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Ford F-10 XIII: Fahrbericht - Emissionen sind kein Argument für Aluminium

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Modern und rückständig zugleich, innovativ und vor allem riesig groß: Der Ford F-150 ist ein Spiegelbild seiner Heimat. Das spürt, wer damit in Texas unterwegs ist.

Der Ford F-150 bekommt eine Alu-Karosse und versucht sich sogar in Downsizing: Der neue Sparmotor hat nur noch 2,7 Liter Hubraum Der Ford F-150 bekommt eine Alu-Karosse und versucht sich sogar in Downsizing: Der neue Sparmotor hat nur noch 2,7 Liter Hubraum Quelle: Ford

San Antonio/Texas/USA - Viel näher als in Gruene liegen die alte und die neue Welt wohl nirgends beisammen. In dem Nest zwischen New Braunfels und San Antonio sprechen sie Deutsch, aber leben amerikanisch. Burger im Biergarten, ein "Marktplatz" in der Mitte und wo man hinschaut, wehen deutsche und amerikanische Flaggen. Gruene in Texas wurde 1872 von Deutschen gegründet.

Brezeln, Bratwurst und Bibel in Fraktur: Das deutsche Erbe lebt. Nur nicht auf der Straße. Denn Gruene liegt in Texas, und dort fährt man Pick-ups wie den Ford F-150. Er ist der legitime Nachfahre des Pritschenwagens, mit dem Siedler einst Texas eroberten. Gruene ist also ein passender Ort für die erste Ausfahrt mit dem neuen Modell, das in diesen Tagen in den Handel kommt.

Dabei wäre der F-150 im Silicon Valley genauso gut aufgehoben. Denn so rustikal die Idee vom Pick-up mit Starrachsen und Leiterrahmen auch sein mag, ist der F-150 in der 13. Generation ein richtig modernes Auto.

Ford liefert den F-150 in vier Radständen zwischen 3,11 Meter und 4,16 Meter Ford liefert den F-150 in vier Radständen zwischen 3,11 Meter und 4,16 Meter Quelle: Ford

F-150: Emissionen sind kein Argument

Er ist das erste Massenmodell, das komplett aus Aluminium gebaut wird. Und zwar in Großserie. „Mit einer Jahresproduktion von bis zu 700.000 Autos werden wir zum größten Alumium-Abnehmer in der Fahrzeugindustrie“, sagt Chef-Ingenieur Pete Reyes.

Den Amerikanern kann Reyes seinen Leichtbau-Truck nicht mit Emissionen oder Effizienz schmackhaft machen. 300 Kilo weniger, 20 Prozent weniger Verbrauch (also unter 10 Liter) - das interessiert hier niemanden. Wo die Pick-ups vor dem Diner den ganzen Abend im Leerlauf orgeln, nur damit die Cola im Cupholder schon kühl bleibt. Dafür ist der Sprit zu billig. Reyes betont daher eher die praktischen Seiten des neuen F-150: „More capable than ever“, lautet sein Mantra, mehr Nutzen als je zuvor: Mehr Rinderhälften oder Heuballen, Bauschutt oder Sportgerät. Das zieht.

Ein Truck aus Aluminium, woraus sie auch Bierdosen machen? In jeden zweiten Satz streut Reyes ein, wie „tough“ der neue F-150 ist. Wir dürfen tonnenschwere Trailer ziehen, befahren einen Offroad-Parcours und wühlen uns mit Allrad durch knietiefen Schlamm.

Die Preise beginnen umgerechnet bei lächerlichen 21.000 Euro. Über die 2,7 Liter Hubraum des neuen 325 PS und 510 Newtonmeter starken V6-Motors hätten die Cowboys vor ein paar Jahren herzhaft gelacht. Dazu noch eine Start-Stopp-Automatik? Aber Ford sagt: „Mehr Motor braucht man nicht“. Auch nicht den V8 mit fünf Litern Hubraum und 385 PS, der weiter im Programm bleibt.

Mit Holz und Leder wirkt der Schwerarbeiter fast ein kleines bisschen vornehm Mit Holz und Leder wirkt der Schwerarbeiter fast ein kleines bisschen vornehm Quelle: Ford

Raum und Blockhausambiente

So revolutionär der F-150 unter dem Blech sein mag, so vertraut fühlt er sich an. Wie auf dem Kutschbock schaukelt man über schartige Highways und lässt sich im Nu von der Gelassenheit anstecken, die von dem riesigen Pick-up ausgeht.

Statt am Limit zu fahren, genießt man lieber, was der F-150 zu bieten hat: Platz ohne Ende und in der Top-Version sogar Cowboy-Feeling. Dunkles Holz und weiches Leder schaffen ein echtes Blockhaus-Ambiente, Brandzeichen in den Sitzen inklusive.

In Städten wie Gruene darf man damit vor der Townhall in der ersten Reihe parken, selbst wenn das Heck zwei Meter auf die Straße ragt. Und sogar die wenigen deutschen Touristen schauen neugierig nach dem blauen Riesen, der da nach einem harten Tag staubig und schmutzverkrustet abkühlt. Wie ein Pferd, am Trog vor dem Saloon.

Was uns das alles angeht? Eigentlich nicht viel. Obwohl Ford sein Modellprogramm gerade globalisiert und endlich den Mustang offiziell nach Europa exportiert, bleibt der F-150 dem amerikanischen Kontinent vorbehalten. Schließlich würden wir Europäer so ein Auto ohnehin nicht verstehen.

 

Quelle: S-PX

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