Tue Jan 14 08:21:07 CET 2014 | Diesel73 | Kommentare (165)
2013. Ein paar Tage vor Weihnachten. Ich lasse mich von der allgemeinen Hektik nicht anstecken, habe alle Geschenke zusammen. Muss nur noch Geschenkpapier kaufen. Das will ich in der Mittagspause erledigen. Im Fuhrpark sind noch ein paar Dinge zu tun, aber auch dort wird es jetzt ruhiger. Vor Weihnachten und zwischen Weihnachten und Neujahr ist der Betrieb dicht. Das bedeutet auch für mich ein paar freie Tage. Ein wenig Schreibtischarbeit werde ich mit nach Hause nehmen, um dort in Ruhe meiner Kreativität freien Lauf lassen zu können.
Zu dem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass alles ganz anders kommen wird.
Heute, Donnerstag den 19. Dezember muss ich noch einen Ford Ka zur Jahresinspektion in unsere Werkstatt bringen. Da das kleine Auto in der letzten Zeit ziemlich rumgezickt hat, will mein Werkstattleiter ihn sich noch mal richtig vornehmen. Mit dem Astra muss ich danach noch eine größere Tour für eine andere Abteilung fahren, dann ist das Wesentliche für dieses Jahr durch.
Dieser Donnerstag fängt nicht gut an. Ich komm mit dem Hintern nicht aus dem Bett. Erst um viertel nach 5 bin ich auf den Beinen. Verflixt, ich will um halb 8 in der Werkstatt sein. Mich an den Start bringen, Tiere versorgen und ab geht’s. Es regnet in Strömen.
In der Tiefgarage checke ich die Autos im Eiltempo. Die Papiere vom Ford Ka habe ich schon dabei, so dass ich ihn aus der Tiefgarage gleich mitnehmen kann. Ich halte noch kurz oben vor dem Hauptgebäude. Die Tasche mit den Zweitschlüsseln und meine Arbeitslampe drücke ich der Kollegin am Empfang in die Hand: "Hole ich bei Dir ab, wenn ich zurück komme." Kein Problem.
Rein in den kleinen Ford und ab. Das Weihnachtsgeschenk für meinen Werkstattleiter habe ich auch dabei. Ich habe ihm einen Mercedes-Kalender am Computer gebastelt. Er tut immer soviel für meine Flotte, da möchte ich zu Weihnachten einmal Danke sagen.
Kurz nach halb 8 bin ich in der Werkstatt. Der Werkstattleiter und sein Kollege sind gerade mit einem LKW beschäftigt. Ich schaue eine Weile zu, eilig habe ich es jetzt nicht mehr. Bin wieder im Zeitplan. Wir reden kurz über die Probleme, die der Ford macht. Ich gebe meinem Werkstattleiter das Geschenk. Er freut sich. Er grinst mich an, Daumen hoch.
Ich verlasse die Werkstatt, um wie immer die 1,5 km zum Betrieb zu Fuß zurückzugehen. Das mache ich immer so. Ich brauche dafür keine Viertelstunde, kann mich bewegen, noch eine Zigarette rauchen und nehme den Werkstattjungs keine Zeit weg.
Es ist viertel vor 8. Es regnet immer noch und ist ziemlich finster. Ich stehe an der Ampel, die über die vierspurige Hauptstraße Richtung Innenstadt führt. Neben mir steht noch eine Frau. Sie ist schwarz gekleidet. Ich habe wie üblich meine gelbe Warnjacke an. Ich denke noch: "Mädel, pass bloß auf, dass dich bei dem Wetter keiner übersieht." Ein Kleinwagen kommt von links angejagt. Die Autos auf der Hauptstraße haben grade rot bekommen. Ich merke, der bremst nicht. Bleibe stehen, lasse ihn über rot donnern. Ich denke "Hammerwerfer." Dann gehe ich über die grüne Fußgängerampel, die schwarze Frau etwas hinter mir. Die Mittelinsel. Ich schaue nach rechts. Das mache ich immer, ist mir schon zu oft passiert, das ein linksabbiegender Autofahrer doch nicht nach links nach den Fußgängern gesehen hat. Also, Blick nach rechts. Ich sehe dort einen linksabbiegenden schwarzen Passat Variant (also in meine Richtung kommend). Scheinwerfer auf der gegenüber liegenden Straßenseite, signalisieren mir, das er Gegenverkehr haben wird, die schwarze Frau ist immer noch hinter mir. Ich nehme den Passat als stehend wahr und schätze ihn in keinster Weise als Gefahr ein. Ich gehe weiter, bin in Gedanken schon wieder auf dem Weg in die Garage um den Astra zu holen.
In dem Augenblick bekomme ich wie aus dem Nichts einen Einschlag von rechts. Es knallt. Mein Gehirn kann noch nicht realisieren, dass ich dieses Krachen verursache. "Es hat gekracht." Meine Perspektive ändert sich. Oben und unten verschwimmen. Ich bekomme noch einen Einschlag. Ich sehe eine Motorhaube, bin auf dem Bauch, Blick in Fahrtrichtung. Dicke Wassertropfen auf dieser Motorhaube. "Hier fliegen Autoteile durch die Gegend." Immer noch nicht begreifen könnend, was gerade passiert. Ich bekomme den nächsten Einschlag. Drehe mich wieder. "Es ist ein Auto." Ich bekomme noch einen Einschlag, drehe mich weiter, bin jetzt völlig ohne Orientierung. Ich merke, es geht abwärts. "Bitte lieber Gott, lass ihn rechtzeitig zum Stehen kommen. Nicht auch noch die Reifen, nicht auch noch die Reifen. Das schaffe ich nicht mehr." Ich schlage mit der linken Kopfseite, Brustbein und Bauch hart auf die Fahrbahn. Totenstille.
Ich höre den Regen. Es regnet. Autoreifen, die auf dem nassen Asphalt langsamer werden und zum Stehen kommen. Wie eine überfahrene Katze liege ich da. Ich atme aus. Spüre das Wasser unter meinem Gesicht, die Kälte, sehe den Fahrbahnbelag. "Nein, du verreckst hier jetzt nicht auf dieser Straße." Ich merke, dass meine Arme und Beine in bizzaren Winkeln verdreht um meinen Körper herum liegen. Ich bewege die Finger und die Zehen. Ich merke es. "Ist mein Leben, wie ich es bisher führen durfte vorbei?" Angst.
