03.03.2010 21:01
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der_deppen_daemel
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Kommentare (32)
Hallo Ihr Leser!
Es gibt es sie doch... Kein Garagenfund, aber eben Sammlungsauflösungen. Und hier findet sich ein toller Schnäppchen, welches ich Euch nicht vorenthalten möchte!
Nun, der Rover SD1 wurde bereits von mir behandelt. Diese Fahrzeuge sind bereits mindestens 24 Jahre alt und meistens gibt es Rost an allen Ecken und Enden. Kilometerstände jenseits der 150-200.000 km sind bereits standard und die Preise befinden sich meist um die 2000-4000€ für einen brauchbaren Rover...
Plötzlich ist mir dieser SD1 2600 aufgefallen:
Ein 1984er SD1 2600 (2,6l Reihen-6-Zylinder mit 12 Ventilen) in Gold Metallik. Im Inneren finden sich braune Polster wieder und der Wagen verfügt über wenige Annehmlichkeiten wie: elektrische Fensterheber, ein Schiebedach, Servolenkung und eine Zentralverriegelung.
Hmm... Was gab es da noch, was man bei Rover mehr oder weiger gar nicht findet...? Da war doch was... Ach ja: KEIN ROST und nur 566 km auf dem Kilometerzähler. Nein, Ihr habt nicht falsch gelesen, nur _5_6_6_k_m_ und das innerhalb von 26 Jahren... Der Wagen wurde nie angemeldet und hat (fast) noch die Werkskilometer auf der Uhr (Roverfahrzeuge verliessen die Werke oft mit ca. 450-500 km auf der Uhr -> ausführliche Tests sind Voraussetzung gewesen...)...
Okay, das einzig Negative an diesem Wagen: der Preis. Mit stolze 19.950 CHF (ca. 13.500 €)...
Ich muss sagen, hätte ich die 13.000 € dafür, würde ich mir den holen... Wie oft kann man sonst einen fast nagelneuen Oldtimer sein eigen nennen!?
Mehr Informationen zu dem Wagen findet Ihr hier: Link zum Inserat bei Autoscout Schweiz
Normal ist es nicht meine Art einfach ein Link zu posten und das als Thema zu behandeln, jedoch stellt dieser Wagen sich als Rarität dar. Der letzte (nicht im Museum stehende) SD1 der Welt. Ich wage es sogar zu sagen: der letzte Nagelneue ohne irgendwelche Gebrauchsspuren. Das ist in etwa so, wie der letzte Horch, der aus den USA nach Ingolstadt gebracht wurde... Eine Art Legende, welches wahr wurde |
14.03.2010 23:16 |
der_deppen_daemel
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Kommentare (10)
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960, 965, B6304F, C30, Kombi, Luxus, Volvo
Hallo Ihr Leser!
Ihr lest hier ja fast nur über meinen C30 oder auch über britische "Schrulligkeiten", die kaum einer kennt... Nun ist es an der Zeit, ein anderes Auto zu würdigen. Ein Auto, welches ein Ruf einer Marke mit aufgebaut hat und welches mir immer in meiner Erinnerung bleiben wird...
Nun, wer oder was ist Helge?
Helge ist mein erster zugelassener und selbstgefahrener Volvo, den ich mir kaufte (davor gab es ein paar, aber die sind erst einmal nicht nennenswert
). Gekauft um den eigentlich zum V8 Volvo umzubauen, gingen die Gelder unerwartet aus (mir wurde eine Übernahme bei meinem Ausbildungsbetrieb zugesichert, allerdings am letzten Tag entschied man sich doch anders, aber das ist etwas Anderes) weshalb ich mich um den Wagen kümmerte. Helge wurde 1991 gebaut und lief als Vorführwagen beim Autohaus Hausser (damals auch Volvo Tuner!) in Wulmstorf bei Hannover. Fjord Grün (Blau-Grün) Metallik mit viel Chrom.
Damit die Heimfahrt erfolgen konnte, mussten erst einmal einige Teile mitgebracht werden. Dazu zählten die Rückleuchten, vorderen Blinker und Außenspiegel. Nicht zu vergessen noch 5-10l Sprit, da die Reserveleuchte doch etwas grell leuchtete.
Ab da hatte ich das Problem. Der Wagen lief nur noch auf 5 Zylinder. Egal was ich machte, es gab keine Änderung. Der Fehler wanderte nicht, wenn ich die Zündmodule tauschte. Die Zündkerzen waren alle gut. Eingespritzt wurde auch. Es gab einfach keine richtige Zündung...
