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Philmczapp

Blog vonPhilmczapp

Wed Apr 01 03:39:49 CEST 2020    |    Philmczapp    |    Kommentare (3)

Jetta SportWagen 2.5 Heck ohne Stoßfänger
Jetta SportWagen 2.5 Heck ohne Stoßfänger

Willkommen, Willkommen!

 

heute möchte ich mein momentanes Fahrzeug und absoluten Liebling vorstellen, meinen US-Import aus Virgina: der Jetta SportWagen 2.5 SE.

Dieser Blog-Artikel soll in erster Linie dazu dienen das Fahrzeug Vorzustellen, die Unterschiede zum normalen Golf Variant aufzuzeigen und vielleicht das Interesse des einen oder anderen für besondere VW-Modelle und vor allem US-Modellen zu wecken.

 

Angefangen damit, dass er einen echt langen Namen hat. Das SportWagen ist in diesem Fall als Synonym für den klassischen "Estate" oder eben Kombi anzusehen, die Hubraum in Literangabe sollte klar sein, das SE dahinter beschreibt die Ausstattungslinie. Hierbei handelt es sich um die Mittlere zwischen S und SEL, die allerdings anstatt der in Europa verfügbaren Comfortline wesentlich umfangreicher ist.

Die Serienausstattung beinhaltet beim US MK5 Jetta Sportwagen S immer Klimaanlage, Sitzheizung, 3 Speichen-Lenkrad, 4x elektrische Fensterheber, 4x Lock-Knöpfe, interaktive und automatische Abschaltung des Beifahrerairbags, RDKS, lackierter Front- sowie Heckspoiler (hierzulande dem Golf 6 Variant vorbehalten), Funkfernbedienung mit Panik-Knopf, Auto-Lock-Funktion, geschwindigkeitsabhängige Lautstärke, AUX-Anschluss, Seitenmarkierungsleuchten, Tagfahrlicht, ESP und ASR, elektrische Spiegel, beheizt, Wischwasserdüsen beheizt, 16 Zoll Alufelgen und der Reihenfünfzylinder mit 2480ccm Hubraum und 170PS.

Beim SE ist folgendes Serienausstattung: Automatik, Lederlenkrad, Panoramadach, Vollelderausstattung, Cruise-Control, elektrisch einstellbarer Fahrersitz.

Extraausstattung sowie teilweise in SEL enthalten ist das Sirius Satellitenradio, der 2.0 TSI GTI-Motor mit 200PS, MFA/MFA+, Lenkradtasten, Climatronic, Bluetooth, Schaltwippen, Remote-Start, Nebelscheinwerfer, Keyless Entry, und und und.

Die Preise starteten bei Knapp $19.075,00/17.240€ (Golf Variant Trendline bei 19.900€) für den S und $22.525,00/20.439€ (Golf Variant Comfortline 24.490€) für den SE. Der SEL startete 2009 mit $27.165,00 (24.500€) und war somit der Teuerste, nach heutiger Umrechnung jedoch immer noch gut 6000€ günstiger als ein Golf Variant Highline aus dem Jahr 2009 (30.500€).

 

Die Preisvorteile sind größer, als man denkt. In den Vereinigten Staaten schien man 2009 mehr Auto für sein Geld zu bekommen, was sich nach 11 Jahren immer noch nicht geändert hat.

Gewisse Ausstattungen, die in den USA überflüssig sind, hat man erst gar nicht geliefert. ?Da der Durchschnittsamerikaner keine kleinen Motoren mag, ist der Einstiegsmotor beim Jetta der 2.5l Benziner, welcher in vielen VAG-Modellen in abgeänderter Form teilweise bis heute Einzug hält. Sprich unter 170 PS kann man den Jetta gar nicht kaufen, was gegenüber dem Einstiegs-Golf Variant mit 80PS ein klarer Vorteil ist.