Ich höre jemanden brüllen: "Stopp, Stopp, Stopp!!!" Gut, sie stoppen die Autos. Bitte jetzt nicht noch überrollt werden. Dann wäre Ende. "Bloß nicht bewegen." Mein linkes Gesicht brennt wie Feuer. Jemand spricht mich an. Ich sage nur: "Warum haben Sie mich nicht gesehen? Warum haben Sie mich nicht gesehen???"
Eine Ersthelferin spricht mit mir. Sie sagt, dass sie Ärztin ist. Eine Rettungsdecke wird über meinen Körper gelegt. Ich liege ganz entspannt, nur nicht bewegen. Jemand fragt, ob man jemanden anrufen solle. Klar, im Betrieb müssen sie Bescheid wissen. Mir fällt der Name und die Nummer von meinem Chef nicht ein. Nur die Nummer der Werkstatt. Ich sage sie und bitte denjenigen, meinem Kollegen zu sagen, was passiert ist und das er bitte im Hauptbetrieb anrufen soll.
Ich höre jetzt den Rettungswagen von weitem kommen. Gut so. Ganz ruhig bleiben. Ich habe keinen Bock, in den Schockzustand komplett reinzufallen und drücke ihn mental weg. Es gelingt. Ich bleibe an Bord und rede mit den Ersthelfern. Die Sanitäter beschließen, doch besser auf den Notarzt zu warten. Meine Verletzungen erscheinen ihnen zu schwer. Zusammen mit dem Notarzt kratzen sie mich von der Fahrbahn. Schmerzmäßig geht es noch, klar, Schock. Rein in den Krankenwagen.
Die Ärmel meiner Dienstjacke werden abgetrennt. Geht leicht, sie haben Reißverschlüsse. Dann sagt jemand, er müsse meine schöne Mercedes-Fliesjacke aufschneiden. "Bitte nicht, hab sie erst vor kurzem fürn zwanni bei Ebay geschossen." Nix ist, es wird aufgeschnitten. Blutdruckmanschette an den Arm, Sauerstoffmessung an den Finger. Linke Hand voller Blut, wird sofort dick eingewickelt. Zugang wird in die rechte Hand gelegt. Gut. Der Notarzt untersucht mich. Ich spüre alles, bin weiter an Bord. Zähle Allergien auf und was ich derzeit für Medikament einnehme. Mir fällt die Nummer von Chefe wieder ein. Ich bitte darum, dass ihn jemand anruft. Nach einiger Zeit fahren wir los. Normale Fahrt. Ich versuche mit der Sanitäterin ein Gespräch in Gang zu halten, sonst verliere ich den Verstand. Ich habe immer noch nicht ganz realisiert, dass das alles gerade mir passiert.
In der Notaufnahme werde ich erst mal umgeräumt. Das tut sehr weh. Die Jacken werden jetzt ganz ausgezogen. Ich habe jetzt Schwierigkeiten beim Atmen. Und starke Schmerzen im rechten Hüft-/Lendenbereich. Sie machen ein Ultraschall der Lunge. Verdacht auf Lungenriss. Die wissen nicht, dass ich als Tierheilpraktikerin das meiste was sie reden mitbekomme. Ein Satz bleibt unklar, ich frage nach. Kein Lungenriss. Der rechte Fuß schmerzt jetzt auch irre. Ich organisiere mir ein Telefon und rufe meine Mom an. Beruhige sie (obwohl dazu im Moment noch kein Anlass besteht) und bitte sie in Ruhe herzukommen. Irgendwann stellt mal jemand fest, das ich durchnässt bin wie´n Brötchen. Ich erkläre, dass ich im Wasser auf der Fahrbahn gelegen habe. Danach bin ich die meisten Klamotten los.
Es geht weiter zum Röntgen. Ich werde wieder umgeräumt. Diesmal tut es sehr weh. Ein Pfleger erwischt meine linken Fuß. Oiweh, der tut jetzt noch mehr weh, als der Rechte. Die Röntgenassistentin ragt an mir rum, meine Wäsche ist im Weg. Ich sage ihr, dass sie die Klamotten aufschneiden soll. Nö, sie ragt weiter. "Man, schneiden Sie die Scheiße auf!!!" Den Ton versteht sie.
Schädel, Halswirbelsäule, Torax, Becken, rechte Hand und rechter Fuß werden geröntgt. Danach werde ich wieder umgeräumt und komme auf die Intensivstation. "Soll ich Ihnen ein Schmerzmittel geben?" "Nö, die Prioritäten werden sich erst morgen ändern." Alles grölt. Schon habe ich mir Freunde gemacht. Nach einer Weile bekomme ich etwas durch den Zugang injiziert, dass mich sehr happy macht. CT ist angesagt, da muss ich ruhig liegen. Ich werde ins CT geräumt. Nochmal Schädel, HWS, Torax. Mit Kontrastmittel.
Danach wird der linke Fuß auch noch geröntgt. Diesmal vom Bett aus, kein umräumen mehr.
Zurück auf der Intensiv machen sie immer wieder Ultraschall von meinem Bauch und nehmen Blut ab. Noch ist nicht raus, ob ich innere Blutungen habe. Auch weiß noch niemand, ob ich gebrochene Knochen habe. Es spricht sich nur irgendwann zu mir durch, dass ich die Windschutzscheibe des Passat zerbrochen habe. Ich dränge das Entsetzen weg.
Meine Mom kommt zu mir, da fließen bei mir endlich mal ein paar Tränen. Sie bringt mir schon mal Sachen, für später. Mein Kollege, mit dem ich direkt zusammensitze, erscheint gegen Mittag auch. Er ist völlig entsetzt. Gut, ich liege auf der Intensivstation, habe eine Halskrause um, hänge am Tropf und die Schürfwunden im Gesicht sehen auch nicht so toll aus. Privat bin ich mit ihm und seiner Frau auch befreundet, sie haben auch Katzen. Er will jetzt erst mal nach Hause über Mittag zu seiner Frau, sie auf den neuesten Stand bringen. Vom Unfall sind erste Bilder im Internet aufgetaucht. Im Betrieb stehen alle Kopf.
