Sun Oct 21 00:19:10 CEST 2012 | el lucero orgulloso | Kommentare (70)
Die Entwicklung von Mercedes aktuell u. in den letzten Jahren ist unter Beachtung des Anspruchs:Wir schreiben den 6. Oktober 2012.
Ich war mal wieder in der Mercedes-Niederlassung. Routinemäßig ging ich zunächst in die Gebrauchtwagenhalle und kam dort ungefähr genauso schnell raus wie sonst. Das einzige was meine Aufmerksamkeit erregte, war ein SL 280 der Baureihe R129, der seine schöne, kantige Formensprache, die in ein rubinrotes Blechkleid gegossen war, gegen alles Neuere, was sonst in der Halle stand, zu verteidigen versuchte. Ansonsten stand dort noch so das übliche, unzählige C-Klassen, mindestens genauso viele A-Klassen, eine R-Klasse und noch M-, S- und E-Klassen. Dazu noch natürlich in den üblichen Farbtönen, nämlich silber, grau und schwarz, was den zuvor zitierten R129 nochmals hervorhob.
Da mich das aber nicht mehr interessierte, ging ich also in den Neuwagenteil der Ausstellung. Dort weckten vor allem die neue A-Klasse und der taufrische CLS Shooting Brake mein Interesse, beides Autos, die auf den Fotos einen exzellenten Eindruck auf mich machen.
Auf der rechten Seite standen aber nochmals unzählige C-Klassen, alles Geschäftswagen, die zu attraktiven Konditionen an den Mann gebracht werden wollten. Aus Neugier setzte ich mich mal einfach mal in einen Wagen rein, da sein hellbraunes Interieur einen besonders gediegenen Eindruck auf mich machte. Was mich jedoch empfing, nämlich kein so allzu bequemer Sitz und keine außerordentlichen Platzverhältnisse für einen Mittelklassewagen(ich bin ca. 1,85m-1,86m groß) hielt mich nicht mehr in dem Wagen, was mich zu A-Klasse weiterwandern ließ. Auch wenn sie mir immer gut gefiel, war ich doch etwas skeptisch. Schmale Fensterlinie, recht kompakte Form, aber siehe da: Ich hatte mehr Platz als erwartet und die Instrumente leuchteten mich an. Sitz fix eingestellt und ab auf die Rückbank und auch dort das selbe Bild, nämlich mehr Platz als erwartet. Was mich jedoch von Anfang an nicht überzeugte, waren die im Innenraum verwendeten Kunststoffe. Die sahen aus, als würden sie allein vom angucken Kratzer bekommen.
Dann also, vorbei an Fahrschul-B-Klasse, irgendwelchen E-Klassen, bei denen man bei den Preisschildern das DM durch ein € ausgetauscht hat, die Zahl aber unverändert ließ, ging es zum CLS Shooting Brake. Das war an dem Tag der einzige Wagen, der zu überzeugen wusste. Die ersten Impressionen nach dem Einsteigen ließen mich feines Leder und eine angenehme Haptik der restlichen Materialien spüren. Erstmals wusste auch die Kopffreiheit eines CLS zu überzeugen, denn das erhöhte Dach ermöglicht auch mir entspanntes Sitzen.
Ziehen wir ein Fazit: In jeder Hinsicht graue Gebrauchtwagen, eine merkwürdige C-Klasse, eine ungewohnte A-Klasse, eine überteuerte E-Klasse und ein gelungener Shooting Brake. Alles in allem viele sich stark unterscheidende Autos, allerdings nicht nur von der Form her unterschiedlich, sondern komplett und völlig verschieden.
Wir schreiben den 13. Oktober 2012.
Ich verbrachte ich einige Zeit in unserer Garage, um unseren E 320 zu reinigen. Ich war ihn einfach nur in „pico-bello“ gewohnt und wollte, wie ich es gerne mache, ihn von innen wieder auf Vordermann bringen. Das bedeutete zunächst das übliche Herausnehmen der Fußmatten. Aber keine Sorge, ich werde jetzt nicht meine Prozedur des Fahrzeugreinigens näherbringen. Unvermeidbar ist jedoch zu sagen, dass man sich zum Putzen auch mal ins Auto setzen muss. Dass mir dieser Moment jedoch sogar ein Lächeln ins Gesicht zauberte, war so gar nicht beabsichtigt. Der Sitz des 18 Jahre alten und 292 000 Km gefahrenen 124ers schmeichelte meinen Körper. Jetzt hat er es noch mehr verdient, geputzt zu werden. Das fiel mir auch gar nicht schwer, da der Wagen aufgrund bester Materialien auch in dem Alter durchaus als pflegelicht zu bezeichnen ist. Doch ich hielt noch ein mal Inne und beobachtete die Formensprache. Alles so ruhig, alles so abgeklärt, alles so ergonomisch, alles so selbstverständlich, als wäre es nie anders gewesen und würde nie anders werden. Ich schaltete kurz das Radio an. Das hat sich als gefährlich herausgestellt, da es mir noch schwerer fiel, aus dem Wagen auszusteigen. Dennoch wienerte ich noch etwas, bis ich mich dann vom Benz und aus der Garage verabschiedete. Fazit: So stelle ich mir ein Auto vor. Danke.
Wir schreiben den "Dreifach goldenen Herbsttag" , 2011
Ein Tag, den ich so schnell nicht vergessen werde. Der Mercedes 219, mit welchem wir damals gefahren sind, war der Wahnsinn. Die alten Sitze, auf ihre Art unfassbar bequem, nein, gemütlich. Der Innenraum, ein Meisterwerk der Designerkunst. Die Jungs, die wussten, was sie vor irgendwas mit 60 Jahren da zeichneten und dann in die besten Materialien gossen. Der Dachhimmel war noch der erste, die Uhr wurde mit einer Feder aufgezogen, wobei der Fahrer immer darauf achtete, sie nicht zu überspannen. Sie sollte schließlich noch lange halten. Der Wagen hatte die 100 000 Km noch bei Weitem nicht erreicht. Die Instrumente beschränkten sich auf den Tacho, das Lenkrad beherbergte statt Airbag Hupring mit integrierter Blinkerbetätigung. Mir tat es weh, auszusteigen, doch wenn‘s am schönsten ist, sollte man ja aufhören. Fazit: Das war ein alter, echter Mercedes. Danke.
Doch halt, es ging noch weiter, denn ich durfte an dem Tag ja noch in einen weiteren Mercedes einsteigen. Den W202, den C 220 Diesel. Jetzt werden einige sagen: Das ist kein Mercedes mehr, der hat eine Blechqualität von einer Eierschale. Ja, es mag stimmen, dass die Fahrzeuge rostanfälliger sind, als sie es sein dürften. Wenn man jedoch einsteigt, sitzt man definitiv in einem echten Mercedes, auch wenn man den Stern abklebt. Die Menge an Holz, die vertraut geformten Schalter und Hebel, allen voran der von Zeitschriften getadelte und der von Fahrern gelobte Kombihebel, und nicht zuletzt ein sanft-weiches Fahrgefühl, auch nach weit weit über 300 000 Km sagen mir, ich sitze in einem Mercedes. Doch halt, hatten wir das nicht schonmal? Einige Zeilen drüber? Was von feinem Fahrgefühl und so? Es wäre weit gefehlt, würde ich die C-Klasse mit einem Mercedes-Benz der 50er Jahre vergleichen. Doch irgendwie... Wenn ich mich so umschaue... Da ist durchaus was dran?
Aber wie wäre das heute?
Ich lese Autotests, in denen der Mercedes her vom Fahrwerk her straffer deklariert wird als der BMW. Dabei war Komfort eine Mercedes-Domäne.
Ich lese von Zahnrädern im Motor, die nach keinen 100 000 Km für kapitale Motorschäden sorgen können. Dabei war Qualität eine Mercedes-Domäne.