Abstriche macht der Konsument zum Beispiel bei speziell diesem Modell beim Getriebe, das anstatt dem DSG nur eine einfache 6-Stufen-Automatik ist. Auf der nicht-lieferbar-Liste stehen zudem Xenonscheinwerfer, PDC, automatische Dämpferverstellung, Regen- und Lichtsensor sowie weitere Dinge, die in den USA nicht notwendig erscheinen. So kann ich zum Beispiel meine Spiegel nicht anklappen, Walmart Parkplätze sind ja bekanntlich eh ca. 4x so groß wie das ganze Auto.

 

Gewisse Dinge gehen mir bei meiner Ausstattung nicht ab, obwohl ich mir ab und zu schon Parkpiepser für hinten Wünsche, da die Kiste länger ist, als die Hatchbacks, die ich sonst fahre und sie generell in Europa eher mal aneckt als auf den breiten Straßen der Vereinigten Staaten.

Da es sich bei dem Fahrzeug jedoch um einen Volkswagen auf der PQ35 Plattform steht und diese eng mit der PQ36 verwandt ist, sind die Möglichkeiten an Nachrüstungen, Umrüstungen, Retrofits schier so unbegrenzt wie das Heimatland selbst, aus dem der Jetta stammt. Das spielt mir als Schüler und Geringverdiener natürlich in die Hände. So ist die vorhandene Soft- sowie "Hardware" eine gute Basis, um aus dem Auto einen vergleichbar nahezu voll ausgestatteter kleinen Passat B7 zu machen. So drehen sich meine Gedanken um Nachrüstungen wie Laneassist, Frontkamera, Parkassistent, Rückfahrkamera, ACC und co. Allerdings sind das bisher nur Wunschträume, denn erst mal muss sich ja um die Basis gekümmert werden. Wie bereits erwähnt bin ich Schüler und da ist das Geld oft knapp, dennoch versuche ich den Grat zwischen Unterhaltskosten, Nachrüstungen und Reparaturen zu treffen - was natürlich nicht immer gelingt.

 

So denke ich zurück an den Kauf im Juni 2018 - zu einem relativ guten Preis. Die Geschichte war jedoch folgende: Auf Mobile.de habe ich eine weiße Jetta Limousine gefunden. Mit ordentlicher Ausstattung (SEL), einem leichten Frontschaden aber deshalb auch zu einem günstigen Preis. Zu der Zeit habe ich schon das ein oder andere an den Autos der Familie repariert, die Front auseinander zu bauen, neue Teile zu lackieren und einzubauen traute ich mir also zu.

Kurzerhand, den Führerschein gerade mal ein halbes Jahr in der Tasche, bin ich per FlixBus wortwörtlich ans andere Ende des Landes nach Hamburg gefahren, um mir den Jetta "nur mal anzuschauen". Mit der ordentlichen Kaufabsicht im Unterbewusstsein bin ich bei dem Händler angekommen, der ausschließlich bereits importierte VW´s mit leichten bis erheblichen Unfallschäden verkauft. Bereit eine Probefahrt zu machen heult der Motor des weißen Jettas auf, ein lauter Krach und plötzlich läuft viel Öl unter selbigem hervor. Ein kurzer Blick - die Ölwanne ist während des Starts herunter gebrochen. So war der Unfallschaden wohl doch größer, als gedacht. Auf den Bildern war das nicht zu sehen und auch der Hinterhof-Händler hatte davon wohl keinen Schimmer, da er mich den Jetta sonst wohl nicht hätte starten lassen.

Schon am verzweifeln wollte ich bereits gehen, bis ich noch die anderen Autos durchschaute. Ein mehr durch das hässliche US-Tuning als durch den offensichtlichen Überschlag zerstörter Golf 6 GTI, ein teurer MK6 Jetta ohne Front, und zwei silberfarbene 5er Jetta. Eine Limousine und eben ein Kombi. Vor diesem Tag ging es mir wie den Meisten auf den Autotreffen, bei Tankstellen und co, die den Schriftzug am Kombiheck lesen - von einem Jetta SportWagen hatte ich noch nie gehört.

