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Meine Zeit während der Führerscheinausbildung

Nicht wirklich rosig. Eher hart und steinig.

Fri Jun 17 21:16:03 CEST 2022    |    Wandfarbe    |    Kommentare (0)

Den eigenen Führerschein zu machen. Für Viele eine normale Sache. Für mich auch.

So normal war es aber nicht. Ich bin weder traumatisiert noch habe ich bleibende Schäden davon getragen. Bisher alles super - könnte man man meinen ...

 

... Es begann mit der Anmeldung vor Ort. Ich füllte das Formular aus und bezahlte auch sofort die Anmeldegebühren, so wie die Servicegebühren für das Straßenverkehrsamt. Alle wichtigen Unterlagen inkl. Foto hatte ich schon dabei. Den Fahrlehrer konnte man sich nicht aussuchen. Dennoch hatte ich das Glück, dass mir ein sehr netter Fahrlehrer zugewiesen wurde. Die ersten Fahrstunden waren richtig gut, ich habe mich wohlgefühlt und er hatte ziemlich viel Fachwissen, hat mir während der Fahrstunden immer wieder tolle Tipps gegeben, es kam zu lustigen Situationen und wir haben viel gelacht. Er war nicht zufrieden und auch nicht enttäuscht, sagte mir aber, dass ich möglicherweise ein paar mehr Fahrstunden benötige im Vergleich zu den anderen Fahrschülern, weil ich in vielen Situationen, Dinge gemacht habe, die total unnötig waren und immer wieder neue Dinge dazu erfunden habe, die gar nicht nötig waren. Nach ein paar Fahrstunden wurde ich besser und besser, und ich habe dies selbst bemerkt. Mein Fahrlehrer hat mich immer wieder gelobt. Trotz meiner teils sehr schlechten Fahrstunden und den vielen Fehlern hat er immer Geduld mitgebracht und zeigte Verständnis. Währenddessen lernte ich in der Fahrschul - App und habe beim ersten Versuch, meine Theorieprüfung mit 0 Fehlerpunkten bestanden.

 

Ich war froh, die Theorieprüfung bestanden zu haben. Nach der Theorieprüfung teilte mir mein Fahrlehrer mit, dass mir und den anderen Fahrschülern bereits ein anderer Fahrlehrer zugeteilt wurde, weil der erste Fahrlehrer eine Operation machen musste und er würde nach der OP Ca. 12 Monate ausfallen. Zu dieser Zeit hatte ich bereits 17 Fahrstunden gehabt (17x 45 min).

Ich dachte mir nichts dabei und hatte bereits meine erste Fahrstunde mit dem neuen Fahrlehrer. In der ersten Fahrstunde (also die 18. Fahrstunde) kurz vor Ende habe ich den Fehler gemacht und zweimal das Auto abwürgen lassen und rechts vor links nicht beachtet. Der Fahrlehrer meint, es wäre nicht so schlimm, alles gut, kann ja Jedem passieren.

 

 

Weitere Fahrstunden später mit dem neuen Fahrlehrer:

Es begann der Horror. Er begann persönlich zu werden und nach jedem Fehler, den ich gemacht habe, hat er mir immer wieder gesagt, "wie blöd ich denn sei" und nur Vollidioten solche Fehler machen würden. Er wurde nach und nach immer extremer mit seinen Bemerkungen und das hat bei mir zu noch mehr Unsicherheit geführt und ich machte sogar deutlich mehr Fehler als in den ersten Fahrstunden. Weiterhin kam mal ein Spruch von ihm, der ungefähr so lautete: "Um eine Arbeitslosigkeit mache ich mir keine Gedanken, bei deinen ganzen Fehlern".

 

 

Jetzt kommt die Doppelfahrstunde, die ich niemals vergessen werde, mit dem neuen Fahrlehrer. Dieser Tag war schlimmer als schlimm, anders kann ich es nicht beschreiben.