Nachdem ich meinen 940er sogar verkauft habe, ging es weiter. Nur noch 4 Zylinder liefen. Der Motor stotterte, hustete, war am keuchen usw. Es musste etwas gemacht werden. Kompression gemessen: Zylinder 4 und 6 hatten 0 Bar. Egal wie ich gemessen habe... 0 Bar. Alle anderen hatten gute Werte um die 12 Bar (kaum Abweichung).
Ich begann die Zylinderkopfschrauben zu lösen. Wie die Anleitung: von Außen nach Innen. Beim Losschrauben sollte mit einem Kupferhammer auf der Ratsche (über der Schraube) geklopft werden, damit die Schrauben richtig losgeschraubt werden konnten. Und genau hier passierte es... 2 Schrauben brachen SEHR tief im Zylinderblock ab. So tief, dass sie nur sehr schwer wieder rausgeholt werden konnten. Eines der Enden konnte ich rausbekommen. Beim 2. brach sogar der Ausdreher ab! Und die bestehen aus gehärtertem Stahl!
Das Ende vom Lied: ich habe an Neuteile um die 500€ (inkl. Motor) verbaut gehabt bis der Motor Ende September/Anfang Oktober 2007 wieder lief. Und wie es lief!
(Ja, im Video bin ich zu sehen aber bitte ignorieren
)
Es klingt kaputt, ist es aber nicht. Ich habe nur den Auspuff nicht 100%ig dicht gehabt weshalb die Abgase am Flammrohr vorbei konnten und diesen 2-Takt-Diesel Sound erzeugten. Ich fand den Sound genial und wollte den beibehalten, aber da der Motor damit zu Fett laufen würde (zu viel Sauerstoff in den Abgasen -> Anfettung) habe ich das umgehend wieder dicht gemacht... Nein, Spaß, das war auch SEHR laut und musste auf jeden Fall dichtgemacht werden und das war es auch.
Bis zum nächsten Morgen. Der Wagen sprang nicht an. Helge wollte partou nicht starten. Zündungen waren vorhanden. Sprit wurde eingespritzt. Aber die Zündung erfolgte immer zum falschen Zeitpunkt. 2 Wochen suchte ich mir den Ast ab. Dann ließ ich den Wagen zu Volvo bringen. Der Nockenwellensensor war kaputt. Somit hatte das Steuergerät keinen Bezugszeitpunkt zum starten. Bei Volvo wurde es ersetzt (kostete "nur" 420€) und ich konnte den Wagen abholen. An dem Tag als es repariert wurde, bestand ich meine praktische Fahrprüfung und wollte den Wagen unbedingt abholen... Ich habe meiner Mutter über mehrere Stunden einreden müssen mich dahin zu begleiten, damit ich den Wagen abholen kann... Nach langem Zögern durfte ich endlich meinen Dicken holen.
Wieder strahlte ich. Die schöne Automatik schaltete perfekt. Der Motor kam flott auf Temperatur und alles war wunderbar... Bis ich Gummiabrieb im Motorraum entdeckte. "Was jetzt denn nu!?" war mein Gedanke... Der Zahnriemen scheuerte am Motorblock. "Wie geht denn das nu!?" - da der B6304F (so die interne Volvo Bezeichnung) im Modelljahr 1991 nur über ein 21 mm Zahnriemen verfügte und dieser doch recht schnell vor erreichen des Wechselintervalls gerne rissen, musste ich schnell für eine Lösung sorgen. Nach vergleichen der Wasserpumpe (original) mit einem Zubehörteil (OEM) stellte ich fest, dass die Führung dessen ca. 3 mm nach hinten versetzt war und somit der Riemen am Motorblock scheuern konnte. Schnell getauscht, Riemen neu. Alles bestens! Der sturrische Helge lief wieder sorgenfrei...
Ein ehemaliger Kumpel in Bielefeld wollte dass ich mit dem Wagen mal vorbei komme... Machte ich auch... Aber genau an einem Bahnübergang passierte es: "KNACK". Die Frontscheibe (auch eine Schwachstelle des 960ers bzw. generell der 700 und 900 Reihen) riss... Und zwar beschissen. Gut, der TÜV war noch in weiter Ferne, weshalb ich mich nicht darum kümmerte... Hauptsache der Wagen lief.
