Tue Dec 01 13:22:55 CET 2020 | Andi2011 | Kommentare (17) | Stichworte: Jimny
Der Suzuki Jimny ist ein Kindheitstraum meiner Freundin. Er ist auch ihre erste konkrete Erinnerung an ein Auto. Ihr Vater war Förster und nahm seine, Anfang der 90er Jahre grad mal 5-Jährige, Tochter in seinem Suzuki SJ 410 regelmäßig mit in die Wälder. Ihre Tante fuhr Mitte der 90er ebenfalls einen selbst knallbunt lackierten Jimny und ihr Bruder natürlich auch.
Sie selbst landete mit 18 zuerst bei einem uralten Corsa, dann bei einem Toyota Aygo, beide für kleines Geld und zuletzt beim Clio. Der Traum vom Jimny blieb…
Als dann Ende 2018 der aktuelle Jimny GJ auf den Markt kam, war es komplett um sie geschehen und ihr Entschluss stand fest. Ihr Plan war damals, vielleicht in 2-3 Jahren „endlich“ einen gebrauchten Jimny zu kaufen. Im Laufe der kommenden Zeit wurde schnell klar, das wird so nicht funktionieren.
Der Jimny war schneller ausverkauft als Donald Trump Anekdoten raushauen kann. Wir dachten erst noch das wird sich legen und schauten alle paar Monate mal interessiert im Internet nach…es legte sich nicht, es wurde schlimmer!
Zuerst kletterte die Wartezeit für einen bestellten Jimny auf bis zu zwei 2 Jahre und kurz danach war er gar nicht mehr bestellbar. Die Nachfrage nach dem Jimny hat sicherlich auch Suzuki selbst überrascht. Das Resultat war, Jimnys der aktuellen Generation sind neu nur noch bei wenigen Händlern zu bekommen, in der Regel findet man jetzt bundesweit im Netz irgendwas zwischen 10-15 Fahrzeuge zu Preisen, die mehr als deutlich über dem ursprünglichen Verkaufspreis stehen. Bei Gebrauchten sieht es nicht viel besser aus, Jimny aus 2018 mit Laufleistungen um die 50tsd Kilometer liegen bei mindestens 23 Tsd. Euro.
Letzte Woche stießen wir dann eher zufällig auf einen neuen Jimny bei einem Suzuki Händler in der „Nähe“. Wir hatten Zeit, ansehen schadet nicht, wenigstens mal drin sitzen…. Der Händler war wenig überrascht das zwei Menschen aus Düsseldorf „mal eben“ vorbeikommen für einen Jimny…und da stand er dann im Laden: Comfort+ Ausstattung in Chiffon Ivory beige mit schwarzem Dach für 27.990€.
Der Jimny ist sehr ordentlich ausgestattet, vom DAB-Radio über Klimaautomatik und Navi bis zu LED Scheinwerfern hat er einiges an Bord. Dazu kommt die äußere Optik und ein Innenraum, der überall laut 80/90er Jahre schreit. Wenn man dazu grob die Bauweise des Jimny betrachtet: Robuster 4 Zylinder, Leiterrahmen, zuschaltbarer Allradantrieb und Starrachsenaufhängung mit Schraubfedern, plus (eigentlich) erschwinglicher Preis weiß man, warum er bei Förstern und echten Offroad-Fans so beliebt ist und eben auch bei „Normalos“. Wo gibt es solche Autos noch, ohne Turbolader,Vierzylinder,Allrad... Außer dem Lada Niva fallen mir da nicht viele ein.
Der Preis ist –um es mal vorsichtig zu sagen- „überteuert“ wenn man es vernünftig betrachtet.
Für rund 28tsd Euro gibt es zweifellos ganz andere Autos die besser ausgestattet, motorisiert, größer, wertiger usw. sind. Und falls noch jemand Zweifel hat, natürlich ist da nix mit Preisnachlass. in der aktuellen Marktlage allerdings ist er als Neuwagen schon fast ein Schnäppchen. Wir haben den Laden um 18:30 Uhr verlassen, auf dem Heimweg und bis kurz nach Mitternacht gerechnet, gemacht und getan und dann am nächsten Morgen direkt um 09 Uhr den Händler angerufen und gekauft. In etwa zwei Wochen wird er ausgeliefert und heute schreibe ich den ersten Blog zum Jimny…es werden sicher noch welche folgen, der Nächste wenn wir die ersten Kilometer hinter uns haben.
Warum kauft man sich so ein Teil, wenn man in Düsseldorf lebt und nicht auf dem Land?
Der Plan war und ist, den Jimny in der nächsten Zeit weiter auszustatten mit u.a. einem Dachzelt und ihn dann für unserer regelmäßigen Wander/Erkundungstrips zu nutzen. Außerdem könnte ich das jetzt rechtfertigen, indem ich euch sage das er auch in der Stadt durchaus aufgrund der geringen Maße, der guten Ausstattung usw. punktet, man schön hoch sitzt usw. Der wirklich wichtigste Grund ist aber:
Es ist ein Lebenstraum! Die sollte man sich erfüllen, wenn sie greifbar sind. Nichts ist schlimmer als am Ende zu denken „Hätte ich mal…“ |
Tue Dec 22 14:57:18 CET 2020 | Andi2011 | Kommentare (12) | Stichworte: Jimny
Hightech Features und einen besonders hohen Fahrkomfort hat der Jimny nicht. Auch keinen modernen Dreizylinder mit Turbo oder Ausstattungsoptionen die keine Wünsche offenlassen.
