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KTM Adventure: Gefährliches Pendeln unter Beladung - KTM entkoppelt den Kofferhalter

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Die schnellen Adventure-Bikes von KTM haben ein Problem: Hohe Geschwindigkeiten im beladenen Zustand können gefährlich werden. Der Hersteller reagiert deshalb mit einem neuen Koffersystem.

So richtig nimmt KTM das Problem nicht an; Beschwerden gebe es nur aus Deutschland. Trotzdem entwickelte der Hersteller eine technische Lösung So richtig nimmt KTM das Problem nicht an; Beschwerden gebe es nur aus Deutschland. Trotzdem entwickelte der Hersteller eine technische Lösung Quelle: Ula Serra/KTM

Mattighofen - Der österreichische Motorradhersteller KTM wird künftig für seine bis zu 250 km/h schnellen Adventure-Modelle eine alternative Befestigungsmöglichkeit für Serien-Gepäckkoffer anbieten. Die neuen, schwingungsentkoppelten Kofferhalter sollen sicherstellen, dass das Fahrverhalten mit vorschriftsmäßig beladenen Koffern auch jenseits der Werksempfehlung von 150 km/h stabil bleibt.

Die bisherige, starre Kofferbefestigungssytem hat nämlich ein Problem: Sie ist nicht hochgeschwindigkeitstauglich. Das sorgte für Unruhe, und die heftigen Diskussionen in Foren sowie Kritik in deutschen Motorradmedien haben den Absatz dieser KTM-Modelle beeinträchtigt.

Die unbeladene 1190 Adventure fährt auch bei Höchstgeschwindigkeit, annähernd 250 km/h, unproblematisch. Das ändert sich, wenn man mit beladenen Koffern die KTM-Geschwindigkeitsempfehlung von 150 km/h überschreitet. Ab etwa 170 km/h beginnt leichtes Pendeln um die Hochachse. Es kann sich mit zunehmendem Tempo erheblich steigern und damit gefährlich werden. Dies gilt noch mehr die 1190 Adventure R mit ihrem besonders langhubigen Fahrwerk.

Die Zeitschrift „Motorrad“ berichtete mehrfach von einem Alleinunfall eines 55jährigen KTM-Fahrers auf der A7 zwischen Kassel Süd und Guxhagen. Er war im August 2015 mit einem solchen Bike gestürzt und dabei schwer verletzt worden. Vermutete Unfallursache soll die Fahrwerks-Instabilität „Pendeln“ gewesen sein. Das Fahrzeug war mit fest montierten Alu-Gepäckkoffern sowie Topcase ausgestattet.

KTM: "Rein deutsches Problem"

KTM sieht eine mögliche Fahrwerks-Instabilität als rein deutsches Problem: „In anderen Ländern gibt es keine Beschwerden über das Fahrverhalten unserer Adventure-Bikes“, sagt Firmensprecher Thomas Kuttruff. Das bestätigen KTM-Händler im 130 km/h-Land Österreich, wo die werksseitig zugelassenen 150 km/h jenseits des gesetzlich Erlaubten liegen.

Trotzdem war man offenbar alarmiert. Ende Januar 2016 nun lud KTM Journalisten zu Hochgeschwindigkeitsfahrten auf ein Testgelände. Die Tester sollten mehrere Motorräder des Typs 1190 Adventure, 1190 Adventure R und 1290 Super Adventure mit und ohne Koffer bei höheren Geschwindigkeiten zur Probe fahren.

Alle Motorräder sind mit hochsensibler Messtechnik ausgerüstet: Erfasst werden die Gierrate um die Hochachse, das exakte Fahrtempo, die Drosselklappenstellung sowie die jeweils zugehörige Position des Bikes auf der 7.500 Meter langen Highspeed-Teststrecke.

Ist das Fahrzeug selbst in einwandfreiem Zustand, gibt es bei 1190 und 1290 Adventure bis hin zur Höchstgeschwindigkeit keine Einschränkung der Fahrstabilität. Auch dann nicht, wenn man absichtlich Störeinflüsse einleitet, beispielsweise durch harte Schläge gegen das linke Lenkerende. Die Fahrzeuge zucken dann kurz, pendeln ein wenig und beruhigen sich wieder.

Empfehlung: Inspektion

KTM 1290 Super Adventure: KTM 1290 Super Adventure: Quelle: Ula Serra/KTM

Mit der werksseitigen, starren Kofferhalterung und einigen großen Wasserflaschen sieht das anders aus. Bis etwa 170 km/h fahren die KTM stabil, dann beginnt leichtes, mit höherem Tempo ausgeprägteres Pendeln.

Werden die gleichartig beladenen Koffer dagegen an die neu entwickelten, schwingungsentkoppelten Befestigungen montiert, entspricht das Fahrverhalten subjektiv dem des unbeladenen Motorrads. Bis knapp 250 km/h ist kein Pendeln zu verzeichnen, mutwillig eingeleitete Störeinflüsse verlaufen ebenfalls wie oben beschrieben.

KTM empfiehlt allen, die über das Pendeln klagen, eine gründliche Inspektion. Geprüft werden müssen u.a. Lenkkopflager, Schwingenlager, Lenkungsdämpfer, Reifenzustand und Räderauswuchtung. Sollte das Problem dann noch bestehen, können die Kofferträger durch das neue System ersetzt werden. Der Preis der ab Mai 2016 erhältlichen Träger soll um die 200 Euro“ betragen, zuzüglich Montage.

Ob die 1190 Adventure und 1290 Super Adventure ab dem Modelljahr 2017 werksseitig mit dem neuen Trägersystem ausgerüstet werden, ist laut KTM-Sprecher Kuttruf noch nicht entschieden: „Kritik ist nur aus dem deutschen Markt geäußert worden. Deshalb bleibt auch die weltweite Geschwindigkeitsempfehlung von maximal 150 km/h in Kraft.“

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