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X1 xDrive: Reifen mit unterschiedlichem Traglastindex bei ansonsten gleichem Reifenmodell möglich?
Leider hatte ich unlängst eine Reifenpanne (Schraube) in einem der Vorderreifen (Michelin 225/55/17 97Y, Restprofil ca. 5,2 mm) .
Der Platten wurde fachmännisch in einer Reifenfachwerkstatt (Vulkanisationsbetrieb) geflickt.
Die Werkstatt schwört Bein und Stein, dass der Reifen durch die Reparatur wieder voll einsatzfähig sei und die uneingeschränkte Weiterverwendbarkeit durch fachmänische Überprüfung auch der Karkasse / Reifenflanke garantiert sei.
Ich selbst bin etwas verunsichert, denn ich bin mit 30 km/h ein paar hundert Meter mit dem "Plattfuß" zur nächsten Tankstelle gerollt. Der Reifen hatte zwar noch etwas Restdruck - aber der Reifen hatte bestimmt weniger als 1 bar - vielleicht 0,4 bar.
Nach allem, was ich dazu inzwischen gelesen habe, soll man möglichst keinen einzigen Meter mehr nach einem Plattfuß fahren, weil dadurch das Geflecht in der Karkasse irreparabel gequetscht werden könnte.
Ich habe auf die kurze Fahrt mit sehr niedrigem Reifendruck im Fachbetrieb hingewiesen, aber der Betrieb bleibt bei seiner Aussage, dass ein weiteres Fahren mit dem Reifen völlig unbedenklich sei (gelernte Vulkaniseure, Fachbetrieb seit mehr als 100 Jahren, Zustand der Karkasse sei überprüft worden, etc.)
Grundsätzlich vertraue ich mehr auf die Expertise eines gelernten, langjährigen Fachmanns auf Basis eines konkreten Falls als auf Pauschalaussagen. Demzufolge müsste ich den Reifen weiterhin uneingeschränkt nutzen können.
Ein leichtes Unbehagen bleibt. Denn natürlich macht die Autoindustrie alles, um für diesen Fall zu einem Neukauf "anzuregen". Unter anderem rät auch BMW von einer Reparatur von Reifen generell in der Betriebsanleitung ab. Und auch bei ADAC und Co. heißt es generell, man solle "Hochgeschwindigkeitsreifen" generell nicht reparieren. Nun weiß ich nicht so ganz so, ob der Reifen ein "Hochgeschwindigkeitsreifen" ist. Dem Index von Y (300 km/h) nach ganz bestimmt, aber so schnell fährt meine "Nuckelpinne" mit ihrem maximal 219 km/h ohnehin nicht. Aber ich würde annehmen, dass auch Geschwindigkeiten jenseits der 180 km/h als "Hochgeschwindigkeit" gelten. Und dann war da noch die Schleichfahrt zur Tankstelle zum Aufpumpen des Reifens. 3 Indikationen auf einer allerdings sehr verallgemeinernden Grundlage gegen die weitere uneingeschränkte Verwendung des Reifens.
So viel zur Ausgangssituation. Die Reifen hinten haben noch 4,8 mm Profil, könnten in etwa noch 20.000 km bis 4,0 mm PT gefahren werden.
Da der Wagen mit xDrive und Automatik (AISIN) ausgestattet ist, soll laut BMW eine PT-Differenz zwischen Vorderachse und Hinterachse nicht um mehr als 2 mm überschritten werden. Das wäre beim Aufzug von Reifen des gleichen Modells gerade noch auf den Zehntelmillimeter der Fall. Laut Reifenbetrieb könnte das trotzdem dazu führen, dass der BMW "zickt" - in diesem Fall (Fehlermeldungem Ruckeln) sei auch der Tausch der Reifen auf der Hinterachse erforderlich.
Jetzt die Frage:
Wenn ich die Reifen nur vorne tausche: Kann ich auch den "gleichen" Reifen mit einem lediglich höheren Traglastindex nehmen? Oder sollte es wirklich auf der Vorderachse das exakt gleiche Reifenmodell mit dem gleichen Traglastindex sein?