Ich sehe mit eigenen Augen Innenräume, die vor Hartplastik strotzen und nunmal gar kein „Willkommen zu Hause“-Feeling verbreiten. Dabei war eine besonders gediegene Innenraum-Gestaltung eine Mercedes-Domäne.
Ich lese von fehlerhaften Injektoren bei Dieselmotoren, die Mercedes massenhaft austauschen musste. Dabei hielten die alten Ölmotoren früher Ewigkeiten und fahren heute noch zahlreich auf unseren Straßen bei hohen Km-Ständen zuverlässig.
Ich machte (wenn auch als Beifahrer) eine Probefahrt in einem Lexus und hatte schlagartig überhaupt keine Lust mehr, mich in einen vergleichbaren Mercedes, ja auch nur reinzusetzen. Dabei gab es früher gar keine Alternativen für einen Mercedes.
Ich fuhr einige Male in einem Porsche Panamera mit und musste sagen, dass der Wagen leiser war und mir die Federung besser gefiel, als in der aktuellen Mercedes S-Klasse, dem W221. Dabei war die S-Klasse früher der Maßstab für alle Luxus-Limousinen.
Ich schaue auf einen Taxistand und konstatiere, dass dort immer weniger Fahrzeuge von Mercedes-Benz stehen und die Anzahl der älteren Exemplare relativ konstant bleibt. Dabei war es für einen Taxifahrer früher gar keine Frage, mit welchem Auto er sich ausrüsten soll (meines Wissens nach betrug der Anteil an E-Klassen in den frühen 90ern über 90% aus, heute liegt der gesamte Mercedes-Anteil bei ganzen zwei Dritteln).
Ich lese in nahezu jeder Mercedes-Kaufberatung, man solle das Auto auf Rost überprüfen. Es ist kein Geheimnis, dass beispielsweise die A-Klasse ungewöhnlich schnell frappierend vor sich her blühte. Allerdings ist das nicht mal das einzige Beispiel. Dabei frage ich mich: Was hat das mit dem Premium-Anspruch einer Automarke zu tun? Wie soll das die hohen Preise rechtfertigen?
Abschließend: Woran soll sich der Werbespruch „Das Beste oder nichts“ bemerkbar machen, wenn Mercedes weiterhin Fahrzeuge im Programm hat, jedoch keines von ihnen die Spitze des automobil Machbaren darstellt und Mercedes vor allen Dingen altgeliebte Tugenden verloren hat und noch nichtmal eine neue Definition der Philosophie der Marke feststellbar ist?
Vielleicht bin ich Nostalgiker, vielleicht verstehe ich den Fortschritt nicht, vielleicht bin ich mit meinen 17 Jahren zu altmodisch. Das ist jedoch meine persönliche Einschätzung. Ich bin weiterhin Fan der Marke Mercedes-Benz, doch gerade deshalb meine ich es auch gut mit ihr. Das, was seit einiger Zeit in ihrem Hause passiert, stimmt mich jedoch sehr nachdenklich. Vielleicht bin ich Traditionalist, nicht für die Innovation offen. Doch wem soll man treu bleiben, wenn nicht sich selbst?
Übrigens ist es für mich keine Ausrede, wenn Mercedes da nicht die einzige Marke mit dieser Problematik ist. Nicht umsonst zeigt die Redewendung „Das ist der Mercedes unter den _____“, dass Mercedes immer für etwas stand, was in meinen Augen nunmal irgendwo abhanden kam.
Bitte beachten, dass das nur meine ganz persönliche Meinung ist... ...doch vielleicht stehe ich mit dieser Ansicht ja nicht alleine?
Daher habe ich oben die Umfrage eingefügt, in der ihr, liebe Leser, abstimmen könnt, ob ihr meine Meinung teilt, oder nicht. Seht ihr die Entwicklung des Sterns unter einem guten Stern? Oder wisst ihr auch nicht, wo das hinführen sollt? Danke für‘s Lesen, ich freue mich auf euere rege Beteiligung. |
Tue Oct 23 12:30:01 CEST 2012 | Fensterheber21157
so viel falsch hat Daimler mit der neuen A-Klasse nicht gemacht! 70k Bestellungen!
http://www.stuttgarter-nachrichten.de/...e-4760-bc0c-699945953e88.html
Tue Oct 23 20:29:40 CEST 2012 | el lucero orgulloso
Wow, was für ein Feedback zu dem Thema!
Ich möchte mich bei euch allen für euere Teilnahme an der Umfrage und noch mehr natürlich für die merklich sorgfältig geschriebenen Kommentare bedanken (vor allem an die, bei welchen auch Lob für den Artikel durchblitzte)!
Das zeigt mir, dass ich gar nicht mal der einzige bin, den das Thema interessiert.
Wenn man allerdings die Umfrage beachtet und sieht, dass es mehr User gibt, die die Entwicklung entweder eher negativ oder komplett negativ sehen, als diejenigen, die die Entwicklung positiv finden, stehe ich mit meiner Meinung ja gar nicht mal so alleine da. Sehr viele kreuzten ja auch "Mittelmäßig, durchschnittlich" an, und das kann in meinen Augen auch nicht der Anspruch des Erfinders des Automobils sein.
Sehr oft angesprochen wurde in den Kommentaren die neue A-Klasse (W176) und da habe ich mir auch noch mal ein paar Gedanken dazu gemacht. Ich finde es durchaus nicht doof, dass man das Konzept an sich über'n Haufen geschmissen hat. Schließlich war die B-Klasse ja sehr ähnlich, dabei noch ein Stückchen größer und bequemer. Die hält ganz gut als Rentner-Benz her.
Allerdings verstehe ich, und da kommt wieder die "Alt-Benz'sche" Seite in mir raus, wieso man das Auto so sportlich und so extrem jugendlich wirken lassen wollte. Wieso nicht eine elegantere, ruhigere Form und wieso nicht auch die Werbung variantenreicher gestalten. Dabei muss das Jugendliche gar nicht mal viel kürzer kommen.
Wie würden wir uns denn zum Beispiel eine A-Klasse vorstellen, die den "Latino" unter den Kompakten spielen würde? Elegant, gekonnt gestylt und auch was für die Frau, die was von sich hält und ein richtig feines Auto fahren will. Aktuell meint man ja, die A-Klasse wäre durch Gesetz in U20-Auto.
Im selben Atemzug muss man da das "aufgesteckte iPad" erwähnen: Wem gefällt das Teil überhaupt so richtig?
Dass es auch die G-Klasse erwischt hat, ist umso trauriger. Sie war und ist ein Urgestein im Mercedes-Programm und mit ihrem behutsam modifizierten Äußeren kann ich mich anfreunden. Mit dem Interieur jedoch nicht wirklich. Man hat ja auch eine Zeit lang versucht, mit rechteckigen Luftduschen wohl wieder an die alte Zeit zu erinnern (C-Klasse, GLK). Genauso zwanghaft bekommen jetzt alle Autos die runden Lüftungsdüsen, ganz gleich ob‘s passt (SLS AMG) oder nicht (GLK).
Beim Außendesign kann ich insofern zustimmen, dass es in Form vom CLS wieder ein echtes Schmankerl im Programm gibt. Auch die gemopfte S-Klasse geht noch in Ordnung. Dass das Facelift der E-Klasse zum nächsten Jahr allerdings ziemlich tiefgreifende optische Veränderungen beinhalten soll, spricht ja eigentlich schon eine deutliche Sprache. Auch fehlt mir ein Markengesicht, als hätten die Designer nicht den Mut, eine feine Linie zu ziehen, die vielleicht etwas weiter als die Sicke an der „Hüfte“ geht. Würde man heute die Embleme verschiedener Modelle tauschen, man würde kaum merken, dass das alles Mercedes sind. Zur Zeit von Sacco hat man es jedenfalls hinbekommen, einen W201, einen W124 und einen W126 zu zeichnen, der jeweils ganz klar die gleichen Gene hatte, aber jeder für sich unverwechselbar war.
