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Niedersachsen testet Strecken-Radar - Hier ist Gleichmäßigkeit bald Trumpf

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In Österreich und in den Niederlanden messen Behörden die Geschwindigkeit von Autos schon lange über mehrere Kilometer. Jetzt plant Niedersachsen einen Pilotversuch.

Vor dem Kaisermuehlentunnel in Wien werden die Autofahrer vor einer "Section Control" gewarnt, einem Abschnitt, in dem die Geschwindigkeit über mehrere Kilometer gemessen wird Vor dem Kaisermuehlentunnel in Wien werden die Autofahrer vor einer "Section Control" gewarnt, einem Abschnitt, in dem die Geschwindigkeit über mehrere Kilometer gemessen wird Quelle: picture alliance / dpa

Hannover - Das hier kennt aus erster Hand natürlich niemand, weil so etwas keiner tut: Vor einem bekannten Blitzer kräftig auf die Bremse getreten, danach das Gaspedal wieder Richtung Bodenblech drücken.

Genau dieses Raser-Verhalten soll der Strecken-Radar, auch "Section Control" genannt, verhindern. Dabei wird über einen längeren Streckenabschnitt das Tempo kontrolliert: Zwei Messpunkte, eine definierter Strecke. Passiert der Fahrer den zweiten Messpunkt zu schnell, muss er zahlen. Das Verfahren ähnelt Gleichmäßigkeitsprüfungen im Rallye-Sport.

Österreich und die Niederlande wenden diese Kontroll-Methode bereits seit langer Zeit an. Jetzt will Niedersachsen, als erstes deutsches Bundesland, ebenfalls den Streckenradar testen.

Test auf Bundes- oder Landstraße

Der Pilotversuch sei möglich, weil mit einem neuen Computerprogramm die strengen Vorgaben des deutschen Datenschutzes eingehalten werden können, sagte Innenminister Boris Pistorius (SPD) am Montag in Hannover.

Nun will das Bundesland einen unfallträchtigen Bundes- oder Landstraßenabschnitt auswählen, mit einer Länge von drei bis acht Kilometern. Im Frühjahr 2015 beginnt dann der 18-monatige Test. Der überwachte Bereich wird von gut sichtbaren Schildern angekündigt.

Der Strecken-Radar sei besonders für gefährliche Abschnitte geeignet, auf dem sich Unfälle nicht an einer Stelle sondern über etliche Kilometer häuften, sagte der Minister. Dies seien oft Landstraßen, auf denen sich in Niedersachsen zwei Drittel aller tödlichen Unfälle ereignen. Ursache sei meist zu hohes Tempo.

Die Erfahrungen in den Nachbarländern ist laut Pistorius positiv, der Verkehrsfluss harmonisiere sich und die Sicherheit werde auch in Baustellen oder Tunneln nachweislich erhöht. Die Akzeptanz bei den Autofahrern sei außerdem deutlich höher als bei punktuellen Blitzern, bei denen Raser sich einer Strafe durch kurzzeitiges Abbremsen entziehen könnten, sagte der Minister.

Datenschutz durch Sofort-Löschung

Der Deutsche Verkehrsgerichtstag hatte sich bereits 2009 für einen Modellversuch mit Abschnittskontrollen ausgesprochen. Bisher gab es aber Datenschutzbedenken: Das Speichern von Fahrzeugbildern von Fahrern, die sich an das Tempolimit halten, stellt ein unerlaubtes Speichern von personenbezogenen Daten dar.

Das in Niedersachsen geplante System speichert die Daten nur bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung. Alle anderen Fotos werden automatisch sofort gelöscht, ohne dass zwischendurch eine Zugriffsmöglichkeit besteht.

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