11.04.2015 21:43 | Alfa.Tiger | Kommentare (14) | Stichworte: 136, Fuego, Oldtimer, Renault, Youngtimer
So gut gepflegt der Fuego von außen daherkommt: Der Innenraum war nach 31 Jahren und 165.000 km doch an einigen Stellen verwohnt. An vielen zum Teil kleinen Baustellen habe ich daher Hand anlegen müssen, damit der erste Eindruck auch nach dem Einsteigen erhalten bleibt.
Neue Fußmatten
Innenraum: vorherZunächst fallen die Fußmatten ins Auge. Vorne braun, hinten schwarz-grau in typischer Schlaufen-Machart. Die Teile waren derart durchgerockt, dass hinten die gummierte Unterseite abbröselt und vorne sogar Löcher durchgetreten waren. Dazu rutschen die Teile im Fußraum hin und her wie ein Puck beim Eishockey, was ja auch nicht gerade für die Fahrsicherheit zuträglich ist.
Innenraum: hinterherBeim großen Auktionshaus bin ich dann relativ schnell fündig geworden. Neu angefertigte Passformfußmatten aus Velours für den Renault Fuego vorne und hinten, auf der Fahrerseite sogar mit Befestigung: Eine Kunststoff-„Schraube“ wird mit 3 Nadeln in den Teppich gesteckt und die Fußmatte daran mit einer Rändelschraube befestigt. Schon kann sie nicht mehr nach vorne abhauen. Die Farbe konnte ich sogar wählen und habe mich für sandbeige mit passender Kettelung entschieden. Alleine damit wurde der Innenraum um mindestens zwei Klassen aufgewertet.
Leider ist auch der Teppich im Fahrerfußraum unter der Fußmatte durchgescheuert und gerissen. Das Manko ist leider nicht so leicht zu beheben. Aber die befestigte, dicke Fußmatte sollte hier gröbere Beanspruchungen abfangen. Und um weitere Beschädigungen zu vermeiden, habe ich das vorhandene Loch mit passend zurechtgeschnittenen Dämmfilzmatten gefüllt. Damit sollte ein weiteres Aufreißen verhindert werden.
Das Lenkrad
Obwohl der Renault Fuego 1980 als erster Renault überhaupt mit dem goldenen Lenkrad ausgezeichnet wurde, sah mein Lenkrad weder golden, noch irgendwie schön aus: Der Lack ist stark abgekratzt und lässt sich mit dem Fingernagel leicht weiter abkratzen. Das Leder ist stark verwittert und löst sich an den Stößen. Dazu kommt ein riesiges Loch auf der 10 Uhr-Position, vermutlich weil dieser Teil bei eingerastetem Lenkradschloss auf 12 Uhr steht und so der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist. Fasst sich furchtbar an und sieht furchtbar aus. Lenkrad vorher: zerkratzt und aufgeplatzt
Lenkrad neu lackiert und beledertZum Ausbau des Lenkrads muss nur der Pralltopf aus Gummi abgezogen werden, darunter liegen 6 Inbus-Schrauben, die das Lenkrad mit einem Topf auf der Lenkstange verbinden. Das Lenkrad habe ich zunächst zum Lackierer gebracht, der es in anthrazitgrau neu lackiert hat. Die Farbe ist zwar etwas dunkler geworden als beim Original, dies fällt aber nur im unmittelbaren Vergleich auf.
Anschließend habe ich das Lenkrad an einen Internetshop geschickt, der es nach meinen Wünschen neu beledert hat: Möglichst Original bei Material und Schnitt, also schwarzes, mattes, nicht zu stark genarbtes Leder. Bei der Naht habe ich mich allerdings dazu hinreißen lassen, vom Original abzuweichen: statt schwarz habe ich mich für beige entschieden, was hervorragend zur Innenraumfarbe passt und die Sportlichkeit des Lenkrads unterstreicht. Im Ergebnis ist das Lenkrad jetzt wirklich top und wirkt fast etwas zu neu in dem 31 Jahre alten Fahrzeug.