Kurzerhand waren die Kurzzeitzulassungsschilder auf dem Kombi mit einer Delle hinten rechts montiert und ich drehte mit dem Händler meine erste Runde. Rückwirkend war es mit Sicherheit eine wilde Fahrt, die Bremsen waren korrodiert, die Batterie nicht geladen. Doch als ich aus der Ortschaft heraus beschleunigte und den kernigen Sound des Reihen-Fünfzylinders hörte, war es um mich geschehen - es schien kein zurück mehr zu geben.

Die raffelnden Bremsen, die 4 Standplatten, und gut 10 Warnleuchten (laut Händler angeblich nur wegen der leeren Batterie) schreckten mich nicht ab, ich unterschrieb den Vertrag und machte mich auf den Weg. 850km bis nach Hause - und das mit Kurzzeitkennzeichen, die ohne TÜV nur im Landkreis und zur Reparatur und wieder zurück zu fahren sind. Bei den 2 Polizeistreifen auf dem Heimweg schwitzte ich, war bereit den Unwissenden zu spielen, sollte ich aufgehalten werden. Dennoch habe ich es wohlbehalten nach Hause geschafft.

Dann begann der Umrüstungs-Horror, die vielen kleinen so wie großen Reparaturen wie der Panoramadach-Tausch, neue Reifen, Lenkwinkelsensor, Federn, Stoßfänger hinten wegen des Unfalls, ABS-Sensoren, Kühlerpaket, Scheinwerfer, Lenksäulensteuergerät, Dichtung der Öldruckpumpe,.. bis zur Anmeldung dauerte es knapp ein Dreiviertel Jahr. Als Schüler ist das Geld oft knapp, durch Zufall bin ich zudem im Sommer des selben Jahres an einen 3er Golf gekommen, in den ich zwar generell wenig investieren musste, dennoch haben Sprit und notwendige Servicearbeiten auf den 10.000 Kilometern gefahren der 5 Monate, in denen ich ihn besessen habe, natürlich einen Haufen Geld vernichtet, das rückwirkend betrachtet besser im Jetta angelegt gewesen wäre. Denn bis heute hat er die Delle vom Kauf, den ein oder anderen Makel. Nichts Schlimmes, nur optisch halt unschön.

Der TÜV hat den Wagen im März 2019 abgenommen und für das US-Datenblatt, auf dem alle notwendigen Fahrzeugdaten stehen im voraus noch einmal 430€ verlangt (und am Ende durfte ich das Datenblatt nicht einmal behalten :D). Mit der Vollabnahme für knapp 230€ ist die Endsumme mit Sicherheit höher, als ich anfangs gedacht hätte.

Nicht ein mal Fußmatten, das Bordbuch, ein zweiter Schlüssel und co waren beim Kauf dabei. Bekannte, Familie und Fragen fragen bis heute regelmäßig, ob es nicht wirtschaftlicher gewesen wäre, sich für das viele Geld für alles notwendige ein von Anfang an funktionierendes, europäisches Fahrzeug zu holen. Und ich muss sagen, der Jetta hat anfangs nach einem reinen Fehlkauf ausgesehen. Es war ja auch eine sehr spontane Entscheidung - fast schon aus der Not heraus. Wäre das selbe Auto in einem besseren Zustand zur Verfügung gestanden, hätte ich dieses wählen sollen. Aber ich sehe in dem Ganzen vor allem das Positive, durch die vielen eigens durchgeführten Reparaturen habe ich das Auto wirklich gut kennengelernt, ich habe es einmal fast komplett auseinander und wieder zusammengebaut. Die Erfahrung und Fähigkeiten, die ich dabei erlernt habe, nimmt mir niemand mehr. Nicht nur im rein mechanischen Bereich, auch was Software und co. angeht. Vor dem Wagen hätte ich mir nicht mal erträumt, Kabel zu verlegen, Pins umzupinnen, Platinen und Kabel zu löten usw.

