Thu Apr 17 10:59:44 CEST 2008
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rshunter
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Corsa b 1.0
Hallo und herzlich willkommen. Es dauerte nicht mehr lange, da rief er mich an und meinte, sein Auto hätte auf einmal Leistung verloren und würde sich komisch anhören. In einer Vertragswerkstatt meinten die das ein Ventil wohl undicht sei. Also habe ich angefangen den Krümmer ab zu schrauben und herumzuleuchten, dass ist schon ganz schön dunkel daherin 😉. Ich habe dann einfach schlußgefolgert das die Ventilschaftdichtungen an diesem, dem mittleren Zylinder, verschlissen seien, die Ablagerungen das Ventil haben undicht werden lassen und es somit einfach verbrannt ist. Ich habe mehrere Minuten überlegt ob ich den doch etwas schwierigen Fall annehmen soll, da er eigentlich schon erheblich komplizierter ist als das was ich bisweilen an PKW gemacht habe, aber da ich so schlecht nein sagen kann vereinbarten wir das ich es bei ihm machen würde, ohne Grube, in eiseskälte. Es hatte sich über mehrere Wochen hingezogen, weil er weiter weg wohnte und wir uns Zeitlich absprechen musste, aber nach einem Monat war der Kopf revidiert, aufbereitet und verbaut. Voller Zuversicht startete ich den Motor und er lief. Er lief relativ gut, solange man nicht fuhr 🙁. 50km später fuhr er bei mir wieder auf den Hof und nachdem ich die Kerzen inspizierte, war die Mittlere erneut voller Ölablagerungen und der Auslaßkanal war wieder dicht. Es war gut ein halber Liter Öl verschwunden. Hatte ich die Kopfschrauben falsch angezogen? Waren die Löcher nicht sauber genug? Also ab gemacht, den frischen Kopf wieder runter und nachsehen ob da was nicht passt. Dann zum Motorenmacher bringen und abdrücken lassen. Evtl. ist ja ein Riss im Kopf. Durch Zufall hatte mein Bekannter ein glücklicheres Händchen beim googlen und fand jemanden, der das gleiche Problem hatte und genau so vorgegangen ist. Nur lag es bei ihm an den Ölabstreifringen, die fest saßen. Also Kopf runter, Ölwanne runter und voller Zuversicht die Kolben ausgebaut. Also wurden Mahle Kolben in Originalgröße bestellt, da die Originalen stark an Material verloren hatten. Die Zylinder wurden leicht gehont und so konnte man ohne Aufbohren arbeiten und viel Geld sparen. Die ganze Aktion mit Material hatte etwa 500€ gekostet. Dann kamen noch für 60€ die Pleuellagerschalen neu und es ging wieder an den Zusammenbau. Zusammengebaut drehte ich dann den Zündschlüssel und er sprang an. Die erste Euphorie wich schnell und ich merkte das der Motor einfach wie ein sack nüsse lief. Er nahm schlecht gas an, ging aus, mochte keine niederen Drehzahlen,... . Verzweiflung machte sich breit. Ich wieder das AGR-Ventil ausgebaut und geschaut ob sich da was machen ließe, aber nein. Dann war es der letzte Versuch. Ansonsten hätte ich das Handtuch geschmissen und hätte ihn in die Werkstatt gebracht. Mein Verdienst wäre dann sicherlich gegen null gegangen und das wollte ich natürlich auch vermeiden. Und er lief wunderbar. Fuhr sich gut. Das AGR-Ventil ist weiterhin defekt, deshalb ruckelt der gelegentlich mal, aber da kommt dann einfach ein neues rein und dann ist es gut. Die ganze Aktion hat sich aus diversen Gründen über bestimmt 3 Monate gezogen. Und das alles nur, weil wir das mit den Kolben nicht wußten und alle Werkstätten das genau so wenig wußten. Auch bei Opel war es ein Rätsel und die hätten einfach komplett alles gemacht. Fakt ist, das es häufiger vorkommt als man glaubt und viele von ihrem Glück einfach nichts wissen. Ich werde dazu nun noch eine Anleitung anfertigen und wünsche allen Anderen aus meiner Erfahrung nun schöpfen zu können. Schönen Dank fürs Lesen und frohes Schrauben. |
Tue Apr 22 16:30:57 CEST 2008 |
rshunter
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Kommentare (1)
Wie in meinem anderen Beitrag schon erwähnt möchte ich hier mal etwas näher auf den Motor eingehen. Im Internet musste man harte Sucharbeit leisten um ans Ziel zu kommen und ich möchte es euch hiermit einfacher machen und eine Anlaufstellen bieten.