Die Kleinteile
Heckwischerschalter total abgegriffenAuch einige andere Dinge, die häufig benutzt werden, haben im Laufe der Zeit etwas gelitten: Scheinbar hat der Vorbesitzer häufig den Heckscheibenwischer benutzt, denn das Piktogramm des Knopfes ist nahezu vollständig verschwunden. Abhilfe ist schnell gemacht: Die Schaltereinheit kann rausgezogen werden, davon die Kappe abziehen und darin ist das Piktogramm als Plättchen eingelegt und kann getauscht werden. Heckwischerschalter zerlegtHeckwischerschalter erstrahlt wie neu
Bei dem Schalter der Heckscheibenheizung fehlt eine blaue Filterplatte, die aus den gelblichen Glühbirnchen ein grünes Nachtdesign zaubert. Auch einfach einzusetzen. An dieser Stelle vielen Dank an meinen Bekannten, der mir schon beim Zahnriemenwechsel unter die Arme gegriffen hat, für die kostenlose Versorgung mit diesen Ersatzteilen aus seinem Fundus!
Und bei den Schaltern von Nebelscheinwerfer und Nebelschlussleuchte war die Beleuchtung defekt. Mit einer Spitzzange können die defekten Glassockellampen (W1,2W) ausgetauscht werden.
An der Mittelkonsole spannt sich der Ledersack des Schalthebels über Kunststoffnasen. Diese sind leider abgebrochen, so dass dort ein Loch zwischen Konsole und Schalthebelsack klafft. Ein Ersatzteil vom Schrottplatz mit intakten Nasen hat hier geholfen, wobei die Montage nicht ganz einfach war: Die Konsole ist unter dem Armaturenbrettträger eingehakt und festgeklemmt. Aber mit drehen, hebeln und drücken ging’s dann letztendlich.
Das Handschuhfach ließ sich nur halb öffnen. Schnell stellte sich eine Dämmmatte als Übeltäter heraus, die sich von der Motorraumtrennwand abgelöst hat. Ein Cutter hat dem Problem ein Ende bereitet.
Die Türen
Befestigung der TürverkleidungAn den Türen zeigen zwei rote Stifte an, ob die Türen verschlossen sind. Auf der Beifahrerseite fehlten dieser rote Stift und die klare Plastikkappe, die den Stift führt. Auf der Fahrerseite war die Kappe halb durchgebrochen. Leider mussten zum Austausch die Türverkleidungen ausgebaut werden. Dazu die Armlehne nach oben abhebeln, darunter zwei kräftige Schrauben lösen, den inneren Türöffner abschrauben und aushaken sowie zwei Schrauben unter dem Ablagefach der Tür entfernen – wobei diese auf der Fahrerseite beide rausgebrochen waren, weshalb die Türverkleidung schon sehr wackelig saß und zudem am Griff zum Zuziehen schon gebrochen war. Eine große Unterlegscheibe sowie eine Schrauböse konnten dies insoweit lösen, als dass die Verkleidung nun wieder fest sitzt und der Türgriff wieder zu gebrauchen ist. Die klaren Kappen und der rote Stift – ebenfalls beschafft beim Schrotthändler – konnten dann mit einigen Verrenkungen rausgedrückt und neu eingesetzt werden. Die Tür nach den kosmetischen Maßnahmen Zudem war der Chromrahmen am Türöffner der Fahrerseite abgewetzt und gebrochen (übrigens die einzigen Chromteile an diesem Auto – die „matten“ 80er lassen grüßen). Ein Ersatzteil vom Schrotthändler war bei dieser Aktion schnell verbaut.
Magnetschalter der ZentralverriegelungLeider ließ sich durch diese kosmetische Maßnahme die Zentralverriegelung der Beifahrertür nicht beeindrucken: Sie ging immer noch nicht. Manuelles Abschließen mit dem Schlüssel ging, manuelles Aufschließen nicht, hierzu musste der Türgriff von Innen betätigt werden. Nachdem ich den Magnetschalter der Türverriegelung ausgebaut hatte, war das Problem klar: Obwohl er schon einmal ausgetauscht war, war der Magnetschalter zu „schwach“, um den Riegel zu bewegen. Ein Ersatzteil vom Bekannten (auch hier noch einmal Danke!) hat auch hier Abhilfe geschaffen: Jetzt öffnet und schließt die Tür zusammen mit der Zentralverriegelung! Der Einbau war allerdings nicht leicht, da die Führungsschiene des Fensters im Weg steht und das Ganze im hintersten Winkel der Tür verbaut werden muss, somit also nur mit einer Hand blind „um die Ecke“ erledigt werden kann.
Eine neue Türdichtung – ebenfalls vom Schrotthändler – ersetzt die im Fußbereich aufgescheuerte Dichtung. Die alte Dichtung abziehen, die neue aufklemmen, fertig!
Die Einstiegszierleiste auf der Fahrerseite lag beim Kauf im Kofferraum: Bei der Lackierung durch den Vorbesitzer sind wohl die Plastikclips, mit denen sie befestigt wird, zerstört worden. Die Ersatzclips habe ich im Internet bestellt. Die Montage ist dann nur noch Fingerübung: Leiste auflegen, Clips reindrücken.
Insgesamt werten diese kleinen Maßnahmen den Innenraum extrem auf. Nachdem die abgegriffenen und abgewetzten Teile ausgetauscht wurden, sieht der Fuego im Innenraum quasi neuwertig aus.
Vielen Dank für's Lesen und beste Grüße Martin |
12.04.2015 10:17 | Schattenparker133450
Schön wenn auch der Innenraum in Schuss kommt, denn da sitzen wir nun mal und die Anmut des Fahrzeug wird genau dort gebildet.
"Der erste Eindruck ist entscheidend" durch den Lack außen und den Zustand dort, dazu gehört aber auch der Innenraum.
Was mir immer wieder aufgefallen ist, ist der Geruch! Auch der Gehört dazu, eine verwohnte Innenausstattung geht oft mit einem Geruch von Staub, oder sogar von Schimmel einher. Wenn das abzustellen ist, ein echtes Plus für das Fahrzeug. Erster Indikator sind die "Duftbäume", wenn die am Spiegel hängen stimmt was nicht.
Dann erst folgt der Rest, Motorlauf, Fahrverhalten, usw.
Also gar nicht, so unwichtig dieser Innenraum. Nicht zuletzt auch für das eigene Wohlgefühl.
Ich kann nur jeden ermutigen, sich hier "auszutollen". Nirgends gibt es soviel Erfolg, in so kurzer Zeit.
Bei einem meiner Fahrzeuge, habe ich die Innenausstattung raus genommen um diese mit Wasser und Waschmittel zu reinigen.
Mit einer Bürste eingerieben, danach mit dem Nass - Staubsauger ausgesaugt.
Nicht nur den Teppich, auch die Sitze und die Rückbank, die Kopfstützen (bei Fuego integriert)
Vorteil das Blech, unter diesen Verkleidungen, zeigt sich dadurch!
Gruß Peter
12.04.2015 11:33 | Alfa.Tiger
Hallo Peter,
ich sehe es genauso! Zum Glück riecht der Fuego im Innenraum nur nach "altem Auto", also gealterten Teppichen und Kunststoffen, aber er ist ein Nichtraucherfahrzeug und Schimmel scheint auch kein Problem zu sein. Er riecht dabei auch nicht unangenehm.
Alle Sitze hatte ich schon raus (dazu später ein separater Blog), und unter den Verkleidungsteilen, die ich ausgebaut habe (Mittelkonsole, Türen etc.) habe ich bei der Gelegenheit auch gleich ordentlich sauber gemacht. Einige Kaffeeflecken, ein paar verlorene Pfefferminzdrops, Notizzettel und kiloweise Staub. Das Highlight war eine Handvoll getrockneter Farne und Blätter unter der Rückbank, scheinbar von irgendwelchen Pflanzentransporten.
Den Teppich selbst konnte/wollte ich nicht ausbauen, da dieser im Stück verlegt ist und dazu sämtliche Konsolen und Seitenverkleidungen abgenommen werden müssten. Auch ein Nassstaubsauger fehlt mir, so dass ich den Teppich nur notdürftig mit Schwamm und Tuch reinigen konnte, was aber größtenteils schon ausgereicht hat.
Dazu intensive Bearbeitung aller Verkleidungen mit Schwamm und Seifenwasser, und schon fühle ich mich wohl im Innenraum!
Viele Grüße
Martin
12.04.2015 17:23 | Fensterheber169
Echt ein schönes Auto. Und da sieht man wieder das auch so kleine Dinge einiges raus reißen.
Aber mit dem Zeug vom Schrott hattest echt Glück. Das die sowas noch da haben.
12.04.2015 18:07 | Faltenbalg135484
Der kann sich wirklich sehen lassen, auch der Blick fürs Detail verdient ein Lob! Gegen meinen 84er Audi sah aber auch der Vorher-Zustand eher ziemlich gut aus.
12.04.2015 18:52 | Zenobia_V6
Das ist ein wunderschönes Auto.
Der Innenraum ist prima gelungen. Am besten gefällt mir das frische Lenkrad und die Velourteppiche.
Du ziehst mit dem Fuego sicherlich genauso die Blicke auf Dich, wie wenn Du mit einem Aston Martin DBS durch die Straßen fahren würdest.
12.04.2015 22:45 | Alfa.Tiger
Vielen Dank für die Komplimente!
