück. Über 120 000 waren zur Jahrtausendwende in Deutschland unterwegs, über 15 000 sind es heute noch. So schlecht kann es um die Haltbarkeit also doch nicht bestellt sein, wenn man bedenkt, dass der Cinquecento eigentlich ein Wegwerf-Auto ist. Im Jahr 1994 gab es ein kleines Facelift, 1998 wurde die Produktion zugunsten des Fiat Seicento (600) eingestellt. Dieser ist allerdings nichts anderes als ein Cinquecento mit neuer, abgerundeter Karosserie. Der hat für mich keinen Reiz mehr. Der konsequente Minimalismus des Urpanda lebte nur im Cinquecento weiter: Kastiges, funktionales Design, minimale Ausstattung, aber voller Nutzwert. Der Seicento ist nur ein bemüht modischer zweiter Aufguss. Und im Jahre 1998 war der Wohlstand östlich der Oder soweit gestiegen, dass für mehr und mehr Familien durchaus auch ein "teurer" Ford Ka erreichbar wäre. Der Markt für Einfachautos wurde kleiner, ein Facelift im Jahre 2001 mit ABS und optimiertem Motor konnte auch nicht kaschieren, dass der Seicento ein Auto von gestern war.
Nachfolger des Seicento wurde der Retro-500 - ein teurer Lifestylemini. Der verkauft sich wie geschnittenes Brot. Die Zeiten haben sich geändert.
Als Kind haben sich mir besonders die Lego-artigen Rückleuchten eingeprägt. Diese Lineal-Form fand ich damals als Kind total klasse: Den konnte ich wenigstens halbwegs realitätsgetreu neben meine Strichmännchen zeichnen.
In der nächsten Folge kommt eines der Lieblingsautos von @Schlawiner98. Auf seinen Blog "Automobile Randerscheinungen" weise ich gerne nochmal hin, er behandelt das gleiche Thema, zeigt aber andere Fahrzeuge und hat einen ganz anderen Schreibstil. |
26.12.2014 23:48 |
Schlawiner98
Hübscher Artikel
Der Cinquecento ist bei uns nahezu ausgestorben, den Seicento sieht man dagegen noch recht häufig. Auch die "Sporting"-Version trifft man hin und wieder an.
Ich bin ja sehr gespannt, um welches meiner Lieblingsautos es sich handeln wird. Eines steht aber fest: Wenn es tatsächlich zu meinen Favoriten zählt, wird's auf jeden Fall cool
27.12.2014 15:50 |
British_Engineering
Ein tolles Auto, der Cinquecento. Jahrelang drehte er vor allem bei Fahranfängern und Pizzabringdiensten seine Runden, bevor es in den letzten Jahren ziemlich ruhig um ihn wurde. Ab und zu sieht man nochmal einen Cinquecento Sporting oder ein in langjähriger Rentnerhand gepflegtes Exemplar. Zu Zeiten der Abwrackprämie lagen hier viele dieser kleinen Italo-Flitzer auf den Schrottplätzen. An einen schwarzen Sporting, der von außen noch sehr brauchbar wirkte und wohl vor allem mal innen eine pflegende Hand benötigte, kann ich mich noch sehr detailliert erinnern.
Den Nachfolger Seicento (eigentlich ja nur ein großes Facelift) bin ich sogar schon mal gefahren. Mein Fiat-Händler hat den als Werkstatt-Ersatzwagen laufen. Er fährt sich erstaunlich gut. Am meisten hat mich die Laufkultur des kleinen Motörchens überrascht. Auf der Landstraße zeigt der sich von seiner angenehmsten Seite. Die Schaltung ist sogar leichtgängiger als diejenige bei meinem Punto. Es sind eher die kleinen Dinge, die einen dazu bewegen, mit diesem Auto nicht auf große Tour aufzubrechen: Die Pedale sind sehr klein und stehen dicht beieinander, in den Außenspiegeln kann man so gut wie gar nichts sehen und der Wagen läuft bedingt durch den kurzen Radstand jeder Bodenwelle und Fahrbahnrille hinterher.
