• Online: 3.725

Motorkultur

Flacheisen: Cafe Racer Italian Style

verfasst am

Ich hatte gedacht, ich würde den Kauf meines Flacheisens nie bereuen. Vielleicht ganz am Anfang, als ich meine Guzzi bei einem Customizer in Auftrag gab, von dem ich in all meinen Guzzi Jahren noch nie gehört hatte: Stefan Bronold aus Schwandorf

Es gibt ja so viele Schwätzer in der Szene. Habe ich trotzdem letztes Jahr gemacht. Einer der Gründe: Auch wenn die aktuellen Guzzis sich in homöopathischen Dosen wieder an klassisches Design herantrauen, kann man sich einfach keine neue Guzzi kaufen. Geht nicht. Zuviel Plastik. Die Böcke sind nicht wirklich modern, aber auch nicht klassisch. Deswegen baut ja auch jeder Guzzisti um. Standardrepertoire: Alles Überflüssige abrasieren. Das Triebwerk frei stellen, Plastik gegen Metall tauschen, vielleicht eine Halbschale. Die Dickschiffe flott aussehen lassen. Britischer Racing Style mit Italoherz ist ein gern gesehener Mix. 

Also umbauen tun viele, aber keiner so wie Stefan Bronold. Seine Bikes sind anders. Moderner. Eigenständiger. Konsequent. "Flacheisen" eben. Eine große Priese Cafe Racer, ein kleine Dosis Street Fighter, garniert um den wuchtigen V2 Motor. Dazu eine eigenständige Linie dank selbst gefertigter Sitzbank mit knappem Höcker hinter dem auch selbstgefertigten Tank. Kompakter als die Serien-Guzzis, da der gekürzte Rahmen konsequent auf Packtaschentauglichkeit verzichtet. Sexy aussehende Fahrmaschinen. Mit unverwechselbarer Signatur.

Gesehen, Verstand verloren, geordert. Gemeinsam einige Wochen herum gesponnen. Das Projekt ans Budget angepasst. Pünktlich zum Abholtermin war alles fertig. Sagenhaft. Ein Schrauber, der hält, was er verspricht. Nach den ersten Kilometern war ich mir sicher: Ich würde den Kauf meines Flacheisens nie bereuen. Aber neulich hat Stefan mir Bilder von seinem neusten Streich zugeschickt.

Die Basis bildet wieder der Tonti Rahmen, der ab den frühen 70ern zum Beispiel in der 850er Le Mans verbaut wurde. Eine moderne Upside Down Gabel und eine Schwinge für Reifen modernerer Dimensionen ab 160 Millimeter Breite modernisieren das Chassis. Den unverstellten Blick auf Motor und Getriebe besorgt die zwei in eins Auspuffanlage, die sich unter der Ölwanne nach hinten schlängelt. Soweit kann mein Flacheisen mithalten.

Aber in der jüngsten Kreation aus Schwandorf steckt erstmals der Vierventiler Motor der aktuellen Generation Stelvio oder Griso. Eigentlich passt der nicht, aber Stefan macht Dinge eben passend. Bei Interesse anrufen und erklären lassen, was er alles umgeschnitzt hat. Dann lernt man Stefan gleich kennen. Trocken, unaufgeregt und kompetent.

Mit dem Triebwerk nimmt die Guzzi im klassischen Gewand locker die 100 PS Hürde. Da kommt meine nicht mehr mit. Wenn ich noch dieses eine Jahr gewartet hätte. Die optisch eher triste Einspritzung weicht auf Wunsch Vergasern, Plastik sucht man auch hier vergebens. Die meisten Anbauteile stammen aus eigener Fertigung und sind aus dem Vollen genagt. Jedes Flacheisen ist ein Einzelstück. Die Preise für ein TÜV gesegnetes Krad gehen bei EUR 10.000 Euro los.

Und: Wirklich bereuen tue ich meinen Kauf immer noch nicht, aber vielleicht geht ja noch eine zweite ....

Steckbrief: Motor: Vierventiler mit 1200ccm und 120ps (Serie 110 PS) - 1400ccm Version ist in Arbeit  Felgen: 3,5 und 6,0 x17 mit 130 und 200er Bereifung  Auspuff: komplett Edelstahl, 48mm Krümmer Fußrastanlage,  Gabelbrücken: Guzziladen CNC gefräst  Tacho mit integrierter Zündung und Einspritzanlage  Guzziladen Minimalkabelbaum auch bei Einspritzung  Tank und Sitzbank Alu, Guzziladen Sonderanfertigungen  Wave Bremsscheiben vorne und hinten mit CNC Bremsscheibenadaptern Guzziladen -> Link: Guzziladen.de

Von Kris Karathomas

 

Quelle: Chromjuwelen

Avatar von Batterietester29650
11
Diesen Artikel teilen:
11 Kommentare: