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Die Pure Unvernunft

Aus dem Alltag eines PS-Junkies

Tue Oct 29 15:32:14 CET 2013    |    knolfi    |    Kommentare (17)

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Hallo Bloggemeinde,

 

heute bin ich über etwas gestolpert, dass man durchaus als "Zufallsfund" bezeichnen kann.

 

Mein Vater ist ja nun schon länger aus unserem Unternehmen ausgeschieden, aber weder er noch ich hatten bis jetzt Zeit gefunden, sein ehemaliges Büro auszuräumen, obwohl dieses schon wieder durch Mitarbeiter besetzt ist. Da ich nun das berechtigte Wehklagen über zu wenig Platz nicht mehr (länger) ertragen konnte, habe ich mich an drei Nachmittagen daran gemacht, die Schränke des ehemaligen Büros meines Vaters auszuräumen.

 

Es fielen Unterlagen aus fast vierzig Jahren Unternehmensgeschichte an, weil mein alter Herr ziemlich viel aufgehoben und auch gehortet hat…davon auch viele Unterlagen die seit gut 15 - 20 Jahren nicht mehr aktuell waren.

 

Darunter waren aber auch einige Schätzchen, wie div. Fotos, die die Entwicklung des Unternehmens in vierzig Jahren dokumentieren und auch pers. Dinge. So fiel mir neben einem Buch über den MB W140, das mein Vater zur Bestellung seines 500SE 1990 vom Händler geschenkt bekam auch dieses original Prospekt vom VW K 70 in die Hände. :eek:

 

Dieses Prospekt muss gut 43 Jahre alt sein, denn der K 70 wurde nur von 1970 - 1974 gebaut. Auf meinen alten Kinder- bzw. Babyfotos ist immer wieder ein solcher K 70 in rot zu sehen…auch von dem bildlich festgehaltenen Vorgang, als mein Vater mich damals zusammen mit meiner Mutter aus dem Krankenhaus nach der Entbindung abgeholt hat. Somit ist der K 70 das erste Auto, mit dem ich mitgefahren bin….evtl. erklärt sich dadurch die Sympathie zu der Marke aus Wolfsburg und seinen Ablegern aus Ingolstadt und Zuffenhausen. :D

 

Unvernünftig war der Wagen für damalige Zeit m. E. auch. immerhin bekam man den K 70 mit 90 PS! Der beschleunigte von 0 - 100 in 13,9 Sekunden und schaffte eine Endgeschwindigkeit von 160 km/h…mein erster Golf (siehe Artikel unten ) hatte genauso viel PS, war zwar auf Grund seiner besseren Aerodynamik gute 20 km/h schneller, aber eben auch in den Achtzigern entwickelt worden, statt wie der K 70 in den Sechzigern.

 

Ich pers. freue mich über diesen Fund und werde dieses Prospekt gut aufheben…vlt. ist es in 30 bis vierzig Jahren ja eine echte Rarität.

 

So long

 

Euer knolfi


Ergänzung von knolfi am Tue Oct 29 16:31:14 CET 2013

Hier gibt es übrigens noch mehr Wissenswertes zum K 70

 

KLICK

Tue Oct 29 15:45:57 CET 2013    |    Schattenparker50835

Zitat:

habe ich mich an drei Nachmittagen daran gemacht, die Schränke des ehemaligen Büros meines Vaters auszuräumen.

Ha, und Du dachtest bestimmt in zwei Stunden fertig zu sein :).

Trotz mittlerweile unzähliger Entrümpelungsaktionen finden sich bei mir immer wieder Ecken in denen Oma, Opa oder Eltern ihre Dokumente u.Ä. horten. Aber es macht Spaß in solchen alten Sachen herumzusuchen. Alte Schulhefte, Fotos, Prospekte, Spielzeug, man findet alles.

 

Leider findet sich hier in Sachsen meist kaum etwas zum Thema Automobil, obwohl meine Großeltern als Bauern manchmal sogar zwei Trabbis fuhren. Mit Propekten hatten die es nicht so, hatte ja auch nicht jeder einen Fotoapparat...

Tue Oct 29 16:09:25 CET 2013    |    Achsmanschette51801

Der Katalog ist jetzt schon eine Rarität. Und ich hatte mal als Volljährige das Vergnügen, auf dem Fahrersitz eines K70 in Top-Zustand zu sitzen. Sofa :)

Tue Oct 29 16:59:08 CET 2013    |    Turboschlumpf134260

... sehr schön, in meiner Familie gab es auch mal einen K70, ich (Jg.75) kenne diesen nur von Fotos und Erzählungen meiner bereits verstorbenen Großmutter. Muß aber damals schon ein recht ordentliches Auto gewesen sein.

Tue Oct 29 17:11:28 CET 2013    |    italeri1947

Den K70 habe ich noch in guter Erinnerung. Er hatte damals auch den Ruf eines Autos für Freidenker und Individualisten der gehobenen Mittelschicht, denen ein Opel noch zu exklusiv/groß/wuchtig, ein Ford aber wiederum zu verspielt/ausländisch/amerikanisch war.

 

Damals kannte ich eine Familie, deren Vater Berufsschullehrer war. Nach einigen Käfern und einem VW-Variant kaufte er sich zur Geburt seiner Tochter einen hellblauen VW K70, den er dann auch ein paar Jahre fuhr. Allerdings hat der Wagen stark gerostet. Als dann der Sohn zur Welt kam, entschied er sich für einen Audi 100 5S Avant C2 in Gelb mit grünen Polstern (das waren die späten 70er-Jahre): Leider hatte E. auf mein Angebot, den Renault 20 zu testen, nicht angesprungen. Danach folgten ein früher Audi 100 C3 als Limousine sowie etwa 1986 ein Mercedes 200 W124 in Silberdistel-Metallic. Den fuhr E. ein paar Jahre, ehe die Familie weggezogen ist. Den 200er haben sie mitgenommen.

Tue Oct 29 18:57:15 CET 2013    |    Multimeter48651

Der K70 ist ein absoluter Traum, irgendwann werde ich auch noch einen Kaufen. Erstmal brauche ich aber ne größere Halle damit ich meine Schätze auch vernünftig unterstellen kann.

Ich liebe diesen Wagen einfach.

Tue Oct 29 21:25:33 CET 2013    |    Alpenfreund

Mein Physiklehrer hatte einen solchen K 70. Das Auto war für uns damals der Inbegriff eines Spießbürgerautos. Das lag aber eher am Besitzer. ;)

Heute sehe in den K 70 mit anderen Augen, aus einer anderen Perspektive.

Tue Oct 29 21:32:42 CET 2013    |    cyber-alf

undercover Audi :D

Tue Oct 29 22:05:57 CET 2013    |    HelmutS60

Kleine Geschichte zum Thema VW K70:

Ich brachte 1975 einen Kadett A mit in die Ehe. Er hatte noch TÜV für einen Monat. Somit musste ein neues Auto gekauft werden.

Bei einem Sonntagsspaziergang sahen wir beim VAG-Partner (so hießen die VW/Audi-Händler damals) eine regelrechte Armada von VW K70 als Gebrauchtwagen stehen.

Montags forschten wir nach, und es stellte sich heraus, daß es sich um 2 Jahre alte Außendienstmitarbeiter- Fahrzeuge handelte, die von einem Düsseldorfer Unternehmen routinemäßig gegen Passat ausgetauscht worden waren. Die Fahrzeuge hatten zwischen 50 und 70 TKM auf der Uhr. So konnten wir zwischen mehreren Farben und dem Km-Stand wählen.

Wir entschieden uns für einen roten Wagen mit 56 TKM. Preis: DEM 6.450,--

Es war ein Fahrzeug aus der Zeit nach der Modellpflege und hatte die markanten Doppelscheinwerfer.

 

Der Kofferraum war riesig. Das war konstruktionsbedingt. Denn der Wagen war relativ hoch. Für die Vordersitze fiel uns sofort das Wort "Kutschbock" ein. Wegen der Höhe konnte man unter den Hintersitzen den Tank unterbringen. Bei anderen Autos dieser Zeit nahm der Tank Kofferraumvolumen weg. Das Reserverad wurde in einer Mulde unterhalb des Kofferraumbodens abgelegt.

Der große Kofferraum verführt natürlich auch dazu, den Wagen zu überladen. Wir fuhren einmal in Urlaub und hatten das Gepäck für 4 Personen im Kofferraum untergebracht. Auf der Hinfahrt lernten wir dann das Wort Aquaplaning nicht nur kennen sondern wurden damit konfrontiert.

 

Mit zunehmendem Alter begann der Motor, sich zum Ölfresser zu entwickeln. Als wir den Wagen mit ca. 120 TKM nach 3,5 Jahren abgaben, lag der Ölverbrauch bei 1 l/1000 km.

Nachfolger war ein Audi 80. Der wurde bei dem VAG-Partner gewartet, bei welchem wir den K 70 in Zahlung gegeben hatten. Bei ersten Service des Audi sah ich den K 70 auf dem Hof stehen. Ein Mitarbeiter hatte ihn einem Freund vermittelt. Das Auto war nun, zeitgenössisch, mit einer mindestens 2m langen CB-Funk-Antenne ausgerüstet und mit einem Fuchsschwanz an der Antenne verziert. Ich fand dann heraus, daß sich ein neuer Motor im Wagen befand. Mein Nachbesitzer hatte nie das Öl kontrolliert und somit den Wagen trocken gefahren.

 

Nach 2 Jahren traf ich das Auto auf dem Hof, ohne Nummernschilder, an. Der Wagen war innerlich total korrodiert. Insbesondere die Dome der vorderen Federbeine waren fast abgerostet. Jetzt wartete der Wagen nur auf jemanden, der den gut erhaltenen Motor ausbaute und ihn dann verschrottete.

 

Rost war schon zu meiner Zeit ein Thema. An den Türen, ca. 10 cm von der Unterkante entfernt, bildeten sich zuweilen Pickel. Ich habe den ersten Pickel mit dem Fingernagel bearbeitet und es entstand ein kleines Loch. Das machte mich ziemlich traurig, hatte ich doch unser schönes, gepflegtes Auto ramponiert.

Gott sei Dank gab es einen Hinterhof-Lackierer.

Er entfernte den Rost, lötete das Loch zu, klopfte die ganze Ausbesserung nach innen und spachtelte es bei. Danach wurde das Unterteil der Tür lackiert und der Wagen sah wieder gut aus. Beim nächsten Pickel wurde die selbe Prozedur gemacht. Das machten wir so sechs oder acht Mal während der 3,5 Jahre als uns das Fahrzeug diente.

 

In Summe kann ich nur sagen: Wir erinnern uns heute noch gerne an unsere Fahrten mit dem Wagen. Große Ansprüche an Fahrleistungen stellten wir ja nicht. Wir blieben von größeren Reparaturen verschont und freuen uns jedes Mal, wenn wir noch solch ein Auto sehen.

Tue Oct 29 22:54:43 CET 2013    |    Multimeter48302

Der K70 war das Auto, was zum groessen Teil meine Kinderheit (ich bin Bj.68) gepraegt hat.

Mein Vater hatte einen gruenmetallic K70 mit dem 75PS Benziner, glaube ich. Damit sind wir haeufig z.T. mit fuenf Personen nach Spanien (1600km) gefahren. Er hat damit auch einen fuer die damilge Zeit grossen Wohnwagen gezogen. Da der Wagen beladen gerne hinten tief in die Federn ging, haben wir so einige Male mit dem Auspuff aufgesetzt. Ansonsten war der Wagen meines Wissens sehr zuverlaessig. Die Plaene des K70 wurde ehemals von NSU, die auch den RO80 produziert haben, erstellt und von VW uebernommen. In der Bauart und Technik war er wohl der Vorlaeufer des Golfs. Heute steht zuhause noch ein Spielzeug K70 von Seiko, das ehemals orange war und von mir als Kind mit Modellfarbe gruen lackiert wurde...

Wed Oct 30 10:16:40 CET 2013    |    knolfi

@Edespirit: Danke für die Bilder. :)

 

Oben im Blogartikel hab ich mal die Wikipedia-Seite vom K 70 verlinkt, wo man die Entwicklungsgeschickte des K 70 nachlesen kann.

 

Designtechnisch war der K 70 quasi "Captain Future" gegenüber dem barocken VW 1800, der parallel gebaut wurde. Der K 70 war in meinen Augen durch sein klares und kantiges Design eine Bauhaus-Ikone und daher ist es auch nicht verwunderlich, dass mein Vater als gelernter Architekt einen K 70 fuhr (die kantigen Saab's - das Architektenauto schlechthin :D - gab's damals noch nicht).

 

Allerdings hat er den K 70 nicht sehr lange behalten. 1971 gekauft, hat er ihn 1973 wieder in Zahlung gegeben. Nach einem Gespräch zum K 70 mit ihm gestern Abend erzählte er mir, dass nach unserem Umzug von Kassel in den Schwarzwald er immer gerne meine Milch beim Bauern geholt hat. Die Milchkanne kam dabei immer in den Beifahrerfußraum. Eines Tages ist er wohl zu flott in eine Kurve und die Kanne fiel um. Leider bekam er den sauren Geruch (der sich langsam in den Geruch von alten Käse verwandelte :D) nicht mehr aus dem Teppich, so dass er 1973 den K 70 für einen knallgelben MB W114 230.6 in Zahlung gab (Mercedes hat seit über 40 Jahren eine Niederlassung hier im Dorf). Seit dieser Zeit ist der MB treu geblieben, allerdings hatten meine Eltern immer als Zweitwagen einen VW (mit einer Ausnahme).

Wed Oct 30 22:15:47 CET 2013    |    motorina

Mit VW 1800 (habe ich so noch nie gehört :rolleyes:) meinst du vermutlich den Typ 4 (VW 411/ 412), @knolfi.

Ein schöner Bericht ... und solche Prospekte sind vermutlich nicht so leicht zu finden; also gut aufheben.;)

 

... und den K70 würde ich nicht als Vorläufer des Golf bezeichnen - dazu war er zu gross und zu stark motorisiert.

Seine 75 bzw. 90 PS sind wohl eher mit einem späteren Audi 80 und dem damaligen Audi 100 zu vergleichen (Golf gab es anfangs nur als 1,1l/50PS und 1,5l/70PS). Bauart und Antriebskonzept (Frontantrieb mit längs eingebautem Motor und innenliegenden Scheibenbremsen) gab es bereits früher beim Audi 60 (Baureihe F 103).

 

Grüsse,    motorina.

Thu Oct 31 10:17:46 CET 2013    |    knolfi

@motorina: danke, meinte den 411/412.

 

Nein, einen K70 kann man nicht mit einem Golf I vergleichen. Die spielen in unterschiedlichen Liegen.

 

Aber die Motorleistung IMHO schon. 90 PS im K 70 waren viel für damalige Zeiten, ein Golf III mit 90 PS war ebenfalls nicht untermotorisiert und ich glaube, dass der K70 mit 90 PS ganz gut anzog.

 

Habe mal spasseshalber unter mobile.de geschaut, leider gibt es nicht mehr viele K 70. Die meisten sind so vergammelt, dass die nur noch als Teilespender dienen…aber ein paar gut erhaltene Exemplare waren auch dabei, die für rel. kleines Geld (guter bis sehr guter Zustand zwischen 5000 - 10.000€) zu bekommen sind. Für einen Oldtimer ein Schnäppchen.

Fri Nov 01 02:10:17 CET 2013    |    motorina

Hmm, 10´€ finde ich schon ganz schön happig. :rolleyes:  So begehrt ist der Neckarsulmer VW nicht...

Habe jetzt extra in der Preisliste nachgeschaut:

Im Zustand 2 wird der K70 mit 4.200 bis 5.300,-€ angegeben ... nun ja, schon ein bisshen wenig :rolleyes: ...

(7.800,-€ für die teuerste Ausführung im Zustand 1, der fast nicht möglich ist!).

Tue May 06 17:54:26 CEST 2014    |    TT320

Mein Vater hatte ich K 70

 

Einen sandfarbenen und eine gelben mit schwarzen Streifen

Mon Aug 18 11:53:48 CEST 2014    |    Trackback

Kommentiert auf: italeri1947 - Hans’ Hitparade von Autos, die keiner wollte:

 

Außer der Reihe: Aus meinem Archiv.

 

[...] mir ein Prospekt vom K70 mit Anmerkungen meines Vaters in die Hände gefallen.

 

Mehr dazu gibt's hier

 

KLICK

[...]

 

Artikel lesen ...

Tue Aug 19 16:11:22 CEST 2014    |    Standspurpirat36305

Nie wieder war ein Volkswagen so schick und en vogue wie der K 70.... Ein toller Wagen.

Deine Antwort auf "die unvernünftige Vernunft oder mein allererstes Auto"

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