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Thu Feb 25 02:43:22 CET 2021    |    jennss    |    Kommentare (126)

Wie gefällt euch der Ioniq 5?

Im Mai 2019 schrieb ich mal einen Artikel mit der Frage, ob der ID.3 ein Gamechanger ist. Heute denke ich: Ja, ist er. Kein anderes E-Auto bietet mehr Reichweite für das Geld und er bringt damit den Wechsel zur reinen E-Plattform mit Hinterradantrieb in die Masse. Als echte Gamechanger sehe ich auch Model S und Model 3 von Tesla, jeweils zu ihrem Erscheinungsdatum und aus verschiedenen Gründen, sowie den Porsche Taycan. Sie alle brachten wertvolle Fortschritte für die Elektromobilität.

 

Der nächste Gamechanger

 

Der Hyundai Ioniq 5 geht noch einen Schritt weiter: Er hat nicht nur eine reine E-Plattform, sondern führt auch noch die 800 V-Technik, die mit guter Akkuklimatisierung ein sehr schnelles Laden erlaubt, in der Mittelklasse ein. Preislich liegt er bei der Hälfte (41900 €) eines Taycan (83520 €), welcher als erster die 800 V-Technik eingeführt hat, die sicherlich eine große Zukunft hat. Dabei bietet der Ioniq 5 ein Ladetempo, das sogar noch einen Tick über dem vom Taycan liegen soll: 18 Minuten von 10 - 80% sind einschließlich Topklasse ungeschlagen. Das liegt auch daran, dass die Akkus etwas kleiner sind als beim Taycan, aber ähnlich viel kWh pro Zeit reinbekommen. Beim Ioniq 5 kann man davon ausgehen, dass er eine starke Klimatisierung bietet und damit vermutlich auch eine hohe Dauerleistung. Ein ID.3 lädt 5-80% in 35 Minuten, was doch beträchtlich länger ist, ein Model 3 Longrange am Supercharger V3 liegt mit 0-80% in etwa 25 Minuten bei 400 V-Technik schon nah dran.

 

Das 800 V-Ladenetz von Ionity liefert bereits jetzt fast schon wie die Supercharger eine brauchbare Abdeckung an Autobahnen, jedoch noch nicht in Städten. Vorteil der Supercharger ist die Vernetzung mit den Teslas. Dafür hat Ionity kein Powersharing wie die Supercharger, d.h. selbst der letzte Fahrer bekommt noch die maximal mögliche Leistung, während man bei Tesla an der letzten freien Ladesäule die A-Karte mit weniger Ladeleistung gezogen hat ;).

Edit: Es gibt noch weitere Anbieter von HPC-Ladesäulen (HighPowerCharging), welche auch 800 V einschließen (bis max. ca. 920 V). Einige wie z.B. von EnBW sind schon in Stadtgebieten vertreten.

 

Ich bin der Ansicht, dass starkes Laden nicht unbedingt sonderlich schädlich für einen Akku ist. Es kommt drauf an, wie man es macht. Ich erinnere mich an mein erstes Handy mit Schnellladung (schaltet bei entsprechendem Ladegerät von 5V auf 9V um), das Samsung S6. Ich habe es etwa 1 Jahr behalten und dann weiterverkauft. Dabei war schon eindeutig ein Kapazitätsverlust zu bemerken. Wir haben jetzt in der Familie drei Huaweis, die noch deutlich schneller laden können. Nach 2 Jahren sind noch keine klaren Kapazitätsverluste auffällig, denn Huawei hat die Schnellladetechnik perfekt im Griff, obwohl mein Mate 20 Pro sicher schon über 1000 Zyklen runter hat. Dabei lade ich fast immer schnell mit Originalladegerät (40 Watt). Ich habe auch noch eine alte Nikon D600, deren Akkus nach 8 Jahren noch ok. sind. Man kann sie nur am Originalladegerät laden und damit sind sie immer ziemlich schnell voll (3/4 h? Habe ich nicht gemessen). Was ich sagen will: Ich denke, Schnellladen kann man durchaus im Alltag machen, also als "Laternenparker" ohne häusliche Lademöglichkeit, und dafür ist der Ioniq 5 perfekt - wenn denn die 800 V-Schnelllader sich noch in den Citys verbreiten. Er lädt bis 80% fast so schnell wie man einen Verbrenner tankt (inkl. bezahlen an der Kasse mit Schlange ;)), wobei der Verbrenner dann allerdings noch mehr Kilometer reinbekommt.