Ich leihe mir das Stationstelefon aus und starte eine Telefonorgie. Der Tochter meiner Vermieter erkläre ich, welches Tier was für Futter bekommt. Sie kümmert sich sofort um meine Bande, ist froh, das ich lebe. Eine Nachbarin wird die Stallarbeit übernehmen. Das ist erst mal das Wesentliche.
Spät am Abend ist endlich raus, das wohl keine Knochen gebrochen sind. Ich kann´s kaum glauben. Die ganze Nacht wird immer wieder Ultraschall gemacht und Blut entnommen. Irgendwann bringt mir ein Pfleger einen kleinen Monitor und schraubt ihn ans Bett. Ich kann fernsehen damit. In der Nacht bekomme ich sogar Essen. Alles top. Nur die Angst bleibt.
Am nächsten Morgen dauert es gefühlt endlos, bis endlich mal ein Rudel Ärzte sich um mein Bett versammelt. Schädel-Hirn-Trauma ersten Grades, vom Kopf bis zu den Knien schwere Prellungen, von den Knien bis in die Füße schwerste Prellungen. Innereien ok. Na, das ist doch schon mal eine Ansage.
Am frühen Nachmittag werde ich auf die Unfallstation verlegt. Mir wird geholfen zu duschen. Boh, das tat so was von gut. Jetzt nehme ich die Schmerzmittel auch dankbar an. Eine Physiotherapeutin, um die ich gebeten hatte, erscheint. Sie bringt einen Gehwagen mit und zeigt mir den Umgang mit dem Ding. Es funktioniert. Die Nacht konnte ich noch überhaupt nicht auftreten, nun geht es. Uff, ein klein wenig Hoffnung keimt auf. Später werden ich zimmermäßig noch mal verlegt, leiste nun einer alten Dame Gesellschaft.
Am Nachmittag schwinge ich mich an den Gehwagen und gehe raus, erst mal eine rauchen.
Die Zeit nach dem Unfall
Im Krankenhaus hatte ich viel Besuch. Meine Mom, mein Kollege und seine Frau, noch eine Kollegin für die ich fahre. Meine Vermieterfamilie und Nachbarn haben jeden Tag angerufen. Auch mein Werkstattleiter rief an. Unsere oberste Chefin hat Blumen geschickt.
Ich war nur 4 Tage im Krankenhaus, dann durfte ich nach Hause. Die folgenden Wochen waren ein Alptraum. Ich war zu Hause, bei meinen Tieren. Aber jede Kleinigkeit ermüdete mich sofort und ich hatte starke Schmerzen. In kleinen Schritten habe ich mir alles wieder erkämpft, was für mich vor dem Unfall so mühelos war. Meine Nachbarin hat mir zwei Wochen lang jeden Tag im Stall mit den Ponies geholfen. Ich übte mit Besen und Schaufel, mich wieder bewegen zu können. Ich übte laufen. Jeden Tag tat etwas anderes weh. Nach dem ersten getragenen Eimer Wasser, hatte ich am nächsten Tag rasende Schmerzen in den Hüftgelenken. War noch zu früh.
Dann bekomm mal über die Feiertage einen Arzt. Ich konnte nicht mal Auto fahren. Viel erledigte ich mit dem Taxi. Zum Zahnarzt musste ich in einen Nachbarort. Meine neue Zahnbrücke hatte sich bei dem Unfall auch gelockert. Da sie aber noch provisorisch befestigt ist, ging das noch.
Die Krücke habe ich schnell in die Ecke geschmissen, sie behinderten mich mehr, als das sie geholfen haben. Lymphdrainage habe ich mir schnell organisiert.
Nach einer Woche zu Hause, habe ich mich wieder hinter das Lenkrad meines Mercedes gesetzt. Es ging besser als gedacht. Körperlich fuhr ich sicher. Nur phsychisch waren die ersten Fahrten eine Katastrophe. Ich hatte solche Angst, dass ich auch jemanden übersehe. Ich möchte niemals jemandem so weh tun.
Der Fahrer hat sich noch am Tag des Unfalls bei mir gemeldet. Er hat mich auch im Krankenhaus besucht und zu Hause angerufen. Er hat mich einfach in dem ganzen Bling-Bling an dem Morgen übersehen. Meine Warnjacke war untergegangen. Es tut ihm unendlich leid.
Jetzt geht die Sache seinen weiteren Gang. Ich übe weiter, will wieder arbeiten. Ich möchte einfach meinen normalen Tagesablauf, mein normales Leben zurück.
Es war ein sehr schwerer Unfall, bei dem ich unglaubliches Glück hatte.
Leute, lebt Euer Leben, jede Sekunde kann die Letzte sein. Ärgert Euch nicht über Kleinigkeiten und sagt den Menschen, die Ihr mögt/liebt dies jeden Tag.
Danke fürs Lesen.
Update, 07. März 2014:
So, nun bin ich soweit, dass ich stundenweise wieder arbeiten darf. Berufliche Wiedereingliederung. Gute Sache.
Nachdem ich endlich einen Durchgangsarzt gefunden hatte, der meine Verletzungen ernst nahm und mich nicht auf die Phychoschiene abgeschoben hat, wurde auch endlich vernünftig diagnostiziert.
MRT linker Fuß: totale Bänderüberdehnung bzw. Bänderanrisse, Riesenhämatom im linken Unterschenkel, Knochenquetschungen. Verdachtsdiagnose rechter Fuß (er lag nun mal daneben): Frakturen. Mist. Also auch noch MRT rechter Fuß: totale Bänderdehnung, Haarrissfrakturen in Waden- und Fersenbein, Knochenquetschungen. Kein Wunder, dass ich kaum laufen kann. Physio, Beratung, Schulung. Jetzt bekomme ich alles. Viel kann man nicht machen, es wird in den nächsten ca. 6 Monaten heilen.
Ihr glaubt nicht, wie irre schwer und nervtötend im Moment alles ist. Ich als Lauftier kann nicht mal im Wald spazieren gehen. Jede Kleinigkeit ist anstrengend. Die Sprunggelenke mit kaum Halt = Becken macht dicht = Rückenschmerzen = Schultern machen dicht = Kopfschmerzen.