Leider musste User dani56 auch den Qualitätsnachlass bestätigen. „Burgartig“ ist wohl genau die richtige Umschreibung für die alten Sterne. Könnte man einen Parallelbegriff für heute finden. Ich glaube, die Suche wäre zwecklos.
Gerade beim CLS ist mir ein unfassbar knarzender Außenspiegel (Edit: INNENSPIEGEL!) ins Auge gesprungen. Ich wollte das Teil mal in der Verkaufshalle für mich justieren, doch die Lust verging mir bei der Geräuschkulisse, die der Spiegel bzw. sein Gehäuse beim Anfassen produziert, schlagartig.
Hier und da wurde auch von euch erwähnt, man hätte das Modellprogramm in jedem Fall verjüngen müssen, um nicht irgendwann mal ganz ohne Kunden dazustehen.
Doch besteht „verjüngen“ aus härter machen, Qualität weglassen und Design über‘n Haufen werfen??Zudem zweifele ich daran, dass beispielsweise das Durchschnittsalter der E-Klasse-Fahrer nennenswert gesunken wäre. Eher ist die Zahl derjenigen gestiegen, die von Mercedes zur Konkurrenz abgewandert sind.
Im Prinzip brauche ich ja jetzt nicht noch mal alles zusammenfassen.
Der Tenor zeigt mir, dass entgegen der sicherlich problemfreien Fahrzeuge von Mercedes doch eine Reihe Fehlerchen aufgetaucht sind, die es nie gab und nie geben dürfte.
Ich nunmehr noch neugieriger, wie es weitergeht.
Zudem wäre ich gespannt, ob den Beitrag mitsamt der Kommentare ein Marketing-Fuzzy von Mercedes gelesen hat. Er wird jedenfalls noch einige Zeit an der Seitenleiste des Mercedes-Forums verweilen und er ist auch als mein erster Beitrag im Community Magazin (dank euerer Mithilfe!! ) drin.
Tue Oct 23 21:36:08 CEST 2012 | lukasn
Es würde mich freuen, wenn ein Verantwortlicher von Daimler diesen wertvollen Beitrag nebst Kommentare lesen würde.
Mercedes-Benz hat in der Gesellschaft einen unvergleichlichen Image-Vorsprung, der jahrzehntelang müselig erarbeitet wurde, mit Ikonen wie den bereits genannten. Damit meine ich auch das typische Opa-Klischee. In fast allen Gesprächen über die Marke klingen diese Klischee-Phrasen durch, doch im Endeffekt ist dies als Lob gemeint, fast immer ist man sich einer Meinung, ein Mercedes ist ein Qualitätsprodukt.
Die versuchte Veränderung des eigenen Produktportfolios hin zu den scheinbar erfolgreicheren Konkurrenten aus Bayern kann ich nur als Todsünde verstehen. Man scheint die Eigenständigkeit der Marke mit dem Stern gegenüber allen anderen deutschen Herstellern nicht zu sehen, oder aber der Ruf nach Rendite ist lauter, als jedes gute Wort der alten Zeit.
Es hat sich aber auch die Gesellschaft gewandelt, wie hier schon angesprochen. Und somit scheint sich auch die Unternehmensgesellschaft beim Daimler gewandelt zu haben. Ingenieure, Produktmanager und Einkäufer scheinen heute verlernt zu haben, sich auf die Funktion, anstatt auf die Kosten eines Bauteils zu konzentrieren. Außerdem sind die heutigen wachstumsorientierten Aktiengesellschaften im Kern alle gleich, ein frischer Kfz-Ingenieur wird in der Entwicklung beim Daimler die gleichen Maßstäbe lernen, wie bei Volkswagen zum Beispiel.
Dabei wäre es doch so einfach. Ich kann nicht glauben, dass der Außenspiegel des CLS beim Arretieren knarzt. Ein solch repräsentatives Bauteil (fasse ich es doch unter Garantie an, wenn ich den Wagen begutachte) hat nicht zu knarzen, unter keinen Umständen, basta! Dafür würde ich mich einsetzen, dürfte ich mitreden. Genauso ergeht es mir an Stellen im Innenraum der A-Klasse, wo mich billiges Plastik angrinst (wobei die A-Klasse meines Erachtes sowieso nicht den klassischen Mercedes-Ansprüchen unterliegt, also Schwamm drüber).
Ein genauso unerklärliches Phänomen für mich ist, der Trend weg von der Kühlerfigur, hin zur Plakette im Grill. Sicher, ein großer mittig im Grill prangender Stern lässt das Auto dynamischer und agressiver wirken, also voll dem Zeitgeist entsprechend. Aber was ist denn das bekannteste und augenscheinlichste Merkmal einer Mercedes-Limousine? Richtig, der im Wind stehende Stern! Und ich glaube, dass nicht wenige Privat (!) -Käufer einer solchen Limousine Wert auf dieses Detail legen, soll heißen, bei C-, E- und S-Klasse wäre dieses Detail unverrückbarer Bestandteil des Designs, hätte ich Entscheidungsgewalt.
Im Großen und Ganzen liegt es wohl an der verwaschenen Unternehmenskultur und den Zwängen, die eine AG unterliegt, dass der Mercedes immer mehr zu einem Auto ohne eigenen Charakter wird, sehr schade... Mal sehen was die Zukunft bringt.
Tue Oct 23 22:15:26 CEST 2012 | el lucero orgulloso
Ich muss mich hier gerade korrigieren. Es ist kein Außenspiegel, sondern der Innenspiegel, der, aus dem härtesten alles Hartkunststoffe bestehend, knarzt.
Das finde ich allerdings noch schlimmer, schließlich hat man das Ding durchaus mal öfter in der Hand, wenn man den Spiegel ein wenig nachjustieren will.
In jedem Fall kann ich jedem der geschriebenen Worte zustimmen (leider).
Ob das hier ein Verantwortlicher liest? Nicht nur ich bin gespannt und würde mich darüber freuen...
Tue Oct 23 22:29:49 CEST 2012 | Spurverbreiterung46655
Selbst wenn ein "Oberer" hier mitlesen würde...es würde nichts verändern. Vermutlich würde er kopfnickend die Beiträge überfliegen, aber in letzter Instanz halt doch an die "Markterfordernisse" verweisen. Shareholdervalue-Kultur und Globalsierungsdruck stehen dem alten Mercedes-Image fast diametral gegenüber. Es ist ja nicht so, dass die Leute nicht wüssten, was die Marken groß und legendär gemacht hat. Bei BMW haben die Ingenieure sicherlich auch nicht gerne die legendären R6-Sauger zugunsten von Downsizing-Motoren aufgegeben. Es ist einfach eine andere Zeit und ein anderer Zeitgeist mit dem wir es heute zu tun haben. Es wird nie mehr so wie früher. Mag jeder für sich bewerten, ob das eher gut oder schlecht ist...
Tue Oct 23 22:52:39 CEST 2012 | el lucero orgulloso
Hmm, ist es nicht dennoch etwas wild, in 10 Jahren etwas über'n Haufen zu hauen, was man seit 100 Jahren aufgebaut hat?
Dieser Satz hier aber erweckt mein Interesse:
Ich erlaube mir, die Sache mal auseinander zu nehmen.
BMW: Hat sein Firmenkonzept bis heute nicht verändert: Der Fahrer steht im Mittelpunkt eines jeden Autos, um ihn herum wird gebaut. Und das ist heute, wie auch früher so.
Ingenieure: Du sprichst sie im Kontext zu BMW an. Doch haben Ingenieure überhaupt noch etwas zu sagen bei Mercedes? Oder sind es bereits die Marketing- und Wirtschafts-Leute, die die Autos zusammentüfteln?
R6-Sauger: Will Mercedes nicht wieder einen bauen? Wenn auch zwangsbeatmet? Was soll uns das eigentlich genau sagen?
Downsizing: Ob das dauerhaft funktioniert und überhaupt Kosten senkt und Umwelt schont? Ich zweifle...
