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Daimler: Betriebsratschef fordert flexiblere Arbeitszeitmodelle - Tarifverträge mit größeren Freiheiten

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Daimler will seine Mitarbeiter flexibler arbeiten lassen und fordert mehr Spielraum in den Tarifverträgen. Dafür braucht es aber Lockerungen im Arbeitszeitgesetz.

Daimler verlangt mehr Flexibilität: Der Betriebsratschef Michael Brecht setzt sich für eine Aufweichung der strengen Arbeitszeitregelung ein Daimler verlangt mehr Flexibilität: Der Betriebsratschef Michael Brecht setzt sich für eine Aufweichung der strengen Arbeitszeitregelung ein Quelle: picture alliance / dpa

Stuttgart - Daimlers Betriebsratschef Michael Brecht macht sich für flexiblere Arbeitszeiten stark. Entsprechende Modelle sollen über abgesicherte Testläufe erprobt werden, forderte Brecht. Er setzt auf Lockerung der starren Regeln des Arbeitszeitgesetzes. Diese dürfen aber nicht zu Lasten der Arbeitnehmer gehen. "Es braucht einen Schutz vor Ausbeutung und Selbstausbeutung. Da muss das Gesetz weiterhin stringent sein", sagte Brecht der Deutschen Presse-Agentur.

Flexiblere Regelungen, die an die Bedürfnisse von einzelnen Beschäftigtengruppen angepasst seien, könnten zum Beispiel über Tarifverträge geschaffen werden, schlägt Brecht vor. "Das sollte das Gesetz zulassen", sagte der Daimler-Betriebsratschef und schloss sich damit einem Vorschlag von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) an.

Mehr Freiheiten bei der Auslegung

Die Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles arbeitet an einer Lockerung der Arbeitszeitgesetze Die Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles arbeitet an einer Lockerung der Arbeitszeitgesetze Quelle: picture alliance / dpa

Nahles hatte sich im Juni in einem Aufsatz für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" für eine Lockerung der gesetzlichen Arbeitszeitvorschriften für Firmen ausgesprochen und die Möglichkeit "ausgehandelte Flexibilität" in Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen genannt. Die Arbeitgeberseite wettert seit Langem gegen die deutschen Arbeitszeitgesetze - auch Daimlers Personalchef Wilfried Porth sprach sich erst jüngst gegen starre Ruhezeiten von elf Stunden aus. An dieser Stelle hält Brecht Ausnahmen für möglich: "Die Ruhezeit muss vielleicht nicht bei allen Tätigkeiten elf Stunden betragen", sagt er.

Bei Daimler selbst arbeitet der Betriebsrat derzeit an einer Betriebsvereinbarung zu mobilem Arbeiten. Sie soll im Herbst stehen. Ähnliche Regelungen gibt es bei anderen Konzernen schon - etwa beim Zulieferer Bosch oder bei BMW.

Flexibilität bedeutet nicht Dauererreichbarkeit

"Für uns ist wichtig, Selbstbestimmung und Selbstverantwortung zu stärken", sagt Brecht. "Die Möglichkeit, mobil zu arbeiten, darf nicht abhängig von der Laune oder Einstellung des Vorgesetzten sein. Wenn die Art der Arbeit es zulässt, sollten die Beschäftigten mobil arbeiten dürfen". Außerdem werde in der Betriebsvereinbarung geklärt, dass mobiles Arbeiten nicht zu einer unbegrenzten Erreichbarkeit der Mitarbeiter führen dürfe.

Neureglungen sind dringend nötig: "Bislang wird die Arbeit außerhalb der betrieblich vereinbarten Gleitzeitrahmen schlicht nicht erfasst", sagt Brecht. Damit die Betriebsvereinbarung kein Papiertiger wird, muss sich bei dem Autohersteller allerdings einiges ändern: "Wir sind kulturell in einem Umbruch", sagt Brecht. "Wir haben bislang eine starke Gremienkultur, die Präsenz fordert. Da geht es jetzt um Fragen wie: Muss man bei jedem Meeting physisch anwesend sein?

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