Naja, wir arbeiten daran. Ich bin froh, dass ich nur leichte Verletzungen habe, noch lebe und nicht auf Dauer behindert sein werde. Wenn ich so denke, sehe ich die Zukunft positiv.
Aber es gibt halt auch die Momente, wo ich nicht positiv sein kann. Dann habe ich keine Lust, mich auf diese schmerzenden Füße zu stellen und gehe besser schlafen.
Beim Überqueren einer Fußgängerampel schaue ich jetzt fünfmal, ob das Auto wirklich anhält. Unsicherheit, die lange anhalten wird.
Andererseits lernt man so deutlich mehr Rücksicht auf schwächere Verkehrsteilnehmer zu nehmen. Man gehört jetzt auch zu der Gruppe.
Und man lernt mehr Gelassenheit. Was ist so schlimm daran, bei einem Termin etwas später anzukommen? Nix. Den Hektikern, die mir begegnen sage ich jetzt immer: "Mach ruhiger, Eilig zerstört Leben!"
Dann denken die nach........ |
Wed Jan 15 22:44:50 CET 2014 | djcatshow
Zitat:
"Eben im Bling Bling wirkst Du mit Schutzkleidung und Bewegung auch als Bling Bling, speziell bei Nässe und Regen. Du gehst im allgemeinen Lichter und Spiegelungsleuchten unter."
Ich glaube nicht dass man mit dunkler Kleidung bei Regen besser gesehen wird als mit Warnweste. Auch haette der Fahrer bei schlechter Sicht Licht anhaben muessen, was an den Reflexstreifen zurueckstrahlen muesste.
Was heisst eigentlich Bling Bling? Hatte der keine Scheibenwischer an und die entgegenkommenden Autos hatten dadurch alle einen Heiligenschein? Warum konnte der nicht mehr anhalten wenn der vorher erst stand und den entgegenkommenden Verkehr durchgelassen hat?
Hierzulande wird bei Verletzung die Strasse zur Spurensicherung abgesperrt und eine polizeiliche Untersuchung eingeleitet. Ich bin zwar schon lange nicht mehr in Deutschland aber auch ich wuerde hier raten, sich zumindest eine Anwalt zu holen.
Wed Jan 15 22:57:26 CET 2014 | Faltenbalg23652
Das Strafrechtliche interessiert doch niemanden. Da hat doch niemand mehr was von. Dass es dem Fahrer leid tut, hat er durch seine Anteilnahme doch auch dokumentiert. Von Interesse sind die zivilrechtlichen Schadenersatzansprüche der TE. Dafür braucht man keine Polizei und keine Staatsanwaltschaft, zumal die Schuldfrage hier klar ist.
Wed Jan 15 22:58:15 CET 2014 | Dortmunder 65
Bling Bling = Lampen, Lichtreklame, Weihnachtsbeleuchtung, andere Fahrzeuge, Reflektionen, .......
Ohne Dieselchen vorgreifen zu wollen, in einem anderen Bereich hat sie geäußert eine anwaltliche Vertretung zu haben und ihr liegt nichts daran den Unfallgegner zu bestrafen.
Sie möchte nur ihre Rechte waren und alle Hilfe zur Genesung erhalten.
Thu Jan 16 08:00:52 CET 2014 | Diesel73
Guten Morgen!
Vielen, vielen Dank für die vielen guten Wünsche und den Zuspruch. Es tut mir sehr gut und rührt mich.
Dortmunder hat schon einiges erklärt. Meine Anwältin habe ich eingeschaltet. Die kaputten Sachen habe ich so nach und nach ersetzt, so dass der Zustand zumindest der Klamotten wieder so langsam von "geschreddert" zu "ordentlich" übergeht .
Der Fahrer hat lange im Krankenhaus mit mir gesprochen. Er stand wohl wg. dem Gegenverkehr, hat nach links nach den Fußgängern gesehen. Rausgestochen hat wirklich die Fußgängerin in schwarz, die hinter mir die Straße überquerte. Sie fiel auf. Er dachte "da kommste noch vor her" und hat aufs Gas getreten. Tja, und dann war da auf einmal noch so ne Figur auf der Fahrbahn .
Er sagte selbst, das so etwas nicht passieren DARF. Es passiert aber. Und ich bin der Meinung, das es genauso jedem von uns passieren kann.
Die Hauptstraße war über eine Stunde gesperrt, die Spusi hat alles genau aufgenommen, ausgemessen etc.
Lt. Polizei hatte der Passat ca. 20 - 30 km/h drauf. Glück gehabt. Wäre er schneller gewesen, wäre das für mich nicht so ausgegangen. Ein stadtbekannter Politiker hier im Ort hat den gleichen Stunt am Neujahrstag (abends) gedreht. Er war zumindest Mitschuld, da er die Straße einfach so überqueren wollte, dunkel gekleidet, bumm. Nur leider war "sein" Auto mindestens 50 km/h schnell und er ist knapp 80 Jahre alt. Er ist sehr schwer verletzt worden.
Zum Thema "Fußgängerschutz":
ich finde es sehr schade, dass die EU den Menschen so (meiner Meinung nach) sinnbefreite Dinge wie zB. Umweltplaketten vorschreibt. Das ist Pflicht. Bringt niemandem etwas. Es wäre sinnvoller, das Assistenzsystem "Fußgängererkennung" verpflichtend einzuführen. Da sind dann erstmal die Hersteller gefragt, dies zu perfektionieren. Ich denke, das ist möglich. Dann rein in die Autos damit und zwar als Pflichtbauteil. Hätte der Passat dies schon an Bord gehabt, hätte das Auto mich wahrscheinlich "gesehen" und die Vollbremsung eingeleitet.
Stattdessen beklagen wir jedes Jahr in der dunklen Jahreszeit Tote und Verletzte jeder Altersklasse. Das wird als gegeben hingenommen. Es ist traurig. Hersteller, tut etwas!
Thu Jan 16 08:11:23 CET 2014 | Dynamix
Es gab mal vor ein paar Jahren in diversen Oberklassefahrzeugen Nachtsichtkameras als Option. Scheint sich aber nicht wirklich durchgsetzt zu haben. Zumindestens habe ich nie wieder was davon gehört. Könnte man doch eignetlich mit so einem Erkennungssystem kombinieren.
