Tue Sep 21 20:03:28 CEST 2021 | Dynamix | Kommentare (5) | Stichworte: 4, Caprice, Chevrolet, Sheriff, Sheriff; 9C1
Während meiner Vorbereitungen für die Konsole hatte ich beschlossen mal wieder etwas auf der FB Seite des Sheriffs zu posten, da die auch irgendwie eingeschlafen war. Ich postete ein paar Bilder von den Decals und ein paar Stunden später hatte ich plötzlich ein paar Kommentare unter dem Posting, aus dem sich dann ein reges Gespräch entwickelte aus dem wieder neue Infos und Geschichten aus der Zeit hervorkamen.
Neue Erkenntnisse
Ein ehemaliger Deputy des Sheriffs, welcher auf 40 Jahre Dienstzeit zurückblicken kann, hatte sich gemeldet und plauderte ein bisschen aus dem Nähkästchen. Er fuhr damals Unit 52716, ein 96er Caprice LT1 den er für den besten Streifenwagen hält den das County jemals hatte und welcher in seiner 40 jährigen Karriere immer noch sein liebstes Dienstauto war. Bis auf ein paar Kleinigkeiten wie Wasserpumpen und Kühler und ein paar Getriebeschäden waren die Autos sehr robust und vor allem schnell! Das mit den Getrieben wundert mich nicht wirklich, da das 4L60E leider nicht gerade dafür bekannt ist alles was über normale Beanspruchung hinausgeht gut wegzustecken. Permanentes Fahren am Limit oder das ziehen besonders schwerer Lasten quittiert das Getriebe dann am Ende mit Arbeitsverweigerung. Naja, ist dank fehlendem LT1 und eher langsamer Fahrweise keine Gefahr bei uns. Er erzählte davon das die Kiste voll ausgerüstet immerhin noch auf gut 230 km/h kommt und das man bei dem Tempo schon ein wenig Gewicht auf der Achse haben sollte, da der Wagen da schon etwas nervös wird. Ja, das ganze Equipment wirkt schon fast wie ein Bremsfallschirm. Ab 100 merkt man das auch bei unserem Sheriff und spätestens bei 160 wird es dank dem Balken richtig zäh. Der Wagen ging ohne den Balken schon merklich besser bei höherem Tempo. Natürlich musste ich die Gelegenheit nutzen und dem Mann alle möglichen Fragen zu unserem Auto, der Caprice Flotte generell und dem Equipment fragen
Er fing an zu erzählen, wie das mit dem Funk und der Einführung der PCs bei dem Sheriff Office damals so lief. Für die Datenübertragung hat man anfangs noch Datenfunk genutzt, blöderweise lief der über eine sehr ähnliche Frequenz wie der Sprechfunk des Countys, weshalb das Ganze dann auch eher schlecht als Recht funktioniert hat. Davon ist man davon ist man dann relativ schnell wieder abgekommen und ist auf eine Art frühe Mobilfunklösung namens CDPD (Cellular Digital Package Data) umgestiegen. So konnte man Daten mit "satten" 19,2 kb/s abrufen. Heute lacht man darüber, aber für die 90er war das auch nicht soooo wenig und man muss dazu auch sagen das diese Datenbankanwendungen früher auch noch nicht so Speicher- und Bandbreitenhungrig waren wie heute. Die Interfaces waren auch eher rudimentär gehalten, eben weil die Technik es nicht hergab. Man muss ja auch mal bedenken das wir hier von den Frühzeiten des modernen Mobilfunks sprechen und nicht von 5G und Co. Dafür war das schon wieder aufwendig und relativ modern! Dieser Dienst hat sich aber weder beim Sheriff, noch auf dem Markt sonderlich durchgesetzt, da er vom GPRS-Netz überholt wurde.
Das ist dann auch die Lösung auf die man schlussendlich umgestiegen ist und bei der viele Behörden bis heute auch geblieben sind. Bei den Laptops hat Anfangs man auf normale Stangenware zurückgegriffen. Allerdings hat sich auch hier herausgestellt das die normalen Laptops dem Dienstalltag nicht gewachsen waren, da diese aufgrund der Hitze in den Autos einfach geschmolzen sind Kein Scheiß, ziemlich dalimäßig wenn Ihr mich fragt!
Danach kamen die Fieldworks PCs über die wir dann auch schon gestolpert sind, diese waren nach Militärstandards (MILSPEC) gefertigt und entsprechend für härtere Bedingungen konzipiert. Später haben dann die Massenhersteller diesen Markt für sich entdeckt und entsprechende Modell auf den Markt gebracht. Prominentes Beispiel sind hier die Panasonic Toughbooks die gefühlt in jedem zweiten Crown Victoria verbaut waren und die auch vom Militär genutzt wurden.
