• Online: 2.397

die kraft zu überraschen?

In diesem Blog widme ich mich unseren zwei identischen KIA Picantos (TA, Modell >2011) und dem hoch angepriesenen "KIA Qualitätsversprechen", welches vorallem aus 7 Jahren Garantie und 7 Jahren Inspektion besteht.

Thu Mar 20 22:33:12 CET 2014    |    AlexRK    |    Kommentare (24)    |   Stichworte: 7 Jahre, Erfahrung, Garantie, Inspektion, KIA, Mängel, Picanto, TA

Herzlich willkommen zu meinem ersten Langzeitbeitrag - der zugleich mein erster Blog-Eintrag überhaupt auf MT ist. Ich betreibe bereits seit dem Kauf unserer Picantos einen eigenen Blog, für den ich an dieser Stelle aber keine Werbung mache. Da mir das MT schon oft geholfen hat und es für mich auch eine klasse Kaufberatung und Entscheidungshilfe darstellt habe ich mir gedacht, auch hier ein wenig von meinen Erfahrungen mit den Picantos und insbesondere auch dem derzeit hoch angepriesenen Qualitätsversprechen der Firma KIA zu berichten. Diese erste Beitrag umfasst bereits ein Jahr Erfahrung mit zwei Picantos, die in meinem eigenen privaten Blog bereits Seiten füllen. Um so besser finde ich es, hier einen langen Eintrag zu erstellen, der zugleich übersichtlich zusammengefasst ist - denn in einem Blog, in dem man jede Aktion einzeln dokumentiert, stehen am Ende doch viel zu viel Inhalte, Ihr kennt das :-)

 

Ich hoffe daher, dass sich dieser Beitrag nicht nur für Picanto-Besitzer (oder "Vor-Dem-Kauf-Steher") interessant lesen lässt, sondern auch für alle Anderen, denen es um die Qualitätsoffensive von KIA geht.

 

Nun aber zu den Rahmenbedingungen.

Diese stellen sich so dar, dass wir 2013 zwei KIA Picantos TA (aktuelles Modell, welches seit 2011 vertrieben wird) als Neufahrzeuge erworben haben. Beide Picantos sind so genannte "Edition 7"-Picantos. Die Version wurde rausgebracht, als man mit der Qualitätsoffensive warb. Die Zahl 7 ist ja der Kern dieser Offensive, gibt KIA doch aktuell 7 Jahre Garantie, 7 Jahre Inspektion, 7 Jahre Mobilitätsgarantie und 7 Jahre Naviupdates zu jedem verkaufen KIA Neuwagen dazu.

 

Die Edition 7 bringt eine solide - nun ja ich denke "erweiterte Ausstattung" trifft es - zu einem erschwinglichen Preis mit. So hat diese Edition 7 im Gegensatz zu den Grundausstattungen:

 

-Zentralverriegelung (aber ohne Fernbedienung)

-elektrische Fensterheber an allen Fenstern (3-Türer: vorne, 5-Türer: hinten und vorne)

-Aussenspiegel in Wagenfarbe

-Aussenspiegel beheizt

-Türgriffe im Chrom-Look

-Silberne Applikation an Armaturenbrett und Lenkrad

-Lederlenkrad und Lederschaltknauf

-4 Lautsprecher (2 vorne, 2 hinten) und Radiovorbereitung für ein 1DIN-Radio

-manuelle Klimaanlage

-höhenverstellbarer Fahrersitz

-Bordcomputer

 

Unseren ersten Picanto haben wir im April 2013 gekauft, den Zweiten im August 2013 (Auslieferung aber erst im September 2013)

 

Wie kam es zu den Picantos?

Begonnen hat alles mit einem wirtschaftlichen Totalschaden meines vorherigen 98er SEAT Ibizas. Eigentlich hatte ich noch gar nicht wirklich an den Neukauf eines Autos gedacht, als ich mehr oder minder zufällig den KIA Picanto entdeckte mit dem vollmundigen Versprechen, man bekäme quasi für Umsonst 7 Jahre Sorgenfreiheit dazu, als da heißt 7 Jahre Vollgarantie, 7 Jahre Inspektionen für Umsonst, 7 Jahre Mobilitätsgarantie sowie 7 Jahre Navikartenupdates (sofern das Auto denn werksseitig ein Navi hat). Das klang - frisch gebeutelt von diversen Reparaturen, die am Ende im Nichts versiebten - wirklich gut. Also ließ ich mir zunächst ausrechnen, was mich das Unterfangen kosten würde.