Thu Jan 16 08:14:55 CET 2014 | Diesel73
Diese Nachtsichtsysteme gibt es immer noch. Aber noch nicht so verbreitet. Die Kombination wäre durchaus sinnvoll denke ich. Dann zusammen mit dem Notbremssystem und es klappt.
Volvo ist in dem Bereich so weit ich weiß, derzeit an der Spitze. Deren System erkennt auch Tiere, was ich super finde. Gleiche Chance für alle Lebewesen. Die Systeme von Volvo und Lexus sollen lt. ADAC Test am besten funktionieren. MB und BMW sind etwas dahinter. Also, erstmal perfektionieren, dann raushauen (ohne Aufpreis!).
Thu Jan 16 08:18:59 CET 2014 | nick_rs
Tut man ja auch. Die Fußgänger werden im Bildschirm markiert und mit den scheinwerfern angeleuchtet. Die Systeme gibt es nach wie vor. Nutzt nur keiner, weil keiner beim Fahren nur auf den Bildschirm guckt.
Thu Jan 16 08:20:58 CET 2014 | MB Dieselmaster
Noch sind solche Systeme meist nur in der Oberklasse zu bekommen und noch sehr Teuer. Daher haben diese Warnsysteme noch nicht durchgesetzt.
Thu Jan 16 08:31:12 CET 2014 | bronx.1965
Als Vorstufe würde es zunächst schon einmal genügen, ein passives System (welches auch kostengünstig ist) einzuführen. Fußgänger und Tiere lassen sich per HUD in die Frontscheibe einblenden, so das niemand nach "unten" auf ein Display schauen müsste.
Genau darum! Ein (gutes) HUD kostet im Zulieferer-Bereich in etwa einen 3-stelligen €-Betrag. Ich meine keines aus der Luftfahrt, die sind aufwändiger und müssen mehr "sehen".
Gekoppelt mit einem Warnton, wenn ein Subject den gewählten (überwachten) Sector betritt, wird der Fahrer ja nicht noch Gas geben. Somit wäre das Problem des "nicht wahrgenommen" schon mal reduziert. Das wäre die Preiswerte Lösung. Das aktive System, welches ja in Oberklasse Limos bereits existent ist, wird sich jedoch sicher auch in den unteren Segmenten etablieren.
Thu Jan 16 08:36:28 CET 2014 | Diesel73
Gute Idee Bronx. Dann einfach mit dem schon erhältlichen Notbremssystem (bei Mercedes BAS oder Pre-Safe) gekoppelt. Schon steht die Kiste. Zumindest bei Stadtgeschwindigkeit klappt das ja auch schon recht gut.
Hier auf MT gibt es einen Artikel darüber (ist der ADAC Test drin).
Thu Jan 16 08:42:12 CET 2014 | bronx.1965
Ay Dieselchen,
ja, ich meine dass es recht preiswert eine (einfache) Lösung längst auch im mittleren und unteren Segment geben könnte. Nur ist den Herstellern die Marge offenbar zu niedrig. "Aktive" Systeme lassen sich besser vermarkten. Ich wage zu behaupten, das Dein "Erlebnis" mit einem "passiven" System so nicht passiert wäre.
Etwa 60-70% solcher Unfälle spielen sich übrigens in diesem Bereich ab. Überlege mal, was damit schon verhindert würde?!
Thu Jan 16 08:45:31 CET 2014 | nick_rs
Achja, zur Sicherheit tragen nicht nur die Hersteller was bei. Auch das Straßenamt kann was dafür tun.
Vor ein paar Monaten hätte ich fast ein kleines Mädchen (5) überfahren, obwohl ich übervorsichtig war. Bei uns gibt es eine Straße, die schlängelt sich durchs Wohngebiet. Sie ist ziemlich eng. Rechts sind die Häuser direkt an die Straße gebaut, ohne Gehweg. Links sind noch Parkplätze und dahinter ein Gehweg. In einer Rechtskurve kommt von rechts ein Weg zwischen den Häusern hervor, der mittels Zebrastreifen über die Straße führt. Eine (flache) Verkehrsinsel verengt die Straße nochmals, allerdings aus unerklärlichen Gründen von links und nicht von rechts, wo kein Gehweg ist. Neben dem eh schon durch die Häuser uneinsichtigen weg stehen auch noch hohe Büsche, direkt bis an die Kanten der Straße und des Weges. Diese behindern auch noch das Licht. Man kann als Autofahrerer nicht in diesen Weg reingucken, keine Chance. als Fußgänger steht man nach dem Weg direkt auf der Straße. "Zur Sicherheit" hat die Stadt auf dem Weg noch so Geländer installiert, an denen man vorbei muss.
Nun war ich eines Sonntagabends dort unterwegs mit meinen Eltern. Wir wollten essen gehen. Ich fahre die Stelle jeden Tag und kenne die Gefahr dieses Weges. Ich fahre extra langsam, vielleicht 15-20km/h. Ich versuche in den Weg reinzugucken, sehe aber nichts. Als ich mit der Front schon auf der Höhe des Zebrastreifens bin, kommt doch noch ein Mädchen, ungehindert von ihrer Mutter einfach auf die Straße gerannt. Da hilft auch kein Bremsen mehr, ich habe einfach das Lenkrad rumgerissen. Scheiß auf die Insel und die Büsche links, hauptsache nicht das Mädchen erwischt. Auf der Verkehrsinsel kam ich dann zum stehen. Die Mutter macht mich dann auch noch blöd an, ich solle doch aufpassen . Ich habe mich entschuldigt, aber meine Mutter lässt sowas nicht auf sich sitzen und frotzte zurück, dass sie auch auf ihr Kind aufpassen sollte. Da hat sie recht. Auch wenn ich hier der Schuldige wäre, finde ich es unverantwortlich Kinder bei Nacht aus einem uneinsichtigen Weg auf die Straße rennen zu lassen.
Ich habe am nächsten Tag die Stadt angerufen, meine Geschichte erzählt und sie gebeten wenigstens die Büsche weg zu machen. Am nächsten tag waren diese durch Bodenkriechpflanzen ersetzt.