 

Ich schätze die 800 V-Technik sehr zukunftsträchtig ein, genauso wie eine reine E-Plattform, denn das extreme Schnellladen nimmt den E-Auto-Gegnern den Wind aus den Segeln, ähnlich wie die E-Plattform, die die Preise auf ein neues Level führte (ID.3 mit 426 km WLTP-Reichweite für 34995 € abzgl. Umweltprämie, sowie 549 km für 41995 €). Wie entscheidend die 800 V-Technik ihre Vorzüge ausspielen kann, hängt im Wesentlichen vom Einsatzbereich ab, d.h. wie oft man sie nutzen wird.

 

Der Ioniq hat folgende Daten (ohne Gewähr):

Länge 4,635 m

Breite 1,890 m

Höhe 1,605 m

Radstand 3,0 m (mehr als ein Taycan mit 2,9 m)

Wendekreis ? (da bin ich gespannt, ob die 2WD-Version einen kleineren hat)

Kofferraum 531 l. hinten plus vorne 57 l. (2WD) bzw. 24 l. (4WD)

Zuglast 1600 kg (4WD)

 

58 kWh 2WD: 170 PS, 8,5 s. auf 100 (ab 41900 €, rechnerisch ca. 380 km nach WLTP)

58 kWh 4WD: 235 PS, 6,1 s. auf 100

72,6 kWh 2WD: 217 PS, 7,4 s. auf 100 (470-480 km nach WLTP)

72,6 kWh 4WD: 305 PS, 5,2 s. auf 100 (Startversion 59550 €)

 

Daten und Bilder findet man hier. Die genauen Ausstattungen sind noch nicht klar.

 

Welche E-Autos werden mit dem Ioniq 5 jetzt angegriffen?

 

An erster Stelle stehen sicher ID.4 und Skoda Enyaq. Der ID.3 rettet sich über die Kompaktheit (fast 40 cm kürzer) und die Preisklasse vor dem Ioniq-Angriff. Ich sehe ihn damit noch etwas mehr als Auto für die Masse. Das Model 3 StandardRange Plus wird auch mit den günstigeren Varianten des Ioniq 5 konkurrieren, bietet aber mehr Power.

 

Ich denke, auf den Bildern sieht man immer die Top-Version "Project 45" (so hieß der Prototyp). Sie fordert mit über 300 PS gleich einige E-Autos heraus, wie z.B. BMW iX3, Mercedes EQC, Volvo XC40 P8, Polestar 2, Audi E-tron 50, Ford Mustang Mach E, Toyota Mirai 2, Tesla Model 3 Performance, Model Y LongRange, Skoda Enyaq und VW ID.4 Max oder auch der wohl im April kommende ID.4 GTX (306 PS Allrad). Von diesen haben übrigens nur Tesla und VW/Skoda eine reine E-Plattform (Mirai mit Brennstoffzelle mal ausgenommen).

 

Wenn man die Ladezeit an den Autobahn-Ladesäulen nicht als wesentliches Kriterium betrachtet, sind die anderen durchaus konkurrenzfähig. Da bietet jeder seine eigenen Vorzüge. Der Ioniq 5 ist aber schon ein rundes Paket. Betrachtet man die schnelle Ladefähigkeit als Ersatz für einen großen Akku, dann ist sie auch umweltfreundlicher, da der CO2-Rucksack aus der Produktion kleiner ist.

 

Die eigenen E-Autos von Hyundai (Kona Elektro sowie Schwester-Auto Kia e-Niro) haben aktuell Probleme mit der Akku-Sicherheit (Rückruf) und so kommt die Vorstellung des Ioniq 5 jetzt ganz gelegen, um wieder für positive Schlagzeilen zu sorgen.