Tue Oct 23 23:04:28 CEST 2012 | Goify
Ich möchte deine Aussage auch mal auseinander nehmen:
BMW gibt es schon lange nicht mehr, das heißt nun BMW Group, also ein paar egoistische Manager leiten einen Großkonzern und zwingen alle Angestellten, dass zu bauen, was die Markforschungsabteilung für gut hält.
Ein Konzept ist da schon lange nicht mehr zu erkennen, auch wenn BMW traditionell weiterhin für Sportlichkeit wirbt. Denn unterm Strich unterscheiden sich die Fahrwerke der drei deutschen Premiumhersteller kaum noch.
Der R-6-Sauger hat mehrere Mängel, unter anderem Crashlänge, mangelhafter Fußgängerschutz und einen problematischen 6. Zylinder, der am wenigsten gekühlt wird. Außerdem ist ein R6 kopflastiger als ein R6, da er weiter nach vorne rausschaut und zudem höher baut.
Daher ist die Abkehr von dem so seidig laufenden Konzept nur logisch.
Aber beim Downsizing bin ich wieder einer Meinung mit dir.
Tue Oct 23 23:15:32 CEST 2012 | el lucero orgulloso
Ich habe eher meine Eindrücke von außen her beschrieben, zudem habe ich ja auch bereits in nicht nur einem BMW dringesessen.
Die Autos wirken auf mich viel eher sukzessive weiterentwickelt, als die von Mercedes, vor allem in der aktuellen Phase. Zudem scheinen die Techniker irgendwie eine spur smarter, als die von Mercedes.
Der R6-Sauger hat halt Tradition... Aber wenn man alle Aspekte zusammen nimmt, müssten dann auch nicht V8-Motoren verschwinden?
Da kommen wir allerdings wieder auf das Thema Downsizing.
Hast du eigentlich etwas zum Groß- und Titelthema anzumerken, Goify? Ich bin überzeugt davon!
Tue Oct 23 23:20:49 CEST 2012 | Goify
Der R6 ist länger als der V8, daher droht ihm eher das Aus.
Bezüglich Titelthema überlege ich noch, ob und was ich dazu schreiben soll.
Wed Oct 24 09:56:57 CEST 2012 | BENZinblueter
Das Problem, was uns widerfahren wird, ist, dass die Autos in der Zukunft ihren Charakter völlig verlieren werden. Das ist sicher.Dabei werden die Fahrzeuge immer ähnlicher in ihrem Design.
Und das ganze Problem hat eine Wurzel:
Früher, zwischen den 60er und den 90er Jahren hatten Autos ganz andere Stellenwerte. Mercedes versuchte immer, die besten Autos, die es gab, zu bauen (was auch oft gelungen ist). In dieser Zeit wurde nicht so- sagen wir- "wirtschaftlich" rumgerechnet. Damals wurden einfach die Autos nach einem gewissen Stolz entwickelt. Man baute das beste Fahrzeug, man machte aber nicht unbedingt den meisten Gewinn, als wenn man z.B. andere Materialien verwendet hätte, wobei das Fahrzeug dan billiger zu produzieren gewesen wär, weshalb das Fahrzeug günstiger zu erwerben wär, weshalb man mehr Kundschaft für weniger Geld anwerben könnte. - Man baute einfach das Beste, auch wenn man mit einem anderen Konzept mehr Gewinn gemacht hätte.
Heutzutage kann man sich soetwas nicht mehr erlauben. Die Hersteller sind an der Börse und es geht jeden Tag nur um "Gewinn, Gewinn, Gewinn", wohingegen es damals eher um "Qualität" ging. Heutzutage wird einfach versucht, mit so wenig Geld wie möglich, so wenig Aufwand wie möglich, ein Auto zu entwickeln, was viele Käufer anspricht. Und raus kommt ein Fahrzeug, was keinen Charakter mehr zeigt, da es auf viele Käuferschichten zugeschnitten werden muss, und ein Fahrzeug, was Probleme mit Risse im Kunstleder, Probleme mit Injektoren bekommt.
Man kann das ganze auch so ausdrücken: Damals wurde das technisch Machbare in der Herstellung, Statik, oder Materialfestigkeit immer sicherheitshalber überschritten. Zwar kostete das Fahrzeug mehr, aber das Fahrzeug überschritt auch sehr häufig die notwendigen Maßhaltigkeiten.
Nun in der Neuzeit kommt man auf die Idee, dass das Überschreiten des Notewendigen einfach Verschwendung sei, deshalb versucht man immer weiter, die Statik knapper zu kalkulieren, um ein möglichst günstiges Auto zu entwickeln, damit mehr Käufer angelockt werden, aber schließlich endet dieses Vorgehen da, wo wir jetzt sind: Eine Qualität, die an der Grenze liegt, am Notwendigen liegt. Und das Problem an dieser Sache ist, dass die Fahrzeuge leichter mal unter diese Grenze rutschen können.
Aber das MUSS auch jeder Autohersteller machen, um zu überleben. Jeder hersteller hat hochqualifizierte Menschen angestellt, die nur Tag für Tag kalkulieren, wie viel Qualität ein Auto haben DARF, damit es nicht zu teuer wird, und damit die Werstätten auch was zu tun haben.
Zudem sind wir heutzutage auch nicht mehr das Land, wie die meisten Mercedes-Fahrzeuge verkauft werden, denn viele Autos gehen nun auch in den Ostblock, oder in die USA. Quasi in alle Welt.
So müssen die Hersteller, um die "Eierlegende Wollmilchsau" zu entwickeln Kompromisse eingehen, damit sich das Fahrzeug in jedem Land gut absetzen lässt. Daraus folgt der Verlust des Charakters einer Marke und der ganze Einheitsbrei.
Die Tendenz zeigt sogar, dass es noch schlimmer wird. Wir leben in Zeiten der Globalisierung, weshalb dieses Phänomen immer ausgeprägter wird.
Und genau diese Faktoren (Das Auto so knapp wie möglich zu kalkulieren und die Globalisierung) steuern dazu bei, dass Mercedes bald nicht mehr Synonym für Qualität ist, sondern, dass Mercedes bald genau den gleichen Stellenwert bekommen wird, wie VW, Opel, BMW, AUDI usw...
Daher brauchen wir nicht zu trauern, denn die schönen Zeiten sind ein für allemal vorbei! Wer noch einen guten Mercedes möchte, der sollte sich ein Modell vor dem W202, oder dem 210 kaufen, denn diese Modelle wurden don Ingenieuren entsickelt und nicht von der Wirtschaftslage und damit von den Betriebswirten.
Entschuldigung, dass ich so weit ausgeschweift habe, aber ganau das Thema "Mercedes schafft sich ab" hat mich auch schon lange beschäftigt.
MfG
Tue Oct 30 13:37:55 CET 2012 | italeri1947
So ist es; ich sehe das genau so. "Das Beste" muss auch wirklich "das Beste" sein und nicht nur ein Werbespruch, der das Ziel hat, Leute mehr oder minder für dumm zu verkaufen. Die Autos, die Mercedes aktuell bietet, mögen gute Fahrzeuge sein, nur haben die Stuttgarter entweder stark nachgelassen oder die einstigen Hinterherfahrer-Marken wie Ford, Renault etc. deutlich aufgeholt. Wie es genau ist, möchte ich mir nicht anmaßen zu sagen, die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Mercedes hat sicherlich etwas nachgelassen und im Gegenzug haben Ford und andere Marken aufgeholt, sodass man sich irgendwo in der Mitte schließlich traf.
Kein aktueller Mercedes hat signifikante Qualitäten, die es nur bei exakt dieser Automarke gäbe; nein, viel eher ist es so, dass man die Talente, die ein Mercedes heute hat, auch anderswo für weniger Geld bekommt und die Verkäufer ergo lediglich aufs Premium- und Sternen-Image (Statusdenken; "Mercedes ist was Besseres") sich berufen können oder auf Kunden, denen man blind alles erzählen kann. Denen gehen die Argumente einfach aus, denn kein Mercedes bietet etwas, was man bei anderen Marken nicht preiswerter kriegen würde.
