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US-Abgasregulierer Gründler auf Europa-Besuch - EPA-Direktor: VW wird diese Krise meistern

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Der US-Beamte Christopher Gründler leitet in den USA die Abteilung, die VWs Abgasskandal ans Licht brachte. Nun reist er durch Europa und glaubt: Die schaffen das.

Hauptquartier der Environmental Protection Agency (EPA) in Washington, USA Hauptquartier der Environmental Protection Agency (EPA) in Washington, USA Quelle: dpa/Picture Alliance

Brüssel - Christopher Gründler kennt fast niemand, dabei spielt der US-Amerikaner eine Schlüsselrolle im VW-Skandal. Wann immer es in den USA um Emissionen, Verbrauch und Luftreinheit geht, führt am Schreibtisch des Deputy Director in Diensten der Behörde Environmental Protection Agency (EPA) kein Weg vorbei.

Gründler mit Vertretern des EU-Parlaments, darunter der niedersächsische SPD-Abgeordnete Matthias Groote Gründler mit Vertretern des EU-Parlaments, darunter der niedersächsische SPD-Abgeordnete Matthias Groote Quelle: Matthias Groote via Twitter/Screenshot Gründlers Mission ist die Verringerung der Luftverschmutzung aus Motoren und Kraftstoffen, und sein Werkzeug sind Regularien und Grenzwerte. Vorschriften, für deren Erfüllung VW zu der betrügerischen Software griff, die eine Prüfstandsfahrt erkennt.

Dieser Tage befindet sich Gründler mit einer Kommission in Europa. So traf er Anfang Februar Vertreter des Europaparlaments. Gründler will in Europa gute Stimmung machen und mit Rat helfen. Nicht wenige glauben, seine Behörde führe aus industriepolitischen Gründen einen Feldzug gegen VW, den größten europäischen Autohersteller. Das bestreitet Gründler.

Er habe auch viele US-Unternehmen bestraft. Und er glaubt: „Volkswagen wird diese Krise meistern. Und das Unternehmen wird auch noch existieren, wenn die Verhandlungen mit der EPA abgeschlossen sind.“ So zitiert Spiegel Online den US-Umweltbeamten.

Verhandlungen sind "sachlich"

Seltener Zuspruch aus der US-Behörde für VW. Seit der wenig erfolgreichen Detroit-Reise des Konzernchefs Matthias Müller schien das Verhältnis zwischen dem deutschen Konzern und den US-Regulierern stark belastet, Gründler nun findet die Verhandlungen „sachlich“. Die von VW vorgelegten Umrüstpläne für die betroffenen Autos hat er jedoch bisher nicht akzeptiert.

Ein bisschen wie die EPA sollen die in Europa für Typzulassungen zuständigen Behörden auch werden, finden EU-Beamte. Dafür möchte die EU-Kommission selbst umfangreiche Tests an Autos vornehmen dürfen, sowie im Falle von Unsauberkeiten bis zu 30.000 Euro Strafe pro Fahrzeug verhängen können. Außerdem schlug die Kommission Sanktionsmöglichkeiten gegenüber nationalen Behörden wie dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) vor.

EPA: Fünf Testzyklen

Von den USA lernen? Motivwagen auf dem Kölner Rosenmontags-Umzug Von den USA lernen? Motivwagen auf dem Kölner Rosenmontags-Umzug Quelle: dpa/Picture Alliance

Bei diesem Prozess will sich die EU aber nicht von den US-Regulierern beraten lassen. Vielmehr sei Gründler in Europa gewesen, um konkreter über die Testverfahren in den USA zu informieren, heißt es aus EU-Kreisen. Das berichtet das Europapolitik-Portal „Euractiv“. Eine Kritik am bisherigen europäischen Verfahren: Hierzulande testen Dritte im Auftrag der Zulassungsbehörden und Hersteller die Emissionen aus Kraftfahrzeugen. In den USA tut dies eine staatliche Stelle.

Gründler legt den Fokus mehr auf die Verfahren. Seine Behörde verwendet fünf unterschiedliche Messzyklen, während Europa nur auf den veralteten Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) vertraut. Mit den „richtigen Testverfahren“ und der richtigen Ausrüstung brauche man keine 100 Millionen Zeilen Code zu lesen, um eine Abschalteinrichtung zu finden, sagt Gründler.

Europa will nun zunächst mit Tests auf der Straße (RDE-Tests) nachschärfen. Der zuständige Ausschuss will die bisherigen Vorschläge in der kommenden Woche beraten. Viele Details sind noch unklar. Im September 2017 sollen die neuen Verfahren in Kraft treten.

 

Quelle: Spiegel Online, Euroactiv

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