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Fiat-Chrysler: Letzter im US-Verbrauchsranking - Wenn der Hellcat einmal hustet

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Das sind die zwei Gesichter von Fiat-Chrysler beim Spritverbrauch: In Europa der Saubermann, in den USA der Dreckspatz. Der Weg aus diesem Spagat wird schwierig.

In Europa verkauft er sparsame Kleinwagen, in den USA Pick-ups und PS-Monster: Fiat Chrysler Chef Sergio Marchionne In Europa verkauft er sparsame Kleinwagen, in den USA Pick-ups und PS-Monster: Fiat Chrysler Chef Sergio Marchionne Quelle: dpa/Picture Alliance

Auburn Hills/Turin - Die Gewichte haben sich verschoben bei Fiat, von Europa nach Amerika. Mit Folgen: Die Fusion von Fiat und Chrysler (FCA) verwandelt den Turiner Autobauer derzeit vom Saubermann zum Schmutzfinken der Branche.

Noch 2013 strahlte die Fiat Group grüner als alle anderen: Im CO2-Ranking der Europäischen Umweltagentur grüßte die italienische Marke von Platz eins. Grundlage waren Flottenemissionen für das Jahr 2012 in Höhe von 117 Gramm pro Kilometer. Auf Platz zwei folgten Renault und Peugeot mit je 121 Gramm.

In Amerika Letzter

Schon 2014 rächte sich, dass Fiat über Jahre kaum in neue Technik investiert hatte: Die Italiener hatten sich bei den Flottenemissionen 2013 um ein halbes Gramm verschlechtert. Renault (115 g), Peugeot (115,7 g) und Toyota (116,8 g) zogen mit neuen Motoren und neuen Modellen vorbei.

In den USA verkauft Fiat zwar auch Kleinwagen. Allerdings ist der in Europa erfolgreiche Fiat 500 dort ein reines Nischenprodukt In den USA verkauft Fiat zwar auch Kleinwagen. Allerdings ist der in Europa erfolgreiche Fiat 500 dort ein reines Nischenprodukt Quelle: Fiat Chrysler Automobiles Trotz des Abrutschens: Mit Platz vier im EU-Umweltranking lässt sich durchaus werben. Anders sieht es mit den Listen aus, die aus der US-Umweltbehörde auf den Schreibtisch von Fiat-Chef Sergio Marchionne flattern. Im jährlichen Fortschrittsbericht zur Reduzierung des Spritverbrauchs ist FCA der Autohersteller mit dem höchsten Durchschnittsverbrauch branchenweit, und damit dem höchsten CO2-Ausstoß.

Durstiger Produktmix

Das liegt am US-Produktportfolio des Konzerns. Auf drei verkaufte Ram-Trucks kommt nur ein Pkw, berichtet Automotive News. Sparsame Fiat-Kleinwagen sind dort reine Nischenprodukte. Und: Highlights im Portfolio sind Produkte wie der Dodge Challenger SRT Hellcat mit 717 PS. Der Hellcat, staunt die US-Presse, kann 1,5 Gallonen Benzin (5,67 Liter) in einer Minute verbrennen.

Im Schnitt, so die US-Umweltbehörde, verbrauchen FCA-Fahrzeuge 11,7 Liter auf 100 Kilometer. Der Branchenschnitt liegt dem Bericht zufolge bei 9,8 Liter pro 100 Kilometer. In der vergangenen Woche vermeldete die Behörde: Der CO2-Ausstoß von Neuwagen in den USA habe ein Allzeit-Tief von 230,6 Gramm pro Kilometer erreicht.

Bis 2025 soll in den USA bei Pkw (ohne Pick-up-Trucks) der Durchschnittsverbrauch auf 4,3 Liter pro 100 Kilometer sinken. So hat es die US-Regierung 2012 beschlossen.

Drei von vier in den USA verkauften FCA-Modellen sind sogenannte "light trucks" wie der Ram 2500 Drei von vier in den USA verkauften FCA-Modellen sind sogenannte "light trucks" wie der Ram 2500 Quelle: Fiat Chrysler Automobiles

Fiat: Wir schaffen das

Fiat weiß das natürlich alles, und verspricht: Wir schaffen die Ziele. Bummelletzter im Umweltrennen will der Konzern nicht bleiben. Auf Elektrifizierung setzt FCA allerdings nicht. Erst im Mai riet Konzernchef Marchionne seinen Kunden, den elektrischen Fiat 500 nicht zu kaufen.

Stattdessen, sagt der Konzern, will er mehr kleine Autos in Amerika verkaufen. Außerdem moderne Acht- und Neungang-Getriebe, mehr Diesel und Downsizing-Benziner.

Erste Schritte sind getan, so beim neuen Jeep Cherokee oder Chrysler 200.

Trotzdem braucht FCA Zeit, um den kürzlich vorgestellten Fünfjahresplan umzusetzen und das technische Portfolio zu modernisieren. Die Zeit verschafft sich Fiat mit Geld: Erst im Mai sagte Bob Lee, weltweiter Chef der Motorenentwicklung, Chrysler werde weiterhin CO2-Zertifikate von anderen Autoherstellern kaufen.

Leicht wird der Weg vom Umwelt-Tabellenende nicht für Marchionnes neuen Großkonzern. Muss er doch gleichzeitig seine europäischen Marken grundlegend modernisieren, mit neuen Modellen für Fiat, Alfa und Maserati. Auch das kostet Geld und Zeit.

Quelle: autonews; epa; eea

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