Mercedes bietet schon ordentliche Autos und regional sicher auch einen guten Kundendienst, jedoch hat die Marke neben dem qualitativen Durchschnittsbereich zwei Probleme:
Die Kundschaft - denn die klassische Rentner-Kundschaft, die schön immer wieder die E-Klasse gekauft hat, stirbt entweder, ist zu alt zum Fahren oder behält die alte E-Klasse eben überdurchschnittlich lang, bis man kein neues Auto mehr braucht, weil die neue E-Klasse zu kompliziert ist für die Senioren. Und die jungen Leute, die man gern hätte, finden Mercedes - eben wegen dem Stereotypen vom goldenen 230E W124 mit Wackeldackel und Klorolle etc. - trotz neuer A-Klasse eben oft spießig und langweilig, sodass eher ein "trendbewusster" A3 oder BMW 1er statt der A-Klasse gekauft wird oder zumindest der "universelle" Golf, der immer gut aussieht und klassenlos ist, den man fahren kann, ohne ein Klischee zu bedienen.
Das zweite Problem ist das Verhältnis von Preis und Leistung. Früher war ein Mercedes schon teuer, bot dafür aber automatisch auch mehr Nutzwert, mehr Qualität und mehr Zuverlässigkeit. Heute ist er eben einfach nur noch teuer - und das spricht sich allmählich herum.
Schade, dass es so ist, aber die Marke hat für mich heute keine einzige Daseinsberechtigung.
Tue Oct 30 18:59:57 CET 2012 | lukasn
Teilweise kann ich dir zustimmen Hans, teilweise.
Die anderen haben gelernt... BMW und teilweise Audi stehen heute auf einer Stufe mit MB. Technologisch bieten alle drei die Benchmark. Ford und Renault stehen für andere Autos, anderes Image, andere Klientel, anderes Preisgefüge.
Mercedes hat es auch verlernt... habe ich hier bereits meine Ansichten zu erörtert, im Unternehmen scheint der Wert der Marke mit dem Stern aus dem Fokus geraten zu sein.
Andersrum erlebe ich MB immer noch als konkurrenzlose Marke. Kein Automobil ist so stereotypisch wie der Mercedes. Das ist gute und schlechte Werbung in einem. Fakt ist, Mercedes ist Mercedes und der Rest ist der Rest, dass erlebe ich immer wieder. Ich fahre einen Mercedes und werde deshalb häufig in Gespräche rund um den Daimler eingebunden. Allein das ist eine Tatsache, die den Mercedes einzigartig macht.
Wenn ich am örtlichen MB-Autohaus vorbeifahre, welches direkt neben dem BMW-Händler und 500m vom VAG-Vertreter entfernt liegt, so stelle ich subjektiv fest: hier steht das ansprechendste automobile Angebot, welches ein deutscher Hersteller bietet. Die Aufstellung ist nicht schlecht, jetzt noch weniger Bling-Bling, mehr Substanz und der Stern wird weiterstrahlen.
Eine Daseinsberechtigung hat MB auf jeden Fall, gibt es doch keinen Komfort-orientierten Hersteller in Deutschland sonst.
Tue Oct 30 19:15:51 CET 2012 | meO2-k7
Schön geschrieben, italeri, stimme dir voll zu.
Die Urteile hier sind größtenteils ziemlich scharf, sogar selbst von MB Fahrern oder ehemaligen, das sollte Mercedes zum denken anregen.
Sowas gibt's bei der Premiumkonkurrenz von BMW und Audi nicht In so einer Fülle zu lesen.
Mal sehen wie es für Mercedes weiter geht, die Prognosen sehen ja nicht gut aus, 3.Platz hinter BMW und Audi in den Zulassungen, Sparankündigungen für die Zukunft etc.
Wed Dec 19 21:26:13 CET 2012 | El Sibiriu
Ich seh' Deinen Blog erst jetzt, möchte aber, wenn auch verspätet, Dich noch wissen lassen, dass Du die Entwicklung sehr schön in Deinem Text skizziert hast. Viel mehr gibt es zu dem Thema eigentlich nicht zu sagen! Finde ich. Und finden noch einige Andere im 210er-Forum, wo die Entwicklung der Marke äußerst kritisch beäugt wird... (Vermutlich finden im 210er-Forum die meisten Diskussion zu der Entwicklung von MB auf ganz Motor-Talk statt ).
Viele Grüße nach Frankreich
ES
Fri Dec 28 16:44:35 CET 2012 | el lucero orgulloso
@BENZinblueter: Sicher hast du recht in vielen deiner Ausführungen. Der Kostendruck steht in letzter Zeit über allem und da wir eh in einer Wegwerfgesellschaft leben, spart man halt an der Qualität (die Produkte müssen de facto nicht mehr so lange halten). Dennoch stimmt mich das etwas traurig und auch nachdenklich, wie weit das noch geht. Aktuell scheint die Kurve ja zumindest nach meiner Bewertung ganz leicht Richtung Qualität zu zeigen...
Gut zu beobachten ist das Phänomen auch bei Opel: In den 60er und 70er Jahren eine Premiummarke mit wunderschönen und zu Ende gedachten Fahrzeugen, dann der Image-Crash der besonders rasanten Art und jetzt scheint es wieder besser zu werden.
@Italeri: Bis auf das Fazit kann ich deinem Beitrag zustimmen. Mercedes hat nachgelassen, die anderen haben aufgeholt. So ist das gut zusammengefasst. Dass Mercedes keine einzige Daseinsberechtigung hat, ist allerdings doch arg hart formuliert. Mercedes ist immernoch einer der Spitzenreiter was die Sicherheitsforschung angeht und sie bauen ja keine wirklich schlechten Fahrzeuge, das ganz sicher nicht. Nur in Relation zu früher ist das Fazit doch ernüchternd.
Daher gefällt mir auch die Nuancierung, die lukasn gemacht hat. Mercedes hat eben seinen Status und die Fahrzeuge müssen da wieder anknüpfen.
@me02-k7: Ich denke, BMW und Audi haben genauso Probleme wie Mercedes (in der Autobild liest man, dass ein A6 4F gelegentlich Rost an Türkanten hat). Allerdings war Mercedes eher für Problemlosigkeit bekannt. Dazu passen die heutigen Erfahrungen nunmal weniger.
@El Sibiriu: Och als ich mal im W210-Forum vorbei geschaut habe, geht's dort eigentlich noch recht fröhlich zu und es wird nicht so viel gemeckert, wie man es eigentlich als Außenstehender, der auf die W210-Baureihe immer schauen wird, als wäre es das Paradebeispiel dafür, wie man es nicht machen sollte, wie man es eigentlich erwarten könnte. Nungut, den Fehler, eine Baureihe nach wenigen Monaten rosten zu lassen, sollte Mercedes tunlichst vermeiden, was du vielleicht mit "Entwicklung der Marke" meinst und weshalb die W210-Foristen da den Finger heben würden, würde man noch mal mit dem Sparen anfangen.
Fri Dec 28 18:37:26 CET 2012 | Antriebswelle135730
Mercedes-Benz, wohin entwickelst du dich?
Nun, ich mag diese Marke und hatte 4,5 Jahre, ca. 90.000km einen W203 C 200 Kompressor.
Mercedes-Benz, das sind halt nicht nur irgendwelche Autos. Mercedes-Benz, das war in den 1980er Jahren, mit W201, W124 und insbesondere W140 die automobile Verkörperung der gutbürgerlichen Bonner-Republik: Zuverlässig, seriös, technologisch mit an der Spitze, etwas spießig/konservativ und die anderen haben (wenn auch nie offen zugegeben) etwas Neid gehabt.
Und die Autos haben sich weltweit gut verkauft, weil sie „deutsche“ Eigenschaften hatten, d.h. das Klischee positiv erfüllten.
