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Tue Sep 21 10:24:16 CEST 2010    |    fire-fighter    |    Kommentare (12)

katze
Katze

... so lautete das Einsatzstichwort. "Na schön, mal wieder eine Katze vom Baum retten..."

Denkste! Diesmal war das alles etwas schwieriger. Der Einsatzort lag in einem Wohnblock. Weit und breit keine Bäume, höchstens ein paar Büsche. Und richtig, diesmal kein Baum: Die betreffende Familie war mitten im Umzug. Der Familienkater war schon den ganzen Tag in heller Aufregung, nachdem seine gewohnte Umgebung Stück für Stück verschwand. Also wurde er kurzerhand in ein bereits geräumtes Zimmer gesperrt. Er war zwar aus dem Weg, aber keinesfalls beruhigt. Nachdem dann aus Versehen die Türe geöffnet wurde, schoß er wie der Blitz aus dem Zimmer und ins Bad... Dort war leider die Fliese vom Zugang zum Wannenabfluss defekt. Durch diese Öffnung verkroch sich der Kater unter die Wanne. Zureden, Fressen, Wasser, Schimpfen, Locken.... nichts half! Die Zeit verrann und der Umzug stockte. Also wurde am Nachmittag der Notruf 112 gewählt: "Unser Kater hat sich unter der Badewanne eingeklemmt!" erklärte ein weinendes Mädchen dem Leitstellendisponenten.

Dieser beruhigte das Mädchen und erfragte die Adresse. Noch während er mit dem Mädchen sprach, leitete er die Alarmierung ein. Es war Samstag, 15:00 Uhr. Auf der Wache besetzten wir die Fahrzeuge und fuhren die Einsatzstelle an. Die Erkundung brachte uns keine neuen Erkenntnisse. Aus dem Loch im Fliesenspiegel war ein Maunzen zu vernehmen. Sehen konnten wir nichts. Zu eng, zu verwinkelt. "Ich brauche einen Spiegel!"

Tja, da hat man zwei 12t Feuerwehrfahrzeuge, ausgerüstet mit allem möglichen Material zur Brandbekämpfung, zur technischen hilfeleistung, Leitern, Rettungsgerät usw. aber einen Spiegel??? Kurzerhand wurde der rechte Aussenspiegel des Gerätewagens abgeschraubt! Spiegel ist Spiegel!

 

Jetzt konnten wir den kleinen Kater sehen. Ganz am Ende der Wanne, in der hintersten Ecke! Da kam keiner ran. Nach kurzer Beratung mit den Mietern und deren Wohnungseigentümern stemmten wir vorsichtig ein Loch in die Seitenwand der Wannenverkleidung. Doch kaum war das Loch groß genug zum reingreifen, da floh der Kater an das andere Ende der Wanne. Also war er nicht eingeklemmt, sondern "nur" total verängstigt. Nun gut, einer greift in das vorhandene Loch und der andere in das gestemmte Loch. Bingo, der Kater hat den Handschuh erwischt! In Panik hatte er sich in der Hand unseres Gruppenführers verbissen. Durch den dicken Handschuh und durch den Fingernagel, in das Nagenbett.... Er ließ aber auch nicht los und zog den kleinen Frechdachs heraus.

Einsatz beendet!

Nicht ganz... Den Spiegel montieren, war einfach. Einen diensthabenden Arzt zu finden weniger. Ein Katzenbiss ist nicht ungefährlich, aber dafür einen Notarzt zu alarmieren war dann doch zu heftig. Also ab zum Retungszentrum. Dort ist der ärztliche Notdienst stationiert. Leider war der Arzt unterwegs. Dauer unbekannt. Nach einer Beratung fuhren wir kurzerhand ins Kreiskrankenhaus in der Nachbarstadt. Samstag, 16:30 ist die beste Zeit für einen Krankenhausbesuch! Parkplatz und Notaufnahme sind gerammelt voll! Also blieben wir in der Feuerwehrzufahrt stehen, der Fahrer blieb im Fahrzeug (raktisch, so eine Feuerwehrzufahrt ist direkt vor dem Eingang... ) und wir gingen in die Notaufnahme. Die Uniform brachte einen unerwarteten Zeitvorteil. "Gehen Sie mal da in den Behandlungsraum!" Wir waren sofort dran! Von den wartenden im Vorraum kam auch kein Protest, manchmal hat man als Feuerwehrmann wirklich ein ähnlich hohes Ansehen, wie die Firefighter in den USA...

