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Meijs Motorman: Designer-E-Moped aus den Niederlanden - Mobilitäts-Accessoire für Großstädter

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Der Meijs Motorman fällt durch seinen Retro-Look auf. Doch gutes Aussehen ist bekanntlich nicht alles. Wir haben uns das E-Moped näher angeschaut.

Meijs Motorman: Bei freier Bahn stellt sich auf dem Motorman Fahrspaß ein Meijs Motorman: Bei freier Bahn stellt sich auf dem Motorman Fahrspaß ein Quelle: MOTOR-TALK

Berlin – Dieses E-Moped ist ein Lustgefährt. Mit nur 45 km/h maximal saust man auf dem Meijs Motorman durch die Stadt. Und das mit gutem Gewissen: Der Meijs Motorman fährt wie seine E-Bike- und E-Roller-Kollegen leise und abgasfrei. Auf den ersten Blick also der ideale Kumpel, um den Stadtverkehr besser zu machen. Aber taugt er auch für eine Langzeitbeziehung?

Die Fakten zum Motorman

Zwei Räder, Sattel, Motor, Licht, Hupe, ein Außenspiegel – mehr ziert den geschwungenen Stahlrahmen nicht. Das E-Moped gibt es in einer 25- und 45-km/h-Variante. Für das gedrosselte Modell braucht man in Deutschland die Prüfbescheinigung (Mofaführerschein), für das schnellere einen Führerschein der Klasse AM. Für beide Moped-Varianten sind Versicherungskennzeichen notwendig.

Der Ledersattel fällt als erstes ins Auge Der Ledersattel fällt als erstes ins Auge Quelle: MOTOR-TALK Mit nur 45 Kilogramm Fahrzeuggewicht reichen 2.000 Watt als Antriebskraft des Motors aus, um ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Der 45-km/h-Motorman hat eine Reichweite von 50 bis 70 Kilometern. Die gedrosselte 25-km/h-Variante kommt ca. 30 Kilometer weiter. Nach sechs Stunden Ladezeit an einer regulären Steckdose kann es wieder losgehen.

So retro ist Retro

Für den Fahrer fühlt sich das hohe Anfahrmoment des Elektromotors zackig an, fast derb. Das ist toll, wenn der Weg frei ist und man richtig Gas geben kann. Sanftes Anfahren und Schritttempo hingegen erwiesen sich bei der Probefahrt als Herausforderung. Daraus ergibt sich ein Widerspruch: Designer Ronald Meijs hat den hochpreisigen Motorman als Fahrzeug für städtische Mobilität entwickelt. Sich mit diesem Zweirad durch den stehenden Verkehr zu schlängeln oder aber Stop-and-Go zu fahren, wird jedoch schwierig. Mit einem E-Bike, bei dem man im Stau den Motor abschaltet und selbst in die Pedale tritt, hat man es wesentlich leichter.

Das E-Moped muss regelmäßig an die Steckdose. Wenn man als Großstädter in einer Wohnung lebt, ist diese weit entfernt. Der Akku ist fest verbaut. Für den Ladevorgang braucht der Fahrer also eine private Garage oder einen Carport - auf der Straße ist das nicht möglich. Mobile Akkus alternativer Gefährte sind da praktischer.

Akku statt Tank - perfekter Retro-Look Akku statt Tank - perfekter Retro-Look Quelle: MOTOR-TALK

Wie fährt sich der Motorman?

Selbst dann, wenn man mit dem E-Moped bei freier Straße losbrettern kann, hält sich der Fahrspaß in Grenzen. Die Kraft der hydraulischen Scheibenbremsen scheint uns knapp kalkuliert. Eine Vollbremsung bei 45 km/h hätten wir damit nicht riskieren wollen. Bike und die Sitzposition sind niedrig. Trotzdem liegt der Schwerpunkt relativ hoch. So werden wilde Kurven- und Slalomfahrten zur Mutprobe.

Zudem fühlte sich bei der Probefahrt mit dem 45-km/h-Vorführmodell die Lenkkopfaufnahme defekt an. Zugegeben, unser Testfahrzeug war das Modell der ersten Stunde, aber insgesamt doch erst ein gutes Jahr alt. Am neueren 25-km/h-Modell stellten wir diesen technischen Defekt nicht fest. Der Hersteller informierte uns zudem, dass die Lenkkopf mittlerweile verbessert wurde.

Statussymbol für Lustfahrten

Der niederländische Designer Ronald Meijs schuf seinen Motorman, damit sich Städter cool und umweltfreundlich im dichten Verkehr fortbewegen können. Der Retro-Look seines E-Mopeds orientiert sich an Vorbildern der 1930er- bis 1950er-Jahre. Meijs ist solides Handwerk wichtiger als eine schnelle und günstige Produktion.

Ronald Meijs hat jedes Bauteil ausgewählt Ronald Meijs hat jedes Bauteil ausgewählt Quelle: MOTOR-TALK Wahlweise können die Käufer Messingschrauben statt schnöder Stahlschrauben bestellen. Der Ledersattel gehört zur Standard-Ausstattung, muss aber bei Regen abgedeckt werden. Mit dem Motorman wird man bewundernde Blicke ernten. Traurig, dass das E-Moped ein Einsitzer ist: Ausfahrten bleiben ein Single-Erlebnis.

Meijs ruft mit 5.750 Euro (inklusive 21 Prozent MwSt.) einen stolzen Preis für den Motorman auf. Dafür stammen alle Bauteile aus Europa. Es wird vor allem Menschen Freude machen, die bereit sind, sich den Mix aus Retro-Ästhetik und Funktionalität etwas kosten zu lassen. Zubehör wie Gepäckträger oder eine individuelle Lackierung (in allen RAL-Farben) kosten extra.

Momentan gibt es den Meijs nur im Direktvertrieb über die Webseite. Ab Herbst 2015 kann man das Moped auch bei ausgewählten Händlern in Hamburg, Berlin, Frankfurt/Main, München und Stuttgart Probe fahren und erwerben.

Alternativen zum Motorman

Als E-Moped ohne Kette ist der Motorman fast alternativlos. Andererseits: Wer im Stadtverkehr wirklich wendig sein möchte, der ist mit einem E-Bike wesentlich besser aufgehoben. Für den Preis des Motormans könnte man sogar zwei davon anschaffen. Wer es retro-stylish mag und gern zu zweit unterwegs ist, für den eignet sich eher der Elektro-Scooter Unu. Der Unu hat zudem einen Elektromotor, der rekuperiert, und einen mobilen Akku, den man in der Wohnung aufladen kann.

Fazit

Mit dem Meijs Motorman zieht man die Blicke im Stadtverkehr auf sich. Das Moped ist ein Lifestyle-Accessoire für Käufer, die auffallen möchten. Es sieht schön aus, aber ist aus unserer Sicht unpraktisch. Damit eignet es sich eher als Zweit- oder Drittgefährt, für alle, die sich diesen Spaß leisten können.

Avatar von MOTOR-TALK (MOTOR-TALK)
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