 

Hierbei merkte ich schnell, dass an Rabatt nicht viel rauszuholen ist... ausser man verzichtet auf das Qualitätsversprechen, was heißen würde, man hat "nur" die 7 Jahre Garantie. Dann wären, so der Verkäufer, einige hundert Euro Rabatt drin. Dies deswegen, weil der Händler wohl vom Verkaufspreis eine gewisse Pauschalsumme an KIA zurückführen muss, damit KIA wiederrum die Inspektionen bezahlt. Klare Sache = Verzichtet man auf diese Sorgenfreiheit, muss der Händler nichts an KIA zahlen und kann somit im Preis entgegenkommen. Quasi in Sekunden stand für mich fest, dass ich lieber auf einen größene Rabatt verzichte, und mich dementsprechend für die "Sicherheit" entscheide. Warum? Ganz klar! 7 Jahre Garantie heißt 7 Jahre zwangsweise zur Inspektion. Veranschlage ich realistisch für eine Inspektion 150-200 Euro, komme ich nach sieben Jahren auf 1050 - 1400 Euro Inspektionskosten. WENN die Inspektionen nicht teurer als 200 Euro werden. Da der Rabatt kleiner ausgefallen wäre, erklärt sich der Rest von selbst :-)

 

Eine Probefahrt, viele Formalitäten und rund zwei bis drei Wochen später hatten wir unseren ersten Picanto dann. Endlich Neuwagenduft, frische Ausdünstungen von giftigem Kunststoff - und trotzdem eine tägliche nasale Wohltat. Die ersten Eindrücke entsprachen der der Probefahrt. Für den Preis ein schniekes Auto. Eben das, was man erwartet hat. Optisch kein Blick von Billigheimer, alles wirkt sauber und gut verarbeitet und mutet sogar etwas hochwertig an. Das haben weiß Gott nicht alle Kleinstwagen dieser Kategorie - und ich saß in Allen :-)

 

Im August unterschrieben wir dann bei einem anderen KIA-Händler den Kaufvertrag für einen weiteren Picanto. Ebenfalls Edition 7, auch hier mit dem Qualitätsversprechen und somit wenig Rabatt. Selbst die Farbe ist gleich. Dieses mal musste das Fahrzeug aber erst von KIA geliefert werden. Lt. Tool beim Händler eine Sache, die in drei Wochen erledigt ist. Ich erspare mir Kommentare jeder Art, aber aus "sicheren" drei Wochen wurden über sechs Wochen. Bei Picanto Nr. 1 hatten wir das nicht, denn der stand bereits beim Händler bereit.

 

Verarbeitung und Mängel nach einem Jahr Picanto

Inzwischen haben wir die Picantos also 1 Jahr (Picanto Nr. 1) beziehungsweise gut ein halbes Jahr (Picanto Nr. 2) Inzwischen hat sich die anfängliche Begeisterung naturgemäß gelegt und wir wurden von einigen Mängeln geweckt und KIA-Werkstätten, die offensichtlich nicht Herr der Dinge werden. Aber von vorne:

 

Geräusche, Geräusche und Geräusche

Alles begann bei Picanto Nr. 1. Nach wenigen Monaten fing dieser an, diverse Geräusche von sich zu geben, die immerhin nicht vom Motor kamen. Im Detail ist hier von einem stark metallisch klappernden Geräusch von der Kofferraumklappe die Rede, welches bei jeglicher Bodenunebenheit kam. Hinzu gesellte sich ein sehr häufiges Kunststoff-Knarzen und Vibrieren aus zwei Stellen: Der Übergangsstelle zwischen Armaturenbrett und Fahrertür und aus der vollverkleideten B-Säule. Das Geräusch zwischen Armaturenbrett und Fahrertür kam stets bei einer gewissen Motorendrehzahl - aber auch nur, wenn das Auto gefahren wurde. Im Stand nicht. Die Geräusche aus der B-Säule kamen - oder kommen - bei Bodenunebenheiten und bei Fahrzeugverwindungen (Kurven, Straße wird in Baustellen schief etc.). Des Weiteren knarzte der Fahrersitz bereits sehr früh. Ungefährt so, wie alte Federkernmatratzen knarzen. Also wurde es nach nur wenigen Monaten Neuwagenspaß Zeit für den ersten Besuch beim Vertragshändler.

 

Nach einer kurzen Probefahrt meinte der zuständige Serviceberater, die Problemstellen soweit lokalisiert zu haben und anzugehen. Immerhin bekam ich kostenfrei einen KIA-Leihwagen. Das ist zwar kulant, aber bei derartigen Probleme nach nur wenigen Monaten für mich schon fast eine Selbstverständlichkeit. Dennoch habe ich "Danke" gesagt und nicht "Geht doch". Es dauerte nicht lange, und ich habe mein Auto zurück bekommen. Ich stellte schnell fest, dass nur das Geräusch vom Kofferraum weg war. Lt. Serviceberater war das Kofferraumschloss nicht fest. Die anderen Geräusche waren weiterhin da. Und so kam es zur erneuten Reklamation.

 

Wieder begann der Werkstattaufenthalt mit einer Probefahrt, wieder meinte der Serviceberater, alle Mängel lokalisiert zu haben. Wieder kostenfreier Leihwagen. Und im Resultat? Das Geräusch vom Armaturenbrett ist weg. Das wurde laut Serviceberater gelöst und wieder festgemacht. Das würde schonmal vorkommen. Auch der Sitz knarzt nicht mehr. Hier wurden Gelenke gefettet. Das Problem aus der B-Säule war scheinbar auch weg und ich sehr glücklich. Leider nur kurz. Wenige Kilometer weit weg ging es wieder los. Des Weiteren begrüßte ich nun ein neues Geräusch. Ein Vibrieren der Kofferraumklappe, das zwischen 40 und 60kmh im vierten und fünften Gang konstant da war - aber nicht immer. Das Geräusch geht weg, wenn jemand, der auf der Rücksitzbank sitzt, nur leicht gegen die Heckklappe drückt. Also was machen? Wieder reklamieren. Leider stellt sich der KIA-Vertragshändler jetzt quer. Die Mängel, die zuvor zweimal behoben wurden - inklusive schriftlicher Dokumentation - sollen nie da gewesen sein. Ich fühle mich mit einem schizophrenen Verhalten des bis dahin netten und kompetent wirkenden Serviceberaters konfrontiert. Es hilft nichts, man ist nicht weiter bereit, mir zu helfen, da die Mängel angeblich nicht existent wären und insbesondere nie existenz gewesen wären. Auf meine Frage hin, weshalb die Mängel dann zwei mal behoben wurden und dies auch schriftlich in Form eines Werkstattauftrages/Garantieantrages dokumentiert wurde entgegnete man mir dann leider keine geistreiche Antwort mehr.

 

Nun ist mein Rechtsanwalt in der Sache der akustischen Mängel aktiv und ich bin gespannt, wie das Ding endet. Eine Soundfile hängt an, welche ich an der B-Säule mal auf einer mehr oder weniger schadenfreien Straße bei der Fahrt aufgenommen habe. Ich denke ohne jede weitere Erklärung hört jeder die Geräusche, die NICHT da sein sollten. m4a-Format, welches mit dem iPhone aufgenommen wurde.

 

Auch Picanto Nummer 2 ist kein leises Stück. Die Geräusche, die ich weiter oben zwischen Armaturenbrett und Fahrertür beschrieb, hat Picanto Nummer 2 auf der anderen Seite auch - also zw. Armaturenbrett und Beifahrertür. Meine bessere Hälfte stört das aber nicht, sie hört immer Musik. Vielleicht wird es bei der ersten Inspektion angesprochen.

 

Auch von Hinten meldete sich ein unangenehmes Geräusch. Als wir "nur mal nachsehen wollten", kam uns bereits die Kofferraumverkleidung entgegen und der Übeltäter war so schnell ausgemacht. Der Seilzug des Tankdeckels (den man per Seilzughebel aus dem Fußraum der Fahrerseite von innen öffnen muss) hatte sich aus seinen ausgeleierten - aber nichtmal wenigen Monate alten - Halterungen gelöst. Wieder eingelegt ist einsweilen Ruhe im "Karton".

 

Aber das ist leider nicht alles.

 

Rissiges Leder, schlechte Kuh?

Inzwischen haben wir Picanto Nr. 2 und stellen bei dessen Lederlenkrad nach nichtmal drei Monaten fest, dass das Leder ringsrum rissig ist (siehe Fotos). Also auf zum KIA-Händler, der sichtlich erstaunt ist. Er erfasst einen Garantieantrag und meldet sich wenige Tage später zurück, dass KIA das Lenkrad im Rahmen der Garantie tauschen wird - für mich eine Selbstverständlichkeit. Um die Weihnachtszeit rum war es dann so weit - zwei Stunden abgegeben, neues Lenkrad dran. Soweit so gut, kann ja mal vorkommen. Nur wenige Wochen später waren wieder einige kleine Risse drin. Diesmal nur wenige. Wir warten hier mal ab, wie es weitergeht. Kommt Zeit, kommt erneute Reklamation.

 

Dummer Zufall? Von wegen! Der Picanto Nr. 1 hat nämlich diesen Monat ähnliche Probleme am Lenkrad gezeigt, es kam zu ersten Rissbildungen. Also habe ich auch diesen zu KIA gebracht (allerdings und wohlgemerkt nicht zu dem KIA-Händler, der sich derzeit wegen der akustischen Probleme quer stellt und vom Anwalt motiviert werden muss). Auch hier war man sichtlich erstaunt und versuchte es zunächst auf "Falsches Lenken" zu schieben. Schnell konnte ich dem Serviceberater klar machen, dass ich weder Handschmuck trage, noch meine Fingernägel im Leder vererwige oder gar meine Hände eincreme. Also unterschrieb ich auch hier einen Garantieantrag um wenige Tage später einen Termin zu vereinbaren, zu dem das Lenkrad ausgetauscht wird. Das war letzen Donnerstag (13.03.) dann der Fall. Auch hier: Zwei Stunden abgegeben und direkt wieder abgeholt. Und dann kam es faustdick. Keine ganzen vier Tage später, am Sonntag, 16.03., stelle ich wieder erste Risse im erst Tage alten Lenkrad fest (siehe auch hier Fotos). Ich reklamierte am darauffolgenden Montag sofort und stieß auf blankes Entsetzen des KIA-Mitarbeiters. Wieder verblieb es dabei, dass man sich bei mir melden wird.

 

Spritverbrauch

Dass man den Angaben auf den Verkaufsschildern nicht trauen kann ist klar. Ich erfasse über den Spritmonitor jede Betankung peinlichst genau und fahre vorausschauend und immer im Verkehrsfluss mit. Ich komme auf durchschnittliche 6,5l/100km, wobei ich keinerlei Unterschiede zwischen langen Autobahnfahrten oder kombinierten Fahrten habe. Der Spritmonitor bestätigt mir, damit im leicht hinteren Mittelfeld zu liegen. Auf Spritmonitor gibt es einige fast unglaubwürdig wenig verbrauchend Picantos, bei denen die erste Zahl des Durchschnittverbrauchs eine 4 ist, und viele, bei denen es eine 5 ist. Ich persönliche hatte bei mir sowohl Ausreißer nach oben, als auch nach unten - eher aber nach oben. Der geringste Verbrauch war einmal etwas um 6,3l/100km, der höchste (komischerweise nach einer relativ normalen Autobahnfahrt) bei 8,7l. Rundum gesehen bin ich damit mehr oder minder zufrieden. Sicher ginge auch weniger, hätte man z.B. den Unterboden ordentlich verkleidet.

 

Bisheriges (Mängel)fazit

Der Wagen scheint technisch OK zu sein. Immerhin habe ich jetzt morgens keine Angst mehr, dass der Wagen nicht ansprint. Die Verarbeitung allerdings ist es ganz offensichtlich nicht. Ich habe durch die beiden gleichen Picantos beste Vergleichsmöglichkeiten und es ist schon sehr auffällig - auch emotionslos und objektiv betrachtet. Ich finde insgesamt 4 Werkstattaufenthalte bei Picanto Nr. 1 innerhalb eines Jahres viel zu viel. Das hat nichts mit Sorgenfreheit zu tun und ich erwarte auch von einem "nur" 10.000€ teuren Auto, dass es nicht an allen Ecken und Kanten Geräusche macht. Vom Lenkrad gar nicht zu reden.

 

Schwer zu beurteilen, ob ich die Autos nochmal kaufen würde. Mir fehlen dauerhafte Vergleichsmöglichkeiten von anderen gleichpreisigen Autos dieser Klasse (mir fallen da ein: i10 (Schwestermodell vom Picanto) Aygo, Up und deren jeweiligen Schwestermodelle ein). Vielleicht meldet sich ja der Ein oder Andere über die Kommentarfunktion dieses Blogbeitrages.

 

Alles in allem finde ich - quasi als Zwischenfazit - den Picanto von den zuvor genannten Kleinwagenmodellen optisch sowohl innen als auch aussen am ansprechesten. Und das nicht nur, weil ich ihn selber habe. Ich bin da sehr objektiv. Wenn ich sicher wüsste, dass andere Kleinstwagen die Mängel hier nicht haben, würde ich es mir beim nächsten Neuwagenkauf sehr genau überlegen, nochmal zu KIA zu gehen. Sollte das inzwischen aber völlig Normal sein, wäre meine erste Wahl nach aktuellem Stand wieder KIA, weil ich finde, dass das Rundumangebot durch die 7 Jahre Vollgarantie und 7 Jahre Inspektion derzeit unschlagbar ist. Das habe ich beim Kauf der vergleichbaren Modelle (i10, Aygo, Up und Co.) nicht.

 

Ich versuche es jetzt so zu halten, hier in langen Abständen immer mal längere Updates einfließen zu lassen und würde mich über Kommentare sehr freuen :-) Mangels Rechtschreibprüfung in der Forensoftware hoffe ich, den Text nicht völlig vermurkst zu haben und verweise zum Schluss noch auf die zum Beitrag gehörenden Bilder....denn das Auge list mit ?! Natürlich tut es das.

 

In diesem Sinne,

 

AlexRK, der jetzt wunde Finger und eckige Augen hat


Blogautor(en)

AlexRK AlexRK

°since 1989