 

Fazit des ganzen: Eine Antibiotikaspritze nebst Hammertabletten gegen den Biss (Katzen haben sehr viele bakterien im Mund, fürs Nagelbett kann das gefährlich enden...) ein Gipsverband um drei Finger zur Ruhigstellung und eine Krankschreibung für 4 Wochen... Ausserdem eine kaputte Badewanne, ein verzweifelter kleiner Kater und...

 

 

... ein glückliches kleines Mädchen, dass uns mit großen Kulleraugen Danke sagte.

Es sind die kleinen Dinge, die manchmal zählen.


Tue Sep 21 11:38:58 CEST 2010    |    Spurverbreiterung17353

Ich hätte da einfach eine Maus ins Loch gesteckt, dann wäre der Kater vermutlich in Todespanik wieder heraus geschossen.

 

Ein Fall für den Notruf 112 ist das meines Erachtens nicht.

Tue Sep 21 11:40:18 CEST 2010    |    Rostlöser133200

Die besten Geschichten schreibt das Leben..

Katze gut..alles gut! :D

Gute Besserung!

Tue Sep 21 11:48:01 CEST 2010    |    fire-fighter

@BertBenz: Tja, wenn Du wüsstest, wozu wir so alles alarmiert werden... Da ist die verletzte Taube auf der Strasse... der notgelandete Schwan auf dem Fußballplatz.... der brennende Metallpapierkorb in der Fußgängerzone.... 1cm Wasser im Keller... Die Liste ist lang, aber in den meisten Fällen helfen wir trotzdem, auch wenn der Anrufer selbst das ganze mal eben schnell erledigen könnte (Ein Eimer Wasser, und der Papierkorb ist aus... 1cm Wasser kann man wunderbar aufwischen... Der Schwan fliegt auch alleine weiter, wenn er wieder fit ist... Taube? Nö, gibt in der Stadt ja kaum welche, nur so 400.000 Stück. Da muß man die eine ja zum Tierarzt bringen :)

 

 

Weißt Du, wie glücklich ein Kinderlächeln sein kann? Die Feuerwehr ist zum helfen da. Dafür opfern wir unsere Freizeit... Auch für ein kleines Mädchen und seinen Kater!

Tue Sep 21 12:31:17 CEST 2010    |    Turboschlumpf50735

machen die leute sich keine gedanken was das für die kostet wenn die bei der FW anrufen?

Tue Sep 21 13:08:13 CEST 2010    |    fire-fighter

Nö... die meisten nicht!

Tue Sep 21 13:27:22 CEST 2010    |    Achsmanschette15

Zitat:

Tja, da hat man zwei 12t Feuerwehrfahrzeuge, ausgerüstet mit allem möglichen Material zur Brandbekämpfung, zur technischen hilfeleistung, Leitern, Rettungsgerät usw. aber einen Spiegel???

habt ihr darauf keinen kehrsatz für kaminbrände?!

 

zumindest wir haben da einen spiegel drinn ^^ aber dazu muss man in dem moment erstmal daran denken ^^ :-D

Zitat:

Ein Fall für den Notruf 112 ist das meines Erachtens nicht.

für wen denn?!

polizei?! die wird mangels technischem gerät die feuerwehr alarmieren.....

rettungsdienst?! da kein menschenleben in gefahr kommen die nicht...

 

und in der panik die die hilfesuchenden dann haben wird sich halt als erstes an den notruf gewandt.....dass das drecksvieh spätestens wenn es hunger verspürt auch alleine aus dem loch rauskriecht, vergessen die meisten...

Zitat:

machen die leute sich keine gedanken was das für die kostet wenn die bei der FW anrufen?

das böse erwachen kommt dann, wenn die zuständige ordnungsbehörde die rechnung für den einsatz schickt........das feuerwehreinsätze prinzipiell kostenfrei sind, ist ein weit verbreiteter irrglaube!

Tue Sep 21 13:36:31 CEST 2010    |    fire-fighter

Siehe dazu den nächsten Blogbeitrag....

Mal sehen, wo da die Diskussion hinführt. Ich hab erstmal einen allgemeinen Anfang gemacht. ;)

Tue Sep 21 13:43:14 CEST 2010    |    Dr Seltsam

Also ich hät auch gewartet bis das Vieh Hunger bekommt. Die kommen dann schon an wenn sie keinen Fressen wollen :D :D

 

Verletzte Vögel aller Art werden meistens vom zuständigen Vogelnotdienst geborgen. Ich hab mal zwei Monate dafür gearbeitet, in manchen Kreisen wissen Polizei und Feuerwehr die Nummer vom Vogeldienst und alamieren den dann anstatt selber zu kommen.