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26 Antworten
Bei xDrive ist es eigentlich relativ einfach:
Gleicher Hersteller, gleicher Typ (umfasst LI und SI) und bei unterschiedlichen Reifenbreiten vorne und hinten "*"-Markierung.
Da bei 225/55 R17 unterschiedliche Reifenbreiten vorne und hinten unwahrscheinlich sind, würde ich bei 2 mm Profiltiefenunterschied zwischen neuen Reifen vorne und gebrauchten Reifen hinten nicht nur vorne ersetzen.
Das VTG ist bei xDrive tatsächlich eine Zicke und Schäden sind deutlich teurer als zwei Reifen.
Nun, da ist ja schon vor dem Platten etwas schief gelaufen: die Max 2mm Unterschied bei 4,8 zu 5,2mm -> 4mm Unterschied waren vorher schon unzulässig.
Da wurde der regelmäßige Tausch der Reifen vorn/hinten nicht oder zu spät durchgeführt um unregelmäßige Abnutzung auszugleichen. Damit kann nur die Antwort sei: alles Neu. Unabhängig von dem Schaden. Einzelne Radpaare zu erneuern würde es nur schlimmer machen. Das Ausgleichs-Getriebe dankt es
Bei 0,4mm Unterschied ist doch alles im grünen Bereich?
@Kievit: Sorry, da war ich vielleicht etwas verwirrend in meiner Darstellung mit all den Zahlen. Aktuell sind es nur rund 0,4 mm Unterschied vorn und hinten, wie es @Typ-P1 auch richtig errechnet hat.
Aktuell ist also alles (in Bezug auf PT-Delta) in Ordnung.
Ich hatte die Reifen - leider! - erst unlängst nach Achsen getauscht. Hätte ich das nicht getan, wären jetzt nur die Reifen mit dem schlechteren Profil von rund 4,8 mm zu tauschen und die besseren wären mit 5,2 mm noch relativ nahe bei der PT im Neuzustand (6,8 mm).
Aktuell geht es also nur darum, dass mit dem Aufziehen neuer Reifen jetzt eine PT-Differenz von 2,0 mm erreicht würde - die laut BMW aber gerade noch statthaft wäre. Daher habe ich mir darüber eigentlich keine so großen Gedanken gemacht.
@WolfgangN-63 vertritt aber die Ansicht, dass die Reifen ohnehin exakt die gleichen sein müssten - auch nach Traglast-Index.
@WolfgangN-63: Danke auch nochmals für Deine Einschätzung! Das ist natürlich die allersicherste, aber auch allerteuerste Option. In diesem Fall würde ich aber garantiert keine Michelin dieses Modells mehr kaufen. Die sind zur Zeit maßlos überteuert - viel teurer sogar auch als eben die gleichen Reifen mit dem besseren Traglastindex. Scheinbar gibt es da gerade einen Lieferengpass. Ganz abgesehen davon, dass ich die sowieso wegen der geringen Ausgangsprofiltiefe von nur 6,8 mm schon grundsätzlich nicht mehr kaufen wollte.
@Ebble
Meine Einlassung hat weder etwas mit besonders sicher noch mit besonders teuer zu tun.
Ich habe nur wiedergegeben, dass 4x4-Fahrzeuge an dieser Stelle mehr Aufmerksamkeit benötigen als 4x2-Fahrzeuge.
Und ich kann mich nur wiederholen:
Schäden am VTG sind teurer als zwei Reifen.
@Ebble Sorry war ja eindeutig mein Rechenfehler.
Jetzt ist ja nur die Frage, ob man der Fachwerkstatt vertraut und die Reifen einfach weiterfährt. Wenn die den Stopfen vulkanisiert haben, und die Karkasse geprüft, hätte ich keine Bedenken.
Mit neuen Reifen an die 2mm Grenze zu gehen, würde mich eher skeptisch machen, denn andere Allrad Hersteller geben 1mm Max Unterschied vor.
Wenn die Neuen dann vorne schneller abfahren, sollten sie sich ja mit der Zeit anpassen, aber bis dahin? Bei der unterschiedlichen Traglast wäre die Frage, ob es tatsächlich das gleiche Profil wäre.
