Sat Sep 26 15:19:19 CEST 2020 | jennss | Kommentare (91)
AC-Ladesäule
In Diskussionen über E-Mobilität scheint mir die größte Skepsis beim Laden zu liegen. Die Lösungen für Reisen werden dabei immer besser. Es gibt Schnelllader mit bis zu 350 kW und an Autobahnen wird das Netz immer besser. Außerdem werden die Akkus auch immer größer und reisetauglicher. Von daher sehe ich dort keine großen Hindernisse mehr. Anders ist es im Alltag. Wer zuhause laden kann, ist fein raus. Das ist meiner Ansicht nach sogar bequemer als einen Verbrenner zu tanken. Doch wer nicht zuhause laden kann, ist auf das öffentliche Ladenetz angewiesen und dafür muss es Lösungen geben - für jeden. Bei manchen sieht es schon gar nicht so übel aus und die Situation ist durchaus alltagstauglich, aber noch ein großer Teil hat es schwer umzusteigen auf E-Mobilität, weil es mit dem Laden im Alltag zu umständlich ist. Gute Lösungen müssen auch bequem sein, denn Zeit ist Geld. Wer will schon regelmäßig in der Pampa im Auto am Handy rumsitzen oder spazieren gehen bis es voll ist?
Jetzt ergeben sich zwei Möglichkeiten: Mit niedriger Ladeleistung bis max. 22 kW in Wohnungsnähe/Arbeitsnähe laden oder mit höherer DC-Ladeleistung an Orten, die man gelegentlich besucht, wie z.B. in der City, im Einkaufscenter, Baumärkten oder an Supermärkten. Hamburg hat schon ein recht gutes AC-Netz mit 22 kW und nur 27 Ct./kWh, aber viele Autos können nicht 22 kW laden, sondern nur 11 kW oder noch weniger. DC bieten die meisten E-Autos schon 50 kW (bis maximal 270 kW).
Für wen ist das AC-Laden ideal? Autos mit 22 kW AC und geringem Verbrauch können mit AC auch ohne Nachtladen klarkommen, wenn die Ladesäulen an Plätzen stehen, wo die Zeit sinnvoll genutzt werden kann. Das sind eigentlich nur Smart und Renault. Ein E-Tron kann zwar optional auch 22 kW laden, aber bei dem Verbrauch müsste er auch entsprechend länger stehen. Die Chance 22 kW-Ladesäulen passend zu finden, ist vergleichsweise gut, denn sie sind viel günstiger aufzustellen als DC-Ladesäulen und haben daher eine wesentlich größere Verbreitung. Wer nur 11 kW laden kann, muss dann schon doppelt so lange stehen. Mit dem Smart stehe ich zum Nachladen von z.B. 75 km rund 30 Minuten. Ein Zoe mit 52 kWh netto kann in 2 h Shoppen schon 200 bis 250 km laden, was bei vielen Leuten fast eine Woche reicht. Ein ID.3 mit 77 kWh-Akku müsste an AC-Ladesäule mit 11 kW satte 7 h laden, um dann für gut 500 km im Citybereich gerüstet zu sein. Natürlich kann man das auch auf mehrere Ladevorgänge verteilen, aber es ist doch viel Ladezeit und diese kann über das sinnvoll nutzbare Maß hinausgehen. Wirklich warten zu müssen ist dann schon doof und nicht mehr praktisch. Von daher würde ich beim ID.3 im Alltag eher nur dann AC laden, wenn es sich geradezu anbietet und man eh dort parken würde.
Wer ist mit DC-Laden gut bedient? Unter 1C kann man i.A. schon regelmäßig laden, ohne dem Akku Schaden zuzufügen. Mit 2C oder gar mehr sollte man dem Akku nicht so oft belasten. Bei einem Akku mit >50 kWh netto sind 1C 50 kW Ladeleistung. Vorteilhaft ist also ein großer Akku, denn er ist mit höherer Ladeleistung bedenkenlos ladbar und zum anderen braucht man seltener laden. Ein 77 kWh-Akku des ID.3 hat nach WLTP ca. 550 km Reichweite. Wer größtenteils in der City und Landstraße fährt, erreicht diese Reichweite auch zumindest im Sommer etwa. Im Winter kann man 10 bis 20% abziehen. Mit 50 kW dauert es von 20 % bis zu empfehlenswerten 80% am 77er Akku des ID.3 etwa eine Stunde (46 kWh). Damit bekommt man rund 200 bis 250 km im universellen Alltag rein oder im City-Alltag bis zu 300 km.
Eine Mischung aus AC und DC im Alltag kann schon jetzt sinnvoll sein und gut funktionieren. Dies hängt dann von der persönlichen Situation ab.
