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Ernst.Becker

Blog vonErnst.Becker

Mon Dec 19 11:06:52 CET 2022    |    Ernst.Becker    |    Kommentare (1)

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Vorgeschichte

Vor vielen Jahren hatte ich die Idee, nach einem Mercedes Coupé mal einen Porsche zu fahren. Auf meine Bitte nach einer Probefahrt mit einem 911er Cabrio fragte der Verkäufer „vormittags oder nachmittags?“ Ich antwortete „am Wochenende.“ Nein, das ginge ja überhaupt nicht, meinte der Verkäufer. Auf meinen Hinweis, dass ich einen 300 SL von Mercedes über Sonnabend und Sonntag gehabt hätte, ging es dann doch. Schönes Wetter und das tolle Auto bescherten uns nur insoweit eingeschränktes Fahrvergnügen, als wir Westberlin nicht verlassen durften. Das war damals noch so. Danach sprachen wir über die finanzielle Seite des Vergnügens. Meine Frage nach einem Journalistenrabatt bei Vorlage meines Presseausweises wurde damit beantwortet, dass Mercedes so etwas vielleicht nötig hätte, Porsche nicht. Etwa ein halbes Jahr später las ich, dass Porsche Kurzarbeit angemeldet habe. Mein Bedauern hielt sich in Grenzen.

 

Mercedes Roadster

So startete ich in ein langjähriges Fahrvergnügen mit zwei Mercedes 300 SL. Erst mit dem letzten Klassiker, Typ 107, und danach mit dem neuen 129er.

 

Touareg

In dieser Zeit machten sich die ersten altersbedingten Zipperlein bei uns bemerkbar. Auch wenn man es nur ungern zugibt, das Ein- und Aussteigen wurde beim Roadster immer beschwerlicher. Da erschien bei VW der Touareg im Programm. Gute Beziehungen nach Wolfsburg bescherten mir einen Ostermontag mit einem sauflustigen Touareg in der Lüneburger Heide. Der bequeme Einstieg und die gute Übersicht aus hoher Sitzposition begeisterten sofort. Doch eine Anschaffung kam erst zu Stande, als VW sich bei AUDI im Motoren-Sortiment bediente und den V6 TDI in den Touareg einbaute. Ein toller, zugkräftiger Motor in einem bequemen Auto. Böse Menschen warfen mir plötzlich Umweltfrefel vor. Man fahre keinen Sprit fressenden SUV. Wo bitte liegt der Unterschied?

12 Liter Super beim SL gegen 12,5 Liter Diesel beim Touareg. Ich musste lernen mit den Anfeindungen zu leben, während ich das tolle Auto genossen habe.

 

Porsche Macan S

Nach 12 Jahren sollte mal wieder etwas Neues in die Garage. Vielleicht nicht so sehr das Lieferwagen-Design sondern mehr die Ansicht eines Pkw. Da kam es mir gerade Recht, dass Porsche in den hübschen Macan just den beliebten V6 TDI-Motor aus dem AUDI-Regal einbaute. Noch etwas mehr Leistung und deutlich weniger Verbrauch. Das konnte nur gut sein.

 

Zu dieser Zeit hat VW mit seinen Betrügereien den Diesel-Skandal losgetreten. Auch der V6 TDI von AUDI sollte davon betroffen sein. Also doch lieber vom Kaufvertrag zurücktreten. Das wollte Porsche aber nicht. Man versicherte mir schriftlich, „Eine Nachbesserung, ein Softwareupdate oder anderweitige Maßnahmen an dem Modell sind nicht erforderlich oder ausstehend.“ Sechzehn Monate später bekam ich dann mit der Rückrufaktion AJ07 die Aufforderung zu einem Werkstattbesuch, da „ein Software-Update am Motorsteuergerät vorgenommen werden muss.“ Ich teilte Porsche mit, dass ich mich betrogen fühlte und schlug vier Alternativen zum Ausgleich des Betruges vor. Porsche hat es nicht für nötig befunden, einem betrogenen Kunden zu antworten. So kam es schließlich zur Klage gegen Porsche. Die Anwälte tauschten insgesamt 395 Druckseiten an Argumenten aus. Zum Beispiel, dass niemand bei Porsche gewusst habe, dass der Motor unzulässig manipuliert war. Was ist denn das für eine Klitsche, in der niemand den Motor kennt der in das eigene Produkt eingebaut wird? So finde ich das Auto zwar gut aber die Firma, mit Verlaub gesagt, zum Kotzen. Eine Firma, der die Gerichte bestätigen, dass sie ihre Kunden aus Gewinnsucht sittenwidrig übers Ohr gehauen hat.

 

Der hübsche Macan mit dem tollen Motor und einem exzellenten Fahrverhalten kann jeden Fahrer begeistern, der nicht vorher einen Touareg gefahren hat. Im Vergleich mit dem Touareg fällt der Macan leider gewaltig ab. Es geht mit dem unbequemen Einstieg in ein enges Auto los und setzt sich mit fehlenden Ablagemöglichkeiten fort. Der Nutzwert des großen VW ist einfach besser. Dass die Bremsen quietschen muss man laut Porsche als normal hinnehmen. Mir ist es peinlich, wenn ich die Fußgänger am Zebrastreifen erschrecke. Im Fahrverhalten aber liegt die Stärke des Macan. Kurven nimmt er wesentlich gelassener als der höhere VW. Auch oberhalb von 200 km/h hat man ein absolut sicheres Fahrgefühl. Kurvenreiche Landstraßen machen da richtig Spaß. Beim Verbrauch zeigt sich, welches Entwicklungspotential der Motor noch hatte. Brauchte er im Touareg im Jahresdurchschnitt 12,5 Liter/100 km, so schluckt er im Macan trotz höherer Leistung dreieinhalb Liter weniger. Zum Teil liegt das sicher am geringeren Gewicht und besseren cw-Wert des Porsche. Die gefälligere Form des Karosseriehecks erkauft man sich allerdings mit erheblich stärkerer Verschmutzung als beim Touareg. Und woran erkennt man einen Macan-Fahrer? An den verschmutzten Hosenbeinen. Die Tür umfasst leider nicht den Schweller, und so bleibt es nicht aus, dass man beim Aussteigen daran entlang streift. Bei Regen oder Schneematsch höchst unangenehm.

 

Noch etwas zum Zündschloss: Traditionell sitzt das bei Porsche links. Beim Macan wird es mit einem hässlichen hervorstehenden Griff bedient. Ein simpler Start-/Stop-Knopf wäre besser gewesen. Und aus Gründen der Sicherheit sollte ein Zündschloss auch für einen Beifahrer erreichbar sein. So hätte sich der tragische Unfall eines Epileptikers vielleicht verhindern lassen, der mit seinem Macan in eine Menschenmenge gerast ist. Beim Touareg mit dem eleganten Knopf auf dem Mitteltunnel ist auch das besser gelöst.

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