Ja, der Fuego ist auf der Straße schon ein Hingucker. Sicherlich polarisiert er mehr als ein alter Käfer oder Supersportwagen. Die einen finden das Auto total cool und haben im Zweifel noch nie einen Fuego vorher gesehen (oder wahrgenommen), die anderen empfinden den Wagen als das hässlichste, was jemals gebaut wurde.
Aber das fasziniert mich an vielen Autos. Renault Avantime oder Lancia Thesis wären solche Vertreter der 2000er, die nicht zum Massengeschmack kompatibel sind. Hauptsache anders ;-)
Und mit dem Fuego beim Schrott hatte ich wirklich Glück, zumindest mit ein paar Teilen. Vieles anderes, insbesondere Außenhaut und Technik, waren schon weg. Aber da steht meiner zum Glück recht gut da...
13.04.2015 11:34 | Faltenbalg133191
Die schönste Form des Autofahrens. Man nimmt etwas Altes, Abgelegtes und macht was Schönes, Begehrenswertes draus. Durch die Mühe und die Zeit baut man auch eine emotionale Beziehung zu dem Gegenstand auf, die einfache Käufer, auch von Youngtimern, nie erfahren werden.
Schöne Stoffe hatten die damals - und haltbar waren sie auch. Schade, dass alle Franzosen dann lange keine Coupés mehr hergestellt haben, die Angebote aus den anderen Ländern sind meist so angeberisch sportlich statt luxuriös komfortabel.
14.04.2015 15:38 | Spiralschlauch43496
Gratuliere, wunderschönes Auto, ich wünsche Dir noch viel Freude und uns viele kleine Geschichten dazu...
16.04.2015 21:51 | Schattenparker133450
Hallo Martin,
dank deiner schönen Bilder habe ich meinen Fuego mal wieder bewegt. Und der Stand schon wieder seit 2007, meiner muss noch aufgebaut werden.
Wie soll ich sagen er startete und er fuhr, die Bremse musste ich "freibremsen" den Sprit hatte ich aufgefrischt. Das Öl - samt Filter vorher gewechselt. Und eine Servodruckleitung musste ich auch vorab montieren, dadurch gab es auch frisches Servoöl. Die Benzinpumpe musste ich tauschen weil plötzlich undicht.
Doch alles kein Hindernis! Bin schön gefahren (mit roter Nummer)
Ich bin der zweite Halter und besitze den nun seit 1987.
Gestern habe ich den Teppich im Kofferraum wie oben beschrieben gereinigt und in die Sonne zum trocknen gehangen. Sieht aus wie neu!!!Bei mir in Koralle (Orange) und es loht auch den großen Innenraum - Teppich auszubauen und genauso zu behandeln. Fuhr sich schön, dass war am Di.14.04.15
Gruß Peter
16.04.2015 22:02 | Fensterheber169
auch ich finde, das es sich lohnt den Innenraumteppich auszubauen und durchzureinigen oder zu ersetzen.
Zwar anderes Auto aber selbes Prinzip. Hab es in meinem Focus gemacht. Nach nun knapp 10 Jahren war doch einiges drin. Hab den Teppich richtig gesaugt, gebürstet und nass gereinigt. Sieht am Ende aus wie neu und riecht sehr angenehm.
18.04.2015 23:59 | Faltenbalg133191
Noch einen alten Test des Fuego gefunden (auf englisch):
https://www.flickr.com/photos/triggerscarstuff/sets/72157635058212888/
26.04.2015 18:22 | Trackback
Kommentiert auf: Das Renault Fuego Projekt:
Die Sitze - aufgemöbelt und geschweißt
[...]
165.000 km und 31 Jahre hinterlassen nicht nur Spuren im Innenraum. Auch die Sitze, im Speziellen der Fahrersitz, mussten einiges wegstecken, denn da hat nunmal jemand [...]
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09.05.2015 20:52 | Trackback
Kommentiert auf: Das Renault Fuego Projekt:
Der Hohlraum - Rost und Spachtelklumpen
[...]
Nachdem ich mich zunächst ums Gröbste im Motorraum und um die Details im Innenraum gekümmert habe, waren als nächstes die Hohlräume dran.
Ich habe vom Vorbesitzer alle Wartungsunterlagen [...]
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05.08.2023 23:31 | Cörsi
Hallo Martin!
Wo hast du denn die Clips für die Einstiegsleisten gefunden? Bei meinem Fuego fehlen fast alle Clips.
Danke und viele Grüße
Michael
Deine Antwort auf "Der Innenraum - Kleinigkeiten für Schöner Wohnen"