Trotzdem: Hier in Hamburg ist das Ladenetz im Vergleich zum übrigen Deutschland schon recht gut und dennoch ist es in relativ vielen Fällen noch nicht wirklich laternenparkertauglich. Also es braucht noch mehr AC-Ladesäulen, möglichst alle 100 m und dichter (je nach E-Auto-Verbreitung), wobei auch mehr Autos 22 kW laden können sollten, und vor allem braucht es auch im Citybereich mehr DC-Ladesäulen. Ich halte auch im Citybereich mehr als 100 kW-Ladesäulen für sinnvoll und wichtig, damit man in ungeplanten Situationen schnell Kilometer reinbekommt.
Wie geht es nun weiter? Ich weiß nicht, wie die Städte planen, aber ich hoffe, man vergisst nicht, auch in Citys schnelle Lader aufzustellen. Ein City-Ladepark in Einkaufscenter-Nähe mit DC 50 kW und auch über 100 kW wäre ideal. Und wichtig ist auch, dass man auch ohne Verträge (wie Ionity) zu vernünftigen Preisen laden kann. Da sollte der Bund ein Auge drauf haben, dass es da keine Auswüchse gibt. Die oft geforderte Transparenz gibt es noch lange nicht. Ich würde mir Preise an Ladesäulen wünschen, wie es bei Tankstellen üblich ist. Und selbstverständlich sollten Probleme mit der Akzeptanz von Ladekarten (habe ich zum Glück noch nie gehabt, gibt es aber) der Vergangenheit angehören.
Ich möchte hier insbesondere aktuelle E-Auto-Laternenparker um ihre Erfahrungen bitten. Welche Lösungen haltet ihr für praktisch? Welche Wünsche habt ihr? Bitte verlegt die Diskussion nicht zu sehr auf die Machbarkeit des Stromnetzes. Diese Aufgabe müssen andere lösen.
Edit: Im Wesentlichen geht es für mich um die Frage, ob es für Laternenparker besser ist mit sehr vielen AC-Ladesäulen oder mit DC-City-Ladeparks. j.
PS: Zu innerstädtischen Ladeparks hat hier jemand mal ein Video gemacht: https://www.youtube.com/watch?v=YFnBl7ZB4l0 |
Mon Oct 12 03:13:38 CEST 2020 | Schwarzwald4motion
Klingt schon etwas arg theatralisch, und es ist ja auch noch etwas Zeit. Das beste für die Umwelt er ist seinen alten Kübel runter zu fahren bevor man sich was neues angeschafft.
Asozial gegenüber der Gesellschaft wäre es sicherlich weiterhin einen Stinker zu wollen obwohl es auch anders ginge, und mit kleinen Einschränkungen wird es das!
Aber das alles sollte man nicht zu hoch hängen, denn übrigens gäbe da doch genug andere potentielle Sünden wie: fliegen heizen klimatisieren konsumieren...
Mon Oct 12 17:48:29 CEST 2020 | notting
Das bezweifle ich. Schon jetzt findet man kaum Elektriker die einem überhaupt ein Angebot für CEE-Steckdosen in der Garage machen, siehe mein Blog. Viele Handwerker sind trotz (oder wegen?) Corona stark ausgelastet. Zumindest einer hat mir geantwortet, dass er keine Zeit hat. Die anderen haben mir garnicht geantwortet.
Außerdem wird es noch viele Jahr so sein, dass das Recht auf eine Lademöglichkeit für div. Wohnungen nicht durchsetzbar ist, weil unzumutbar wenn dadurch der Bestandsschutz für die Anlage entfällt und _alles_ erneuert werden muss und damit die Geschichte extrem teuer wird.
Selbst wenn es formal klappt, wer sagt, dass die Anschlussleistung reicht, gerade in größeren MFH, Lastmanagement hin oder her?
Der Trend ist IMHO zwar auch netzseitig Lastmanagement zu machen. Aber das wird in der Hauptsachte dafür verwendet werden um mit möglichst geringen Investitionen in die Leitungen möglichst viele kWh verkaufen zu können.
Außerdem braucht man immer Reserven. Stell dir vor, ein Arbeitgeber fällt als Lademöglichkeit für viele seiner Angestellten plötzl. weg. Z. B. wegen Corona-Home-Office, Pleite, ...
Klar, sie müssen weniger pendeln. Aber irgendwo muss man auch für Einkaufsfahrten & Co. laden (bei uns hat kein Supermarkt eine Lademöglichkeit). Ggf. kommen sogar noch Bewerbungsgespräche dazu. Auch ich musste schon ca. 280km an einem Tag fahren für ein Bewerbungsgespräch für eine Stelle die nur 80km von mir entfernt ist.
