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Alfa Romeo Spider: Der beliebte Oldtimer wird 50 - Von Tintenfischen und Gummilippen

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Erst verspotteten ihn Alfisti wegen des rundlichen Hecks. Doch Alfas Spider von 1966 wurde ein Klassiker, der sich fast 30 Jahre hielt und alle Konkurrenten überlebte.

Anfangs sorgte das Heck des seit 1966 gebauten Alfa Spifder für Diskussionen: Alfa-Fans nannten es spöttisch "osso di sepia" Anfangs sorgte das Heck des seit 1966 gebauten Alfa Spifder für Diskussionen: Alfa-Fans nannten es spöttisch "osso di sepia" Quelle: Alfa Romeo/FCA

Köln - Schöne Cabrios und Sportwagen, Achtung Klischee, gehören zu Italien wie Pizza. Kein Witz: „Pizza“ war tatsächlich als Name für den Alfa Romeo Spider im Gespräch, bevor das Modell auf dem Genfer Salon 1966 vorgestellt wurde. Alfa suchte damals mit einem Wettbewerb nach einem passenden Namen für den Nachfolger der legendären Giulia Spider. Am Ende hieß das neue Pininfarina-Cabrio dann doch nicht Pizza, Lucia oder Lollobrigida, sondern schlicht Duetto.

Eine passende Bezeichnung für den Zweisitzer, die dennoch nur zwei Jahre hielt und nie am Fahrzeug verwendet wurde. Wichtiger war Alfa das elegante Pininfarina-Signet an der Flanke, das übrigens auch den zeitgleich entwickelten, wichtigsten Konkurrenten des Duetto schmückte - den Fiat 124 Spider.

Überlebende in einem schrumpfenden Segment

Zu Beginn fuhr der "Duetto" mit 1,6-Liter-Benziner und 109 PS Zu Beginn fuhr der "Duetto" mit 1,6-Liter-Benziner und 109 PS Quelle: Alfa Romeo/FCA Da ahnte noch niemand, welch langen Atem das Modell haben würde. Erst 1994 löste Alfa das Modell ab. Da hatte der Alfa Spider alle Konkurrenten überlebt, und teilte sich das schrumpfende Segment bezahlbarer Roadster nur noch mit dem neuen Mazda MX-5.

Ein Machomodell war der Spider nie, aber er war dennoch vor allem Männersache. Das lag am agilen Fahrwerk und an den drehfreudigen Motoren. Seine berühmten Fahrer waren in erster Linie männlich und vorzugsweise Amerikaner: Zum Beispiel Dustin Hoffman als Filmheld Benjamin Braddock in „Die Reifeprüfung“ von 1967.

Im Spider 1600 jagte Hoffman zu den Songs von Simon and Garfunkel die Pazifikküste rauf und runter, immer auf der Suche nach dem Glück mit Mrs Robinson bzw. ihrer Tochter Elaine. Amerikaner blieben bis Mitte der 1990er Jahre die größten Fans italienischer Sportwagen. Schon der allererste Alfa Spider entfachte einen Hype, der sogar auf alle offenen Fiat übersprang.

Das letzte Werk von Battista Pininfarina

Nur einen Monat nach dem Spider-Debut verstarb Battista Pininfarina. Sein letztes Werk erntete anfangs heftige Kritik. Fans der vorausgegangenen, leicht barocken Giulia und Giulietta Spider störten sich an dem rundlichen Heck, das sie spöttisch „Osso di Sepia“ (Rückenschale des Tintenfischs) nannten.

Bei Pininfarina konnte man diese Kritik nicht nachvollziehen, zumal die Formen des Spider seit 1956 durch eine Reihe von Showcars bekannt waren. Aber Alfa Romeo und der neue Carrozzeria-Chef Sergio Pininfarina reagierten rasch, indem sie dem Spider 1969 ein Fastback spendierten.

Mit 1750 Veloce (118 PS) und 1300 Junior (89 PS) erweiterte Alfa Ende der 1960er das Motorenangebot Mit 1750 Veloce (118 PS) und 1300 Junior (89 PS) erweiterte Alfa Ende der 1960er das Motorenangebot Quelle: Alfa Romeo/FCA Ebenso schnell erweiterte Alfa das Motorenprogramm. Zuerst Ende 1967 mit dem 1750-Veloce mit 119 PS anstelle des 1,6-Liter-Doppelnockenwellen-Motors, dann folgte 1968 ein 1,3-Liter-Basisaggregat mit 89 PS. Damit galt der Alfa Spider als formvollendet.

Ein Verkaufserfolg mit hohem Preis

Die Kunden schätzten das Cabrio mit dem Mailänder Stadtwappen, wie insgesamt mehr als 124.000 produzierte Exemplare belegen. Zum Erfolg des Fiat 124 Spider oder MG B reichte die Popularität des Alfa Spider allerdings nicht ganz. Was vielleicht an der Preisgestaltung gelegen haben könnte: Der Alfa kostete stets etwas mehr als die Brot-und-Butter-Konkurrenz.

Andererseits gewann der Alfa Spider fast alle Vergleichstests in der Fachpresse, egal ob gegen Fiat, Triumph (TR4A bis TR6), MG (B) oder Datsun (Fairlady 1600 Roadster). Bei Laufkultur der Motoren, Leistung, Handlichkeit oder Komfort lag er im Tester-Urteil stets weit vorn. Allein das geringe Drehvermögen des langhubigen 1750-Motors wurde bisweilen bemängelt.

Diesen Schönheitsfehler kompensierte der Vierzylinder durch überragende Elastizität und einen markanten Sound. Der lockte noch Mitte der 1970er Jahre Kunden in die Autohäuser. Dazu genügte es, einen Spider an den Straßenrand zu stellen und den Motor öffentlichkeitswirksam warmlaufen zu lassen. Gänsehaut bei Passanten war garantiert.

Die Gummilippe entsetzte die Puristen

Mit dem letzten Facelift reagierte Alfa auf einen neuen, ernstzunehmenden Konkurrenten: 1989 brachte Mazda den MX-5 in den Markt Mit dem letzten Facelift reagierte Alfa auf einen neuen, ernstzunehmenden Konkurrenten: 1989 brachte Mazda den MX-5 in den Markt Quelle: Alfa Romeo/FCA Damals erreichte der Fahrspaß-Italiener den lang anhaltenden Zenit seiner Laufbahn, und zwar mit der fast 200 km/h schnellen Version Spider 2000 Veloce (ab 1971). Regelmäßige Updates hielten die Modellreihe frisch, eine komplette Erneuerung war nicht notwendig.

Schließlich führte das allgemeine Roadstersterben dazu, dass der Alfa ab Anfang der 1980er nur noch einen einzigen Konkurrenten hatte: Den zeitgleich eingeführten Fiat 124 Spider. 1983 entsetzten Gummilippen und Spoilerwerk die Puristen, doch der „Aerodinamica“ hatte einen großen Vorteil: Es gab ihn weiterhin.

Der Sensationserfolg des 1989 präsentierten Mazda MX-5 führte zum Nachdenken im Hause Fiat, dem Alfa Romeo drei Jahre zuvor zugefallen war. Mit neuen, in Wagenfarbe lackierten Plastikteilen orientierte sich der Alfa Spider ab 1990 wieder am Fastback-Urmodell. 1994 endete die Neuwagengeschichte des Spider, aber nicht seine Popularität. Viele Fans halten ihm bis heute die Treue und machten den Alfa in Deutschland zum populärsten H-Kennzeichen-Oldtimer aller Importmarken.

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