Lieber @Kievit Ja, genau das ist das Dilemma :-(.
Vielleicht mache ich es tatsächlich so, dass ich auf den Fachbetrieb vertraue. Im Gegenzug dann die nächsten 10.000 km sehr konsequent nicht mehr als 140 km/h fahre. Etwas ätzend und nicht das Optimum an Sicherheit. Aber letzteres ist sowieso eine Illusion. Wahrscheinlich ist man mit diesem Reifen bei 140 km/h noch deutlich sicherer unterwegs als mit (fast) neuen bei 220 km/h.
Könnte eine Alternative noch darin bestehen, EINEN neuen Reifen zu kaufen und bis zur gleichen Profiltiefe - also rund 5,2 mm - des anderen Vorderreifens "abrauen" zu lassen? Grundsätzlich möglich ist so etwas, wie ich weiß. Habe aber keine Ahnung, welche Betriebe so etwas machen und wie teuer das wird. Wenn das 400 Euro kostet neben dem Anschaffungspreis von derzeit rund 200,-- Euro für einen Reifen kann ich genauso gut einen Satz 4 neue Goodyear 4 Seasons kaufen.
@WolfgangN-63 Lieber Wolfgang. Ich wollte nicht andeuten, dass Du die Option vorgeschlagen hast, WEIL sie die sicherste und die teuerste Option ist ;-).
Aber ich denke schon, dass sie die beste im Sinne von sicherste Lösung ist - ? Aber eben auch die teuerste.
Eine andere Frage ist, ob sie die einzig mögliche, also zwingend notwendige Lösung ist. Das wäre sie, wenn mit nicht vernachlässigbarer Wahrscheinlichkeit Getriebeschäden drohten.
Tatsächlich habe ich das Risiko bisher als vernachlässigbar klein eingeschätzt. Grund: BMW selbst lässt in der Info zum F48 scheinbar Profiltiefen von bis zu 2 mm zu: https://www.motor-talk.de/.../img-i210864942.html (danke an @NoVuz in diesem Zusammenhang nochmals).
Und selbst dabei ist nur von der "Regelgüte" die Rede, nicht von Gefahren für Leib und Leben oder auch das Auto. Auch hat die Fachwerkstatt zwar durchaus ein Risiko gesehen, dass der Wagen "zicken" könnte - aber gleichzeitig klang es nicht so, als könne man es nicht ausprobieren. Ich müsse dann eben auch die hinteren Reifen tauschen, falls es zu Warnmeldungen oder Rucklern käme.
Das klingt jetzt nicht nach "Auf keinen Fall machen, weil sonst Getriebeschaden droht". Übrigens weiß ich, dass ein Getriebetausch rund 12.000 Euro kostet. Weil er von BMW auf Kulanz bereits vorgenommen wurde. Nein: Das lag ganz sicher nicht an unterschiedlichen PTs. Auch nicht an einer sonst fragwürdigen Nutzung des Autos ;-).
Allerdings macht es mich schon nachdenklich, wenn nun mit Dir auch @Kievit eher etwas skeptisch zu sein scheint im Hinblick auf den PT-Unterschied von dann 2 mm.
Wenn man die Vorgaben von BMW so liest, dürfte aber scheinbar auf EINER Achse die PT auch um 2 mm voneinander abweichen. Könnte eine Option darin bestehen, einfach einen neuen Reifen zu kaufen und dann mit 1,6 mm PT-Differenz zwischen VR und VL sowie 1 x vorn zu hinten 2 mm und 1 x 0,4 mm?
Oder wäre das die schlechteste Option?
Die PT bestimmt die Performance des Reifens. Reifen mit unterschiedlicher PT können sich unterscheiden in:
-Bremsweg
-Aquaplaning
-Straßenlage
-….
Wer möchte schon in kritischen Situationen eine Querbeschleunigung durch unterschiedliche PT bekommen. Daher ist es eine allgemeine Regel, keine unterschiedlichen PT auf einer Achse zu fahren.
Mit 150-160 km/h , wenn das der Kompromiss für das eigene Wohlbefinden ist, kommt man auch gut voran und spart meist auch noch >1l/100km.