Nun bedingt die Zeit einen Wandel. Die damalige Zielgruppe gibt es so heute nicht mehr und wie sich D gewandelt hat, musste sich MB auch ab den 1990er Jahren wandeln. Zudem wurde – wie ja auch schon vielfach genannt – die Konkurrenz stärker.
Aus meiner Sicht ist die Transformation der globalen Marke Mercedes-Benz eher nicht gelungen. Wie italerie1947 es schon nannte: Anspruch und Gegenleistung passen nicht. Die Marke verkörpert aktuell ihre ursprünglichen Werte nicht mehr: Sicherheit, Innovationsführerschaft und Zuverlässigkeit gibt es heute woanders. Seriosität und gediegenes Ambiente („Willkommen zu Hause“) erst recht.
Mit Bling-Bling-Effekten sich irgendwelchen jugendlichen Zielgruppen und Fernost-Märkten anzubiedern ist aus meiner Sicht nicht unbedingt richtig, weil die Marke damit verwechselbar, austauschbar geworden ist. Hohe Preise lassen sich damit nicht mehr erzielen. Wenn mir mein lokaler MB-Händler schon unaufgefordert eine 3.000€-Nachlass-Zusage beim Kauf eines Neuwagen per Werbepost zusendet, lässt das tief blicken.
Mercedes-Benz muss sich im Klaren über die Zielgruppe, deren Ansprüche und der Markenidentität werden und dies in Produkte und Markenauftritt transferieren. Die unsägliche schrille „Cover Flow“-Werbung für die A-Klasse würde mich verschrecken, mir einen MB zu holen, wenn dies die einzigen Attribute sein sollen, die für das Auto sprechen.
Dass MB aus meiner Sicht eine Identitätskrise hat, verdeutlicht sich auch darin, dass der Konzern heute Daimler AG heißt und nicht wie früher, Daimler-Benz AG. Mithin hat man einen nicht unerheblichen Teil seiner Geschichte damit verleugnet.
Auch wenn Goify BMW kritisch darstellt: Dort sind Anspruch und Markeninhalt klar definiert und kommuniziert. Bei Audi auch. Und der Markterfolg sowie Kundenzufriedenheitswerte zeigen, dass die Produkte bei den Kunden diese Ansprüche mehrheitlich auch erfüllen.
Selbst im Nobelsegment sind VW AG mit Bentley und BMW Group mit Rolls-Royce wesentlich erfolgreicher als Daimler mit Maybach es war.
Vielleicht hat sich die Marke Mercedes-Benz auch einfach überholt oder das aktuelle Top-Management ist nur unfähig, wie es einige Wirtschaftszeitschriften behaupten.
Btw: Das einzige aktuelle Modell von Mercedes-Benz, welches mich reizen könnte, ist das C-Coupé. Aber Motoren gibt es auch keine so guten mehr wie bei meinen eingangs erwähnten Ex-Fzg.
Fri Dec 28 18:51:00 CET 2012 | el lucero orgulloso
Sehr schön geschrieben, Uhu, damit hast du den Blog sehr bereichert!
Diese Wandlung, die du ansprichst, ist tatsächlich auch ein Aspekt der kompletten Problematik...
Abgesehen davon, dass du diese Wandlung nicht sehr gelungen findest, stört mich halt ein Nachlassen in solch elementaren Dingen wie der Qualität oder einer gewissen Stilsicherheit.
Mit dem aktuellen, ziemlich radikalen Facelift des W212 gesteht Mercedes sich schließlich selbst ein, dass der W212 eigentlich nix geworden ist und jetzt mehr als nur etwas geschliffen wurde.
Der Konflikt Zielgruppe - Produkte - Markenauftritt ist daher auch gut von dir dargestellt worden.
Um ein Wort zum C-Coupé loszuwerden: Das ist in meinen Augen das unnötigste Modell der gesamten Palette. Ein Coupé mit B-Säule und schlicht weggeschnittenen hinteren Türen, welches dadurch designmäßig zumindest etwas seltsam aussieht, wo es schon das für mich in allen Punkten überlegenes E-Coupé gibt, bereichert das Modellprogramm meines Erachtens nach nicht.
Fri Dec 28 19:54:37 CET 2012 | Antriebswelle135730
Der Versuch, eine neue, eigenständige Designsprache zu finden – das Kantige bei W204 und W212 – ist ja erst einmal positiv zu sehen. Nur war der Bruch zu groß und / oder das Ergebnis beim W212 eben nicht gelungen.
Und ja, Qualität und Wertbeständigkeit sind auch zwei traditionelle Markenwerte, die zu leichtsinnig aufgegeben worden sind. Zumindest in der Kundenwahrnehmung.
Fri Dec 28 20:00:51 CET 2012 | el lucero orgulloso
Den W204 finde ich jetzt gar nicht mal so kantig.
Ich fand ihn von Anfang an recht hübsch (wenn auch keinesfalls überragend) und so gezeichnet, dass man ihn sich gut als die neue C-Klasse einprägen konnte.
Dagegen war der W212 total überdesignt, die runden 4-Augen-Scheinwerfer würden kantig geschnitten, das Auto etwas aufgepustet und hinten hat man sich den Lexus GS vorgenommen, ein wenig radiert und man hatte die Kante auch am Heck perfekt.
Nach einem wirklich sehr ansehnlich gezeichneten W211 war das der völlig falsche Weg.
Sat Dec 29 00:54:34 CET 2012 | lukasn
Hier werden einige wahre Worte gesprochen. Das Thema ist interessant und die Beiträge sind alle sinnvoll. Vielleicht erweicht sich el lucero, diesen Threadverlauf weiterzuleiten nach Stuttgart
Was die Qualität angeht: JEDER Hersteller kocht nur mit Wasser. Und hier sehe ich MB keineswegs im Hintertreffen. Gerade was die Maschinen (Motor/Getriebe/Antriebsstrang) angeht, erweisen sich MB doch regelmäßig als äußerst zuverlässig, Gespräche mit örtlichen Taxlern unterstreichen das.
Es ist logisch, wenn sich die Konzernführung in Stuttgart an Audi orientiert. Kein anderer Hersteller hat in den letzten 20 Jahren einen solch drastischen Sprung in Sachen Image gemacht, wie die Ingolstädter. Heute gilt Audi als moderne, attraktive Premiummarke. Das Design ist zwar sehr einseitig, dafür äußerst ansprechend. Gefühlt ist jeder dritte Wagen ein neuer Audi. Das empfinde ich als sehr beeindruckend.
Andererseits:
Keine Premiummarke findet soviele Privatkäufer, wie Mercedes-Benz. Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass ein Mercedes immer noch mehr kostet als jeder vergleichbare Konkurrent. Privat vertraut man dann wohl doch eher dem erwürdigem Stern als den Ringen.
Mein Endruck zum neusten Spross der Daimler AG:
Der W212 MoPF schreit nach Aufmerksamkeit. Das Tagfahrlicht ist so markant, wie bei keinem anderen Automobil. In Verbindung mit dem Zentralstern wirkt die neue E-Klasse aggressiv und "prollig". Absolut Zeitgeist! Einerseits muss man Gordon Wagener gratulieren, denn er positioniert die Marke sehr erfolgreich im Mainstream. Andererseits bedauert man ihn, denn auch er kann keine zeitlose Designlinie etablieren, die sich erfolgreich behauptet.
Fakt ist: Den Nimbus Mercedes-Benz kann man leider nicht erhalten, wenn man mit heutigen Wirtschaftsunternehmen konkurrieren, und seine eigenen Anleger zufriedenstellen will. Schade.
Grüße!
Sat Dec 29 01:38:29 CET 2012 | el lucero orgulloso
Ich hab den Blog von den Kommentaren her ja 2 Monate mehr oder minder bewusst beiseite gelegt, doch finde ich es umso schöner, dass es hier jetzt sogar weitergeht und vor allem wie hier kommuniziert wird.