 

Interessant finde ich beim Ioniq 5 übrigens auch, dass er beim Cockpit einen recht kahlen Stil wählt, ähnlich wie beim ID.3 und BMW i3 ohne genutzten Bereich zwischen Armaturenbrett und dem Teil zwischen den Sitzen. Es scheint ein Trend zu werden. Daran sieht man auch mal wieder, wie fortschrittlich der i3 damals schon war. Leider hat BMW beim Fortschritt dann nicht nachgesetzt, aber es wird wohl bald einen i4 geben. Hyundai hat den Innenraum sehr flexibl gestaltet und erstmals eine vorne verschiebbare Mittelkonsole zwischen den Sitzen gebaut. Die Rücksitze lassen sich verschieben und die vorderen Sitze weit nach hinten klappen, wobei es noch eine ausfahrende Wadenstütze gibt.

 

Ähnlich wie beim Honda e hat auch der Ioniq 5 eine 230 V-Steckdose, jedoch mit starken 3,6 kW Leistung. Damit kann man andere E-Autos notfalls schneller laden als beim Honda e (1,4 kW).

 

Interessant wird noch sein, wie weit Hyundai auf dem Weg zum Autonomen Fahren ist, auch wenn ich das eher für einen Wettkampf der Hersteller als für ein wichtiges Feature halte. Aber da gibt es ja ganz unterschiedliche Ansichten.

 

Wie findet ihr das Design des Ioniq 5? Mir gefällt es, auch wenn ich den Ioniq 5 etwas kompakter erhofft habe. Einen Tick erinnert mich die glatte Seite an den ersten Seat Ibiza von Giugiaro. Das Leuchtendesign (heutzutage sehr wichtig) des Ioniq 5 gefällt mir ausgesprochen gut und gibt ihm ein eigenes Aussehen.

 

Heute um 10 Uhr startet übrigens die Online-Reservierung für das Start-Modell "Project 45". Das erste Foto ist von der Hyundai-Homepage, die anderen habe ich auf der IAA 2019 geschossen (Prototyp).

j.

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Tue Apr 13 17:26:19 CEST 2021    |    FWebe

Zitat:

@ballex schrieb am 13. April 2021 um 15:28:23 Uhr:

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis alle Hersteller Veränderungen OTA vornehmen, die über das Infotainment hinausgehen. Und wir wollen auch nicht verschweigen, dass das in den meisten Fällen auch für den Kunden positive Veränderungen mit sich bringen kann (Freigabe von mehr Kapazität, Effizienzsteigerungen durch angepasste Motoransteuerung, Beschleunigungs-Upgrades, etc...). Hyundai möchte beim Ioniq 5 - was ich bisher so gelesen habe - auch in diese Richtung gehen.

Ich sehe in den aufgelisteten Sache jetzt nicht wirklich interessante Punkte, die das System rechtfertigen. Bei zu großen Abweichungen bzgl. des Antriebs muss z. B. sowieso alles neu zertifiziert werden, womit man sich davon nichts wirklich großes versprechen kann, ganz abgesehen davon, dass es auch umgekehrt eher für eine schlechte Entwicklung spricht, wenn aus der gleichen Hardware plötzlich mehr rausgeholt werden kann.

 

Mich interessiert da ehrlich gesagt eher, wer nach 10 Jahren (Stichwort Ersatzteileversorgung) noch Sicherheitsupdates anbietet, um das Fahrzeug vor fremden OTA-Zugriffen zu schützen.

Tue Apr 13 18:17:08 CEST 2021    |    ballex

Zitat:

@FWebe schrieb am 13. April 2021 um 17:26:19 Uhr:

Ich sehe in den aufgelisteten Sache jetzt nicht wirklich interessante Punkte, die das System rechtfertigen.

Das mag für dich zutreffen, ich finde es hingegen schon ganz schön weniger zu verbrauchen, mehr Reichweite zu erhalten oder Updates z.B. zu neuen Dateiformaten oder neu auswählbare Musikstreaming-Anbieter für das Infotainment zu bekommen. Darf natürlich jeder sehen wie er möchte, schaut man allerdings hier in die diversen Foren auf Motor-Talk, scheint das für viele Nutzer ein gewünschtes Feature zu sein, die Themen mit (OTA-)Software-Updates gibt's mittlerweile fast überall.

 

Und Optimierung am bestehenden Produkt ist aus meiner Sicht auch keine schlechte Entwicklungsarbeit, wenn im Laufe des Produktions-/Lebenszyklus des Fahrzeugs Optimierungspotenzial festgestellt und das auch an den Bestandskunden weitergegeben wird - bei Herstellern die das nicht anbieten, muss das neue Modelljahr oder gleich das Nachfolgemodell gekauft werden, denn in diesem Umfang ist das nur OTA möglich, die Ressourcenbindung in der Werkstatt sonst zu hoch.