(1216 mal aufgerufen)
Thu Jan 16 08:49:55 CET 2014 | bronx.1965
Ich finde es gut, wenn sich jemand Gedanken macht und tätig wird. Wenn dann noch so schnell reagiert wird, umso besser!
Thu Jan 16 08:50:16 CET 2014 | Diesel73
Danke für Deine Geschichte, Nick. Es gibt so viele Dinge, die bei Unfällen reinspielen können. Manchmal genügt der gesunde Menschenverstand, um sie zu verhindern. Nur ist der mittlerweile eine Rarität .
Bronx, Du hast Recht. Alles ist besser als Nichts.
Thu Jan 16 09:01:34 CET 2014 | MB Dieselmaster
War ja gerade noch unterwegs und habe mir bei der Fahrt so meine Gedanken gemacht. Solch ein Erkennungsradar kostet ca. 2000.- Euro, was ist das im Vergleich zu einem Menschenleben? Eigentlich nichts, denn ein Mensch ist unbezahlbar und hat nur ein Leben.
Daher wäre es gut wenn alle Hersteller eine Vision hätten: "NIEMAND sollte durch ein Auto, sein Leben lassen müssen. Auch nicht als INSASSE!"
Die Reaktion auf Nicks Hinweis an die Stadt, finde ich Klasse. So reagieren nur wenige Städte.
Thu Jan 16 09:07:09 CET 2014 | bronx.1965
Ein "passives" System würde sich bereits für ca 600 € realisieren lassen. Ein guter Satz ALUs kostet im Zubehör mehr. Soviel zu den Prioritäten. . .
Thu Jan 16 09:29:39 CET 2014 | Diesel73
Eben, die Prioritäten passen heutzutage nicht mehr. Vorrangig geht es ausschließlich um Geld.
Thu Jan 16 10:16:36 CET 2014 | Andi2011
Moin,
denkt nur einserseits mal an die ganzen Diskussionen hier auf MT zum Thema Assistenzsystem und die ganzen Kommentare nach dem Motto "Ich brauch/will den ganzen Technikkram im Auto nicht weil..."
und andererseits werden sich nicht alle immer die neuesten System leisten können.
Die Hersteller sind ja an dem Thema dran,eine absolute Sicherheit wird es NIE geben, dafür ist der Faktor Mensch zu sehr im Spiel.
Grüße
Andi
Thu Jan 16 10:20:40 CET 2014 | Adribau
Von mir auch gute Besserung
Ich habe diesen Blog gerade erst entdeckt, war aber sofort von deiner Geschichte gefesselt.
Thu Jan 16 10:25:08 CET 2014 | Diesel73
Andi, das sieht man ja zb. auch in der Luftfahrt. Wieviel akurate Technik ist in den Jumbos heute verbaut. Dennoch stürzen manchmal welche ab.
Thu Jan 16 10:31:43 CET 2014 | Andi2011
Genau und hier passieren die meisten Fehler die zu Unfällen führen auch durch den Menschen,nicht durch die Technik. Es gibt hier sogar zig Beispiele wo der Mensch die Technik gar ignorierte und es deshalb erst zum Unfall kam. Im Auto wäre das ähnlich - ich hab letztens noch mit einem Honk (Entschuldigung, anders kann ich den nicht nennen) gesprochen, 19 Jahre alt, Raser (in meinen Augen) der immer das ESP ausgeschaltet hat,weil "Brauch ich nich, is uncool wenn man fahren kann...!"
Die Diskussion muss aber immer geführt werden, beginnend beim Führerschein (ich bin immer noch für die Pflicht eines Fahrsicherheitstrainings um den Führerschein zu erwerben) über die Tempodiskussionen usw.
Letztlich bleibt aber immer nur sich an die eigene Nase zu fassen und bestmöglich aufzupassen,in dem Wissen das niemand und man selbst auch nicht fehlerfrei ist.
Thu Jan 16 10:40:17 CET 2014 | bronx.1965
Andi, ich gebe Dir völlig Recht. Die Grenze zwischen Sinn und Unsinn ist aber dicht beieinander.
(Quelle: Heise-online)
Man sollte sich auf die wichtigsten Dinge beschränken. Totwinkel- und Spurhalte-Assi sind z.B. Dinge, die mehr ablenken als nutzbringend sind, wenn sie permanent mit blinkender Symbolik oder akustisch nerven. Das geht vielen auf den Wecker. Eine blinkende Kaffee-Tasse als "Pause geraten"-Symbol setzt dem ganzen die Krone auf. Was folgt als nächstes? Die automatische Blasenkontrolle? In all dem Multimedia-Vernetzungs-Wahn, der derzeit noch dazu kommt bleibt einfach das wichtigste auf der Strecke. Übersichtlichkeit und intuitive Bedienbarkeit. Verbunden mit der Frage, was brauche ich wirklich?!
Ich habe per se nichts gegen Support im Auto, nur ist die Grenze des absurden oft überschritten. Meine Meinung.
Thu Jan 16 10:54:13 CET 2014 | Andi2011
Bronx, bei der Diskussion liegt das Problem aber genau eben in der Frage was ist Sinn und was Unsinn - das definiert eben nicht jeder gleich.
Ich habe für mich im Laufe der Jahre festgestellt, gejammert wird nur, wenn es mich selbst betrifft oder vielleicht jemanden aus meinem direkten Umfeld. Sobald ich aber selbst was ändern soll, wirds schwierig.
Wie sagte letztens am Kindergarten bei einem Gespräch zum Thema Verkehr und Geschwindigkeit an Schulen noch ein Vater zu mir:
"Wenn so einer meine Tochter anfahren würde, den würde ich windelweich prügeln!"
...sprachs, setzte sich in sein Auto und brauste in der 30er Zone am Kindergarten mit geschätzen 50-60 km/h davon!
Thu Jan 16 11:02:24 CET 2014 | Diesel73
Andi: die Story vor dem Kindergarten trifft es auch auf den Punkt. Wo man wohnt, am liebsten Autoverbot, Spielstraße ist das Minimum. Aber kaum sind die da raus: Hallelujah.
