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Range Rover Evoque Cabrio 2016: Mitfahrt - Schön nackig

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Klar, neu erfunden hat Range Rover das SUV-Cabriolet nicht. Doch die Briten wagen die Reanimation. Mitfahrt im neuen Range Rover Evoque Cabrio.

Der offene Range Rover Evoque - ein Modell, das polarisiert Der offene Range Rover Evoque - ein Modell, das polarisiert Quelle: Land Rover

Von MOTOR-TALK Reporter Michael Specht

Daumen hoch oder Daumen runter? Klar ist, dass das Evoque Cabrio polarisiert. Die einen finden es schwachsinnig, die anderen megacool. Doch gibt es wirklich genug extrovertierte Lifestyler, die sich so ein offenes SUV wünschen? Nach Meinung von Nick Veale schon. „Sonst hätten wir solch ein Auto nicht gebaut“, sagt der Chefingenieur des Evoque Cabrios, als er uns auf einen Testgelände in England ein noch getarntes Vorserienmodell präsentierte.

Den Designern des Evoque Cabrios war wichtig, dass die Proportionen erhalten bleiben Den Designern des Evoque Cabrios war wichtig, dass die Proportionen erhalten bleiben Quelle: Land Rover

Viel positive Resonanz bei der Cabrio-Studie 2012

Überspitzt könnte man jetzt anmerken: Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis. Geht es Range Rover zu gut, baut man ein Evoque Cabrio. Manche Experten der Autobranche sehen die Modellstrategie der britischen Geländewagenmarke mit gemischten Gefühlen. Aber wer weiß? Manchmal wird Mut auch belohnt, die neue Nische zum Trend und andere Hersteller ziehen nach.

Bereits 2012 hatte Range Rover auf dem Autosalon in Genf ein offenes Evoque Show Car präsentiert und Reaktionen getestet. „Wir haben daraufhin weltweit die Märkte abgeklopft und sehr viel positive Resonanz bekommen“, sagt Veale. Auf der Motor Show in Los Angeles (20. bis 29. November) zeigt der Hersteller deshalb das Serienmodell des Evoque Cabriolets. Im nächsten Frühjahr soll es in den Handel gehen.

Webasto baut das Verdeck

Für die Designer war, bedingt durch die Länge des Daches, besonders die Form des Verdecks eine Herausforderung. Sie sollte der Silhouette des Evoque Coupés entsprechen. Hilfe holten sich die Briten vom deutschen Spezialisten Webasto. Zusammen entwickelte man ein fünflagiges Akustik-Softtop, das sich z-förmig in 18 Sekunden und ungewöhnlich leise hinter die Rücksitze senkt – wenn es sein muss, auch noch während der Fahrt bis Tempo 50.

Die Silhouette soll der des Coupés entsprechen Die Silhouette soll der des Coupés entsprechen Quelle: Land Rover Der vordere Teil des Verdecks ist als Hartschale ausgebildet und dient im zusammengelegten Zustand gleichzeitig als stabile Abdeckung. Einen Extradeckel gibt es nicht. „Die Proportionen und der kurze Überhang sollten unbedingt beibehalten werden“, beschreibt David Saddington, Direktor Interieur Design, diese Konstruktion. Sogar der Kofferraum behält angeblich sein Volumen und soll laut Saddington das Evoque Cabrio mehr oder minder „zum praktischen Alltagsgefährten“ machen.

Daktari-Gefühl bei der Geländfahrt

Das Urteil nach unsere ersten Sitzprobe im Fond fällt positiv aus. Obwohl die Lehnen konstruktionsbedingt etwas steiler als im Coupé stehen, genießen selbst Erwachsene auf der Rücksitzbank eine würdige Unterbringung. Ohnehin wird man den Open-Air-Evoque auf den Boulevards dieser Welt meist nur mit zwei Personen an Bord sehen.

Technisch basiert das Cabrio auf dem Coupé, erhielt aber diverse Versteifungen in der Karosserie und im Unterbau, um nahezu die gleiche Verwindungssteifigkeit zu erreichen. Zum Beweis baten die Briten zu einer Mitfahrt im Gelände. Selbst hinters Lenkrad dürfen wir erst Anfang nächsten Jahres.

Bei unserer Testfahrt war das Cabrio noch getarnt Bei unserer Testfahrt war das Cabrio noch getarnt Quelle: Land Rover Dass der offene Evoque stabil und brav den abgesteckten Parcours entlangkraxelt, ist auch vom Beifahrersitz aus zu spüren – und wenig überraschend. Stärker beeindruckt sind wir von der Art des Offenfahrens. Unter dem Auto Stock und Stein, nach oben freie Sicht in die Baumkronen. Fast safarimäßig. Wie herrlich wäre es jetzt, die Frontscheibe ließe sich nach vorn klappen, wie früher beim Jeep oder beim Land Rover Defender.

Bei Wasser- und Schlamm-Passagen ist allerdings nur Schritttempo angesagt, sollen Insassen und Interieur sauber bleiben. Zu argem Treiben im Gelände begegnen die Evoque-Entwickler mit zwei nach oben schießenden Überrollbügeln hinter den Rücksitzen. Sie lösen aus, sobald der Wagen zu kippen droht.

Offene Geländewagen sind nicht neu

Den ersten offenen Geländewagen entwarf Willy Jeep in den frühen Vierzigern. Land Rover präsentierte 1948 sein erstes Modell als Cabrio. In den Sechzigern und Siebzigern folgten US-Modelle wie International Harvester Scout, Chevrolet Blazer und Ford Bronco. Alles echte Cabriolets.

Zählt man die Bügelversionen hinzu, reihen sich in die Klasse der offenen Geländewagen unter anderem auch das G-Modell von Mercedes und selbst der kleine Suzuki LJ80 mit ein. 2011 hatte sich der japanische Autobauer Nissan mit dem viersitzigen SUV-Cabrio Murano an die Luft gewagt. Allerdings nur auf den US-Markt - und mit bescheidenem Erfolg. Voriges Jahr wurde das Modell wieder eingestellt, der Export in andere Märkte gar nicht erst erwogen.

Ob dem Range Rover Evoque Cabrio dieses Schicksal erspart bleibt, wird sich zeigen. Nick Veale zumindest erwartet 10 bis 15 Prozent Anteil an der Range-Rover-Baureihe. Rund 20.000 Einheiten wären also drin – jährlich. Der Basispreis des Range Rover Evoque Cabrio SE Dynamic liegt bei 51.200 Euro.

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