Öffentl. Laden ist zudem meist sauteuer. Meist zahlst du mehr als für den Haushaltsstrom selbst wenn man ohne Boni vergleicht (gegen die Boni-Abgreifer wird immer stärker vorgegangen) inkl. auf die kWh umgelegter Grundgebühr <0,28EUR/kWh. Damit du öffentl. für 0,28-0,29EUR/kWh laden kannst, musst du meist in irgendeiner Form zusätzl. Grundgebühr bezahlen. Z. B. bei Maingau ggf. mehr für Haushaltsstrom/-gas bezahlen als bei der Konkurrenz. Oder bei EnBW max. 5EUR/Monat oder du hast die Grundgebühr beim Autokauf oder beim Automobilclub mitbezahlt.
Und versuche mal ein BEV mit einer offiziellen Anhängelast ab Werk von sagen wir mind. 0,5t und/oder in kompatibel zu 2 Pedelecs auf Fahrradträgern zu bekommen. Das wird teuer. Z. B. ist das Tesla Model 3 zwar ab Werk mit AHK/AH-Last verfügbar. Steht aber dabei, dass es nicht nachrüstbar ist. Viele können sich nur Gebrauchte leisten. Bzw. früher konnte man fast an allen Fahrzeugen AHK nachrüsten, wenn sie denn eine AH-Last ab Werk haben. Das haben typ. Brot-und-Butter-Verbrenner meisten. Typ. Brot-und-Butter-BEV aber recht selten.
Einerseits nicht falsch, andererseits ist es auch Resourcen-Verschwendung wenn z. B. wg. zu wenig heizen die Bude verschimmelt -> Gesundheitsgefahr + auch energieaufwändige Sanierung.
notting
Mon Oct 12 20:14:23 CEST 2020 | Schwarzwald4motion
Du findest auch überall das Haar in der Suppe, natürlich setze ich fachgerechten Umgang Voraus.
Mon Oct 12 20:22:27 CEST 2020 | Antriebswelle133378
Der Staat richtet sich nach dem Gemeinwohl. Das ist eine Mehrheit, es meint nicht das Wohl jedes einzelnen. Ganz im Gegenteil, ist stets die Güterabwägung Gemeinwohl gegen Wohl des Einzelnen.
Die Leitplanken in der EU und in Deutschland sind gesetzt: das lokal emissionsfreie Auto soll der Nachfolger des Verbrenner-Autos werden. Und der Schlachtplan steht: erst wird gefördert, dann wird beobachtet, dann wird bestraft. Kennen wir vom Heizkessel: erst wurden effizientere Systeme gefördert, dann wurde das Meldewesen verschärft, dann wurden die Austauschverweigerer bestraft. Das gleiche läuft gerade beim Kaminofen. Mein Nachbar darf demnächst seinen Baumarkt-Kaminofen wegschmeißen und einen neuen kaufen, weil er die Feinstaub Grenzwerte nicht erfüllt.
Es ist übrigens kein Grundrecht einen eigenen PKW zu besitzen. Jedenfalls ist es vom Staat nicht asozial, den Elektro-Verweigerer zu bestrafen, sondern sozial, weil sozial auf die Gesellschaft bezogen bedeutet, also auf die Mehrheit mit einem Wertekanon bezogen. Die Mehrheit möchte mittelfristig keine stinkenden, lärmenden PKW mehr. Eher solltest du dich fragen, warum du diesen Wertekanon nicht teilst, vielleicht liegt daran darin auch eine Antwort auf deine offenbar wirtschaftlich weniger erfolgreiche Existenz?
Mon Oct 12 20:25:25 CEST 2020 | notting
Nein, ich kriege leider zu häufig mit, wo sowas wie die Umsetzungsvorschläge für
mit der Lebensrealität eines Normalbürgers wenig zutun hat.
notting
Mon Oct 12 20:30:02 CEST 2020 | Schwarzwald4motion
Es geht halt nicht immer anders drum habe ich das „obwohl“ markiert, was ist daran so schwer zu verstehen
Mon Oct 12 20:43:08 CEST 2020 | pcAndre
Morgen...!
Mittlerweile gibt's eine AHK für den e-up [1] zum nachrüsten mit folgenden Daten:
Anhängelast: max.750 kg bis 8% Steigung und 500kg bis 12% Steigung gebremst
Anhängelast: 500kg ungebremst
Es tut sich also was!