Ich denke, wer wirklich nur ganz wenig Geld hat und nicht dauernd hunderte von Kilometern am Stück fahren muss, ist mit dem Seicento noch heute besser bedient als mit irgendeinem verranzten Corsa B oder Polo 6N aus fünfter Hand mit Nachrüst-Tagfahrlicht, Baumarkt-Radblenden und nikotingelbem Innenraum.
27.12.2014 17:18 |
ballex
Mit dem Unterschied, dass man in einem Corsa B oder Polo 6N wesentlich bessere Überlebenschancen bei einem Crash hat. Ich empfehle mal das Crashvideo vom Cinquecento oder Seicento...dann lieber Bus fahren.
Zu Beginn seiner Zeit war er wohl ein ganz witziger Kleinstwagen...
27.12.2014 21:39 |
British_Engineering
Und ich empfehle den Ball mal ganz flach zu halten. Ein Polo 6N z.B. ist in der serienmäßigen Ausführung ohne Airbags ein ganz unsicherer Wagen. Ich kenne zufällig eine Person, die in so einer Karre elendig verreckt ist.
Aber es ist immer wieder das alte Gelaber: "Die Itaker können keine Autos bauen. Nur was aus Wolfsburg, Ingolstadt, Stuttgart-Untertürkheim etc. kommt, kann was taugen. Und jeder der irgendein positives Wort über ein ialienisches Auto verliert, muss ja eine Klatsche haben."
Ich habe schon mehr am Polo 6N oder Corsa B rumgefummelt als mancher Premium-Hobel-Fahrer und kenne komischerweise alle drei Autos vom FAHREN HER.
Ich habe mit keinem Wort behauptet, dass der Cinquecento den Welt-Sicherheits-Preis gewonnen hat.
28.12.2014 13:26 |
Achsmanschette42
Ganz einfach, wenn ich die Wahl hätte, zwischen einem verranzten Corsa B und einem Cinquecento, würde ich wohl keinen von beiden nehmen. Haben aber auch beide recht gute Nachfolger bekommen.
Bei Fiat sind das eben der Panda oder der 500, die zwar vermutlich weder in Preis-Leistung noch im Verhältnis Innen- zu Außengröße mit dem hier genannten mithalten können, dafür aber doch auf dem Stand der Zeit sind und auch günstig zu bekommen.
Der letzte Seicento, den ich gesehen habe, das war vor zwei Wochen ein polnischer und der war mal definitiv verranzt. Mit der Rolle runtergestrichen, in den Lampen irgendwelche Funzelbirnchen, die gerade reichten, um das Wort Abblendlicht zu verdienen (nein, eigentlich nur besseres Standlicht).
Ja, sie waren günstig, praktisch, wohl auch zuverlässig und leicht zu reparieren und mancheiner schätzt das heute noch. Muss man aber nicht...
29.12.2014 09:57 |
HeinzHeM
Ich habe vorgestern noch einen Seicento gesehen. Den benutzte der freischaffende Pizzabote der mir am späten Abend noch ein warmes Essen vorbeibrachte und der diesen quasi unter meinem Fenster parkte. Der Wagen machte noch einen ganz passablen Eindruck, abgesehen mal von der Farbe: hellgelb - igitt
29.12.2014 13:17 |
ballex
Geschrieben von British_Engineering:
Ich habe den Ball flach gehalten nur du fühlst dich wohl aus irgendeinem Grund angegriffen. Meine Aussage kommt aus objektiver Sicht aus den Crashtests der genannten Autos zu Stande. Dass hier beim Cinquecento die Fahrgastzelle vollkommen kolabiert und sich deshalb das Lenkrad weit in den Innenraum schiebt und vom Fußraum auch nicht mehr viel übrig bleibt, dass kann man selbst bei aller Kritik am Euro-NCAP Crashtest nicht ignorieren. Corsa und Polo schneiden hier einfach besser ab und bieten mehr Überlebenschancen.