Dann fragte ich ob er vielleicht etwas zu den Löchern sagen kann. Beim Dash war er sich nicht hundertprozentig sicher. Er meinte die Löcher könnten auch die obere Halterung für das Gun Rack gewesen sein. Die Autos mit der Radarpistole sind grundsätzlich nur in der Stadt Avenal zum Einsatz gekommen wo die Stadt dies quasi als Dienstleistung beim Sheriff eingekauft hat. In anderen Städten macht das dann wohl die örtliche Polizei selbst, der Sheriff agiert ja eher gemeindeübergreifend! Jetzt ist natürlich die Preisfrage:
War da jetzt die Radarpistole verbaut oder doch nur das Gun Rack? Was die Sache natürlich schwieriger macht ist die Tatsache, dass auf der alten Seite des Sheriffs vor den Substations in Avenal UND Corcoran ein 93er Caprice abgebildet ist und wie wir wissen gab es nicht sonderlich viele. Man sieht auf den Bildern mit sehr spitzem Auge das es nur zwei 93er Caprice mit der gleichen Lackierung gab, einmal Unit 52763 (unser Auto) und das Schwesterauto, Unit 52765. Dazu eben noch die drei bis vier anderen 93er die der Sheriff maximal hatte. Die Chance das es unser Auto war lag also bei ungefähr 1:5 Leider ist auf den alten Fotos von der frühen Webseite auch die Spiegelfarbe nicht zu erkennen. Das auf dem Bild der Corcoran Substation könnten schwarze Spiegel sein, aber auch weiße. Und auf dem Bild der Avenal Substation sieht man lediglich das Heck und die Unit Number könnte nur mit seeeehr viel Fantasie eine 763 sein. Aber zumindest weiß ich jetzt welche Radarpistole vom County zu der Zeit verwendet wurde. In den Autos in Avenal wurde ein Kustom HR-12 verbaut und das ist auch so ein System welches man mithilfe eines Halters auf dem Dashboard befestigen kann. Wobei man mir sagte das die Deputys das Ding immer freihändig benutzt haben, die Halterung also wirklich nur dazu benutzt wurde das die Radarpistole nicht lose im Innenraum herumliegt.
Weil mir das Ganze keine Ruhe gelassen hat, habe ich mir noch einmal die alten Mails unseres früheren Kontaktes beim Sheriff angesehen. Er schrieb ja das er glaubt das die Spuren definitiv von einem Radar sind und somit eigentlich nur Avenal als Substation in Betracht kommt. Das hatte uns ja auch der Deputy so in etwa bestätigt. Die Citizen on Patrol Autos sind dann wohl als letztes in der Armona Substation gelandet und da wird auch unser Auto seine letzten Jahre verbracht haben. Wie gesagt, die Chancen dürften so bei 1:5 stehen und bisher konnte mir auch niemand eine bessere Erklärung für die Löcher geben. Das mit dem Gunrack scheint mir dann bei näherer Überlegung doch eher unwahrscheinlich, vor allem weil wir das damals mal auf den Bildern des Schwesterautos gesehen hätten. Da war das Gunrack bei Verkauf ja noch montiert.
Ich sprach Ihn daraufhin auch mal auf die Konsole an und er sagte das unterhalb der Roxter Lampe noch eine Art Notizblockhalter verbaut war. Das würde das Loch erklären das ich nicht zuordnen konnte. Auf die Löcher im Kofferraum angesprochen konnte er leider auch nicht weiterhelfen, aber er versprach jemanden zu kontaktieren der da mehr zu sagen könne. Scheinbar ist er noch gut beim Sheriff vernetzt.
Refurbishing
Er lockte auch einen Bekannten in die Diskussion, welcher damals die Autos alle restauriert hat damit diese noch einmal ein zweites Leben bekommen. Mich würde nicht wundern wenn der unser Auto damals auch irgendwie in den Fingern hatte, schließlich wurde der schon mal neu lackiert. Laut dem Mechaniker haben die damals die Autos wirklich bis auf die letzte Schraube restauriert. Also einmal alles incl. Fahrwerk, Motor, Getriebe, Lack, Equipment und so weiter. Man hat sogar die Aufkleber im Innenraum wieder so eingebaut wie Sie vorher waren. Allerdings spricht bei unserem Auto dagegen das die Ventilschaftdichtungen hin waren und das tritt bei Small Blocks erst nach 200.000km auf. Spricht also eher für "einmal frisch geduscht für das COP Programm". Zudem weiß ich das es bei einigen Autos in den Auktionstexten dringestanden hat wenn die im Laufe Ihrer Dienstzeit komplett erneuert wurden. Bei unserem stand davon nichts drin.
Ebenso erfuhr ich das der Sheriff tatsächlich Caprice mit CNG Umbauten im Bestand hatte. Aus den Police Package Prospekten weiß ich das Chevy bei dem kleinen 4.3 Liter V8 tatsächlich eine E85 Version im Angebot hatte und das immerhin vor knapp 30 Jahren, werksseitig! Ford hatte den Crown Victoria ebenso als sogenannte FlexFuel Variante im Angebot und ich habe auch schon von anderen Departments gehört welche sich an Gasumbauten probiert haben, die aber wohl nicht ganz so gut gelaufen sind weil man wohl versucht hat Multipoint Einspritzungen mit Venturi Anlagen zu betreiben. Da soll noch mal einer sagen die Amerikaner würden sich nicht für alternative Antriebsformen interessieren.
Da haben wir doch einmal wieder etwas Licht ins Dunkel der Historie gebracht und wieder ein Stück mehr über das drumherum erfahren Wir werden versuchen da weiter am Ball zu bleiben und noch mehr herauszufinden.
Bildrechte für Bilder 3-9 liegen beim Kings County Sheriff Office, Hanford, Kalifornien, USA |
Tue Sep 21 21:32:58 CEST 2021 | ElHeineken
Spannend, spannend!
Tue Sep 21 21:35:55 CEST 2021 | Dynamix
Geht demnächst auch mal wieder mit dem Thema Technik bzw. Optik weiter Da sind ja noch zwei große Punkte offen die ich dieses Jahr gerne schaffen würde und beide sind mittlerweile relativ greifbar. Wenn alles klappt ist das alles noch bis zum Saisonende des Sheriffs geschafft
Tue Sep 21 21:40:56 CEST 2021 | PIPD black
Wollte ich auch gerade schreiben.
Tue Sep 28 12:25:08 CEST 2021 | pico24229
Sehr interessant die Geschichte vom Auto mitzuverfolgen
Tue Sep 28 18:59:10 CEST 2021 | ElHeineken
Macht Spaß zu lesen, gerne mehr davon
Deine Antwort auf "Sheriff Tales: Noch mehr Wühlen in der Vergangenheit"