MfG André
[1] https://www.misterdotcom.de/produkte/vw-up/276/anhaengerkupplung-vw-up
Mon Oct 12 20:47:14 CEST 2020 | notting
Er hat trotzdem keine offizielle Anhängelast, sprich potenzielles Problem bei Garantie/Kulanz.
notting
Mon Oct 12 20:55:29 CEST 2020 | Brot-Herr
Ich bin als Erwerbsunfähigkeitsrentner wirtschaftlich nicht erfolgreich, das stimmt. Ich war letztes Jahr schon froh, daß ich genug Geld für einen damals 9 Jahre alten Toyota Prius hatte.
Ich finde elektrisches Fahren schon toll. Aber es kommt ja zu meiner Erwerbsunfähigkeit und den daraus resultierenden geringen finanziellen Mitteln noch dazu, daß es derzeit egal zu welchem Preis gar kein brauchbares Elektroauto zu kaufen gibt. Ich glaube nicht daran, daß in den nächsten 10 Jahren ein alltagstaugloches Elektroauto auf den Markt kommen wird. "Brauchbar" bedeutet in dem Kontext brauchbar für meine Umstände: Ich hätte die Möglichkeit, zu Hause zu laden und brauche etwa 300 km reale Reichweite. Das Auto muß groß genug sein, um die Familie und das Behindertenzubehör (Rollstuhl oder Rollator oder beides) zu transportieren. Ich muß das Auto mit diesem Behindertenzubehör beladen können (ebene Ladekante, möglichst flaches Fließheck oder fernbedienbare Heckklappe). Ich muß da einsteigen können, dazu sollte es eine möglichst tiefe Sitzposition haben. Die meisten "normalen" Kleinwagen sind mir schon zu hoch zum Einsteigen. Das Fahrzeug muß auch gut bedienbar sein. Ein Touchscreen ist schon ein Ausschlußkriterium, da ich dort die Funktionen nicht ertasten kann.
Tue Oct 13 10:50:17 CEST 2020 | Antriebswelle133378
Was sollen solche Beiträge? Das ist doch ganz simpler Angstmache ohne jeden Hintergrund. Das Antragsverfahren für die Hängerkupplung ist nicht ohne Beteiligung des VW Werkes geschehen. Denn sie wurden befragt, ob technische Gründe dagegen sprachen, so eine Lösung ab Werk anzubieten. Das wurde verneint.
Aber selbst ohne diesen Einwand: Welche Baugruppe wäre denn durch eine Hängerkupplung gefährdet? Motor und Getriebe ganz sicher nicht. Das Getriebe arbeitet ohne Wandler und Kupplung, der Motor stellt seine Höchstleistung nur für maximal 30 Sekunden bereit, fährt also auf Strecken stets nur mit halber Leistung. Und auch diese Höchstleistung ist in vielen Betriebszuständen gar nicht zur Verfügung, wie eine Anzeige im Tacho den Fahrer informiert. Von Drehzahl null an hat er dagegen 212 Nm zur Verfügung, das ist gigantisch.
Deine körperliche Verfassung tut mir leid. Aber das Anforderungsprofil, das du aufstellst, scheint mir überzogen. Da wundert mich, dass der Prius das erfüllt. Das ist ja kein praktisches Auto. Aber es wird nichts daran ändern, dass bei Zufahrtsbeschränkungen für Verbrenner mittelfristig völlig zu Recht keine Ausnahmen für Gehbehinderte vorgesehen sind. Ich will jetzt nicht diskutieren, warum du als Nicht-Erwerbstätiger regelmäßig 300 km fahren musst. Aber die Verkehrswende und die Energiewende wird man nur erreichen, wenn viele von uns teilweise lieb gewonnene Ansprüche zurücknehmen. Das ist die Leitidee der Gesellschaft und damit der Politik.
Tue Oct 13 16:33:34 CEST 2020 | notting
Wieso schreibst das nicht gleich dazu? Aber...
... wo garantiert VW dass es dadurch keine Probleme bzgl. Garantie/Kulanz geben wird? Wenn's teuer wird sind auch Autohändler um keine Ausrede verlegen.
BTW: https://www.auto-motor-und-sport.de/.../
Kann also je nach Modell durchaus doch Probleme geben die gegen eine (größere) Zuglast sprechen.
notting
Tue Oct 13 17:06:37 CEST 2020 | Antriebswelle133378
Du kennst die Karosseriestruktur des e-up? Ich kenne sie, weil ich die internen Dokumente SS527 VW und SSP 175 Seat besitze. Die ist diametral anders als bei BMW. Karosserie und Chassis bilden beim e-up eine Einheit, die unten „eingebeult“ ist, damit der Akku untergeschraubt werden kann. Der Akku ist also nicht Teil der Struktur. Als Fronttriebler mit klassischem Drivetrain vorne, ist auch die Achslastverteilung nicht kritisch zu sehen.
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