Jeder ist doch mal unerfahren und macht Fehler, die Frage ist nur, was man dann daraus macht. Und heute kann ich mit Stolz sagen, ich habe mir das Auto selbst gekauft, viel daran gemacht, kenne es besser als jeder VW-Mitarbeiter, der meint das Auto existiere nicht, da er es nicht im System findet. Ich habe es durch den einzigartigen Weg kennen und vor allem lieben gelernt.

Den Verwandten und Freunden kann man antworten, dass es vielleicht wirtschaftlich sinnvoller gewesen wäre, ein EU-Modell in moderatem Zustand zu kaufen. Jedoch hätte ich dann keinen einzigartigen Jetta Kombi, der Leute fasziniert, das Interesse einiger weckt und auffällig unauffällig ist.

Nie wollte ich ein 0815-Fahrzeug, das jeder fährt. Und mit Volkswagen als persönliche Lieblingsmarke und laut Zulassungsstatistiken auch die der Deutschen, sind die seltenen Modelle leider sehr begrenzt und ist das Ziel, kein Teil der Masse zu sein schwer zu erreichen. Doch ich finde mit meinem ungewöhnlichen Jetta Kombi habe ich das gar nicht mal so schlecht getroffen.

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Wed Apr 01 09:03:45 CEST 2020    |    Goify

Sehr interessante Geschichte und wenn er tatsächlich jetzt zuverlässig läuft, sicherlich nicht der schlechteste Kauf.

Schmunzeln musste ich bei: "Nie wollte ich ein 0815-Fahrzeug, das jeder fährt." und dann "Jetta Kombi". :D

Thu Apr 02 07:58:20 CEST 2020    |    pico24229

Zitat:

Abstriche macht der Konsument zum Beispiel bei speziell diesem Modell beim Getriebe, das anstatt dem DSG nur eine einfache 6-Stufen-Automatik ist.

das würde ich als Vorteil sehen.

 

VW ist generell gar nicht meins, aber sehr interessant mal so einen schön geschriebenen Bericht zum US-Modell zu lesen! Hätte gerne noch Bilder vom Innenraum gesehen.

Freue mich darauf mehr zu lesen.

Thu Apr 02 09:02:50 CEST 2020    |    dk_1102

Toller Bericht. Über mehr Bilder würden wir uns freuen.

Deine Antwort auf "Vortsellung Volkswagen Jetta SportWagen 2.5 SE"

Blogautor(en)

Philmczapp Philmczapp


Guten Tag liebe User,

mein Name ist Phil und ich bin seit Kindesalter ein Autonarr. Ich komme aus dem idyllischen Oberbayern, fahre allerdings für Autobesichtigungen bis nach Hannover und besuche den Nürburgring zum Campen im T4 California eines Kumpels, reise allgemein gerne und viel.

Volkswagen ist meine Lieblingsmarke und bis jetzt habe ich mit meinen 20 Jahren auch nur VW´s besessen.

Mein aktuelles Hauptfahrzeug ist ein 2009er Jetta US-Import.

 

Vor der Anmeldung des Jettas kaufte ich einen 3er Golf in Gold als Übergangsauto u. A. für meine Schwester, deren Auto einen Getriebeschaden erlitt.

Anfang 2020 habe ich mir einen kleinen Traum erfüllt und einen Golf 2 gekauft, der in einem schlechten Zustand und ohne TÜV jedoch zu einem wirklich guten Preis dastand. Hab in dem Wagen Potential gesehen und ihn mit einem Kumpel in Rekordzeit auf Vordermann gebracht, seit Ende Februar hat der Golf TÜV und ist mein zuverlässiger Zweitwagen, an dem vor allem optisch noch einiges zu machen ist.

Wenn ihr an meiner kleinen Sammlung an Autos interessiert seid, schaut doch bei meinen Fahrzeugen vorbei :)