Bei meinem Unfall war es schlichtweg menschliches Versagen. DA wäre ein Assistenzsystem sinnvoll gewesen, es hätte für den Fahrer Augen haben können.
Thu Jan 16 11:27:36 CET 2014 | bronx.1965
Die gibt es zweifellos. Überlingen, der Zusammenstoß zweier Jets, das TCAS wurde missachtet. Diese Situation wurde aber erst eingeleitet durch den Fehler von Sky-Guide (CH).
Da ich mich mit Avionik befasse, hier mal ein gegenteiliges Beispiel, einfach um aufzuzeigen was passiert, wenn die Technik (hier: Elektronic-Control) sich mal "irrt":
Am 14. September 1993 baute eine Lufthansa A-320 (LH 2904) in Warschau bruch bei der Landung. Es gab "nur" 2 Tote (Co-Pilot, ein Passagier).
Bedingt durch starken Niederschlag stand die Rollbahn unter Wasser. Eine A-320 fliegt mittels EFCS (Electrical Flight Control System). Beim Landeanflug geht dieses System unterhalb von 50 Fuß automatisch in den Lande-Modus. Ist Bodenkontakt erreicht und es liegen 12 Tonnen Gewicht auf beiden Stoßdämpfern des Hauptfahrwerkes auf, ertönt das "Retart"- Signal, welches den Piloten auffordert, die Schubumkehr zu aktivieren. Vorraussetzung dafür ist eine korrekte Weitergabe des A/G-Signals (Air-Ground) der Sensoren am (Haupt-)Fahrwerk. Haben die Räder eine Dreh-Geschwindigkeit von 0,87 mal der Flugzeuggeschwindigkeit erreicht (reference-speed) wird das Radbremssystem aktiviert und die Maschine bremst.
Eine fehlende Wetterinfo (Seitenwind) hatte zur Folge, dass das Flugzeug viel zu lange erst mit einem Fahrwerk aufsetzte, (das Retard-Sign braucht aber beide, s.O.) und so die Freigabe ca 9 sec. unterblieb. Nach diesen 9 sec. befand sich das Flugzeug bereits ca 1500m hinter dem Aufsetzpunkt. Jetzt wurde es fatal: durch die Aquaplaning-Schicht brauchten die Räder weitere 4 sec um auf die brems-auslösende Drehzahl zu kommen. Somit waren schon 13 sec. verstrichen. Um das Thrust Reverse System (Schubumkehr) zu aktivieren, brauchte der Pilot das A/G-Signal. Wird dies auf nasser Landebahn zu spät erreicht, kann er es nicht aktivieren, was im Falle des nicht ausreichend bremsenden Fahrwerkes geholfen hätte.
Eine fehlende Möglichkeit also bei einem durch externe Bedingungen verursachten Systemversagen eingreifen zu können, führte zu diesem Flugunfall. Fehlende Sign's führen zu fataler Wechselwirkung und erreichen eine verhängnisvolle Eigendynamik, da der Ausfall eines mehrere Ausfälle nach sich zieht.
Es ausfürlicher zu erklären, würde hier den Rahmen sprengen. Ich wollte damit nur erklären, das trotz aller Technik letztlich diejenigen die sie entwickeln, Menschen bleiben und Fehler machen (können).
(Nach der Auswertung dieses Unfalls gab es ein Update und eine Überarbeitung aller Maschinen. Die Schubumkehr konnte nun unabhängig vom A/G Signal aktiviert werden. jedoch erst bei Bodenkontakt)
Thu Jan 16 11:39:13 CET 2014 | Dortmunder 65
Der Mensch ist und bleibt die Konstante die man nicht berechnen kann. Und das mit mit der Schutzkleidung ist auch schön und gut und ich bewege mich täglich damit im Strassenverkehr. Ich habe gelernt mit der Blödheit der Verkehrsteilnehmer zu rechnen.
Ich stand mal als Sicherungsposten mit einer Fahne wedelnd auf einer Fahrbahn und so ein Grufti meinte mich doch über den Haufen fahren zu wollen. Habe mich gerade noch retten können und mein Drucklufthorn gedrückt, erst da hat er geschnallt auf ein Hinderniss zu treffen. Als er ausstieg wollte er noch frech werden, zu seinem und meinem Glück haben Kolegen mich festgehalten.
Thu Jan 16 11:50:04 CET 2014 | Diesel73
Dorti:
ich hab im Krankenhaus einen LKW-Fahrer kennengelernt, der hat das ähnlich erlebt. Er sagt, er stellt nicht mal mehr ein Warndreieck auf, keine Leuchtweste, nix. Er sagte: "Das ist, als wennste n Kreuz auf Dich draufmalst, was den anderen zeigt: HIER musste treffen!"
Wir haben uns beömmelt.
Thu Jan 16 11:59:06 CET 2014 | Dortmunder 65
Noch so ein Hirni, steh mit Dienstwagen und Warnbeleuchtung quer zusammen mit der Polizei. Da kommt ein Radfahrer und fährt voll in die Grube eines Rohrbruchs. Der hatte Gück das kurz vorher das Wasser abgestellt wurde, sonst wer er ertrunken.
800 Leitung mit 10 bar Druck, da haste keine Chance ist wie Waschmaschine und Schleuder zusammen.
Thu Jan 16 12:09:31 CET 2014 | Diesel73
Ja, so langsam stumpfen die Leute immer mehr ab .
Thu Jan 16 12:19:29 CET 2014 | Dortmunder 65
Baustelle mit festen Sperrmaterial (Zaun) Lichter und Warnschilder gesichert und plötzlich laute Musik.
Da kommt einer durch die Baustell gerast und schlägt noch mit dem Auto gegen den Richtungspfeil.
Der Wagen muss an der Beifahrerseite völlig verschrammt gewesen sein und trotz des lauten Schepperns fuhr der ungebremst weiter.
Zum Glück hat niemand das davon fliegende Schild abbekommen.
Thu Jan 16 12:28:35 CET 2014 | bronx.1965
Hilft alles nichts, wenn das hier passiert. (Vor 2 Jahren bei uns am Hafen) Der fuhr einfach gerade aus, obwohl die Strasse erkennbar zu Ende ist. Der Karren war 6 Monate alt.