Autos wie ihn gibt es nicht mehr wirklich viele und das obwohl er erst 2018 erschienen ist. Leider wurde er trotz der enormen Nachfrage und Wartezeiten von bis zu 2 Jahren ab Bestellung und Verkaufspreisen die weit, weit über Liste liegen wiedereingestellt. Schuld ist der Flottenverbrauch und die Strafzahlungen die Suzuki in Europa natürlich nicht haben will. Eventuell soll der Jimny GJ in 2021 in einer NFZ-Variante wieder angeboten werden.
Wir haben unseren nach langer Suche am 10.12.2020 gekauft, einer der wenigen und letzten Neuzulassungen.
Der Vierzylinder mit 1,5 Litern Hubraum und 102 PS erledigt seine Aufgabe ganz prima. Natürlich, bei ca. 145km/h ist Schluss, aber die will man mit dem Jimny auf der Autobahn auch nicht unbedingt fahren, bei 100-120 fühlt er sich ganz wohl.
Die Lenkung ist leichtgängig und sehr indirekt, um es mal vorsichtig zu sagen. Man kurbelt beim Parken schon ordentlich. Der Leiterrahmen mit Starrachsen, zuschaltbarem Allradantrieb (klassisch über eine zweite Schaltung) und Untersetzung ermöglicht es seinem Fahrer beispielsweise im Takt der Musik an einer Ampel das gesamte Auto heftig von links nach rechts schaukeln zu lassen und die Blicke auf sich zu ziehen oder eben auch im Gelände so manchem Allrad-Konkurrenten um die Ohren zu fahren.
Er ist ein Hingucker, kaum jemand der einen nicht wohlwollend anlächelt, wenn man mit ihm unterwegs ist.
Und wie fährt er sich so?
Mit einem Wort: Spaßig!
Das beginnt damit das man sich sofort zurechtfindet, Suzuki hat dem Fahrer keine Rätzel aufgegeben, das Cockpit ist funktional und übersichtlich.
Die Würfelform ermöglicht einen perfekten Rundumblick, man sitzt gerade hinter der nahezu senkrecht stehenden Windschutzscheibe, schaltet über einen Hebel, der den Namen noch verdient (übrigens sehr knackig) und ist überrascht wie gut der Kleine untenrum geht. Ist man einmal im Vierten Gang angekommen, kann man dort fast den Rest der Fahrt bleiben, bei 40km/h in den Vierten empfiehlt die Schaltanzeige und sie hat recht, da ist nix untertourig, der Kleine geht gut voran.
Der Motor brummt dabei hörbar, aber mit sehr angenehmem Klang vor sich hin und in der nächsten kommenden Kurve, darf man endlich wieder am Lenkrad drehen. Die Lenkung ist natürlich im Gelände ideal, in der Stadt nicht so – macht aber nix, denn es funktioniert gut und macht Spaß.
So karg wie ich am Anfang suggeriert habe, ist der Jimny nicht ausgestattet. Er hat einige Dinge wie z.B. einen Spurverlassenswarner (schönes Wort), einen Kollisionsassistenten, Lichtautomatik, Verkehrsschilderkennung und auch ein gut funktionierende „Entertainment“ mit Navi, DAB, Klimaautomatik, Sitzheizung usw. Das in der Comfort-Plus Variante ebenfalls verbaute LED Licht inklusive Fernlichtassistent ist ebenfalls eine Bereicherung.
Andere Dinge wird man vergeblich suchen. Weder eine einfache Einparkhilfe, noch einen Regensensor konnte man bestellen. Aber vermissen tut man beides auch nicht, denn der Jimny ist derartig übersichtlich, dass es selbst jedem Fahranfänger gelingen dürfte, ihn Knautschfrei zu rangieren. Dafür gibt es im freien Zubehör alles was das Offroad-Herz begehrt.
Alles an diesem Auto ist „moderner Oldschool“ (freie Worterfindung)! Nicht nur beim Fahren fühlt man sich als säße man in einem Auto Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre, nur eben irgendwie in modern, auch das Interieur, mit seinem kantigen Armaturenbrett, dem Haltegriff auf der Beifahrerseite oder den robusten Materialien passt perfekt in den Jimny. Die Verarbeitungsqualität ist dabei erstaunlich – nichts klappert oder knistert, auch nicht auf holprigen Wegen, alles fasst sich sogar nett an und wirkt pflegeleicht und wertig und ist auch im Detail gut verarbeitet und optisch passend nett gemacht.
Das alles sind auch gute Voraussetzungen für den Einsatz in der Stadt. Der Kofferraum ist keiner. Sind die hinteren Sitze aufrecht, passt da außer einem Regenschirm und ein paar Schuhe nicht mehr rein. Klappt man die hinteren Sitze um, entsteht eine große ebene Ladefläche. Wer noch mehr will kann beide Vordersitze nach hinten umlegen, so kann man sogar im Jimny zu zweit gut schlafen.
In weniger asphaltiertem Terrain findet der Würfel aber seine wahre Bestimmung. Wir haben es bisher noch nicht wirklich ausprobieren können aber einige Wege abseits der Straße konnten wir, dank eines netten Bauern, mal probieren. Abgesehen von dem riesigen Spaß den das gemacht hat, sagte der Jimny zum Schluss nur „Äh, das war`s? Lächerlich, ich kann viel mehr!“ Wir werden es noch testen.
Die ersten Kilometer stimmen also zuversichtlich! Der Jimny ist definitiv ein Auto für Menschen, die genau sowas suchen (oder brauchen). Zur Begrüßung bekam er jetzt erstmal eine Lackversiegelung und eine Nachbearbeitung des Unterbodenschutzes und der Hohlräume. Meine Freundin ist schwer begeistert von Ihrem Traumwagen und ich bin es auch! Ich habe schon viele Autos in meinem Leben besessen und gefahren – im Vergleich muss ich sagen, nur sehr wenige haben so viel Spaß gemacht wie der Jimny.
Danke fürs lesen!