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Kia Optima 1.7 CRDi Spirit: Test - Warum nicht Kinder statt Karriere?

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4,86 Meter lang, Stufenheck, Diesel - Kias Optima riecht nach prüdem Außendienst-Auto. Macht nichts: Als Familienkutsche funktionierte er in unserem Test viel besser.

Der Optima ist Kias vielleicht elegantestes Modell, aber in jedem Fall das größte. Wir haben die Business-Limousine im Alltag getestet. Weiter unten auf der Seite findet Ihr unsere Wertung im Detail.

  • Kia Optima 1.7 CRDi: Preise ab 29.990 Euro
  • Testverbrauch: 7,0 Liter Diesel pro 100 Kilometer
  • Viel Platz, gute Ausstattung und genug Assistenten
  • Ein etwas zu schwacher Motor

Berlin – Läppische 384 Optima der alten Generation hat Kia 2015 in Deutschland verkauft – BMW verkaufte im gleichen Jahr mehr i8, Bentley mehr Continental. Auch wenn drei Viertel aller Optima geschäftlich zugelassen werden: der Flottenmarkt ist fest in deutscher Herstellerhand. Auch die neueste Generation des Kia Optima dürfte deswegen nur ein ganz kleines Lichtchen auf dem Markt bleiben.

Reisen kann man im Kia Optima sehr bequem, aber nicht übermäßig schnell Reisen kann man im Kia Optima sehr bequem, aber nicht übermäßig schnell Quelle: MOTOR-TALK Dabei hat der vierte Optima – außer Prestige - was Flottenautos brauchen: Maße zwischen Passat und E-Klasse, einen halbwegs sparsamen Diesel und einen Preis, der dem sparsamen Chef gefallen würde. Oder dem Familienvater: denn früher, da kauften die genau solche Autos. Günstige Stufenhecklimousinen. In zwei Wochen Kia-Test erinnerten wir uns, warum.

Mehr Platz, als man denkt

Der Grund beim Optima ist, dass er vielseitig ist. Er kann nichts perfekt, aber vieles überraschend gut. Zuerst fällt das beim Platz auf: Fahrer und Beifahrer sitzen in guten Platzverhältnissen, auf der Rückbank gibt es sehr viel Beinfreiheit, die Sitze sind vorne wie hinten sehr bequem.

Überraschend groß: der Kofferraum. Ein Kofferset (groß, mittel, klein) eine Reisetasche und ein paar Tüten bringen wir locker unter. Eine Woche Strandurlaub mit der vierköpfigen Familie wäre drin – sofern keiner zur Sicherheit die Winterjacken einpackt. Wer hätte das gedacht, bei einem Außendesign, das gar nicht mal so praktisch wirkt.

 

Lenkrad und Sitze können beheizt werden - das Infotainment ist leicht zu bedienen Lenkrad und Sitze können beheizt werden - das Infotainment ist leicht zu bedienen Quelle: MOTOR-TALK

Eine halbe E-Klasse?

Apropos Äußerlichkeiten: Von Bekannten wird man sofort auf den Kia angesprochen. „Ach, Kia. Ja, die Koreaner bauen jetzt auch schon ganz gute Autos, oder?“ Verneinen kann man die Frage nicht. Und wenn man den Testwagen-Preis von 37.880 Euro erwähnt, lautet die Antwort nicht selten: „Da zahlt man für ’ne neue E-Klasse ja wohl das Doppelte!“

Das stimmt nicht ganz. Wahr ist, dass man für eine E-Klasse auch mit dem kleinsten Diesel das Doppelte ausgeben kann – aber dafür bekommt man auch deutlich mehr, als in unserem Kia steckt. Wahr ist aber auch: In unserem Optima fehlt es an wenig. Zur Spirit-Ausstattung gehören Lenkrad- und Sitzheizung, Spurhalteassistent mit Lenkeingriff, Tempomat, ein gut funktionierendes und übersichtliches Navigationssystem sowie Bordcomputer und Totwinkelwarner. Das Technik-Paket bietet zusätzlich Einparkkameras mit 360-Grad-Rundumsicht, sowie einen Einparkassistenten für Parallel- und Quereinparken.

Optimas größte Schwachstelle: Der 1,7-Liter-Turbodiesel mit 141 PS und 340 Newtonmetern Optimas größte Schwachstelle: Der 1,7-Liter-Turbodiesel mit 141 PS und 340 Newtonmetern Quelle: MOTOR-TALK

Fahrwerk gut, Motor naja

Im Optima ist man sehr komfortabel unterwegs. Allerdings nicht besonders flott. Der 1,7-Liter-Turbodiesel leistet 141 PS und bringt es auf ein Drehmoment von 340 Newtonmetern. Das ist ausreichend für die Familie, keine Frage - aber nicht für die linke Spur.