@Ebble
Zitat:
Aber ich denke schon, dass sie die beste im Sinne von sicherste Lösung ist - ? Aber eben auch die teuerste.
Über Kosten würde ich hier nur ungern sprechen wollen. Meine Vorschläge beziehen sich ausschließlich auf die technisch korrekte Lösung.
In diesem Zusammenhang ist das Bild, das Du verlinkt hast ist doch eindeutig (siehe Anhang).
Wenn Du jetzt die Profiltiefenunterschiede geschickt verteilst, minimierst Du das Risiko für das VTG, das siehst Du richtig.
Regelgüte ist ein Begriff, der nicht vernachlässigt werden darf. Die Regelgüte entscheidet über die Wirksamkeit von ABS und ESP. Beide Systeme beziehen ihre Informationen aus den Drehzahlunterschieden zwischen den Rädern und das ESP zusätzlich aus Lenkwinkel und Gierrate.
Lieber Wolfgang, lieber Kievit, ok, Danke Euch beiden nochmals. Ich bin noch immer etwas unschlüssig.
Wenn/falls die absurd hohen Preise für genau mein Reifenmodell demnächst wieder auf ein normales Maß fallen, spendiere ich wohl nochmals 1 Vorderachse neuer M CC 2 97Y. Das müsste in den nächsten paar Wochen passieren, weil sonst der PT-Abstand zu groß wird. Nur einen Reifen auf der Vorderachse zu erneuern, wäre zwar nach den Vorgaben von BMW bei diesem PT-Unterschied sogar noch zulässig, aber ich verstehe, dass Du @Kievit mir abrätst und der Reifenbetrieb ging auch als selbstverständlich davon aus, dass bei einem Wechsel gleich beide Reifen auf der Vorderachse getauscht werden sollten.
Falls der Preis nicht mehr fällt, fahre ich wohl noch bis Herbst moderat meine weiteren 10.000 km. Oder versuche es mal mit einer Marke wie "Minerva" :-). Die soll auch zum Goodyear-Konzern gehören... Von "Radar" gibt es sogar schon Runflat-Reifen, die nur halb so viel kosten wie die angeblichen Premiumreifen von Michelin und Co.
@Ebble
Wer so akribisch wie Du, die Profiltiefen seiner Reifen im Auge hat, um mögliche Laufleistungen zu prognostizieren und unzählige, ellenlange Beiträge dazu verfasst hat, der wird doch nicht schwächeln, wenn es um Ersatzbedarf geht. ;-)
Im Fall von Beanstandungen und/oder Unregelmäßigkeiten, hast Du die Torte im Auge, wenn Du entgegen der Hersteller -Empfehlung, keine identische Bereifung montiert hast.
Der Traglast-Index bildet hier selbstverständlich keine Ausnahme.
@Ebble
Von Minerva oder Radar lässt Du bitte die Finger.
Schön, dass Du auch meiner Ansicht bist, dass ich sehr gewissenhaft und geradezu akribisch bin :-)
Genau deswegen setze ich mich mit Herstellervorgaben und --empfehlungen auseinander. Selbst dann, wenn diese - wie etwa die Vorgaben zum maximal empfohlenen PT-Unterschied - nicht einmal im Betriebshandbuch zu finden sind oder überhaupt (üblicherweise) zugänglich für einen Laien.
Dass ich mich mit einer Thematik akribisch auseinandersetze, bedeutet aber nicht, dass ich mir jeden Monat einen Reifensatz neu aufziehen lasse, weil das noch sicherer sein könnte
Auch ist Dir vielleicht nicht entgangen, dass es mir bei der Frage nach der Profiltiefe auch um Wirtschaftlichkeit gegangen ist?
Übrigens steht vom Traglast-Index nicht in der Herstellervorgabe, dass dieser gleich sein müsse. Ausdrücklich heißt es bei BMW:
"Reifengröße, Hersteller und Reifenprofil müssen auf allen Radpositionen gleich sein"
Von einem Traglast-Index ist nirgends die Rede. Wenn Du aber sicher weißt, dass auch der Traglast-Index "selbstverständlich" gleich sein muss - umso besser.
Genau das war ja eine meiner Frage.