Die Klimaanlage wurde befüllt (es war noch das verbotene R12 enthalten) und im "Schnellverfahren" auf R134a umgebaut: Füllung R12 raus, bisschen mehr Öl rein und R134a rauf und gut. Lief. Keine Probleme. Super Kühlleistung! Volvo gibt vor hier einige (naja, ALLE) Dichtungen zu tauschen. Gerne auch gleichzeitig noch den Klimakompressor, aber egal. Hauptsache alles lief.
Die Zeit verging. 2-3 Monate später machte es morgens "PLOP" und es böllerte. Es böllerte so stark, dass man das auf dem Boden des Wagens spüren konnte. Was war passiert? Der Kat befand sich unter dem Beifahrersitzboden. Im Kat liefen beide Flammrohre zusammen. Genau zwischen den Flammrohren ist es durchgerostet und weggebrochen. Ergebnis: ein neuer Kat musste her. Das wollte ich nicht bezahlen. Also ließ ich meinen Bruder den Loch verkleinern... Aber das sollte nicht das Ende sein.
Auf einer Autobahnfahrt musste ich stark bremsen. Die Bremsen sprachen aber nicht an! Ich musste pumpen. Und zwar heftigst. Was war das? Zu alte Bremsflüssigkeit! Also, am nächsten Tag sofort zu Volvo um die Bremsflüssigkeit wechseln zu lassen. Hier lernte ich die Welt des Volvo C30s kennen. 70€ später hatte ich den Wagen wieder. Wenige Tage später musste ich wieder bremsen. Die Bremse sprach an, klemmte aber. Also, da die Beläge und Scheiben doch recht riefig waren, neue Bremsscheiben und -beläge samt Handbremsbeläge gekauft. Mal wieder gingen ca. 300€ weg... Geld, was ich erst wieder verdiente...
Langsam gingen mir die Probleme auf dem Keks... Es war fast eine "Never Ending Story". Sobald eine Sache ging, ging etwas anderes kaputt. "Montags Wagen"? Keine Ahnung. Es war eben Helge...
Dann passierte es: der Wagen sprang eines morgens nicht mehr an. Ich dachte ich ticke nicht richtig. Wieder ein defekter Nockenwellensensor? Nein, weitgefehlt! B6304 Krankheit: blockierte Hydrostößel! Der Motor drehte, baute aber keine Kompression auf. Es gibt dagegen nur einen Trick. Brutal wie man es auch nennen kann, es nennt sich: Gaspedal durchtreten und Anlasser solange laufen lassen, bis der Motor langsam anspringt. Pott für Pott erweckte wieder zum Leben...
Meine Nerven waren gespannt wie die Saiten einer Gitarre. Einmal falsch gezupft, und sie würden reissen... Beim Tanken dann kam es... Mein Verbrauch stieg rasant an... Von 11 über 12, 13, 14, 15 und gar 16l bis zu 17l auf 100 km. Für 204 ps die sparsam bewegt werden deutlich zu viel... Noch stärker kam es dann, als ein anderer Verbrauch auftrat... Ölverbrauch! 1l pfeifte sich der Motor auf 100 km durch! Deutlich zu viel. Das ist so viel, dass ich beim Tanken mehr oder weniger fast das Öl in den Tank hätte schütten können...
Warum schreibe ich das? Ich müsste doch froh sein, die Karre los zu sein... Richtig?
Falsch! Ich vermisse meinen Helge. Er war ein Zeichen. Er stand für den Inbegriff des Individualismus. Ein Auto, entwickelt in den späten 70er Jahren. Anfang der 80er Jahren (1982) als Volvo 760 zur Welt gekommen. 1990 von 760 in 960 umgetauft und mit einer neuen Maschine ausgestattet, trotzte der Volvo die moderne Formensprache. Es blieb der Markenmentalität treu: "Form follows function". Platz für 5 samt Reisegepäck. Anhängekupplung für den Wohnwagen und eine luxuriöse Ausstattung. Sicher, unverkennbar Volvo und ganz wichtig: individuell. Ein Auto mit Persönlichkeit. Ich musste lange suchen, um ein Auto zu finden, welches genauso individuell war - und das fand ich beim C30.
Ich bereue den Kauf des C30 nicht. Gar nicht. Ich liebe den C30 über alles. Nur ich vermisse den alten Helge. Ab und zu sehe ich ihn in Bremen fahren und habe sofort einen Grinsen im Gesicht. Es ist einfach schön sein Werk noch fahren zu sehen. Sollte der Fahrer hier lesen:
Bitte bitte bitte Helge nicht verschrotten! Sollten Sie ihn verkaufen, bitte mich anschreiben! Ich kaufe ihn sofort wieder zurück! Auch mit Motorschaden oder andere Probleme!