Der Optima beschleunigt in zähen 10 Sekunden auf 100 km/h und fährt laut Datenblatt maximal 195 km/h schnell. Man muss ihm zugutehalten, dass er sich flotter anfühlt und die Höchstgeschwindigkeit ohne große Einbrüche erreicht. Zumindest die Tachonadel klettert auf der Autobahn sogar über die 200er Marke hinweg. Hilft alles nichts: Vergleichbare Autos erreichen ähnliche Fahrwerte mit weniger Leistung (z.B. Passat: 120 PS, 210 km/h, 10,8 Sekunden).

Eine positive Überraschung gibt es dagegen beim klassischen Fahrwerk. Ohne große technische Spielereien federt der Optima sanft und poltert selten. Auch bei flotter Fahrt bleibt es im Innenraum leise.

Fazit:

Der Optima sieht nach Karriere aus, wird bei Karrieretypen aber auch mit der neuen Generation durchfallen. Zu wenig Technik und ein magerer Motor, das sind dafür die Hauptgründe. Für Daddys mit bis zu zwei Kindern, die keinen Van wollen, funktioniert der elegante Optima dagegen ganz gut. Er ist bequem und groß – und kommt in diesem Jahr auch als noch größerer Kombi und mit Plug-in-Hybridtechnik.

Der Kia Optima mit 1,7-Liter-Diesel in den Einzelkategorien

Karosserie: Viel Platz auf Rückbank und im Kofferraum

Mit 4,86 Metern Länge liegt der Kia Optima genau zwischen Mercedes E-Klasse (4,92 Meter) und VW Passat (4,77 Meter). Der Kofferraum fasst laut Datenblatt 510 Liter – die aktuelle Mercedes E-Klasse bietet 540 Liter, der VW Passat 586 Liter. Obwohl der Kia-Kofferraum weniger Platz bietet, wirkt er im Test ausreichend groß. Der Raum ist sehr gut nutzbar.

Innenraum: Gut verarbeitet und bequem

Es ist wie häufig in einem Kia. Am Anfang ist man überrascht. Die Verarbeitung im Optima ist tadellos, die Materialien ebenfalls. Zunächst denkt man, in einem Topauto zu sitzen. Erst mit der Zeit nimmt dieser Eindruck ab. Das Cockpit könnte etwas schicker und weniger trist sein, die Schalter aus besserem Plastik.

Der Kofferraum schluckt 510 Liter - ausreichend für eine kleine Familie Der Kofferraum schluckt 510 Liter - ausreichend für eine kleine Familie Quelle: MOTOR-TALK

Infotainment: Einfach und praktisch

Beim Infotainment kann der Kia Pluspunkte sammeln. Was drin ist, funktioniert. Die Smartphone-Kopplung ist einfach, das Navigationssystem macht was es soll. Und die 360-Grad-Draufsicht hilft, den großen Kia gut unterzubringen.

Motor: Die Schwachstelle des Optima

Der Motor des Optima arbeitet zäh. Das kann die Konkurrenz besser. Dafür verrichtete er seinen Dienst verhältnismäßig leise und ohne großes Nageln. Ebenfalls positiv: Der Diesel verbraucht in unserem Test rund 7,0 Liter. Das sind zwar 2,8 Liter mehr, als angegeben. Aber angesichts hoher Autobahn- und Stadtanteile ein guter Wert.

Fahrwerk: Altmodisch aber gut

Das Fahrwerk des Kia Optima leistet mit konventionellen Mitteln gute Arbeit. Adaptive Dämpfer oder ähnliches gibt es nicht. Trotzdem gleitet der Kia angenehm auch über schlechtere Straßen.. Erst wenn die Löcher zu groß werden, beginnt das Poltern.

Preis: Groß und günstig?

Die Preisliste des Kia Optima beginnt bereits bei 24.990 Euro für den 2,0-Liter-Benziner mit 163 PS. Damit ist der Optima günstiger als der günstigste 125-PS-Passat-Benziner. Der Diesel allerdings kostet: ihn gibt es ab 29.990 Euro. Einen 120-PS-Passat-Diesel schon ab 29.025 Euro. Und Ausstattung kostet bei Kia auch: Mit Spirit-Ausstattung kostet der Diesel mindestens 33.990 Euro. Technik-Paket (1.150 Euro), Lederpaket (1.990 Euro) und Metallic-Lackierung (750 Euro) heben den Preis auf 37.880 Euro.

Technische Daten – Kia Optima 1.7 CRDi

  • Motor: 1,7-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel
  • Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe
  • Leistung: 141 PS, 104 kW
  • Drehmoment: 340 Nm
  • Vmax: 195 km/h
  • 0 bis 100 km/h: 10,0 Sekunden
  • Verbrauch: 4,2 Liter/100 km, Im Test: 7,0 Liter
  • CO2: 110 g/km
  • Länge: 4,86 Meter
  • Breite: 2,12 Meter
  • Höhe: 1,47 Meter
  • Gewicht: 1.590 bis 1.705 kg
  • Kofferraum: 510 Liter
  • Preis: ab 33.990 Euro; Testwagen: 37.880 Euro

Avatar von granada2.6
Mercedes
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