Es hat überhaupt nichts zur Sache beizutragen, dass du jemanden kennst, der in einem Polo 6N gestorben ist. Das wirst du bei jedem Autotyp finden...
Meine Kritik am Crashverhalten hat überhaupt nichts mit der Herkunft zu tun. Außerdem kommt mein zweites Beispiel Opel Corsa weder aus Wolfsburg, Ingolstadt oder Stuttgart-Untertürkheim. So what!?
Habe ich dir das irgendwo unterstellt!? Ich habe keine Ahnung warum du dich hier persönlich angegriffen fühlst, aber an meinen Aussagen ist leider nicht zu rütteln weil sie Tatsachen entsprechen...
Über die restlichen Qualitäten oder Nicht-Qualitäten des Fahrzeugs habe ich überhaupt nichts gesagt.
02.01.2015 22:21 |
VincentVEGA_
Hm, ich kann mir schon vorstellen, dass der Polo sicherer ist als der Fiat, immerhin ist er eine Klasse größer und wurde vorgestellt, als der Fiat bereits sein erstes Facelift bekam.
Dennoch, ein altes Auto ist unabhängig von der Marke eben nicht mehr das, was als sicher gilt. Dem muss man sich bewusst sein und versuchen, Unfälle zu vermeiden. Ich hab schon ein wenig Muffensausen gehabt, als ich einen Corsa A über die Landstraße gefahren habe.
Ich habe die letzten Tage verstärkt auf meine Umgebung geachtet und festgestellt, dass es noch erstaunlich viele Cinquecento in Berlin gibt. Der Nachfolger Seicento ist tatsächlich eines der beliebtesten Pizzaliefermobile, nur der Twingo ist weiter verbreitet.
Mein Lieferservice setzt auf Punto I und Lancia Y
Lancia... das wäre doch mal ein Kandidat für eine spätere Folge. Da sollte ich mal schauen, ob mir einer vor die Linse fährt.
12.05.2015 00:01 |
Faltenbalg50161
@Vega: Benutzen die Pizzadienste Twingo I? Das war mein erstes Auto. Habe das große Faltdach und die verschiebbare Rückbank geliebt.
Lancia Y ist eine absolut unterschätzte Kiste.
12.05.2015 13:58 |
VincentVEGA_
Twingo I sind da auch manchmal noch anzutreffen, größere Lieferdienste wie zB Pizzamax benutzen den Twingo II.
Eine Bekannte von mir hatte einen, man konnte dort auch eine ebene Liegefläche unter dem großen Faltdach schaffen. Wofür der also noch so genutzt wurde, außer zum Fahren?
12.05.2015 16:52 |
HeinzHeM
Der von mir genannte Pizzabote im Seicento war deswegen als freischaffend zu erkennen, weil die Pizzeria eigenen Pizzaboten in schwarz-weißen Smart Fortwo der ersten Bauserie unterwegs sind
12.05.2015 17:07 |
HeinzHeM
Apropos Twingo I: ein Kollege von mir hat einen großen Labrador, der total unglücklich war, als sich sein Herrchen einen Skoda Octavia Tour Combi gekauft hatte. Aber als gutes Herrchen hat er deshalb den Kombi durch einen Twingo I ersetzt und seitdem sind die beiden wieder ein Hund und eine Seele (von Mensch)
03.06.2015 13:42 |
Federspanner133482
Ich hab meiner Frau kürzlich einen Seicento S von 1999 geschenkt. Weiss, 0.9 Motor, ohne Extras. Fährt sich sehr angenehm, extrem kurzer Wendekreis, genug Punch fuer die Stadt. Echt positiv überrascht von der knackigen Schaltung. Was mir auch aufgefahlen ist : der Motor stirbt auch bei dem schlechtest möglichen Anfahren nie, aber wirklich nie ab. Wie in alter Diesel!
Deine Antwort auf "VEGA Motors #5: Fiat Cinquecento"