Ich möchte aber noch vehement darauf hinweisen das es keine Anleitung wird für jemanden der noch nie nicht wirklich geschraubt hat. Es werden auch viele große Sprünge drin sein. Manches steht niergendswo, man setzt dinge einfach vorraus und das sind dann Stolperfallen wo man teures Lehrgeld bezahlt. Spart es euch und macht erstmal etwas anderes.
Ich hatte die Anleitung von "Heute mache ichs mir mal selber", oder wie der heißt. Ist schon recht brauchbar, auch wenn man sich etwas durchfuchsen muss, aber steht halt schon alles drin.
Einen Torxsatz braucht man auch.
Der Wagen hatte 115.000km auf dem Buckel.
Aufgrund von erhöhtem Ölverbrauch, noch weniger als 1l auf 1kkm, ist ein AV verbrannt von dem mittleren Zylinder. Ursache waren nicht die Ventilschaftabdichtungen wie oftmals angenommen, sondern der Ölabstreifring. Auch die Werkstätten wußten das nicht!
Das verbrannte Ventil erkennt man einfach an null Kompression oder indem man Bremsenrieniger durch den Auslaßkanal an den Ventilteller sprüht und es direkt im Brennraum auftaucht wenn das Ventil eigentlich geschlossen sein sollte.
Zuerst sollte man den Kopf ausbauen und revidieren. Wie man sowas macht werde ich noch in einem Beitrag erstellen. Diesen Kopf kann man zumindest nicht planen.
Als wiederspenstig erweisen sich die Krümmer. Zum einen ist am Ansaugkrümmer die Vorkammer am Kopf mit einem Bügel verschraubt, ohne Grube oder so erweist sich das mehr als schwierig, ansonsten kommt man von unten recht gut dran. Zum Anderen ist der Abgaskrümmer auch ordentlich verschraubt und man braucht etwas Gewalt. Das Abschrauben des Kats ist ne Mordsarbeit, ich hatte ihn montiert gelassen.
Eine Falle war dann noch der Kettenspanner. Den muss man mit einem dünnen Schraubendreher zurückschieben und dann einen dickeren Draht,1-2mm, in eine Führung schieben. Ich konnte dort von der Seite nichts finden und hatte den Kopf dann so demontiert, mit dem Ergebnis das der Druckkolben flöten gegangen ist. Unauffindbar!
Ich hatte die Position der Nockenwellen geritzt. Es hatte funktioniert, war aber einfach nicht perfekt. Ich rate zu dem Spezialwerkzeug. Kann ich gerne verleihen.
Dann kommen wir zu den Kolben.
Ölwanne runter (es sind noch schrauben in der Wanne versteckt, also nicht zu Forsch daran herumbiegen).
Dan kann man die Pleuel auch schon mit einem passenden Torx losschrauben.
Bißchen klöppeln, aber vorsichtig und die Kolben flutschen oben heraus. Man muss die Kurbelwelle aber zum ausbau etwas verdrehen um an alle Schrauben drankommen zu können.
Ein Spiel von 2/100 mm sollte anvisiert werden. Laut Motorenmacher haben die vom Werk aus schon nicht das Maß.
Es bietet sich an neue Kolben einzusetzen und die Zylinder Honen zu lassen. Dazu kann der Motor verbaut bleiben. Sollen Übermaßkolben rein muss gespindelt werden und dafür muss man den Motor komplett zerlegen. Wir haben dann auch noch gleich neue Pleuellagerschalen eingesetzt. Kann man machen, muss man aber natürlich nicht.
Das Problem mit den Ölabstreifringen ist, dass diese sich in einer ungünstigen Position festsetzen. Die Stoßkanten saßen fast genau übereinander (Ölabstreifringe bestehen aus 3 Teilen) und waren genau auf der Seite vom Kolben, wo die Kolbennut offen war und so hats ordentlich durchgeblasen. Die anderen Kolben hatten dieses nicht.
