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Studie: Umweltbilanz von Elektroautos - Strom allein ist nicht Öko

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In der Gesamtbilanz können Elektroautos Menschen und Umwelt mehr schaden als nutzen. Dies gilt vor allem beim Betrieb mit Strom aus Kohle, haben Forscher errechnet.

Stammt der Strom für Elektrofahrzeuge aus Kohle, so erzeugt Elektromobilität mehr als dreimal so viel Feinstaub und Ozon wie Autos mit Benzinmotor. Das haben US-Forscher in einer Simulation errechnet Stammt der Strom für Elektrofahrzeuge aus Kohle, so erzeugt Elektromobilität mehr als dreimal so viel Feinstaub und Ozon wie Autos mit Benzinmotor. Das haben US-Forscher in einer Simulation errechnet Quelle: dpa/Picture Alliance

Minneapolis - Elektrofahrzeuge gelten der Politik als Wundermittel für einen umweltfreundlicheren Verkehr. Ohne eine Energiewende hin zu sauberem Strom geht diese Rechnung allerdings nicht auf. Das zeigt eine aktuelle Studie von Forschern der amerikanischen Akademie der Wissenschaften („PNAS).

Demnach tragen Elektroautos nur dann deutlich zur Verringerung der Luftverschmutzung bei, wenn der verwendete Strom aus Wind-, Wasser-, Solar- oder Erdgaskraftwerken stammt. Wird der Strom hingegen von Kohlekraftwerken erzeugt, seien Elektroautos sogar schädlicher für Umwelt und Gesundheit.

Dann könnten die aus den Emissionen entstehenden Gesundheitskosten in den USA im Jahr 2020 im Vergleich zu Benzinmotoren um etwa 80 Prozent höher liegen. Das ist das Ergebnis von entsprechenden Computersimulationen der US-Forscher.

Annahme: 10 Prozent alternative Antriebe

Julian Marshall, Jason Hill und Christopher Tessum von der University of Minnesota in Minneapolis und St. Paul im US-Bundesstaat Minnesota haben zehn solcher Simulationen für Alternativen zu Benzinern aufgestellt: darunter Diesel-, Hybrid- und Elektroantriebe. In den USA haben Benziner einen Marktanteil von 75 Prozent.

Hybridfahrzeuge wie der Toyota Prius weisen laut der US-Studie einen positiven Umwelteffekt gegenüber herkömmlichen Benzinern auf. Gleiches gilt für Erdgasfahrzeuge und moderne Diesel Hybridfahrzeuge wie der Toyota Prius weisen laut der US-Studie einen positiven Umwelteffekt gegenüber herkömmlichen Benzinern auf. Gleiches gilt für Erdgasfahrzeuge und moderne Diesel Quelle: Toyota Die Simulationen berücksichtigen nicht nur die direkten Abgase im Betrieb - die bei Elektrofahrzeugen gleich null sind. Vielmehr bewerten die Forscher auch die Produktion der Kraftstoffe, des Stroms und der Batterien. Hinzu kamen Simulationen von Stoffkreisläufen, Wetter- und Klimaveränderungen sowie die Auswirkungen von erhöhten Feinstaub- und Ozonwerten auf die Gesundheit der Menschen.

In den Simulationen gingen Marshall und Kollegen davon aus, dass bis zum Jahr 2020 zehn Prozent der Benziner durch Fahrzeuge mit anderem Antrieb ersetzt werden. Die Ausgangswerte stammten aus dem Jahr 2005.

Erdgas umweltfreundlicher als Biosprit

Erstes Ergebnis: Mit Diesel, verdichtetem Erdgas sowie mit Benzinhybrid-Antrieben würde die Produktion von Feinstaub und Ozon sinken – vorausgesetzt, bei Dieseln werden entsprechende Filter verwendet.

Ökologisch weniger sinnvoll: Biokraftstoffe. Wegen der Emissionen in der Landwirtschaft würde eine starke Ausbreitung dieser Kraftstoffart zu erhöhten Feinstaub- und Ozonwerten führen. Dies gilt für Biokraftstoffe aus Mais erheblich stärker als für Kraftstoffe aus Pflanzenresten.

Die Auswirkungen der Elektromobilität auf die Luftverschmutzung hängt den Forschern zufolge wesentlich von der Art der Stromerzeugung ab. Stammt der Strom ausschließlich aus Kohlekraftwerken, verursachen Elektroautos pro Kilometer etwa 350 Prozent des Feinstaubs und Ozons von Benzinern. Marshalls Team errechnet für diesen Fall ein Plus von 3.000 Toten pro Jahr infolge der Luftverschmutzung.

E-Autos nur grün mit grünem Strom

Bei Wind-, Wasser- und Solarkraft liegt dieser Wert bei etwa 250, was laut der Studie hauptsächlich auf die Emissionen beim Bau der Kraftwerke und bei der Batterieproduktion zurückgeht. Bei Strom aus Erdgaskraftwerken liegt die Zahl demnach bei etwa 500.

Anders sieht die Rechnung aus, wenn die Vorteile von Wind-, Wasser- und Solarkraft beim Klimawandel einbezogen werden. Dann sind die von Elektrofahrzeugen verursachten Gesundheitskosten auf eine Gallone (etwa 3,8 Liter) Benzin bezogen um fast einen Dollar geringer als die von Benzinern hervorgerufenen.

Das Fazit der Forscher: Elektrofahrzeuge, deren Strom mit geringen Emissionen erzeugt wird, sind unter Umweltgesichtspunkten den Fahrzeugen mit Benzinmotor vorzuziehen. Dies gilt aber nur, wenn die Stromerzeugung auf saubere Energien setzt.

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