Ich möchte aber noch etwas sammeln, bevor ich daraus vielleicht etwas verfasse. Zudem würde ich das natürlich auch nicht machen, ohne vorher alle Kommentatoren hier persönlich anzuschreiben und ihre Einverständnis einzuholen.
Natürlich kocht jeder Hersteller nur mit Wasser. Doch jetzt kommt das große aber:
Mercedes kochte früher scheinbar eben nicht mit Wasser, wenn man die Autos mit zeitgenössischen vergleichbaren Autos gegenüberstellt und noch mehr, wenn man sieht, wie viele der guten alten Sterne heute noch unterwegs sind.
Zudem erlaubt sich Mercedes halt immer mal wieder Nachlässigkeiten, so zum Beispiel die aktuelle Affäre um den OM651. Klar kostet das die Marke Geld, aber halt eben auch Image (wenn auch im Falle von MB nicht sehr viel) und Ansehen).
Die 7-Gang-Automatik war vor allem am Anfang problembehaftet (nach dem was man hier und da liest) und man hört bis heute nicht nur Gutes über sie. Die 5-Gang-Automatik hat Mercedes (meines Wissens nach) mit einer "Lifetime-Füllung" ausgestattet, doch wer diese tatsächlich beachtete, konnte sich von seinem Getriebe mehr oder minder schnell verabschieden oder musste zumindest ein Rucken beim Schaltvorgang in Kauf nehmen.
Die alte 4-Gang-Automatik hatte von Anfang an einen Ölwechsel alle 60 000 Km vorgesehen. Wenn man diesen beachtet, ist man locker 300 000 Km mit dem Getriebe glücklich und problemlos unterwegs. Unser E 320 hat fast 292 000 Km drauf und sein Getriebe schaltet tadellos.
Grundsätzlich ist es nicht falsch, sich an Audi zu orientieren. Die Marke hat vor allem in den 80er/90er Jahren mit einer geballten Qualitätsoffensive gezeigt, wofür sie gut sein kann. Heute hat sich auch ein jugendliches Image, der A3 ist in wie nie.
Doch hätte Mercedes das nötig gehabt? Hätte es nicht gereicht, die eigenen Produkte etwas fein zu schleifen?
Was die Privatkäufe angeht, denke ich, dass das einfach nur Imagedenken von älteren Herrschaften ist. Sie sehen, da ist ein Stern drauf, das war vor 40 Jahren und und der Benz den sie jetzt seit 4 Jahren fahren geht auch okay, also nehmen wir ihn einfach noch mal. Kann aber auch sein, dass ich mich in dem Punkt täusche.
Was das Design angeht, wird die W222er-S-Klasse zeigen müssen, was die Jungs der Design-Abteilung drauf haben. Der erste W212 war überhaupt nix, der neue SLK ist auch nix, dafür sind beide CLS-Versionen bildhübsch, die M-Klasse und R-Klasse sind recht ansehnlich und eine gute Evolution.
Ich könnte mir alle diese Zeilen sparen, würde ich das, was du in deinem letzten Satz schilderst, einfach so hinnehmen.
Ich will es aber nicht und man wird ja drüber reden dürfen.
Sat Dec 29 09:51:35 CET 2012 | Antriebswelle135730
Diese Sicht der Dinge teile ich nicht uneingeschränkt. Gerade bei recht austauschbaren Produkten auf übersättigten Märkten ist eine der wenigen Möglichkeiten, sich wirtschaftlich erfolgreich zu behaupten, eine klare Markenstrategie zu haben, die der Kunde wahrnimmt. Autos verkaufen sich (fast) nur über das Image der Marke. Somit muss Daimler den Nimbus Mercedes-Benz pflegen und behutsam weiterentwickeln. Und austauschbar im Mainstream zu sein, ist - für mich - der Marke Mercedes-Benz unwürdig.
Zum Thema mit Wasser kochen: Technisch ist qualitativ bei allen Herstellern sehr viel möglich, z.B. Korrosionsschutz etc. Die Frage ist eben nur, wieviel Geld (Herstell- und Entwicklungskosten) will man dafür ausgeben. Hier besteht durchaus die Möglichkeit, mit recht geringen Aufwand sich von den Wettbewerbern abzusetzen. Die Frage ist nur, ob es der Käufer wahrnimmt, honoriert und bereit ist, höhere Preise dafür zu zahlen. Falls ja, wäre es ein Wettbewerbsvorteil. Diese Überlegung treffen alle Hersteller.
Sat Dec 29 21:33:24 CET 2012 | lukasn
Ich befürchte, so einfach ist das nicht. Der Nimbus Mercedes-Benz besteht ja zum größten Teil aus diesem Ruf der Unzerstörbarkeit, der zeitlosen Eleganz und dem "Willkommen Zuhause"-Gefühl, welches man beim Entern eines alten Mercedes erfühlt (oder auch nicht). Diese Eigenschaften stammen aus einer Zeit, in der die Ingenieure ein Auto entwickelten und die Kaufleute dann den Preis machten. Ein Mercedes war etwas besonderes und durfte auch etwas mehr kosten. Heute machen die Kaufleute den Preis auf den Cent und dann beginnen die Ingenieure in diesem zumeist engen Rahmen ein Auto zu bauen. Raus kommt ein Wagen, der sich eben nicht mehr von BMW etc. unterscheidet, denn die arbeiten genauso. Der besondere Nimbus von MB wird heute doch leider nur noch auf dem Papier, oder dem Bildschirm, sprich per Marketing umworben und gepflegt.
Die Hersteller haben heute einfach kein Geld mehr zu verschenken und wo ein Cent eingespart und die Marge erhöht werden kann, da werden Qualitätsprobleme knallhart einkalkuliert und Imageverluste leichtfertig unterschätzt.
Sat Dec 29 21:49:31 CET 2012 | Spurverbreiterung46655
So schaut es aus. Man muss auch einfach sehen und akzeptieren, dass die "gute alte Zeit" von Mercedes nicht mehr wiederkommen wird. Das liegt richtigerweise auch nicht daran, dass die nicht mehr wissen, wie man das berühmte "Willkommen-Zuhause-Gefühl" oder diesen unerschütterlichen und würdevollen Burgcharakter hinbekommt, sondern dass man sich einfach in einem völlig anderen Marktumfeld bewegt. Target costing und Shareholder-Value-Orientierung stehen den alten Mercedestugenden nahezu diametral gegenüber. Auch gesamtgesellschaftlich gibt es kein Zurück mehr zur Bonner-Republik und Schwarzwald-Klinik. Panta rhei.
Vor dem Hintergrund hat Audi (als Underdog) einfach einen enormen Vorteil gegenüber MB: Es gibt keine sagenumwogene Marken- und Qualitätsvergangenheit, die als stetige und (un)bewusste Referenz für die heutigen Produkte herhalten muss. Es gibt deutlich mehr zu gewinnen als zu verlieren.
Sat Dec 29 22:33:55 CET 2012 | Goify
Gut, nun wissen wir, dass Mercedes-Benz-Fahrzeuge nicht besser sind, als die der Konkurrenz und nicht mehr das bieten, was die alten boten. Was müssen wir nun tun? Welches Fahrzeug kann als Alternative gelten?
Jaguar fällt für mich flach, da sie exakt das gleiche wie Mercedes machen, die Vergangenheit ruhen lassen und sich mehrere Male um 180 ° drehen.
Gehen wir höher, Bentley, ein umgebauter Phaeton mit Piech-Attitüden - nein danke.
Bleibt noch Rolls-Royce, eine Marke, die unter der Regie von BMW völlig zu einem Angebermobil verkommen ist. Früher stand ein R-R für zeitlose Eleganz, heute für möglichst große verchromte Felgen und furchteinflösenden Kühler.