Und klar, das Thema schließt so etwas wie die angesprochenen Sicherheitsupdates ja auch mit ein. Gerade bei vernetzten Fahrzeugen, wie sie immer stärker verbreitet sein werden, definitiv ein wichtiger Punkt, sehe ich auch so.

Tue Apr 13 19:17:22 CEST 2021    |    kappa9

also bei unserem i3 wurde bei zwei Systemupdates (nicht ota - ist aber am Ende das Ergebnis betreffend kein Unterschied) gemacht. Beide Updates brachten deutliche Verschlechterungen auf die der Kunde keinen Einfluss hat.

 

In bester Fahrzeugherstellermanier: Keine Kommunikation, keine Dokumentation, keine Bugfix-Liste, keine Versionsinfos, kein Hinweis vor dem Update auf die Verschlechterungen.

Verschlechterungen waren unter anderem zwei mal deutliche Verlangsamung der Beschleunigung aus dem Stand (vermutlich aus Gründen der Materialschonung), Verschlechterung der Reku-Leistung und Verzögerung des Aufbaues der Reku-Leistung (statt es wenigstens auswählbar zu machen) und vieles mehr.

Soviel zum Thema Updates...

 

Wenn so etwas in Zukunft nun ota ohne mein Einverständnis eigenmächtig vom Hersteller durchgeführt wird, habe ich Zweifel, ob ich mit dem Kaufpreis noch Eigentum, oder lediglich eingeschränktes Nutzungsrecht erworben habe. Dieser Aspekt sollte nicht unterschätzt werden - besonders bei den sog. "Gamechangern"

Tue Apr 13 19:21:19 CEST 2021    |    ballex

Das ist natürlich blöd, spricht aber nicht grundlegend gegen den Nutzen von Produktaktualisierungen. Versionsinfos gehören natürlich gegenüber dem Kunden kommuniziert.

Tue Apr 13 19:24:36 CEST 2021    |    kappa9

Zitat:

@ballex schrieb am 13. April 2021 um 19:21:19 Uhr:

Das ist natürlich blöd, spricht aber nicht grundlegend Gegen die Nützlichkeit von Produktaktualisierungen. Versionsinfos gehören natürlich gegenüber dem Kunden kommuniziert.

Da stimme ich Dir zu.

Leider besonders bei den Auto-Herstellern nicht üblich wie in der Software.- und PC Industrie.

Ich habe auch nicht gegen Verbesserungen und schon gar nicht gegen neueste Technologie.

Mir stößt es lediglich auf, wenn das zum Nachteil des Kunden ausgenutzt wird. Wenn andere User Abo-Autos (oder teuer gekaufte Autos, die ohne Abo nicht mehr zu gebrauchen sind) haben wollen, ist das okay. Ich mag das für mich nicht.

Fri Oct 15 14:00:37 CEST 2021    |    JürgenS60D5

Ich bin den Ioniq 5 jetzt Probe gefahren. Gäbe es nicht die dt Auto-Brille: ich würde schwarz sehen für die dt. Industrie. Das Auto hat alles, was man sich so als "Otto-Normalo" so wünscht. Tolles Auto.

Fri Oct 15 16:08:58 CEST 2021    |    notting

Zitat:

@JürgenS60D5 schrieb am 15. Oktober 2021 um 14:00:37 Uhr:

Ich bin den Ioniq 5 jetzt Probe gefahren. Gäbe es nicht die dt Auto-Brille: ich würde schwarz sehen für die dt. Industrie. Das Auto hat alles, was man sich so als "Otto-Normalo" so wünscht. Tolles Auto.

Mir ist er zu groß. Und IIRC in meiner Wunsch-Konfig viel zu teuer. Der Kia EV6 ist billiger. Aber nur weil der Bedarf nach den 3,6kW V2L geweckt wurde :-)

Das Service-Netz nicht ganz so gut wie z. B. von Renault oder VW/Audi. Das würde mich am ehesten davon abhalten ihn zu kaufen, wenn z. B. die Größe besser passen würde und das mit der Mehr-Reichweite pro Ladezeit und der Anhängelast dort mind. genauso gut wäre

 

notting

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