Es würde wahrscheinlich auch ausreichen einfach nur ordentlich zu putzen, da die komplette Motorkur doch etwas Geld kostet. Durch das erhöhte Kolbenspiel ist aber abzusehen das der Ölverbrauch nicht weit genug abnimmt und das auf früher oder später das Kolbenhemd brechen kann. Aber nun wollen wir mal nicht den Teufel an die Wand malen.
Nun kommen wir zur Einkaufsliste. Es kann sein das ich hier etwas vergesse, gebe mir aber Mühe. Manches gibt es nur original von Opel und ich warne auch mal eher vom Billigschrott bei Ebay.
Opel:
- 2 Nockenwellenschrauben
- 1 Dichtung Zylinderkopf/Wasserpumpe (Seitlich vom Kopf), gibt es nur als Dichtug für
das Steuerkettengehäuse, muss man dann einfach abschneiden
- Pleuelschrauben (2 pro Kolben)
Egal woher:
- Kopfdichtung
- Kopfschrauben
- Ölwannendichtung
- Ölfilter
- Motoröl
- Kühlflüssigkeit
- Abgaskrümmerdichtung
- Ansaugkrümmerdichtung
Da fehlen noch ein paar sachen, aber die werden euch bestimmt jetzt schneller auffallen als mir.
Wo man schonmal dann auch alles runter hat, kann man gleich auch noch ein paar Dinge mitersetzen.
Die Wasserpumpe,Hydrostößel, den Flach/Rippenriemen sowie die Kette und / oder den Kettenspanner.
Es gibt Baujahrangaben an denen man erkennen kan was man davon nun wechseln muss aufgrung von Verschleiß. Für die Kette muss dann aber das ganze Seitenteil links weg und für den Riemen der Motor ausgehängt werden. Wagenheber und Holz unter der Ölwanne hatten abhilfe gebracht dafür. Wenn die Kurbelwellenriemenscheibe dann noch runter muss, benötigt man die Schraube dafür von Opel, da es sich um eine Dehnschraube handelt. Die kosten nicht viel.
Dann könn ma das alles wieder zusammen klatschen.
Erst die Kolben rein. Etwas schwierig ohne Kolbenband und man sollte besser eines verwenden, aber da ich schon etwas übung hatte, ging es bei mir auch so mit vier Händen und Schraubendreher.
Die Ventiltaschen zeigen dann zur Fahrgastzelle und die Kerbe muss zum Getriebe hin zeigen.
Die Pleuelschrauben werden mit 10 NM und 60° angezogen.
So steht es in der Anleitung direkt von Opel!
Das AGR-Ventil kann man noch reinigen, da es durch die Ölkohle wahrscheinlich stark verdreckt ist. Es kann dennoch sein das es danach nicht mehr funktioniert und das man ein neues benötigt.
Vor dem Nockenwelleneinstellen muss man nicht so viel Angst haben. Mit dem passenden Werkzeug ist das keine Kunst. Man muss aber darauf achten das die Nockenwellenschrauben schon richtig angezogen wurden, weil die Scheiben sich sonst durchdrehen können und dann bringt das wieder nichts. Andersherum muss man, falls es nicht passt und die Schrauben schon richtig angezogen waren, diese wieder neu kaufen und das reißt ein Loch von unglaublichen 2,50€ ins Portmonee!
Bitte auch nicht den Stecker hinten an der Drosselklappe vergessen, der ist gut versteckt. Ich sprühe sicherheitshalber die Stecker immer mit Kontaktspray ab, damit es nicht an sowas hapert. Leider hatte dies nicht beim ersten Mal geklappt 🙁.
Wenn alles zusammen ist und die Drosselklappe auch wieder sauber ist lasse ich den Motor mit dem Anlasser und ohne Kerzen einmal durchlaufen. Dann Kerzen rein und beten. Wenn bis dahin sauber gearbeitet wurde kann auch nichts passieren, außer das er nicht anspringt.
Ich bin auch ein Verfechter davon einen Motor erstmal 20 min im Standgas laufen zu lassen.
Kurz laufen lassen, paar gasstöße und dann einfach mal schon eine kleine Runde rauf und runter. Mein Verstand und Mahle verstehen sich diesbezüglich hervorragend.
Das war es eigentlich schon dazu. Ihr seht, es ist relativ oberflächlich gehalten und geht nur auf gewissen Knackpunkte drauf ein. Es werden noch Fotos Folgen und dann wird das alles noch weiter überarbeitet.
Viel spaß beim Schrauben.