Bleibt noch der andere R-R, der Range Rover. Für mich zur Zeit das einzige Fahrzeug, welches die Werte transportiert, die genau dem entsprechen, was ich mir unter einem würdigen Nachfolger der alten Mercedes vorstelle. Hier ein kleiner Werbefilm, der das schön verdeutlicht: Klick Video 1
Sat Dec 29 22:48:58 CET 2012 | VolkerIZ
So lange es noch Teile für die Mercedes-Modelle aus besseren Zeiten gibt, stellt sich doch die Frage nach einer Alternative gar nicht. Und Deinen W 202 würde ich bei rechtzeitiger Rostvorsorge auch dazu zählen. Aus aktuellem Anlaß kurz nach der jährlichen Taxifahrt zur Weihnachtsfeier hier der aktualisierte km-Stand vom C-Klasse-Taxi aus unserem Nachbarort: 1.150.xxx, Tendenz steigend. Nur der km-Zähler hat sich aufgelöst, jetzt muß der Fahrer immer nachrechnen.
Sun Dec 30 01:44:03 CET 2012 | el lucero orgulloso
Uhu und Lukas,
was ich mich bei der ganzen Sache ja frage: Inwiefern ist es rentabel, billig zu konstruieren, wenn man eine gewisse Zahl an Reklamationen mit einrechnen muss?
Ich meine, wäre es nicht günstiger, ein Fahrzeug für einen gewissen Zeitraum wirklich zu Ende zu konstruieren (die Möglichkeiten dafür müsste es doch heutzutage geben!) und dafür dann Ruhe mit Garantieansprüchen und Kulanz zu haben, was ja auch immer Geld kostet?
croco82,
weise Worte, dennoch gebe ich nicht auf.
Goify,
gegen einen Bentley hätte ich nichts.
Doch eigentlich könntest du wissen, was ich dir auf die Frage antworten werde: Lexus!
Wir haben vor einem halben Jahr eine Probefahrt mit einem Lexus IS 220d Luxury Line, 4,5 Jahre und 111 000 Km alt, gemacht.
Ich muss es wirklich betonen: Das Fahrzeug machte den Eindruck einer geschrumpften Oberklasselimousine. Ich könnte hier ausschweifen und ins Schwärmen verfallen, werde mich dem Thema aber in einem neuen Blogartikel widmen.
Volker,
natürlich werden auch wir unsere Mercedes (in erster Linie die 124er) weiterhin sorgsam warten.
Doch es geht ja nicht darum, einfach auf Altes zurück zu greifen, weils doch möglich ist. Es geht darum, wo Mercedes nach all dem, was die Marke bekannt und bekannter gemacht hat und wofür die Marke stand, hin ist...
Sun Dec 30 08:55:27 CET 2012 | Goify
Statt einem neuen Mercedes, einen alten weiter zu pflegen ist eine Möglichkeit, aber keine echte Alternative. Meiner ist sehr gut vor Rost geschützt (neuer Lack, Hohlraumversiegelung und Unterboden inkl. Achsen letztes Jahr behandelt), aber ich will den Wagen ja nicht im Alltag fahren, bis ich alt und grau bin.
Ich stehe auf technische Spielereien und hätte so was gerne in meinem Alltagsfahrzeug und bin dazu gezwungen, ein junges Auto zu fahren. Wirklich glücklich bin ich nur, wenn ich in einer aktuellen C-Klasse sitze. Alle anderen Mercedes-Modelle lassen mich völlig kalt oder sind zumindest bei näherer Betrachtung völlig überzogen (Dekadenz des CLS).
Über Lexus würde ich nachdenken, wenn es einen Kombi gäbe. Eine Limousine ist mir einfach zu unpraktisch für den Alltag. Daher kann ich mir am ehesten den weitgehend regional gefertigten 3er BMW vorstellen. Auch wenn mich sein Design nicht sonderlich anspricht, ist auch er sehr komfortabel und besteht eben aus Bauteilen, die einige Freunde entweder bei BMW selbst, oder bei Zulieferfirmen produzieren/entwickeln. Das macht den Wagen besonders.
Sun Dec 30 11:37:43 CET 2012 | Antriebswelle135730
Das ist eine Kalkulation, die von allen Herstellern durchgeführt wird und auch auf gewissen Annahmen und Sensitivitätsanalysen beruht. Ich erinnere mich, vor ca. 6 Jahren mal gelesen zu haben, dass ein deutscher Premiumhersteller pro Fzg. 2.500 € Kosten für Garantie-/Kulanz einkalkuliert.
Zudem ist es auch eine Frage, wann welche Kosten anfallen und wer diese trägt. Meine BMW-NL erzählt mir jedenfalls, dass sie die Kulanz selbst trägt und nicht BMW direkt.
Gestern las ich auf der AMS-Website den 50.000 km-"Dauer"test zum Dacia Duster: Da erkennt man, woran die gespart haben, um ihre Preisführerschaft zu erreichen (lose Sitze, Getriebeschaden durch Verschleiß der Zahnräder). Das ist halt eine Extremstrategie.
Leider sind die Zeiten vorbei, als Fzg. "aus den Vollen gefräst" wurden, aber so tief wird MB sicherlich nicht sinken. Letzen Endes ist es eine Management-Entscheidung, wieviel Geld wofür ausgegeben wird und wie man sich positionieren will.
Zu Altautos: Ich verstehe jeden, der bestimmte Modelle pflegt und erhält, nur muss Daimler natürlich Neuwagen verkaufen, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Daher bin ich gespannt, wie sich die Marke Mercedes-Benz weiterentwickelt.
Interessant ist jedenfalls das Umfrageergebnis, das sowohl Zuspruch als auch negative Einschätzungen zum eingeschlagenen Weg zeigt. Dies ist zwar nicht repräsentativ, aber verdeutlicht, welchen Spagat Daimler bei der Entwicklung der Marke machen muss.
Ja, Audi hatte es da einfacher.
Sun Dec 30 16:28:58 CET 2012 | el lucero orgulloso
Goify,
ob etwas altes fahren oder auf technische Spielereien stehen, ist allerdings auch Geschmackssache.
Ich hätte an sich kein Problem damit, mir einige W124er wegzustellen und diese lange Zeit zu fahren. In den Autos fühle ich mich nämlich richtig glücklich.
Die neue C-Klasse mag zwar gelungen sein, ein CLS Shooting Brake oder meinetwegen auch eine R-Klasse wären derzeit die beiden Mercedes-Modelle im Programm, welche bei mir die größten Emotionen hervorrufen.
Lexus hat auf dem deutschen Markt generell 2 Fehler gemacht: Es ist kein Kombi im Programm (beim alten IS gab's nur den Sportcross) und der Diesel im Lexus IS ist nicht mit Automatik verfügbar. Leider kosten die Fehler viel, denn ohne sie bin ich überzeugt, dass Lexus mehr zu sagen hätte.
Uhu,
interessanter Beitrag (auch die Sache mit der Garantierechnung und der Kulanz), letztendlich geht's um die Entwicklung, die du am Ende genannt hast.
Das Umfrageergebnis ist tatsächlich interessant, doch finde ich es frappierend, dass es doch viele User mit der Meinung gibt, Mercedes hätte sich negativ entwickelt. Umso gespannter darf man auf die Zukunft warten.
Sun Dec 30 19:11:52 CET 2012 | lukasn
Nun ja, es ist ja nicht so, dass Autos wie W204 / 212 / 221 schlecht sind und man sich auf die Suche nach Alternativen machen muss. Ganz im Gegenteil, in ihren Klassen bilden sie mit die technologische Spitze. Und Mercedes-Benz wird weiterhin Technologie-Pionier bleiben, allein die Erfahrungen im Hause Daimler suchen ihresgleichen. Hier besteht genug Know-How um weiterhin gut im Rennen zu sein.
Doch es ist enger geworden im automobilen Oberhaus. Zeiten in denen dieser spanische Vorname als Synonym für die Spitze, das Beste der Zunft stand, sind wohl vorbei. Heute muss man sich mit dem Wettbewerb vergleichen, verstecken muss man sich keineswegs!
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