Tue Sep 21 13:52:46 CEST 2010    |    fire-fighter

Im Randgebiet von Hannover werden verletzte Tiere meist zur Tierärztlichen Hochschule gebracht. Verletzte Tauben u.ä. landen ausnahmsweise auch mal bei speziellen Tierfreunden, oder in seltenen Fällen auch mal spatentief (wenn es aussichtslos ist und es keine Zuchttiere sind) Irgendwo hört die Tierliebe auf und die Qual wird abgekürzt.

Ist nur schlimm, wenn Kinder an der Einsatzstelle sind und deren Eltern genau wissen wollen, wohin das Tier kommt. Wir hatten auch schon Fälle, wo die verletzte Taube in der Tierärztlichen Hochschule besucht wurde...

 

Sorry, nicht falsch verstehen, bin durchaus ein Tierfreund! Aber bei den fliegenden Ratten Krankheiten übertragenden tauben hört es dann doch ab und an mal auf...

 

 

 

zu der Katze: Klar, die wäre irgendwann rausgekommen. Leider wollte der Möbel-LKW nicht unbegrenz warten und die Familie auch nicht. Der kater war das letzte "Stück" der Familie in der Wohnung...:rolleyes:

Tue Sep 21 16:44:53 CEST 2010    |    Erwachsener

Einen Einsatzgrund bitte nicht vergessen: Gefahrenabwehr.

 

Daß eine Katze in Panik jemanden ernsthaft verletzen kann, ist an der Geschichte ja sehr deutlich geworden.

Tue Sep 21 17:20:29 CEST 2010    |    Reifenfüller28496

Mit einem Katzenbiss durch den Daumennagel habe ich auch schon Erfahrung machen müssen.Kater kastriert,im Halbschlaf nach der Narkose.Freitags abends passiert,Sonntag morgens eine orangene Linie am linken Unterarm.Zum Artzt mit Notdienst,der stellte eine Blutvergiftung fest.Spritze und Tabletten,und nächsten Tag wiederkommen.Ein Glück das meine Verlobte darauf bestanden hat zum Artzt zu fahren.Das hätte böse enden können.

Grüße

Tue Apr 03 12:20:52 CEST 2012    |    Diesel73

Schöner Artikel :). Da ist man immer wieder froh, dass es die Feuerwehr gibt und zwar in jeder Situation!

Ein Katzenbiss hat mich mal fast das Leben gekostet. Musste ihr ne Injektion geben, sie bekommt Panik, ich nicht fest genug gehalten, da war der linke Zeigefinger das Endziel. Trotz sofortiger Antibiotikagabe Blutvergiftung. Das ganze endete in einer Not-OP und brachte mir fast 4 Monate Zwangsurlaub ein.

Aber auch ich würde im Notfall immer wieder helfen. Das Kapitel "Eigenschutz" sollte ich mir aber nochmal ausführlicher vornehmen :D.

Deine Antwort auf ""Katze in Notlage"..."

Blogempfehlung

Mein Blog hat am 20.04.2009 die Auszeichnung "Blogempfehlung" erhalten.

Blogautor

fire-fighter fire-fighter

MAN F8 19.291 LF24

Skoda

In 20 Jahren Feuerwehr gibt es wirklich nichts mehr, was ich noch nicht erlebt habe.

FS CE besitze ich seit 2007, dafür noch mal vielen Dank an die Gemeinde :cool:

Meine Brötchen (und auch das für obendrauf) verdiene ich mir im weltweiten Service für Industrieelle X-Ray Anlagen

Privat bewege ich z.Zt. einen Skoda Octavia RS.

Wer mehr wissen will - PN!

Wo der fire-fighter herkommt...

Meine Ursprungsheimat liegt in Berenbostel. Das ist ein Stadtteil von Garbsen, in der Nähe von Hannover. Ein Teil der Berichte stammt aus meiner Zeit dort. Seit ein paar Jahren hat es mich beruflich ins schönste Bundesland der Welt verschlagen. Seitdem bin ich hier in Ahrensburg, in der Nähe von Hamburg aktiv.

Auf den Fotos kann man den Unterschied anhand der Einsatzkleidung erkennen. Niedersachsen bevorzugt orange Jacken, in Schleswig-Holstein ist die Nomexjacke dunkel.

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