Ich stieg ein, startete den Motor und fuhr los. Nach 5 min musste ich links abbiegen, es hat geregnet wie Sau und ich sah beim Abbiegen, dass ein Fußgänger, die Fußgängerampel überquerte. Währenddessen war der Fahrlehrer am Smartphone, guckte mich an und schrie, wieso ich hier stehen bleibe, das Auto fährt sich nicht von alleine. Daraufhin machte ich ihn darauf aufmerksam, dass ich doch den Fußgänger rüber lassen muss. Seine Antwort von ihm war, dass ich trotzdem mehr Fehler mache und dieser eine Fehler von ihm eine Ausnahme war. Ich habe ihm gesagt, dass es ganz gut ist, wenn er sein Smartphone bitte weglegen soll. Diese Aussage wiederholte ich und von ihm kam die Aussage, dass er gerade nicht am Fahrersitz sitzt und ich mich auf den Verkehr konzentrieren soll. Ein paar Minuten später fragte er mich, ob ich meine Nummer in den letzten 5 Jahren geändert habe. Das war von ihm wieder eine extrem provokante Aktion und das musste nicht sein. Meine Antwort war in etwa diese: "Ja, ich habe sie sehr oft gewechselt". Seine Reaktion darauf war in etwa diese hier "Trotzdem wirst du von der Anzahl mehr Fahrstunden haben, als dass du deine Nummer wechselst". Irgendwann sollte ich parken. Die bekannte Parkbox eben. Dazu fuhren wir auf einen Supermarktparkplatz und ich habe angefangen zu parken. Das erste mal, fehlgeschlagen, einen zweiten Versuch hatte ich noch, dann erfolgreich geparkt. Nachdem ich erfolgreich parkte, sagte er zu mir, wieso ich es nicht hinbekomme, schon beim ersten Mal richtig zu parken. Ich antwortete daraufhin, dass es doch egal sei, denn andere brauchen halt mal länger und andere eben nicht. Dann hat er erzählt, dass ich nur Fehler mache, mit mir kann man nicht normal fahren, das Auto würde mich kontrollieren und nicht andersherum. Meine Antwort: "Dein Respekt mir gegenüber ist nicht vorhanden, durch Dich mache ich ja noch mehr Fehler". Daraufhin schrie er in etwa: "Dein Fahrstil müsste ich jetzt aufnehmen und ins Netz stellen, damit die Leute wissen, dass keiner so blöd ist wie du. Ich könnte dir eine reinhauen" Der Satz mit dem "Reinhauen" äußerte er, während er eine Faust machte und seine Zähne fest zubeißte. An der Stelle war es mir zu viel. Ich brach die Stunde ab und ging zu Fuß nach Hause. Ich konnte nicht mehr, das war extrem, ich wusste nicht mehr was ich machen sollte. Ich stellte mir die Frage, wieso ich so einen Fahrlehrer bekommen kann. Diese Situation veranlasste mich dazu, am selben Tag die Fahrschule zu kontaktieren, dennoch, weiterhin war ein Fahrlehrerwechsel nicht möglich.

Ich wartete und wartete und bekam nach mehreren Monaten einen Anruf von meinem alten Fahrlehrer, der mir mitteilte, dass er weiß, was geschehen ist. Es vergingen, nach dem Abbruch der Fahrstunde einige Monate, so, dass die Theorieprüfung fast 12 Monate her gewesen ist. Ich machte noch ein paar Fahrstunden mit dem alten Fahrlehrer und er hat mich gelobt, er hat gemerkt, wie gut ich geworden bin. Er sagte mir auch, dass er mich baldmöglichst zur praktischen anmelden will, da man nach einem Jahr, die Theorieprüfung neu machen muss.

 

Nach insgesamt 49 Fahrstunden, 35 Minuten praktische Fahrprüfung und Minus 2860 € habe ich die Fahrprüfung endlich bestanden. Damals war ich volljährig, das war 2018 (2018 Klasse B Erwerb) und nun bin ich 24 und werde demnächst 25 Jahre alt. Die Probezeit dauerte auch nur 2 Jahre und ich bin mittlerweile ein sehr guter Autofahrer. Vor zwei Wochen besuchte ich das erste Mal, meinen alten Fahrlehrer in der Fahrschule und wir machten einen Termin aus, er nahm sich von seiner privaten Zeit gut 1 Stunde Zeit, saß in meinem Auto als Beifahrer und er konnte nicht glauben, wie gut ich bin, wie vorausschauend, wie umsichtig usw. Ich bedankte mich bei ihm und wir verabschiedeten uns und plötzlich bekam ich glasige Augen. Ein schöner Moment - Ein wirklich schöner Moment.

 

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