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Thu Jan 16 12:33:09 CET 2014 | Dortmunder 65
Sowas nenn ich mal Waschen.
Thu Jan 16 12:37:09 CET 2014 | bronx.1965
Jupp, innen, außen - alles in einem Gang.
Thu Jan 16 13:25:04 CET 2014 | metronaut
Ergreifend!
Freut mich umso mehr, dass es spürbar bergauf geht.
Thu Jan 16 13:28:35 CET 2014 | Diesel73
Heute ist einer der guten Tage. Ich kann halbwegs annehmbar laufen und der Rücken tut im Moment auch nicht weh .
Thu Jan 16 21:29:44 CET 2014 | BMWRider
Hallo,
Ich habe den Blog durch Zufall entdeckt. Sehr bewegende Sache. Das lässt einen die Dinge anders sehen. In verschiedener Hinsicht: Man kann als Autofahrer nicht vorsichtig genug sein und das Leben kann sich so schnell radikal ändern oder gar vorbei sein.
Ich wünsche dir gute Besserung und hoffentlich bist du bald vollständig genesen.
Vielen Dank für das Teilen der Erlebnisse!
Fri Jan 17 00:01:18 CET 2014 | YpsB
Liebe Diesel73,
ich wünsche dir weiterhin Gute Besserung und alles Gute!
Viele Grüße
YpsB
Fri Jan 17 10:59:01 CET 2014 | Mr.Kane
Ohne Viele Wort:
Gute Besserung!
Es wird dauern, aber man kommt wieder auf die Beine!
Fri Jan 17 14:12:45 CET 2014 | djcatshow
Zu aller erst einmal (und nochmal) wünsche ich natürlich wieder gute Genesung. wie zuvor von anderen gesagt, das war Glück im Unglück, das Leben ist schön - geniess es in vollen Zügen.
Dann antworte ich hier einem anderen Beteiligten, daß das Strafrechtliche mich sehr wohl interessiert, denn ich habe selber einmal eine Fußgängerin mit einem gemieteten Jeep (!) angefahren. Eine Joggerin mit iPod in den Ohren ist vor meinem Wagen gesprungen, ohne zu gucken. Ich traue keinem einzigen Verkehrsteilnehmer um mich herum, ich denke immer “was wenn der da auf die Straße springt/der Typ vor mir plötzlich bremst/der bei Rot noch durchfährt”. Deswegen fahre ich IMMER so daß ich jederzeit anhalten kann.
Oben genannte Joggerin (und ich) sind mit dem Schrecken davongekommen, weil ich in kleinen Gassen und unübersichtlichen Verkehrslagen langsam genug fahre. Auch beim Abbiegen fahre ich Schritt – insbesondere hier in England gehen die Leute bei Rot über die Ampel, fährt man die an, ist man Schuld, egal ob man Grün hatte oder nicht.
Diese Diskussion hier ist zwar ok aber für mich zu Technikfokussiert. Ich würde nicht auf die Technik bauen. Es gibt keine Technik die ein Hirn ersetzt. Vollautomation wäre der einzige Weg, den Faktor Mensch jeglicher Verantwortung zu entbehren.
Ich “darf” im Rahmen meiner Tätigkeit in einer Organisation zur Prävention von Verkehrsunfällen Unfallberichte lesen. Leider findet man dabei ein unverantwortliches Verhaltensmuster wieder, das sich auch oftmals durch andere vorausgegangene Vorfälle des “Täters” bestätigt.
Wenn der Unfallgegner hier gesagt hat “da komm ich noch schnell an der Fußgängerin vorbei” und das Opfer hier übersehen hat, hat er meiner Meinung nach unvorsichtig gehandelt und
a) nicht gut genug geguckt und
b) gestanden, richtig schön an einer unübersichtlichen Stelle Gas gegeben zu haben.
Daß es ihm jetzt Leid tut und er versucht einen außerhalb seiner Macht liegenden Grund zu finden einen Fußgänger umgefahren zu haben, deckt sich auch leider mit anderen Verhaltensmustern die ich immer wieder in Unfallberichten vorfinde.
Ja, jeder Mensch kann einen anderen übersehen, gerade darum muss man immer nur so schnell sein, daß man jederzeit anhalten kann.
Hierzulande würde der Passat Fahrer 6 Monate lang freiwillig arbeiten dürfen und sein Auto mindestens genauso lange stehen lassen müssen. Nennt sich “driving without due care and attention”.
Fri Jan 17 14:58:06 CET 2014 | MB Dieselmaster
Da hast du recht, als Autofahrer kommt man in Deutschland doch relativ glimpflich davon. In anderen Ländern in Europa sind die Strafen viel höher.
Was mich einwenig zum Nachdenken anregte ist der Satz "da komm ich noch schnell vorbei!" Nun wird sich egal wie sich unser liebe Diesel entscheidet, sich auch hier in Deutschland die Staatsanwaltschaft dessen annehmen, immer wenn ein Mensch zu Schaden kommt, wir eine Ermittlung eingeführt. In diesem Fall "Fahrlässige Körperverletzung". Wenn die Aussage zu Protokoll gekommen ist, " habe noch mal Gas gegeben um dran vorbei zu kommen", könnte es auch eine "Vorsätzliche Körperverletzung" werden.
Denke dass die meisten Autofahrer, die einen Unfall mit einem Fussgänger hatten, in Zukunft extrem vorsichtig sich im Straßenverkehr bewegen werden.
Mir ist auch einmal jemand ohne zu schauen vor das Auto gelaufen, ich konnte zum Glück ausweichen. War ein Reflex, nur wenn Gegenverkehr gekommen wäre hätte es geknallt. Auch so etwas kann passieren.
Diese Diskussion um Technik und Assitenssyteme finde ich nicht verkehrt, denn diesen können in mancher Situation doch helfen einen Unfall zu vermeiden. Auf die Technik alleine sollte man sich nie verlassen, das könnte dann auch mal schnell nach hinten losgehen.
Ich durfte einige dieser Systeme erfahren, an Bord einer E-Klasse. Hier zu lesen . Es ist nicht einfach der Technik zu vertrauen, aber diese Beeindruck einen schon.
Die zuletzt auf geführte Massnahme würde für manchen Verkehrsrowdy doch eine heilsame Lehre sein.
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