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Richtiges Parken bei ausgeknipster Straßenbeleuchtung - Zur Not tut es eine Parkwarntafel

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Wenn es draußen stockfinster ist, muss das Auto selbst leuchten - auch beim Parken. Was aber, wenn Kommunen nachts die Laternen abstellen? Wir haben nachgefragt.

Wenn nur noch der Mond leuchtet: Eine steigende Zahl von Kommunen will aus Kosten- und Umweltgründen an der Straßenbeleuchtung sparen Wenn nur noch der Mond leuchtet: Eine steigende Zahl von Kommunen will aus Kosten- und Umweltgründen an der Straßenbeleuchtung sparen Quelle: dpa/Picture Alliance

Berlin - Sie wollen weniger CO2 in die Atmosphäre lassen oder schlicht das Geld für den Strom sparen: Viele Kommunen schalten deshalb in der Nacht die Straßenbeleuchtung ganz oder teilweise ab. Zapp, liegt die eben noch beleuchtete Straße in tiefer Dunkelheit.

Was Stadtkämmerer und Umweltschützer freut, bringt Autofahrer in eine Zwickmühle. Zumindest dann, wenn sie nicht auf einem Privatgrundstück parken. Denn die Straßenverkehrsordnung schreibt vor:

„Haltende Fahrzeuge sind außerhalb geschlossener Ortschaften mit eigener Lichtquelle zu beleuchten. Innerhalb geschlossener Ortschaften genügt es, nur die der Fahrbahn zugewandte Fahrzeugseite durch Parkleuchten oder auf andere zugelassene Weise kenntlich zu machen.

Eigene Beleuchtung ist entbehrlich, wenn die Straßenbeleuchtung das Fahrzeug auf ausreichende Entfernung deutlich sichtbar macht.“ (§17(4) StVO )

Mit anderen Worten: Wer sein Auto in stockfinsterer Nacht auf der Straße parkt, muss es beleuchten. Steht das Auto unter einer Laterne, die nachts abgestellt wird, muss das Auto weiterleuchten. Aber ist das praktikabel? Das fragen sich auch betroffene MOTOR-TALKer.

Moers schaltet ab

Moers: Nach der Abschaltung um 01:00 Uhr lässt sich nur noch das weiße Dach des Kleinwagens erahnen Moers: Nach der Abschaltung um 01:00 Uhr lässt sich nur noch das weiße Dach des Kleinwagens erahnen Quelle: Bürgerinitiative Licht an in Moers, Christian Voigt

Anruf in Nordrhein-Westfalen: Die Stadt Moers hat im September 2014 begonnen, nachts zwischen 01:00 Uhr und 03:30 Uhr das Licht abzudrehen. Zunächst nur in einzelnen Stadtteilen, aber bis März 2015 soll „die flächendeckende Abschaltung in Moers technisch möglich sein“, schreibt die Kommune auf ihrer Homepage. Ausgenommen sind Gefahrstellen und große Kreuzungen.

Nicht alle sind damit einverstanden: Die Bürgerinitiative "Licht An!" setzt sich gegen die Verdunkelung von Moers ein. Die Stadt hält dagegen: Man spare durch die Abschaltung 125.000 Euro Stromkosten jährlich, dem Klima blieben 600 Tonnen CO2 erspart. Die Moerser Autofahrer allerdings geraten in vielen Stadtteilen in einen Konflikt mit der Straßenverkehrsordnung. Außer, sie beleuchten nachts ihr Auto.

Parklicht oder Standlicht?

Dafür gibt es das sogenannte Parklicht, das entweder die rechte oder die linke Fahrzeugseite schwach beleuchtet. Parklicht gehört aber nicht zur vorgeschriebenen Sicherheitsausstattung. Es fahren Millionen Autos herum, die keine Parklicht-Schaltung besitzen.

Eine Stichprobe: In BMW 1er und Mercedes B-Klasse ist die Schaltung vorhanden. Anders sieht es zum Beispiel bei Ford Fiesta oder Renault Twingo (II) aus. Auch bei japanischen Modellen ist das Parklicht kaum verbreitet.

Eine Standlichtschaltung hat dagegen jedes Auto. Die verbraucht aber mehr Strom: Es brennen vier Außenleuchten und die Armaturenbeleuchtung.

Deshalb raten die Autohersteller davon ab, das Standlicht längere Zeit brennen zu lassen. Hat die Batterie schon einige Jahre auf dem Buckel, steht das Auto mehrere Tage oder gar Wochen, dann springt es morgens womöglich nicht an.

Parklichtschaltung im Auto: Manche Hersteller bauen es ein, viele aber nicht Parklichtschaltung im Auto: Manche Hersteller bauen es ein, viele aber nicht Quelle: MOTOR-TALK

Reflektoren statt Strafzettel

In der Moerser Verwaltung kennt man die Diskussion, sagt aber: „Es gab bisher kein Problem, und es ist kein Problem.“ Weder stelle die Stadt mehr Strafzettel aus, noch gebe es eine Zunahme von Verkehrsunfällen mit parkenden Autos. Einige Bürger, so ein Sprecher der Stadt, schalten nachts das Parklicht an. Die meisten tun es nicht.

Auch für die in Moers zuständige Kreispolizeibehörde Wesel gibt es „keine neue Situation“. Wer andere beim Parken gefährde, müsse gegebenenfalls abgeschleppt werden, sagte ein Sprecher zu MOTOR-TALK. Dies sei bisher schon so gewesen. Gegebenenfalls müssten Autofahrer sich fragen, ob sie dort, wo sie bisher geparkt haben, auch weiterhin parken können.

Wer auf Nummer sicher gehen will, dem empfiehlt die Verwaltung von Moers die passive Beleuchtung mit Reflektoren. Die von Lkw bekannte „Parkwarntafel“ sei von der Straßenverkehrsordnung gedeckt und werde auch bei Kontrollen akzeptiert. „Wenn sie gut sichtbar ist, darf sie auch gern innen im Fahrzeug an der Scheibe befestigt sein.“

LED: gut, aber teuer

Ausknipsen und Dunkeltuten ist übrigens nicht die einzige Lösung, wenn Städte beim Licht sparen wollen. Wuppertal etwa setzt nach Angaben der Westfälischen Allgemeinen Zeitung (WAZ) auf Bewegungsmelder.

Velbert rüstete schon vor Jahren auf LED-Lampen um. Die sind nicht nur deutlich sparsamer als herkömmliche Leuchtmittel, sondern lassen sich auch dimmen. Das klappt allerdings nur, wenn im kompletten Netz nur ein Lampentyp verwendet wird. Moers schätzt die Kosten für eine flächendeckende Umrüstung auf LED auf drei Millionen Euro. Da das zu teuer ist, ersetzt die Stadt die Lampen nach und nach.

Quelle: MOTOR-TALK

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